Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 16.09.2024

  • Weitere EZB-Leitzinssenkung
  • Aktien: Kräftige Kursgewinne
  • Anleihen: Kaum Bewegung bei den Renditen
  • Devisen: Eurokurs etwas zurückgegangen
  • Rohstoffe: Etwas festere Ölpreise
  • Im 1. Halbjahr 24,9 % mehr Firmenpleiten
  • Inflationsrate von 1,9 % bestätigt
  • Nahezu stagnierende Lkw-Fahrleistung
  • Rückläufige Euroraum-Industrieproduktion

Weitere EZB-Leitzinssenkung

Zu den wichtigsten Themen an den Finanzmärkten zählte in der letzten Woche erneut die Geldpolitik. Wie allgemein erwartet hat der EZB-Rat bei seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag, dem 12. September, eine weitere Senkung der Leitzinsen der Notenbank beschlossen. Der Einlagezins, der an den Märkten inzwischen als wichtigster geldpolitischer Zinssatz gilt, wird um 0,25 Prozentpunkte auf 3,50 % vermindert. Die anderen beiden Leitzinsen, den Haupt- und den Spitzenrefinanzierungssatz senkt der Rat um stärkere 60 Basispunkte auf 3,65 Prozent beziehungsweise 3,90 Prozent. Die Verengung des Abstandes zwischen den verschiedenen Leitzinsen hatte die EZB bereits im März angekündigt, als Teil der Änderungen an ihrem geldpolitischen Handlungsrahmen.

In der Pressenkonferenz nach der Sitzung sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass die Zins-Entscheidungen im Rat einstimmig ausfallen seien. Sie betonte zudem, dass die Geldpolitik der Notenbank auch in Zukunft „datenabhängig“ sein werde und man sich von „Sitzung zu Sitzung“ bewegen werde. Die EZB könne sich nicht auf einen vorherbestimmten Zinskurs festlegen.

Die EZB veröffentlichte auch neue Inflations- und Wachstumsprognosen ihres Stabs. Sie geht weiterhin davon aus, dass die Inflationsrate des Euroraums von 2,5 % im Jahresdurchschnitt 2024 auf 2,2 % im Jahr 2025 und 1,9 % im Jahr 2026 sinken wird. Die Prognosewerte für die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) wurden aber leicht aufwärtsrevidiert, wegen der höher als erwarten Dienstleistungs-Preisanstiege.

Fed vor Zinswende

Viel diskutiert an den Märkten wurden auch die jüngsten Daten zur Inflation in den USA und deren Auswirkungen auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Der Fed- Offenmarktausschuss wird in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch sehr wahrscheinlich eine Zinswende einleiten. Ob der Leitzins um 0,50 oder 0,25 Prozentpunkte vermindert wird, ist aber weiterhin offen. Da die US-Kerninflationsarte im August auf ihrem hohen Vormonatswert von 3,2 % verharrte, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt mit 25 Basispunkten nochmals gestiegen.

Aktien: Kräftige Kursgewinne

Die Perspektive auf die bevorstehende Zinswende in den USA und weitere Zinssenkungen im Euroraum beflügelten die Aktienkurse. Sorgen um die US-Konjunktur und um mögliche Überbewertungen von Technologieunternehmen, die das Marktgeschehen in der Vorwoche noch merklich belastet hatten, rückten hingegen in den Hintergrund. Der Deutsche Aktienindex DAX schloss am Freitag, dem 13. September, bei 18.699 Punkten. Der DAX hat damit gegenüber dem Vorwochenendstand um 2,2 % zugelegt. Das US-Börsenbarometer S&P 500 kletterte auf Wochensicht um 4,0 % auf 5.626 Punkte.

Anleihen: Kaum Bewegung bei den Renditen

Die Renditen von Staatsanleihen aus Deutschland und den USA haben sich in der zurückliegenden Woche kaum bewegt. Die jüngste EZB-Leitzinssenkung war schon im Vorfeld weitgehend eingepreist worden und die jüngsten Preisdaten aus den USA haben die Zinserwartungen nur wenig verändert. Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit rentierten am vergangenen Freitag bei 2,15 % und damit 2 Basispunkte unter ihrem Vorwochenultimo. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen gab binnen Wochenfrist um 6 Basispunkte auf 3,66 % nach.

Devisen: Eurokurs etwas zurückgegangen

Angesichts der jüngsten US-Preisdaten, die auf eine robuste US-Konjunktur schließen lassen, hat der Euro gegenüber dem US-Dollar etwas an Wert verloren. Die Gemeinschaftswährung sank um 0,3 % auf 1,109 US-Dollar.

Rohstoffe: Etwas festere Ölpreise

Die Rohölpreise haben sich Ende letzter Woche etwas gefestigt, nachdem sie zur Wochenmitte im Zuge verstärkter Sorgen um die globale Nachfrage nochmals nachgegeben hatten. Gestützt wurden die Ölnotierungen auch durch zweitweise Rohölförderungsausfälle im Golf von Mexiko wegen des Hurrikan Francine und die allgemein gestiegenen Risikoneigung an den Märkten. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent notierte am vergangenen Freitag bei 72,46 US-Dollar und damit 1,2 % über dem Vorwochenendwert.

Newsletter - Immer topaktuell informiert sein.

Sie möchten nichts verpassen? Dann abonnieren Sie doch einfach unsereren Newsletter.

 

mehr

Im 1. Halbjahr 24,9 % mehr Firmenpleiten

Im Zuge der hartnäckigen Konjunkturschwäche tendieren die Insolvenzzahlen in Deutschland weiter nach oben. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden von den Amtsgerichten im 1. Halbjahr 10.702 Unternehmens- und 35.371 Verbraucherinsolvenzen gemeldet. Die Zahl der Firmenpleiten stieg damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um deutliche 24,9 % an. Bei den Verbraucherpleiten fiel der Anstieg demgegenüber mit 6,7 % weniger stark aus.

Nach Branchen differenziert war die Häufigkeit für Unternehmensinsolvenzen in den Bereichen Verkehr und Lagerei (60,9 Fälle je 10.000 Unternehmen), Baugewerbe (47,4 Fälle), sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (46,8 Fälle) und im Gastgewerbe mit (40,8 Fälle) am höchsten.

Da das Insolvenzgeschehen allgemein ein dem Konjunkturzyklus nachlaufende Größe ist, zeichnen sich für die nahe Zukunft vom Trend her weiter steigenden Insolvenzzahlen ab. Die Entwicklung des amtlichen Schnellindikators zu den Regelinsolvenzen lässt für die kommenden Monaten aber weniger starke Anstiege der Unternehmensinsolvenzen erwarten. Der Indikator lag im Juli um 13,4 und im August um 10,7 % über seinem entsprechenden Vorjahresmonatswerten.

Inflationsrate von 1,9 % bestätigt

Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Inflationsrate in Deutschland, basierend auf der Veränderung des Verbraucherpreisindexes (VPI), von 2,3 % im Juli auf 1,9 % im August gesunken. Das Statistikamt bestätigt damit das zentrale Ergebnis seine Ende August veröffentlichten ersten Schätzungen. Durch den Rückgang befindet sich die Inflationsrate auf den niedrigsten Stand seit März 2021 (1,8 %). Hauptgrund für die Verminderung der Gesamtrate waren die Energiepreise, die sich im August stärker verbilligten als zuvor (-5,1 % nach-1,7 % im Juli). Demgegenüber wirkten die hohen Preisanstiege bei Dienstleistungen (+3,9 %) unvermindert inflationstreibend. So mussten die Verbraucher insbesondere für Versicherungen (+12,6 %) für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (+7,8 %) und für Gaststättendienstleistungen (+6,7 %) deutlich mehr Geld aufwenden. Für die nahe Zukunft zeichnet sich eher ein weiterer Rückgang als ein Anstieg der Inflationsrate ab. Wegen des Basiseffekts der Ende 2023 merklich gesunkener Energiepreise dürfte die allgemeine Teuerung zum Jahresende 2024 aber wieder anziehen.

Nahezu stagnierende Lkw-Fahrleistung

In Deutschland dürfte sich die Industrieproduktion allmählich stabilisieren. Hierauf deutet unter anderem der amtliche Lkw-Maut- Fahrleistungsindex hin, der die Fahrleistung mautpflichtiger Lkw auf Bundesautobahnen misst und frühe Hinweise auf die Konjunkturentwicklung in der Industrie liefert. Der Index verharrte im August mit 94,6 Punkten nahezu auf seinen Vormonatswerten von 94,9 Punkten im Juli und 94,8 Punkten im Juni. Die Industrieproduktion war jüngst, im Juli, gegenüber dem Vormonat um deutliche 3,2 % gesunken (siehe Abbildung), vor allem wegen Produktionsverminderungen im gewichtigen Kfz und Kfz-Teile-Bereich. Neben dem Lkw-Maut-Fahrleistungsindex nährt auch der Industrie-Auftragseingang die Hoffnung auf eine Festigung der Industriekonjunktur. So waren die Neuaufträge im Juni und Juli um kräftige 4,6 % und 2,9 % gestiegen, nachdem sie zuvor fünf Monate in Folge zurückgegangen waren.

Rückläufige Euroraum-Industrieproduktion

Auch im Euroraum als Ganzes präsentierte sich die Industriekonjunktur zuletzt schwach. Im Juli haben die Industriebetriebe ihre Produktion etwas vermindert. Nach vorläufigen Angaben von Eurostat sank die preis-, kalender- und saisonbereinigte Industrieproduktion gegenüber dem Vormonat um 0,3 %, nachdem sie im Juni unverändert geblieben war. Angesichts der Nachfrageentwicklung dürfte die Industrieproduktion in naher Zukunft zunächst gedämpft bleiben. Zwar ist der Order-Indikator der EU-Kommission jüngst leicht von -23,7 Punkten im Juli auf -23,5 Punkte im August gestiegen. Der auf einer monatlichen Unternehmensumfrage basierende Indikator befindet sich damit aber weiterhin auf einem im langjährigen Vergleich niedrigem Niveau.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR