Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 04.12.2023

  • Inflationsdaten beflügeln Zinssenkungsspekulationen
  • Aktien: Jahresendrally setzt sich fort
  • Anleihen: Sinkende Renditen
  • Devisen: Euro auf leichter Berg und Talfahrt
  • Rohstoffe: Weiter sinkende Ölpreise
  • Arbeitsmarkt im Zeichen der Konjunkturflaute
  • Inflationsrate auf 3,2 % gesunken
  • Konsumklima scheint sich zu festigen
  • Bodenbildung beim EU-Wirtschaftsklima

Inflationsdaten beflügeln Zinssenkungsspekulationen

Zu den wichtigsten Themen an den Finanzmärkten zählte in der zurückliegenden Woche neue Preisdaten und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Geldpolitik. Nach jüngsten amtlichen Schätzungen sind die Inflationsraten sowohl in Deutschland als auch im Euroraum überraschend stark gesunken. In Deutschland verminderte sich der Anstieg des Verbraucherpreisindex (VPI) von 3,8 % im Oktober auf 3,2 % im November (siehe S. 5). Im Euroraum ging die Inflationsrate, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), zeitgleich von 2,9 % auf 2,4 % zurück. Von Reuters befragte Fachleute hatten im Mittel für Deutschland lediglich mit einer Verminderung auf 3,5 % und für den Euroraum auf 2,7 % gerechnet. Die stärker als erwartet gesunkenen Inflationsrate nährten an den Finanzmärkten die Spekulationen über mögliche EZB-Leitzinssenkungen.

Diese Spekulation kontrastieren jedoch mit jüngsten Äußerungen führender Notenbanker, die aber das Marktgeschehen insgesamt weniger stark beeinflussten. So warnte beispielsweise der Bundesbank-Präsident Joachim Nagel auf einer Veranstaltung der zyprischen Notenbank davor, die Zinsen im Euroraum zu schnell zu senken. Es sei nicht sicher, dass sich der schnelle Rückgang der Inflation in den vergangenen Monaten fortsetzen werde.

Auch die anhaltenden Sorgen um den Bundeshaushalt und den Nahostkonflikt beeinflussten das Finanzmarktgeschehen kaum. Im Deutsche Bundestag gibt es zwar eine Mehrheit für einen Nachtragshaushalt und eine erneute Aussetzung der Schuldenbremse im Jahr 2023. Die Ausgestaltung des Etats im kommenden Jahr bleibt aber weiterhin unklar. Finanzminister Christian Lindner kündigte an, 2024 die Schuldenbremse wieder einhalten zu wollen. Im Nahostkonflikt nahm das israelische Militär nach dem Ende der Feuerpause am Freitag wieder den Kampf gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen auf. Zudem griffen am Wochenende offenbar vom Iran unterstützte Huthi-Rebellen mehrere Handelsschiffe im Roten Meer an.

Aktien: Jahresendrally setzt sich fort

Die durch die jüngsten Inflationsdaten weiter angeheizte Spekulation auf mögliche Zinssenkungen ließen die Aktienkurse erneut steigen. Verhaltene Konjunkturdaten fanden demgegenüber weniger Beachtung. So ging die Kreditvergabe an nichtfinanzielle Unternehmen des Euroraums im Oktober erstmals seit acht Jahren zurück. Nach EZB Angaben sanken die Kredite gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,3 Prozent, nachdem sie im September noch um 0,2 Prozent gestiegen waren. Der DAX schloss die Handelswoche am Freitag, dem 1. Dezember, bei 16.397 Punkten ab, 2,3 % über seinem Vorwochenendstand. Der Dow Jones legte zeitgleich um 2,4 % auf 36.245 Punkte zu.

Anleihen: Sinkende Renditen

Angetrieben von der Erwartung perspektivisch sinkender Leitzinsen gaben die Renditen von Bundesanleihen und US-Treasuries merklich nach. Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit sanken auf Wochensicht um 28 Basispunkte auf 2,36 %. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verminderte sich um 26 Punkte auf 4,22 %.

Devisen: Euro auf leichter Berg und Talfahrt

Die Erwartung rascherer und deutlicherer Zinssenkungen in den USA im Vergleich zum Euroraum ließ den Wechselkurs des Euro zu Wochenbeginn gegenüber dem US-Dollar zunächst steigen. Der Euro übertraf zur Wochenmitte die Marke von 1,10 Dollar und markierte damit zweitweise den höchsten Stand seit August. Zum Ende der Woche gab die Gemeinschaftswährung mit der Veröffentlichung der neuen Inflationsdaten wieder etwas nach. Der Euro lag am Freitag bei knapp 1,09 US-Dollar, 0,5 % unter seinem Vorwochenultimo.

Rohstoffe: Weiter sinkende Ölpreise

Die OPEC+-Staaten haben bei ihrem jüngsten Treffen zwar eine weitere Drosselung der Ölproduktion angekündigt. Fachleute äußerten jedoch Zweifel an der Entschlossenheit des Ölkartells, da die beiden wichtigen OPEC+-Mitglieder Saudi-Arabien und Russland ihre Förderung nicht weiter einschränken wollen. Auch die weltweit schwache Nachfrage belasteten die Ölnotierungen. Im Zuge dessen sank der Brentpreis im Wochenvergleich um 1,4 % auf 78,72 US-Dollar.

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Arbeitsmarkt im Zeichen der Konjunkturflaute

Die bereits seit Ende 2022 andauernde Konjunkturflaute in Deutschland hinterlässt in den Arbeitsmarktdaten zunehmend Spuren. Insgesamt befindet sich der Arbeitsmarkt aber nach wie vor in einer soliden Grundverfassung. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte, sank die Arbeitslosenzahl im Zuge der Herbstbelebung zwar im November gegenüber Oktober um 1.000 auf 2,606 Mio. Menschen. Der Rückgang fiel jedoch deutlich schwächer aus als saisonal üblich. In saisonbereinigter Rechnung nahm die Arbeitslosenzahl um 22.000 zu. Vor diesem Hintergrund stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote weiter an, von 5,8 % im Oktober auf 5,9 % im November. Sie befindet sich damit aber nach wie vor auf einem im langjährigen Vergleich niedrigen Niveau.

Die Beschäftigung nahm zuletzt nur noch wenig zu. Die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl stieg im Oktober gegenüber dem Vormonat um 15.000 auf 45,99 Mio. Menschen. Zu Jahresbeginn hatte sie sich in einigen Monaten noch um über 40.000 Personen erhöht.

Auch in den Daten zur Arbeitskräftenachfrage zeigen sich die Folgen der hartnäckigen Konjunkturschwäche. Der BA-Stelleindex BA X, der die bundesweite Nachfrage nach Personal misst, verminderte sich im November gegenüber dem Vormonat weiter, um 1 Punkt auf 114 Punkte.

Inflationsrate auf 3,2 % gesunken

Die Inflationsrate Deutschlands dürfte zuletzt auf den niedrigsten Stand seit Juni 2021 zurückgegangen sein. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes lag der Verbraucherpreisindex (VPI) im November um 3,2 % über seinem entsprechenden Vorjahresmonatswert. Im Oktober hatten sich die Verbraucherpreise noch um 3,8 % verteuert. Der Rückgang der Inflationsrate war breit angelegt. So verbilligten sich Energie, befördert durch den Basiseffekt im November 2022 sehr hoher Preise, stärker als zuvor (-4,5% gegenüber -3,2 % im Oktober). Zudem verminderte sich der Preisauftrieb bei Dienstleistungen und Nahrungsmitteln weiter (+3,4 % nach +3,9 % beziehungsweise +5,5 % nach +6,1 %). Angesichts der zum Jahresende 2022 einmalig erfolgten staatlichen Übernahme der Abschlagszahlungen für Gas und Wärme zeichnet sich für Dezember zunächst ein leichter Anstieg der Inflationsrate ab. Im Jahresverlauf 2024 dürfte sich der Preisauftrieb aber weiter abschwächen.

Konsumklima scheint sich zu festigen

In Deutschland läuft der leichte Abwärtstrend in der Konsumentenstimmung offenbar aus. Zwar ist das GfK Konsumklima im November gegenüber dem Vormonat um 1,6 Punkte auf -28,3 Punkte gesunken. Für Dezember prognostizieren die GfK-Experten aber einen Anstieg des Stimmungsindikators auf dann -27,8 Punkte. Gemäß den jüngsten GfK-Angaben hat die Anschaffungsneigung der Verbraucher etwas zugenommen, auch gestützt durch die nachlassenden Kaufkraftverluste im Zuge der weniger starken Inflation. Ihre Einkommenserwartungen haben sich aber verschlechtert, wozu auch die höheren Unsicherheiten im Zuge des Nahostkonflikts beigetragen haben dürften. Die Konjunkturerwartungen blieben im Vormonatsvergleich nahezu unverändert Verhalten, was angesichts der jüngst vielfach abwärts revidierten Konjunkturprognose nicht verwundert. Der noch immer relativ niedrige Stand des Konsumklimas lässt hierzulande für das Jahresende noch keine durchgreifende Belebung des Privatverbrauchs erwarten.

Bodenbildung beim EU-Wirtschaftsklima

Im Euroraum hat sich die Stimmung jüngst ebenfalls nicht weiter verschlechtert, sondern etwas verbessert. Der Wirtschaftsklimaindikator der EU-Kommission, der neben den Einschätzungen von Verbrauchern auch das Geschäftsklima in den Unternehmen erfasst, ist geringfügig von 93,5 Punkten im Oktober auf 93,8 Punkte im November gestiegen. Damit scheint der seit dem Frühjahr nach unten tendierendem Indikator allmählich eine Bodenbildung zu erfahren. Besonders deutlich hat sich die Stimmung im November bei den Konsumenten und bei den Bauunternehmen aufgehellt. Lediglich in der Industrie hat sich das Wirtschaftsklima entgegen der allgemeinen Tendenz nochmals verschlechtert.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR