Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 23.09.2024
- US-Notenbank Fed möchte „vor die Kurve“
- Aktien: Fed-Schub wirkt bedingt
- Anleihen: Leicht steigende Renditen
- Devisen: Euro legt zu
- Rohstoffe: Deutlich anziehende Ölpreise
- Konjunkturerwartungen trüben sich weiter ein
- Baugenehmigungen auf Talfahrt
- Auftragsbestand erstmals wieder im Plus
- Euroraum-Inflationsrate von 2,2 % bestätigt
US-Notenbank Fed möchte „vor die Kurve“
Vergangenen Mittwoch senkte die US-Notenbank Fed ihren Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf den Korridor von 4,75 bis 5,00 %. Damit ging sie einen größeren Schritt die Zinskurve hinab als zuvor hier im Wochen- Info und von vielen Analysten erwartet.
Sie begründete den Schritt dabei mit ihrem dualen Mandat aus Inflation und Beschäftigung. So sei die Verbraucherpreisinflation mit zuletzt 2,5 % niedrig genug, um die Zinsen zu senken. Parallel kühle sich die Wirtschaft ab, was steigende – wenngleich niedrigere – Arbeitslosenzahlen bestätigen. Demnach sinken die Zinsen, um in dieser Situation Inflations- und Beschäftigungsrisiken auszugleichen.
Diesen Risiken muss die Fed bereits heute begegnen. Denn ihre Geldpolitik wirkt erst zeitverzögert in mehreren Monaten. Augenscheinlich rechnet die Fed mit weiter sinkender Inflation sowie abkühlender Wirtschaft und Beschäftigung.
Die Zinssenkung der vergangenen Woche soll also verhindern, dass die Wirtschaft weiter abkühlt, wenn das Inflationsziel bereits wieder erreicht ist.
Die Fed möchte damit „vor die Kurve“ gelangen – statt wie im Inflationsschock 2022 zu spät „nach der Kurve“ der ansteigenden Inflation zu reagieren. Offen bleibt, warum die Fed hierfür 50 Basispunkte Senkung als notwendig ansieht. Möglicherweise sieht sie deutlichere Risiken für die US-Wirtschaft oder eine längere Zeitverzögerung, bis die Senkung wirkt. Vielleicht hatte die Fed aber auch Bedenken, dass ein kleiner Schritt um 25 Basispunkte als Unsicherheit gewertet werden würde. Der größere Schritt entspräche dann einem deutlichen Signal, das die Fed die Inflation als überwunden sieht und die Wirtschaft stützen wird.
Aktien: Fed-Schub wirkt bedingt
Die für viele Marktakteure unerwartet hoch ausgefallene Leitzinssenkung in den USA hat die Aktienmärkte in einer verhaltenen Phase gestärkt. Der Deutsche Aktienleitindex DAX stieg zeitweise erstmals über die Marke von 19.000 Punkten, musste zum Ende der Woche aber wieder einen Teil seiner Gewinne abgeben. Am Freitag, dem 20. September, ging der DAX mit 18.720 Punkten aus dem Handel, 0,1 % über seinem Vorwochenultimo. Das US-Börsenbarometer S&P 500 legte auf Wochensicht um 1,4 % auf 5.7022 Punkte zu. Zur guten Börsenstimmung in den USA trugen auch der jüngste Rückgang der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe von 230.000 auf 219.000 bei, der auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft schließen lässt.
Anleihen: Leicht steigende Renditen
An den Anleihemärkten wirkte sich die allgemein gestiegene Risikoneigung, die sich in den Aktienkursgewinnen zeigt, dämpfend auf die Kurse aus. Vor diesem Hintergrund erhöhten sich die Renditen der Staatsanleihen Deutschlands und der USA etwas. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten am Freitag bei 2,22 %. Dies waren 7 Basispunkte mehr als am Freitag der Vorwoche. Die Rendite zehnjähriger US-Staatanleihen stieg zeitgleich ebenfalls um 7 Basispunkte, auf 3,73 %. Trotz dieses Anstieges sind die Renditen seit über einem Jahr klar rückläufig.
Devisen: Euro legt zu
Der stärker als erwartet gesunkene Abstand zwischen den Leitzinsen in den USA und im Euroraum ließ den Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar steigen. Die Gemeinschaftswährung notierte am Freitag bei 1,114 US-Dollar und lag damit gegenüber dem Vorwochenendstand um 0,49 % im Plus.
Rohstoffe: Deutlich anziehende Ölpreise
Die Eskalation des Nahostkonflikts hat die Ölpreise merklich verteuert. So verletzten zur Wochenmitte explodierende Kommunikationsgeräte im Libanon mehrere Tausende Menschen und töteten einzelne. Der Chef der Terrororganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, machte Israel verantwortlich. Beide Seiten intensivierten seitdem ihren Beschuss. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich auf Wochensicht um 3,19 % auf 74,76 USDollar.
Konjunkturerwartungen trüben sich weiter ein
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im September erneut deutlich zurückgegangen. Der auf einer monatlichen Umfrage unter Finanzmarktfachleuten beruhende Indikator brach gegenüber dem Vormonat um 15,6 Punkte auf 3,6 Punkte ein, nachdem er bereits im August sichtlich um 22,6 Punkte gesunken war. Damit halten sich die Prozentanteile von Umfrageteilnehmern, die für die nächsten sechs Monate mit einer wirtschaftlichen Besserung rechnen, und jene, die eine Verschlechterung erwarten, wieder nahezu die Waage.
Zur weiteren Eintrübung der Konjunkturerwartungen dürfte unter anderem der jüngste Rückgang der hiesigen Industrieproduktion beigetragen haben und die zuletzt vielfach nach unten revidierten Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft. Auch die aktuelle Lage wurde von den befragten Experten schlechter bewertet. Der ZEW-Lage-Indikator fiel um 7,2 auf -84,5 Punkte und markiert damit den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Insgesamt scheint das angespannte Konjunkturbild, dass die jüngsten Umfrageergebnisse zeigen, etwas überzeichnet zu sein. Andere Daten stimmen etwas hoffnungsvoller: Das Absinken der deutschen Inflationsrate und der kräftige Anstieg des Wöchentlichen Aktivitätsindexes der Deutschen Bundesbank lässt auf eine Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung schließen.
Baugenehmigungen auf Talfahrt
Im Juli hat sich der Abwärtstrend bei den Wohnungsbaugenehmigungen leicht abgeschwächt fortgesetzt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden für den Bau in neu zu errichtenden Wohngebäuden 13.400 Wohnungen genehmigt. Dies waren 20,3 % oder 3.400 Wohnungen weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat. Im etwas längeren Zeitraum von Januar bis Juli 2024 wurden 98.700 Neubauwohnungen genehmigt, 23,1 % Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Besonders deutlich fiel der Rückgang bei den Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser (-28,4 % auf 22.100) aus. Demgegenüber verminderte sich die Zahl genehmigter Wohnungen bei Zweifamilienhäusern (-14,7 % auf 7.600) und bei Mehrfamilienhäusern (-21,6 % auf 65.600 Wohnungen) weniger deutlich. Alles in allem lässt die Entwicklung der Baugenehmigungen auf eine anhaltend schwache Baukonjunktur schließen. Die Bauproduktion lag im Juli preis-, kalender- und saisonbereinigt um 4,8 % unter ihrem entsprechenden Vorjahresmonatswert.
Auftragsbestand erstmals wieder im Plus
Der Auftragsbestand im hiesigen Verarbeitenden Gewerbe scheint sich nach einer langwierigen Abwärtsbewegung zu festigen. Dies legen zumindest die jüngsten amtlichen Daten nahe. Demnach ist der Auftragsbestand im Juli gegenüber Juni preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,0 % gestiegen. Maßgeblich für den ersten Zuwachs seit Ende 2023 war die Entwicklung im Sonstigen Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge). Hier waren die Neuaufträge im Juli um kräftige 86,5 % gestiegen, befördert von Großaufträgen. Diese Großaufträge sorgten auch dafür, dass der Auftragseingang aus dem Ausland um deutliche 5,1 % zulegte, während die Bestellungen aus dem Inland stagnierten.
Euroraum-Inflationsrate von 2,2 % bestätigt
Eurostat hat inzwischen detaillierte Angaben zur jüngsten Entwicklung der Euroraum- Verbraucherpreise veröffentlicht und dabei das zentrale Ergebnis seiner Ende August publizierten ersten Schätzungen bestätigt. So ist die Inflationsrate des Währungsraums, basierend auf der jährlichen Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), von 2,6 % im Juli auf 2,2 % im August gesunken. Die Inflationsrate nähert sich damit weiter dem mittelfristig von der EZB angestrebten Zielwert von 2 % an.
Hauptgrund für den Rückgang der Gesamtrate waren die Energiepreise, die sich im Zuge sinkender Rohölnotierungen um 3,0 % verbilligten, nachdem sie zuvor noch um 1,2 % gestiegen waren. Bei den Dienstleistungspreisen, deren Entwicklung stark durch die kräftigen Lohnsteigerungen beeinflusst wird, hat sich der Preisauftrieb aber leicht erhöht. Sie stiegen im August um 4,1 %, nachdem sie sich im Juli um 4,0 % verteuert hatten. Vor diesem Hintergrund verharrte die Kerninflationsrate, ohne Berücksichtigung der Energiepreise, bei hohen 2,8 %.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR