Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 12.05.2025

  • Rückkehr der Negativzinsen
  • Fed bleibt standhaft
  • Aktien: Hoffen auf Handelsabkommen
  • Anleihen: Wenig Bewegung
  • Devisen: Zoll-Hoffnung stärkt US-Dollar
  • Rohstoffe: Erholung beim Ölpreis
  • Höhere Industrieproduktion
  • Mehr Neuaufträge
  • Steigende Ausfuhren
  • Insolvenzen tendieren weiter nach oben

Rückkehr der Negativzinsen

Mit dem Beginn der Inflationswelle im Jahr 2022 schien die Phase der Negativzinsen beendet. In der Schweiz ist nun aber ein erstes Comeback zu beobachten. Die Rendite der zweijährigen Anleihe der Eidgenossenschaft liegt nun wieder im negativen Bereich. Grund dafür ist die starke Verunsicherung der Märkte durch die US-Handelspolitik. Seit der Ankündigung der umfassenden Zölle Anfang April sind die Renditen gesunken, während der Schweizer Franken aufwertete. Die Entwicklungen sind zwei Seiten derselben Medaille: Die hohe Unsicherheit an den Märkten verstärkt die Nachfrage nach sicheren Häfen. Auch gegenüber deutschen Anleihen haben sich die Aufschläge amerikanischer Papiere in den letzten Wochen ausgeweitet.

Fed bleibt standhaft

Die US-Notenbank Fed hat auf ihrer geldpolitischen Sitzung in der vergangenen Handelswoche die Leitzinsen unverändert gelassen. In ihrer Sitzung wies die Fed erneut auf das wachsende Risiko einer Stagflation in den USA hin, also einer Kombination aus schwachem Wirtschaftswachstum und Inflation. Im 1. Quartal 2025 schrumpfte die US-Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal um 0,3 %. Der Arbeitsmarkt bleibt jedoch überraschend stabil. Trotz der erhöhten Risikoeinschätzung der Fed bleiben die Markterwartungen bezüglich Zinssenkungen der US-Notenbank erstaunlich stabil.

Auch wenn die Märkte nicht mit einer Zinssenkung auf der nächsten Sitzung im Juni rechnen, sind bis zum Jahresende immer noch drei volle Zinssenkungsschritte eingepreist - genauso viele wie vor der Heraufstufung des Stagflationsrisikos. Die Einschätzung, dass die Inflation in der zweiten Jahreshälfte trotz der Zollpolitik doch zurückgehen wird, dürfte daher zu einem großen Teil auf den Ölpreisrückgang zurückzuführen sein. Gleichzeitig hat sich der Ölpreisrückgang z. B. in den USA noch nicht in sinkenden Preisen an den Tankstellen niedergeschlagen und ist damit für die Verbraucher noch nicht spürbar.

Aktien: Hoffen auf Handelsabkommen

Die Aktienmärkte starteten ruhig in die vergangene Handelswoche. Ein kurzer Schreck war das Scheitern von Friedrich Merz im ersten Wahlgang zum Bundeskanzler. Der DAX gab zeitweise deutlich nach, auch europäische Aktien verloren. Der Ausverkauf hielt jedoch nicht lange an. Hoffnungen auf eine Annäherung im Zollstreit der US-Regierung mit Handelspartnern, allen voran China, sorgten in der zweiten Wochenhälfte für Käufe. Insbesondere das Zoll-Rahmenabkommen mit Großbritannien sorgte für Erleichterung und Gewinne, trotz der Beibehaltung des Basiszolls von 10 %. Die US-Märkte schlossen dennoch schwächer, da sich die Anleger vor den Handelsgesprächen zwischen den USA und China am Wochenende zurückhielten. Der DAX konnte sich hingegen mit Rekordhochs bei 23.499 Punkten aus der Woche verabschieden.

Anleihen: Wenig Bewegung

Die Anleihen- und Devisenmärkte zeigten sich angesichts der gescheiterten ersten Runde der Kanzlerwahl von Friedrich Merz deutlich gelassener und bewegten sich relativ wenig. Man schien darauf zu vertrauen, dass es doch noch klappen würde. Auch insgesamt blieben die Anleiherenditen relativ stabil. Die zehnjährige Bundesanleihe schloss bei 2,55 %.

Devisen: Zoll-Hoffnung stärkt US-Dollar

Der US-Dollar erholte sich in der vergangenen Handelswoche. Die Hoffnung auf eine Entspannung im Handelskonflikt mit China dürfte dazu beigetragen haben. Der Status des USDollars als sicherer Hafen wurde durch die hohe Unsicherheit hinterfragt, eine Einigung könnte entsprechend stabilisierend wirken. Zum Euro schloss der Dollar fester bei 1,127.

Rohstoffe: Erholung beim Ölpreis

Der Ölpreis zeigte in der vergangenen Handelswoche eine Erholungsbewegung. Die Überversorgungssorgen bleiben dennoch, die OPEC+ hat gerade erst wieder Produktionssteigerungen beschlossen. Dennoch stützen die Hoffnungen auf Handelsabkommen den Ölpreis, da sich diese positiv auf die Weltwirtschaft und damit auf die Ölnachfrage auswirken könnten. Die Öl-Sorte Brent schloss die Woche bei 62,86 US-Dollar pro Barrel.

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Höhere Industrieproduktion

Die jüngsten Monatsdaten des Statistischen Bundesamtes zur Industriekonjunktur in Deutschland fielen überwiegend positiv aus. So ist die Industrieproduktion im März gestiegen, nachdem sie im Februar noch zurückgegangen war. Gemäß den aktuellen Angaben legte die industrielle Erzeugung gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um kräftige 3,6 % zu. Über das gesamte 1. Quartal betrachtet lag die Industrieproduktion um 1,7 % im Plus.

Innerhalb der Industrie fiel der Zuwachs im März bei den Herstellern pharmazeutischer Erzeugnisse (+19,6 %) besonderes deutlich aus. Aber auch in den für die Gesamtentwicklung besonders wichtigen Bereichen Kfz und Kfz- Teile (+8,1 %) sowie Maschinenbau (+4,4 %) konnte die Produktion merklich ausgeweitet werden. Für das Wachstum in diesen Bereichen dürften Vorzieheffekte im Zusammenhang mit den angekündigten US-Zollerhöhungen eine Rolle gespielt haben.

Im Baugewerbe übertraf die Produktion im März ebenfalls ihren Vormonatswert, um 2,1 %. Damit expandierte die Bauproduktion im gesamten 1. Quartal um 0,7 %. Befördert wurde das Wachstum nicht zuletzt durch die milde Winterwitterung, die abnehmende Baupreisdynamik und die rückläufigen Zinsen.

Mehr Neuaufträge

Auch der Auftragseingang des hiesigen Verarbeitenden Gewerbes ist im März gestiegen. Die Bestellungen kletterten gegenüber dem Vormonat um 3,6 % nach oben, wobei der Zuwachs bei den Auslandsaufträgen (+4,7 %) stärker ausfiel als bei den Inlandsorders (+2,0 %). Wegen der durch Großaufträge geprägten schwachen Entwicklung vom Januar lagen die Aufträge im gesamten 1. Quartal um 2,3 % niedriger als im 4. Quartal. Ohne Berücksichtigung der Großaufträge stiegen sie jedoch leicht um 0,5 %.

Insgesamt verdichten sich mit den jüngsten Monatsdaten die Hinweise für eine Bodenbildung der Industriekonjunktur. Angesichts der vorübergehenden Aussetzung einiger US-Zollerhöhungen dürfte die Entwicklung kurzfristig weiter durch Vorzieheffekte gestützt werden. Zu einer nachhaltigen Belebung dürfte es aber erst dann kommen, wenn die von der neuen Bundesregierung geplanten staatlichen Mehrausgaben für Sicherheit, Klimaschutz und Infrastruktur wirksam werden.

Steigende Ausfuhren

Die durch handelspolitische Ankündigungen des US-Präsidenten ausgelösten Vorzieheffekte zeigen sich auch in den jüngsten Außenhandelsdaten. So sind die Ausfuhren der deutschen Wirtschaft im März gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 1,1 % auf 133,2 Mrd. Euro gestiegen. Dabei legten die Warenexporte in die USA mit 2,4 % überdurchschnittlich stark zu. Bereits im Februar hatten die Gesamtausfuhren Deutschlands zugelegt (um 1,8 %) und damit die weitgehende Stagnation vom Dezember und Januar hinter sich gelassen.

Im Gegensatz zu den Ausfuhren, sind die Einfuhren nach Deutschland im März zurückgegangen. Sie sanken um 1,4 %, nachdem sie im Februar und Januar noch um 0,5 % und 5,0 % gestiegen waren.

Im gesamten 1. Quartal nahmen die Warenausfuhren und -einfuhren gleichermaßen um 2,7 % zu. Die neuen Daten sprechen dafür, dass im Jahresauftaktquartal von den Seiten des Außenbeitrags rechnerisch kaum Impulse für das gesamtwirtschaftliche Wachstum in Deutschland ausgegangen sind.

Insolvenzen tendieren weiter nach oben

Vor dem Hintergrund der andauernden konjunkturellen und strukturellen Belastungen hält die Aufwärtsbewegung in den amtlichen Insolvenzdaten Deutschlands an. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden im Februar von den Amtsgerichten 2.068 Unternehmens- und 6.075 Verbraucherinsolvenzen gemeldet. Die Zahl der Firmenpleiten stieg damit gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat um 15,9 %. Die Zahl der Verbraucherpleiten kletterte um 4,8 %.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR