Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 18.11.2024
- Trump-Party am Aktienmarkt vorbei
- Trump stellt sein Team zusammen
- Aktien: DAX bleibt oberhalb 19.000 Punkten
- Anleihen: Transatlantik-Spread wird größer
- Devisen: Abwertung des Euro setzt sich fort
- Rohstoffe: Nachfragesorgen ziehen Ölpreis nach unten
- Neue Unsicherheiten trüben Konjunkturerwartungen
- 2 % Inflationsrate bestätigt
- Wirtschaftsweisen vermindern Wachstumseinschätzung
Trump-Party am Aktienmarkt vorbei
Zum Beginn der Woche haben die Aktienmärkte positiv tendiert. Ursache waren Hoffnungen auf mehr Wirtschaftswachstum in den USA, niedrigere Unternehmensteuersätze und Deregulierung. Risiken, wie etwa infolge höherer Zölle oder eines Comebacks der Inflation in den USA, wurden weniger stark gewichtet.
Im weiteren Wochenverlauf wurden die Anleger infolge zahlreicher Molltöne in zahlreichen Unternehmensberichten wieder zurückhaltender. Auch wurde die Wirtschaftspolitik Trumps ausgewogener beurteilt. Obwohl teilweise auch positive Unternehmensdaten folgten, kam es bis zum Wochenende zu keinen starken Aufwärtsimpulsen mehr.
Ernüchternd wirkten Äußerungen des US-Notenbankchefs Jerome Powell am Donnerstag, wonach es die Fed in Sachen Zinssenkungen nicht eilig hat. Damit könnte die erwartete Zinssenkung der Fed im Dezember angesichts einer hartnäckigen Inflation auch ausbleiben. Die US-Verbraucherpreisinflation war im Oktober auf 2,6 % geklettert von 2,4 % im September.
Trump stellt sein Team zusammen
Der gewählte US-Präsident Donald Trump stellt Schritt für Schritt sein Regierungsteam zusammen. Die Besetzungen lassen die Bereitschaft disruptiver Veränderungen erkennen, die auch die Märkte bewegen dürften. Mit Robert Lighthizer als Handelsminister, der schon in der ersten Amtszeit Trumps das Amt innehatte, passt zu den Ankündigungen höherer Zölle. Außenminister Marco Rubio ist in keiner deutlichen Opposition zur NATO und könnte ein konstruktiver Verhandlungspartner sein. Andere Besetzungen, vor allem in innenpolitisch wichtigen Bereichen, scheinen vor allem auf Loyalität und weniger auf vertiefter Sachkenntnis als Voraussetzung zu beruhen. Für Deutschland von großem Interesse ist auch, wie Elon Musk (zusammen mit Vivek Ramaswamy) als Berater für die Steigerung der Effizienz der Regierung und den Abbau von Bürokratie ihr Amt ausfüllen.
Aktien: DAX bleibt oberhalb 19.000 Punkten
Der Deutsche Leitindex DAX schloss nach einer durchwachsenen Handelswoche mit 19.210 Punkten ab und stagnierte damit im Wesentlichen auf seinem Vorwochenultimo. Der Dow Jones gab leicht um 1,2 % auf 43.444 Punkte nach.
Anleihen: Transatlantik-Spread wird größer
In den USA und in Deutschland haben sich die Renditen in unterschiedliche Richtungen bewegt. In den USA haben Anzeichen einer Fed-Zinspause und die Trumpsche Wirt-schaftspolitik, die zu mehr Inflation führen dürfte, die Kurse belastet. In Deutschland stiegen demgegenüber die Kurse aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage und der politischen Unsicherheiten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen lag am Ende der Woche mit 2,34 % um 2 Basispunkte niedriger als eine Woche zuvor. In den USA erhöhte sie sich um 14 Basispunkte auf 4,44 %.
Devisen: Abwertung des Euro setzt sich fort
Die Aussicht auf eine mögliche Zinspause der Fed im Dezember hat dem Dollar weiter Auftrieb gegeben. Schritt für Schritt bewegt sich der Wechselkurs Richtung Parität. Seit der Wahl Donald Trumps steht die Gemeinschafts-währung unter verstärktem Abwärtsdruck. Am Ende der Woche kostete der Euro 1,05 US-Dollar, das waren 2,0 % weniger als eine Woche zuvor.
Rohstoffe: Nachfragesorgen ziehen Ölpreis nach unten
Hinweise über eine schwache Nachfrage und ein steigendes Angebot zogen den Ölpreis nach unten. Gemeldet worden war ein Produktionsrückgang chinesischer Raffinerien im Oktober, gleichzeitig stehen im Dezember höhere Öl-Lieferungen aus den USA und der OPEC+ an. Rohöl der Sorte Brent kostete zum Ende der Woche 72,19 US-Dollar, das waren 2,0 % weniger als eine Woche zuvor.
Neue Unsicherheiten trüben Konjunkturerwartungen
Das Ende der Ampel-Regierungskoalition in Deutschland und der Wahlsieg Donald Trumps in den USA haben die wirtschaftliche Stim-mung in Deutschland merklich getrübt. So ist unklar, welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen die aktuelle noch amtierende Minderheitenregierung treffen kann und welchen Kurs die nächste Bundesregierung einschlagen wird. Unklar ist auch, welche Folgen der bevorstehende Regierungswechsel in den USA haben wird. Die angekündigten US-Importzölle dürften das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft spürbar belasten.
Vor dem Hintergrund dieser neuen Unsicherheiten sind die auf einer monatlichen Umfrage unter Finanzmarktfachleuten basierenden ZEW-Konjunkturerwartungen im November um 5,7 Punkte auf 7,4 Punkte gesunken. Auch die Lagebeurteilungen verschlechterten sich. Der entsprechende ZEW-Lageindikator gab um 4,5 Punkte auf 91,4 Punkte nach. Insgesamt signalisieren die Umfrageergebnisse, dass die hartnäckige Wirtschafts-schwäche im Jahresendquartal andauern wird.
2 % Inflationsrate bestätigt
Das Statistische Bundesamt hat inzwischen detaillierte Angaben zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland veröffentlicht. Das zentrale Ergebnis der Ende Oktober publizierten vorläufigen Angaben wurde dabei bestätigt. So ist die Inflationsrate, basierend auf der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI), von 1,6 % im September auf 2,0 % im Oktober gestiegen.
Hauptgrund für den Anstieg waren die Energiepreise, die sich weniger deutlich verbilligten wie zuvor (-5,5 % nach -7,6 % im September). Steigernd auf die Inflationsrate wirkten aber auch die stärker zunehmenden Preise für Nahrungsmittel (+2,3 % nach 1,6 %) und Dienstleistungen (+4,0 % nach +3,8 %). Bei den Nahrungsmitteln fielen jüngst die Preis-anstiege bei Butter (+ 39,7 %) und Olivenöl (+28,1 %) besonders deutlich aus. Wegen der Basiseffekte der bereits Ende 2023 rückläufigen Energiepreise dürfte die Inflationsrate im November erneut deutlich anziehen.
Wirtschaftsweisen vermindern Wachstumseinschätzung
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) hat am vergangenen Donnerstag sein aktuelles Jahresgutachten vorgelegt, das den Titel „Versäumnisse angehen, entschlossen modernisieren“ trägt. Die Mitglieder des Gremiums, die sogenannten Wirtschaftsweisen, sehen die deutsche Wirtschaft in einer anhaltenden Schwächephase, die vor allem durch einen Rückgang von Produktion und Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe zu erklären ist.
Vor diesem Hintergrund hat der SVR seine Wachstumseinschätzung für Deutschland etwas vermindert. Während er im Frühjahr noch mit Anstiegen des preisbereinigten Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,2 % im Jahr 2024 beziehungsweise 0,9 % im Jahr 2025 rechneten, geht der Rat im aktuellen Gutachten für 2024 von einem Rückgang um 0,1 % und für 2025 von einem nur noch geringfügigen Anstieg um 0,4 % aus. Die Inflationsrate wird nach SVR-Einschätzung leicht zurückgehen, von 2,2 % im Durchschnitt 2024 auf 2,1 % im Jahresdurchschnitt 2025.
Abwärtsrisiken für die neue Konjunkturprognose sehen die Wirtschaftsweisen in einer sich möglicherweise verfestigenden Industrieschwäche sowie in einer nochmals erhöhten Unsicherheit, die die Erholung der Investitionen und des privaten Konsums weiter verzögern könnte. Diese Effekte könnten verstärkt werden, wenn die Konjunktur noch ungünstiger verlaufen sollte als erwartet und zusätzliche staatliche Sparanstrengungen erforderlich werden würden.
Der BVR teilt weitgehend das Konjunkturbild für Deutschland, das im aktuellen SVR-Jahresgutachten skizziert wird. Die Absenkung der Prognosewerte für das preisbereinigte BIP scheint nicht zuletzt aufgrund der neuen wirtschaftspolitischen Unsicherheiten durch das Aus der Ampel-Regierung und den Wahlsieg Donald Trumps angemessen.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR