Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 09.12.2024
- Weitere EZB-Zinssenkung in Sicht
- Kleiner Zinsschritt der Fed in Sicht
- Aktien: DAX erstmals über 20.000 Punkten
- Leichte Kursverluste bei Bundesanleihen
- Devisen: Euro tendiert seitwärts
- Rohstoffe: Ölpreis gibt nach
- Schwache Industriedaten
- Weniger Neuaufträge
- Erneutes Umsatzplus im Dienstleistungssektor
- Anstieg des Euroraum-BIP bestätigt
Weitere EZB-Zinssenkung in Sicht
Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag, dem 12. Dezember, ist so gut wie sicher. Gestritten wird aber weiterhin über die Höhe des Zinsschrittes. Die geldpolitischen Tauben, wie etwa der französiche Notenbankchef, Francois Villeroy de Galhau, sehen Spielräume für einen großen Zinsschritt von 50 Basispunkten angesichts der lahmen Konjunktur im Euroraum. Galheau hatte wiederholt gesagt, er sehe den Leitzins noch weit von einem neutralen Niveau entfernt, was entsprechende Spielräume für Zinssenkungen mit sich brächte.
Die letzten Äußerungen von Joachim Nagel, Präsident der Bundesbank und Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der EZB, lassen demgegenüber einen kleinen Zinsschritt wahrscheinlicher erscheinen. Nagel zufolge sollten sich die Zinssätze langsam und in einem angemessenen Tempo dem neutralen Bereich annähern. Zu rechnen ist mit einer Verringerung des EZB-Einlagesatzes um 25 Basispunkte auf 3,0 %.
Kleiner Zinsschritt der Fed in Sicht
Auf ihrer geldpolitischen Sitzung wird die Fed voraussichtlich am 18. Dezember ebenfalls einen kleinen Zinssenkungsschritt beschließen, sodass der Tagesgeldzielsatz dann im Bereich von 4 ¼ bis 4 ½ % liegen dürfte. Jerome Powell, Gouverneur der Fed, machte im Verlauf der Woche vorsichtige Äußerungen, die kein klares Zinssignal beinhalteten. Er habe „ein sehr gutes Gefühl hinsichtlich der Lage der Wirtschaft und der Geldpolitik“ sagte er und „wir können es uns leisten, etwas vorsichtiger zu sein“. Nach der Zinssenkung um 50 Basispunkte im September und um 25 Basispunkte im November spricht dies am ehesten für einen „kleinen“ Zinsschritt, wie er auch an den Märkten erwartet wird.
Zum Ende der Woche zeigte sich die US-Wirtschaft robust. Im November wurden 227.000 neue Stellen geschaffen und damit mehr als erwartet (200.000). Allerdings gab es wegen der Hurricanes und der Streiks im Oktober Sondereffekte, sodass die Zahlen einer Zinssenkung nicht im Weg stehen.
Aktien: DAX erstmals über 20.000 Punkten
Der Deutsche Leitindex DAX setzte in der vergangenen Woche seinen Rekordlauf fort. Er konnte erstmals die Marke von 20.000 Punkten überwinden und ging auch so ins Wochenende. Am Freitag, dem 6. Dezember schloss der DAX mit einem Wochenplus von 3,9 % mit 20.384 Punkten. Zum Wochenende beförderte der US-Arbeitsmarktbericht die Kursentwicklung neben der Hoffnung auf Zinssenkungen der EZB und der Fed. Die Hiobsbotschaften aus Europa konnten die DAX-Konzerne gut wegstecken. In den USA stagnierte der Dow Jones im Wochenvergleich nahezu bei 44.642 Punkte zu.
Leichte Kursverluste bei Bundesanleihen
Die Kurse von Bundesanleihen haben in der ersten Dezemberwoche etwas nachgegeben. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe erhöhte sich leicht um 2 Basispunkte auf 2,11 %. Die Kursverluste reflektierten die Erwartung, dass es „nur“ einen kleinen Zins-schritt der EZB geben wird. Der Rücktritt des französischen Ministerpräsidenten Michel Barnier und die Diskussion über die dortige
Finanzpolitik bewegten die Kurse kaum. In den USA hingegen sank die Rendite zehnjähriger Staatsleihen um 5 Basispunkte auf 4,14 %, genährt von der zum Ende Woche wieder gestiegenen Spekulation auf einen größeren Zinsschritt der Fed.
Devisen: Euro tendiert seitwärts
Im Wochenvergleich veränderte sich der Wert des Euro kaum. Im Ergebnis lag der Kurs mit knapp 1,06 US-Dollar minimal höher/niedriger als eine Woche zuvor (+0,01 %). Weder über-raschend schwache Konjunkturzahlen aus Deutschland noch der Sturz der französischen Regierung sorgten für Ausschläge beim Devisenkurs.
Rohstoffe: Ölpreis gibt nach
Die Entscheidung des Kartells Opec plus, die Anhebung der Produktion um weitere drei Monate zu verschieben, wurde am Ölmarkt mit einem weiteren Preisrückgang quittiert. Diese paradoxe Reaktion, eigentlich ein Signal für einen Preisanstieg, wurde auf das schwache Sentiment zurückgeführt. Öl der Sorte Brent kostete am Ende der Woche 71,19 US-Dollar und damit 1,4 % weniger als eine Woche zuvor.
Schwache Industriedaten
Die Trendwende im deutschen Industriesektor lässt weiter auf sich warten. Dies verdeutlichen auch die jüngsten Monatsdaten des Statistischen Bundesamtes, die insgesamt enttäuschend ausfielen. Sowohl die Industrieproduktion als auch die industriellen Neuaufträge sind im Oktober zurückgegangen.
Die Produktion sank gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,3 %, nachdem sie bereits im September um 2,6 % nachgegeben hatte. Zum jüngsten Minus trug nicht zuletzt ein deutlicher Rückgang in der wichtigen Automobilindustrie (-1,9 %) bei.
Das Verarbeitende Gewerbe befindet sich bereits seit 2023 in einer Rezession. Gründe hierfür sind neben der insgesamt verhaltenen globalen Industriekonjunktur und der zunehmenden Konkurrenz durch Industriegüter aus China auch inländische Strukturprobleme, wie die im internationalen Vergleich hohen Strom und Gaspreise. Auch in der Bauwirtschaft scheint die Talfahrt vom Trend heranzuhalten. Die Bauproduktion stagnierte im Oktober, nachdem sie im Vormonat um 0,9 % gesunken war.
Weniger Neuaufträge
Der Auftragseingang im hiesigen Verarbeitenden Gewerbe ist im Oktober um 1,5 % gesunken, wobei leicht steigende Auslandsorders (+0,8 %) stark rückläufigen Bestellungen aus dem Inland (-5,3 %) gegenüberstanden. Allerdings wurde die Entwicklung erneut stark durch Großaufträge beeinflusst. Ohne die Großaufträge blieben die Ordereingänge nahezu unverändert (+0,1 %). Mit den neuen Auftragsdaten für November wurden auch revidierte Ergebnisse für den Vormonat veröffentlicht. Im Zuge eines nachgemeldeten Großauftrags im Schiffbau legten die Neuaufträge im September, nicht um 4,2 %, sondern um noch stärkere 7,2 % zu.
Angesichts der enorm gestiegenen Unsicherheiten durch das vorzeitige Ampel-Aus in Deutschland und die Trump-Wiederwahl in den USA dürfte die Industriekonjunktur nun noch länger gedämpft bleiben.
Erneutes Umsatzplus im Dienstleistungssektor
Im Vergleich zur Industrie zeigt sich der Dienstleistungssektor weiterhin robust. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte, legte der Umsatz des Sektors im September gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,3 % zu. Damit setzte sich das moderate Wachstum der Vormonate fort.
Den größten Umsatzanstieg verzeichnete im September das Grundstücks- und Wohnungswesen sowie der Bereich Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (hierzu zählen unter anderem die Vermietung von beweglichen Sachen und die Vermittlung von Arbeitskräften) mit Zuwächsen von jeweils 1,1 %. Im Bereich Information und Kommunikation sowie im Bereich freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sanken die Umsätze hingegen um 0,2 % beziehungsweise 0,9 %, entgegen dem allgemeinen Trend.
Anstieg des Euroraum-BIP bestätigt
Eurostat hat inzwischen detaillierte Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Euroraums für das 3. Quartal veröffentlicht. Das zentrale Ergebnis der ersten amtlichen Berechnungen wurde dabei bestätigt. So ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,4 % gestiegen, nachdem es im 2. Quartal noch um 0,2 % zugelegt hatte.
Im 3. Quartal wurde das gesamtwirtschaftliche Wachstum von der Binnennachfrage getragen. Sowohl die privaten Konsumausgaben als auch der Staatsverbrauch stiegen um 0,7 % und 0,5 %. Zudem legten die Bruttoanlageinvestitionen um 2,0 % zu, nachdem sie in den Vorquartalen noch zurückgegangen waren. Von Seiten des Außenhandels ging hingegen eine dämpfende Wirkung auf das BIP-Wachstum aus. Hier standen einem Rückgang der Exporte um 1,5 % leicht steigende Importe um 0,2 % gegenüber.
Wegen der leichten Eintrübung wichtiger Stimmungsindikatoren zeichnet sich für das 4. Quartal ein schwächeres BIP-Wachstum ab.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR