Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 02.12.2024
- Euro-Anleihen im Fokus
- EZB-Zinsschritt – groß, klein oder gar nicht?
- Aktien: Wieder mehr Optimismus
- Anleihen: Kurse erholen sich
- Devisen: Euro erholt sich leicht
- Rohstoffe: Gas erreicht 12-Monatshoch
- Geschäftsklima trübt sich wieder ein
- Auch Konsumklima schwächer
- Inflationsrate auf 2,2 % gestiegen
- Verhaltene Arbeitsmarktdaten
Euro-Anleihen im Fokus
Die Regierungskrise in Frankreich hat zu steigenden Anleihespreads geführt. Im Verlauf der vergangenen Handelswoche lagen die Renditen von französischen zehnjährigen Staatsanleihen fast gleichauf mit ihren griechischen Pendants. Dies fand große Beachtung an den Finanzmärkten. In dieser Woche wird sich zeigen, ob der französiche Ministerpräsident mit Zugeständnissen an den rechtsextremen Rassemblement National einen Sturz seiner Minderheitsregierung abwenden kann.
Tatsache ist aber auch: das Griechenland von heute ist mit der Zeit der Euro-Schuldenkrise nicht vergleichbar. In Griechenland hat sich die Staatsschuldenquote von 180 % im Jahr 2014 auf 164 % verringert, in Frankreich ist sie im gleichen Zeitraum von 96 % auf 110 % gestiegen. Das Defizit wird für Frankreich in diesem Jahr auf 6 % geschätzt, für Griechenland auf 0,6 %. Noch ist das Rating von AA- für Frankreich zu rechtfertigen. Um das Vertrauen in seine Staatsfinanzen zu behalten ist ein finanzpolitischer Kurswechsel in Frankreich dringend erforderlich.
EZB-Zinsschritt – groß, klein oder gar nicht?
Die Diskussionen über den Zinsschritt der EZB auf der nächsten Ratssitzung am Donnerstag, dem 2. Dezember, nehmen zu. Bislang galt eine Senkung des EZB-Einlagesatzes um 25 Basispunkte auf 3,0 % als wahrscheinlich. In der vergangenen Woche wurde der Anstieg der Euroraum-Inflation im November von 2,0 % auf 2,3 % als Signal für einen großen Zinsschritt gedeutet. Anlass war der geringfügige Fall der Dienstleistungsinflation von 4,0 % auf 3,9 % und die Stagnation der Kerninflationsrate.
Bei der Diskussion ist offenbar der Wunsch Vater des Gedankens. Die hohe Kerninflation und das weiterhin dynamische Lohnwachstum würden genauso gut eine Debatte um eine Zinspause rechtfertigen. Mit der beginnenden Präsidentschaft Trumps ist die Inflationsunsicherheit nochmals gestiegen, insbesondere aufgrund seiner Androhung höherer Zölle und möglicher europäischer Gegenzölle mit ihren Auswirkungen auf die Verbraucherpreise.
Aktien: Wieder mehr Optimismus
Der DAX schloss zum Ende der Woche mit 19.6262,45 Punkten und damit 1,6 % höher als eine Woche zuvor. Er bewegte sich damit nicht weit entfernt von seinem Allezeit- Hoch von 19.657,37 Punkten. Die guten Nachrichten kamen nicht aus Deutschland, stattdessen steckte die Kauflaune in den USA die Anleger in Frankfurt an. In den USA läuft der Einzelhandel am Black Friday als Startschuss des Weihnachtsgeschäfts an. Perspektivisch könnte auch eine weitere Zinssenkung der EZB dem DAX nochmals Rückenwind geben.
Anleihen: Kurse erholen sich
Die Diskussionen über die Nachhaltigkeit der französischen Finanzpolitik sorgten für Umschichtungen in sichere Anleihen und damit in die deutschen Benchmark-Anleihen. Zum Ende der Woche notierten diese bei 2,09 % und damit 17 Basispunkte niedriger als eine Woche zuvor. Doch auch in den USA ging die Rendite um 22 Basispunkte auf 4,19 % zurück. Dort fehlte es allerdings wegen des Thanksgivings-Day dem Handel an Impulsen. Insofern richtet sich dort der Fokus auf die kommende Woche.
Devisen: Euro erholt sich leicht
Die Bewegungen des Euro reflektieren aktuell die Zinserwartungen auf beiden Seiten des Atlantiks. Äußerungen der EZB-Direktorin Isabel Schnabel, die vor starken Zinssenkungen gewarnt hatte, stärkten den Euro. Der französiche Notenbankgouverneur, Francois Villeroy de Gallau, hatte zuvor einen signifikanten Spielraum für Zinssenkungen diagnostiziert. Im Ergebnis lag der Euro am vergangenen Freitag mit 1,0562 Euro 1,5 % höher als eine Woche zuvor.
Rohstoffe: Gas erreicht 12-Monatshoch
Zum Ende der Handelswoche notierte Erdgas auf einem hohen Niveau. Nach Berichten leeren sich die Gasspeicher schneller als erwartet und angesichts von Erwartungen eines kalten Winters steigen die Preise deutlich. Der Ölpreis sank demgegenüber. Die Händler warteten auf ein Treffen der OPEC+-Länder, das neue Perspektiven für die Preisentwicklung eröffnen könnte. Mit 46,98 Euro pro MWh kostete Erdgas etwas mehr als eine Woche zuvor (46,53 Euro) und bewegte sich in der Nähe seines 12-Monatshochs.
Geschäftsklima trübt sich wieder ein
Nach einer leichter Aufhellung im Vormonat hat sich das Geschäftsklima in Deutschland im November wieder eingetrübt. Der ifo Geschäftsklimaindex sank von 86,5 Punkten im Oktober auf 85,7 Punkte im November. Zum Rückgang des auf einer monatlichen Unter-nehmensumfrage beruhenden Frühindikators trug in erster Linie die Geschäftslage bei, die von den Umfrageteilnehmer verhaltener beurteilt wurde. Allerdings verschlechterten sich auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen, was angesichts der neuen Unsicherheiten durch den Wahlsieg Donald Tumps in den USA und das Ende der Ampel-Regierungskoalition in Deutschland zu erwarten war.
Innerhalb der Wirtschaft zeigten sich verschiedene Tendenzen. Während sich das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor und im Bauhauptgewerbe deutlich verschlechterte, hat es sich im Handel verbessert. Im Verarbeitenden Gewerbe wurden die Erwartungen für die nächsten sechs Monate wieder etwas skeptischer beurteilt. Die aktuelle Lage wurde aber weniger häufig als schwierig bewertet.
Auch Konsumklima schwächer
Nicht nur in den Unternehmen, auch unter den Verbrauchern in Deutschland hat sich die wirtschaftliche Stimmung eingetrübt. Das GfK Konsumklima wird nach Einschätzung der Marktforschungsinstitute GfK und NIM im Dezember gegenüber dem Vormonat voraussichtlich um 4,9 Punkte auf -23,3 Punkte sinken. Der Stimmungsindikator dürfte damit seine seit der Jahresmitte 2024 auf niedrigem Niveau feststellbare Seitwärtsbewegung fortsetzen.
Nach Angaben von GfK und NIM haben sich die Einkommenserwartungen der befragten Verbraucher deutlich verschlechtert, unter anderem wegen steigende Insolvenzzahlen und Meldungen über einen Arbeitsplatzabbau in der Industrie. Zudem ging die Anschaffungsneigung der Umfrageteilnehmer leicht zurück und ihre Sparneigung nahm zu angesichts der allgemein gestiegenen Verunsicherung.
Insgesamt lassen die jüngsten Ergebnisse der Unternehmens- und Verbraucherumfragen erwarten, dass die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hierzulande auch im 4. Quartal schwach bleiben wird.
Inflationsrate auf 2,2 % gestiegen
Der Preisauftrieb in Deutschland hat im November etwas angezogen. Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes stieg der Verbraucherpreisindex (VPI) um 2,2 % über seinem entsprechenden Vorjahres-monatswert. Im Oktober hatte die Inflationsrate noch bei 2,0 % gelegen.
Für den Anstieg der Gesamtrate waren vor allem die erwarteten Sondereffekte aus dem Energiepreisrückgang vor einem Jahr verantwortlich. Wegen der verminderten Ausgangsbasis gaben Preise für Haushaltsenergie und Kraftstoffe im November weniger deutlich nach als im Oktober (-3,7 % nach -5,5 %). Unerwartet dämpfend auf die Inflationsrate wirkten demgegenüber die Dienstleistungspreise, die im Vormonatsvergleich zurück gingen. Gemäß detaillierteren Angaben, die derzeit nur für einzelne Bundesländer vorliegen, mussten die Verbraucher unter anderem für Pauschalreisen und Beherbergungsdienstleistungen weniger Geld aufwenden als noch im Oktober.
Auch in den kommenden Monaten dürfte der Preisanstieg aufgrund von Sondereffekten noch erhöht bleiben.
Verhaltene Arbeitsmarktdaten
Die hartnäckige Wirtschaftsflaute in Deutschland zeigt sich zunehmend auch in den Arbeitsmarktdaten. Zwar ist die Arbeitslosenzahl im November gegenüber dem Vormonat um 17.000 auf 2,774 Mio. Menschen gesunken. In saisonbereinigter Rechnung legte sie aber leicht um 7.000 zu. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte bei 6,1 %.
Die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl sank leicht um 3.000, nachdem sie bereits in den Vormonaten etwas nachgegeben hatte. Frühindikatoren wie das ifo Beschäftigungsbarometer lassen für die Zukunft weniger Neueinstellungen und mehr Kurzarbeit erwarten.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR