Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 02.04.2024
- EZB-Ratsmitglied Cipollone skizziert Zinssenkungen bei moderierenden Lohnsteigerungen
- USA: Robuste Wirtschaft könnte Zinssenkungen verzögern
- Aktien: Boom im 1. Quartal
- Anleihen: Kursverluste und Renditegewinne im 1. Quartal
- Devisen: Euro verliert trotz möglicher späterer Zinswende der Fed nur leicht
- Rohstoffe: Ölpreis steigt (seit Jahresbeginn)
- Wirtschaftsforscher: Erholung verzögert sich
- Schwächere Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt
- Konsumklima leicht gestiegen
EZB-Ratsmitglied Cipollone skizziert Zinssenkungen bei moderierenden Lohnsteigerungen
Die EZB müsse bereit sein, ihre restriktive Geldpolitik schnell zurückzufahren, sollten kommende Daten die Märzprojektionen bestätigen. Das erklärte Piero Cipollone, Mitglied des Exekutivrats der EZB, am 27. März in Brüssel auf einer Veranstaltung des House of the Euro und des Centre for European Reform.
Damit demonstriert Cipollone: Die EZB möchte mit Zinssenkungen nicht zu lange warten. Er beschrieb die Gefahren dieses Abwartens: Zu niedriges Lohnwachstum, zu restriktive Geldpolitik würden die Produktionskapazitäten des Euroraums beschädigen. Darüber würde neuer Inflationsdruck durch Angebotsknappheit entstehen und zudem die Wirtschaft geschädigt.
Dem entgegen stehen die Inflationsrisiken. Doch die Angebotsschocks seien verarbeitet oder kehrten sich sogar um, so Cipollone. Zudem bremse die restriktive Geldpolitik der EZB wirksam die Konjunktur. Damit verbleibt die Lohnentwicklung als zentraler Inflationstreiber, den die EZB genau betrachte. Sie sei gegenwärtig noch zu stark, was aber als Aufholprozess temporär vertretbar sei, und schwäche sich zudem bereits ab.
Eine erste Zinssenkung im Juni ist nach diesen Ausführungen sehr wahrscheinlich. Die EZB dürfte die Zinsen danach weiter senken wollen. Sie muss hieran aber Zweifel lassen, um einem möglichem Wiederaufflammen der Inflation keine Schockwirkung zuzugestehen.
USA: Robuste Wirtschaft könnte Zinssenkungen verzögern
Anders als im Euroraum, da die Inflation seit Jahresanfang sinkt, stieg sie im Februar auch im Februar noch leicht an: Um 3,2 % annualisiert nach 3,1 % im Januar. Noch halten die Märkte zwar an ihrer Erwartung erster Zinssenkungen ab Juni auch in den USA fest. Doch könnte die Robustheit der US-Wirtschaft dazu führen, dass die Fed länger abwartet und die EZB unabhängig von ihr die Zinsen senken wird.
Aktien: Boom im 1. Quartal
In der vergangenen Woche stieg der DAX um weitere 1,57 % und erreichte damit einen neuerlichen Höchststand von 18.492,49 Punkten. Damit beschließt er zugleich das erste Quartal mit einem Plus von rund 10 % zum Jahresauftakt. Ähnlich bewegten sich die Aktienmärkte Europas und der USA: Nasdaq, S&P sowie Euro Stoxx legten ähnlich stark zum Jahresauftakt zu. Die US-Indizes stagnierten jedoch in der Vorwoche, vermutlich ob des Zwiespalts zwischen robuster Konjunktur und eventuell länger hohen Zinsen.
Anleihen: Kursverluste und Renditegewinne im 1. Quartal
Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel in der letzten Woche um geringe 2,9 Basispunkte auf 2,29 %. Damit steht die Rendite rund ein Achtel höher als zum Jahresauftakt; entsprechend stark waren die Kursverluste. Die gleichlange US-Anleihe warf Ende letzter Woche mit 4,21 % rund 9 % mehr ab als zum Jahresauftakt. Damit stehen Anleihen- und Aktienkurse wieder in gewohnter, negativer Korrelation. Zugleich spiegelt sich in den Kursverlusten der Anleihen die nach hinten verlagerten Erwartungen für Zinssenkungen.
Devisen: Euro verliert trotz möglicher späterer Zinswende der Fed nur leicht
Der Euro fiel in der vergangenen Woche um geringe 0,15 % auf 1,08 Dollar zurück. Zum Jahresauftakt liegt die Gemeinschaftswährung damit 2,23 % niedriger. Die Option späterer Zinssenkungen der USA verglichen mit dem Euroraum wirkt sich damit bisher nur verhalten aus. Schwerer scheint weiterhin die bessere Konjunktur der USA zu wirken, die jedoch bereits eingepreist ist.
Rohstoffe: Ölpreis steigt (seit Jahresbeginn)
Pro Barrel Rohöl der Referenzsorte Brent wurden zum Ende letzter Woche 83,96 Dollar verlangt. Damit legte der Preis um 3,53 % zu. Zum Jahresauftakt stiegen die Preise für Brentöl um 16,79 %. Dahinter stehen die Spannungen im Nahen und Mittleren Osten einerseits sowie langsam anziehende Nachfrage bei stabilen Fördermengenkürzungen des OPEC+-Kartells.
Wirtschaftsforscher: Erholung verzögert sich
Die an der Gemeinschaftsdiagnose teilnehmenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben am 27. März ihr neues Frühjahrsgutachten vorgelegt. In dem Gutachten, dass den Titel „Deutsche Wirtschaft kränkelt – Reform der Schuldenbremse kein Allheilmittel“ trägt, beleuchten sie detailliert die aktuelle Konjunkturentwicklung und die mittelfristigen Wachstumsaussichten bis 2028. Zudem enthält das Frühjahrsgutachten Ausführungen zu den Themen Schuldenbremse und Migration.
Nach Einschätzung der Wirtschaftsforscher ist die für das Winterhalbjahr 2023/24 erwartete Konjunkturbelebung ausgeblieben. Ab dem Frühjahr werde zwar eine Erholung einsetzen. Deren Dynamik dürfte aber verhalten ausfallen. Die Wachstumsimpulse werden gemäß dem Gutachten im laufenden Jahr vor allem vom privaten Konsum kommen, befördert durch die rückläufige Inflation, die mehr und mehr steigenden Löhne und den robusten Arbeitsmarkt. Im kommenden Jahr dürften im Zuge einer Belebung des Welthandels dann das Auslandsgeschäft der deutschen Wirtschaft vermehrt zum Konjunkturtreiber werden.
Vor diesem Hintergrund korrigierten die Forschungsinstitute ihre Wachstumseinschätzung für Deutschland merklich nach unten. Sie prognostizieren für 2024 einen minimalen Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 %, auf den 2025 ein Zuwachs um 1,4 % folgen dürfte. In ihrem Herbstgutachten hatten die Konjunkturexperten noch mit BIP-Wachstumsraten von 1,3 % für 2024 und 1,5 % für 2025 gerechnet.
In Hinblick auf die Verbraucherpreise erwarten die Forscher einem Anstieg um 2,3 % im laufenden Jahr und 1,8 % im kommenden Jahr. Das Inflationsgeschehen wird demnach bei rückläufigen Preisen für Energierohstoffe vor allem durch die Binnenteuerung geprägt werden.
Das im Frühjahresgutachten gezeigte Konjunkturbild ist aus Sicht des BVR insgesamt realistisch. Der BVR geht weiterhin davon aus, dass das preisbereinigte BIP 2024 auf dem Vorjahreswert stagnieren wird (+0,0 %).
Schwächere Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt
Wegen des noch immer verhaltenen Konjunkturumfelds ist der Auftakt der Frühjahrsbelebung am deutschen Arbeitsmarkt schwächer ausgefallen als üblich. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) ging die Arbeitslosenzahl im März zwar gegenüber dem Vormonat um 45.000 auf 2,769 Mio. Menschen zurück. In saisonbereinigter Rechnung war jedoch ein leichter Anstieg um 4.000 zu verzeichnen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote blieb im Vormonatsvergleich unverändert bei 5,9 %. Trotz des leichten Anstiegs der Arbeitslosenzahl befindet sich der Arbeitsmarkt aber weiterhin in einer guten Grundverfassung. Dies zeigt sich auch am fortgesetzten Beschäftigungsaufbau. So ist die Zahl der Beschäftigten im Februar gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 16.000 auf 46,07 Mio. Menschen gestiegen. Der Anstieg fiel damit gleichwohl geringer aus als im Januar (+53.000). In naher Zukunft dürfte der Stellenaufbau weiter an Schwung verlieren. Hierauf deutet zumindest der Stelleindex BA X hin, der im März um 1 auf 113 Punkte sank.
Konsumklima leicht gestiegen
In Deutschland ist das GfK-Konsumklima zwar gestiegen. Dennoch zeichnet der Stimmungsindikator weithin ein offensichtlich zu düsteres Bild von der Konsumkonjunktur. Gemäß den jüngsten Umfrageergebnissen der GfK haben sich die Konjunktur- und Einkommenserwartungen der befragten Verbraucher, ausgehend von niedrigen Niveaus, etwas verbessert, während ihre Anschaffungsneigung nahezu unverändert verhalten geblieben ist. Im Zuge dessen ist das GfK-Konsumklima im März gegenüber dem Vormonat um 0,8 Punkte auf -28,8 Punkte gestiegen. Für April prognostiziert die GfK einen weiteren Anstieg des Indikators auf dann -27,4 Punkte. Das Konsumklima würde sich damit aber noch immer deutlich unter dem Stand in vergangenen Rezessionen befinden. In der März-Ausgabe seines „Volkswirtschaft Kompakt“ zeigt der BVR, dass das GfKKonsumklima spätestens seit 2023 die Entwicklung des privaten Verbrauchs unterzeichnet, gemessen an den Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und den Angaben zum Konsumentenvertrauen der EU-Kommission.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR