Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 08.07.2024

  • Sintra: EZBs Lagarde hält sich maximal bedeckt
  • Aktien: Leicht aufwärts
  • Anleihen: Deutsche Anleihen verlieren, Europa stabilisiert
  • Devisen: Euro erholt sich nach Schock vorgezogener Wahlen in Frankreich
  • Rohstoffe: Ölpreis kriecht weiter aufwärts
  • Industrieproduktion deutlich zurückgegangen
  • Noch Flaute bei den Neuaufträgen
  • Inflationsrate wieder bei 2,2 %
  • Euroraum-Inflationsrate ebenfalls gesunken
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Sintra: EZBs Lagarde hält sich maximal bedeckt

Auf dem diesjährigen Forum der Europäischen Zentralbank (EZB) in Sintra hielten sich deren Vertreter maximal bedeckt. Über den kommenden Zinspfad wollten sie so wenig wie möglich verraten.

Christine Lagarde, die Präsidentin der Notenbank, bot bei ihrer Eröffnung eine Warnung an: Es sei noch immer nicht sicher, dass die Inflation besiegt sei und zu 2 % zurückkehre. Entsprechend vermied sie jeden Hinweis auf weitere Zinssenkungen ungeachtet der Mitte Juli anstehenden geldpolitischen Sitzung der EZB.

Zugleich beschied Lagarde der Arbeit der EZB ein positives Zwischenergebnis. Die Inflationserwartungen seien weiterhin auf dem 2%-Zielwert verankert. Die Inflation dürfte 2025 auf 2 % zurückfallen und habe sich gerade für ihre Höhe schnell beruhigt. Die Kosten hingegen, in Form schwachen Wachstums und höherer Arbeitslosigkeit, seien bisher niedriger ausgefallen, als der Inflationsschock hatte vermuten lassen. All das spräche für eine erhoffte weiche Landung der europäischen Volkswirtschaften. Doch blieben Risiken wie neue Angebotsschocks erhalten, erklärte Lagarde. Auch könnten Preis- und Lohnsteigerungen ohne parallele Produktivitätszuwächse die Inflation wieder hochschnellen lassen.

Daher würde die EZB weiterhin datenabhängig und von Sitzung zu Sitzung entscheiden, bestätigte Lagarde den bestehenden Kurs. Das zeigt die hohe Unsicherheit, in der die EZB sich sieht. Diese Rhetorik ermöglicht der EZB zudem, die Leitzinsen im Juli konstant zu halten. Sie würde dann auf unzureichende Daten einer weiteren Inflationsentspannung verweisen.

Diese Vorsicht bleibt auch die Erwartung des BVR: Im Juli dürften die Zinsen konstant bleiben, dann zum Jahresende noch zweimal um je 25 Basispunkte sinken. Sollte die Inflation die Projektionen und Erwartungen der EZB jedoch überschießen, könnte es bei einer weiteren Zinssenkung bleiben.

Aktien: Leicht aufwärts

Wenngleich die Anstiege der jüngsten Rallye ausbleiben, konnten die Indizes in der vergangenen Woche Gewinne erzielen. Der EuroStoxx 50 stieg um 1,74 %, der Dax um allerdings schwächere 1,32 %. Der Nasdaq schloss mit einem Plus von 3,5 % nach den jüngeren Gewinnmitnahmen wieder an seinen vorherigen Höhenflug an.

Anleihen: Deutsche Anleihen verlieren, Europa stabilisiert

Deutsche zehnjährige Bundesanleihen verloren in der vergangenen Woche verglichen mit der europäischen Peripherie an Wert. Entsprechend stieg die Rendite um 4,4 Basispunkte auf 2,53 %. Zum Vergleich: Die gleichlangen US-Papiere gewannen, die Rendite sank um 9,3 Basispunkte. In Europa gewannen Französische und italienische zehnjährige Staatspapiere sogar leicht an Wert. Die Rendite fiel entsprechend, in Italien etwa um 12,4 Basispunkte auf 3,94 %. Hier dürfte sich die jüngste Flucht in sichere europäische Papiere (deutsche) umgekehrt haben, nachdem Europa- und angekündigte Frankreichwahl starke Bewegungen ausgelöst hatten. Die unklaren Mehrheitsverhältnisse in Frankreich könnten aber neuerliche Bewegung – nach unten – auslösen.

Devisen: Euro erholt sich nach Schock vorgezogener Wahlen in Frankreich

Auch der Euro erholte sich in der vergangenen Woche. Die linke Nouveau Front Populaire und das Macron-nahe Zentrum hatten sich auf Kooperation gegen die historisch rechtsextreme Rassemblement National verständigt. Damit verloren drastische Szenarien für die europäische Wirtschaft an Wahrscheinlichkeit. Am Sonntag konnte dieser Cordon Sanitaire, die französische Brandmauer, einen rechten Wahlsieg verhindern. Es gibt jedoch, wie erwähnt, keine klare Mehrheit. Der Euro könnte die wieder erreichte Marke von 1,08 Dollar dennoch verteidigen, weil die Märkte keine Regierung gegenüber hart rechten oder linken bevorzugen.

Rohstoffe: Ölpreis kriecht weiter aufwärts

Rohöl der Referenzsorte Brent verteuerte sich vergangene Woche um 1,7 % auf 87,9 Dollar pro Barrel. Damit schleicht der Preis weiter nach oben, momentan vermutlich getrieben vom Treibstoffbedarf der Urlaubszeit.

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Industrieproduktion deutlich zurückgegangen

Die zu Jahresbeginn 2024 einsetzende leichte Erholung der hiesigen Industriekonjunktur von der Schwächephase der Vorjahre hat im Mai einen herben Rückschlag erhalten. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte, ist die Industrieproduktion gegenüber dem Vormonat preis-, kalenderund saisonbereinigt um deutliche 2,9 % zurückgegangen. Im April hatte die Erzeugung noch um 0,4 % zugelegt.

Hauptgrund für den Rückgang war die Entwicklung in den beiden für das Gesamtergebnis wichtigsten Wirtschaftsbereichen, der Automobilindustrie (-5,2 %) und dem Maschinenbau (-5,9 %). Die Einbrüche in diesen Bereichen dürften nicht zuletzt aus dem wegen anhaltend hohe Unsicherheiten schwierigen Investitionsklima und der noch gedämpften Weltkonjunktur resultieren.

Auch im Baugewerbe war die Produktion im Mai rückläufig. Sie verminderte sich um 3,3 %, was angesichts der hohen Bau- und Finanzierungskosten nicht verwundert.

Noch Flaute bei den Neuaufträgen

Im Mai hat sich in Deutschland die Flaute beim Industrie-Auftragseingang fortgesetzt. Die Neubestellungen sind im Vormonatsvergleich um 1,6 % gesunken. Ausschlaggebend hierfür war ein deutlicher Rückgang bei den Auslandsbestellungen (-2,8 %), der nur zum Teil durch einen leichten Anstieg der Inlandsorders (+0,5 %) ausgeglichen werden konnte.

Wie bereits in den Vormonaten wurde die Gesamtentwicklung merklich durch Großaufträge beeinflusst. Ohne diese Aufträge lagen die Bestellungen um 2,2 % im Minus. In dem von Großaufträgen und kurzfristigen Schwankungen weniger stark beeinflussten Dreimonatsvergleich sanken die Bestellungen ebenfalls, aber nur um moderate 0,8 %. An anderen Stellen finden sich Lichtblicke: So sind die Neuaufträge im Bereich Daten-, elektrische und optische Geräte im Mai um kräftige 11,2 % gestiegen. Dies nährt die Hoffnung auf eine bevorstehende Belebung der Investitionskonjunktur im Zuge des Transformationsprozesses hin zu einer nachhaltigeren und moderneren Wirtschaft.

Inflationsrate wieder bei 2,2 %

Im Juni hat sich die allgemeine Teuerung in Deutschland wieder abgeschwächt. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) seinen Vorjahresmonatswert um 2,2 %. Die Inflationsrate hatte bereits im März und April bei 2,2 % gelegen, war dann aber im Mai wegen des Basiseffekts der 49- Euro-Ticket-Einführung vorübergehend auf 2,4 % gestiegen.

Wichtiger Treiber für die rückläufige Gesamtentwicklung waren die Energiepreise, die sich im Juni stärker verbilligten als im Mai (-2,1 % gegenüber -1,1 %). Weiterhin dämpfend auf die Gesamtentwicklung wirkten zudem die Nahrungsmittelpreise, die jüngst allerdings leicht stärker zulegten als zuvor (+1,1 % nach +0,6 %). Von den Dienstleistungspreisen ging hingegen eine unvermindert starke Steigerungswirkung auf die Inflationsrate aus (+3,9 % nach +3,9 % im Mai).

Euroraum-Inflationsrate ebenfalls gesunken

Parallel zur Entwicklung in Deutschland hat die Teuerung auch im Euroraum als Ganzes nachgelassen. Gemessen an den vorläufigen Daten zum Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Inflationsrate von 2,6 % im Mai auf 2,5 % im Juni gesunken. Zum leichten Rückgang der Gesamtrate trugen die Energieund Nahrungsmittelpreise bei, deren Anstiege sich gegenüber Mai verminderten (+0,2 % nach +0,3 % bzw. +2,5 % nach +2,6 %). Die Kernrate, ohne Berücksichtigung dieser beiden Preisgruppen, blieb hingegen unverändert bei 2,9 %. Sie wird vor allem von den Dienstleistungspreisen (+4,1 %) nach oben getrieben, die sich angesichts steigender Verdienste und der insgesamt robusten Arbeitsmarktlage erneut überdurchschnittlich verteuerten.

Die anhaltend rückläufigen Entwicklung der Industrie-Erzeugerpreise spricht dafür, dass die Inflationsraten Deutschlands und des Euroraums perspektivisch weiter abwärts tendieren werden. So haben sich die Industrie- Erzeugerpreise im Euroraum zuletzt, im Mai, um 4,2 % verbilligt.

Detaillierte Angaben zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise werden vom Statistischen Bundesamt am 11. und von Eurostat am 17. Juli vorlegen.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR