Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 28.10.2024

  • Märkte im Bann der US-Präsidentschaftswahl
  • Diskussion über nächsten EZB-Zinsschritt
  • Aktien: Warten auf US-Präsidentschaftswahl
  • Anleihen: Zinssorgen nehmen zu
  • Devisen: Euro gibt etwas nach
  • Rohstoffe: Ölpreis gestiegen
  • Stabilisierung des Geschäftsklimas
  • Weiter sinkende Industrie-Erzeugerpreise
  • Dienstleistungssektor mit höherem Umsatz
  • Aufhellung des Euroraum-Verbrauchervertrauens

Märkte im Bann der US-Präsidentschaftswahl

Die US-Präsidentschaftswahl am Dienstag, dem 5. November wirft zunehmend ihren Schatten voraus. In den Vordergrund treten die möglichen Auswirkungen des Wahlergebnisses auf die Wirtschaft. Eine Wahl von Kamala Harris würde in vielen Bereichen eher ein „weiter so!“ der Politik Bidens mit sich bringen. Doch würde Harris die expansive Fiskalpolitik Bidens fortsetzen und die Schuldenquote der USA weiter in die Höhe treiben, ein wichtiges Thema für die Finanzmärkte.

Viel gravierender wären die Auswirkungen einer Wahl Donald Trumps. In seinem Fokus stehen massive Zollerhöhungen. Für Deutschland hätten diese erhebliche wachstumsdämpfende Auswirkungen, die die erwartete Erholung der deutschen Konjunktur in Frage stellen könnten. In den USA würden höhere Zölle preissteigernd wirken. Hinzu kommen die preistreibenden Effekte der von Trump und seinen Vizekandidaten J.D. Vance propagierten Rücksendung illegaler Einwanderer.

Dies würde die Arbeitskräfteknappheit erhöhen, insbesondere im Bau, bei Dienstleistungen und in der Landwirtschaft. Über höhere Löhne könnte dies auch auf die Preise durchschlagen. Die Fed könnte sich mit höheren Zinsen dagegen stemmen. Manche der bisherigen Zinsszenarien in Finanzhäusern könnten damit aber hinfällig werden.

Diskussion über nächsten EZB-Zinsschritt

Im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Diskussion über eine mögliche weitere Zinssenkung auf der kommenden geldpolitischen Ratssitzung am Donnerstag, dem 12. Dezember, an Fahrt aufgenommen. Der portugiesische Notenbankchef Mario Centeno stellte eine Zinssenkung um 50-Basispunkte in den Raum, andere Notenbanker versuchten die Zinssenkungsspekulationen wieder einzufangen. Denn weiterhin ist der Lohnauftrieb im Euroraum hoch und die um schwankungsanfällige Komponenten bereinigte Kernrate der Inflation mit 2,7 % deutlich höher als das Inflationsziel der EZB in Höhe von 2 %.

Aktien: Warten auf US-Präsidentschaftswahl

Die Händler am Aktienmarkt agierten im Vor-feld der US-Präsidentschaftswahlen zuneh-mend vorsichtig. Der Wahlausgang ist weit-gehend offen, eine Wahl Donald Trumps hätte weitreichende negative Auswirkungen sowohl auf die USA als auch auf Europa. Der positive ifo Geschäftsklimaindex bewegte den Aktien-markt am Freitag kaum. Positiv wurden am Donnerstag die schwachen Einkaufsmanager-indizes für Europa aufgenommen, sie erhöhen aus Sicht der Anleger die Chance auf einen großen EZB-Zinsschritt im Dezember. Der Leitindex DAX schloss am Freitag, dem 25. Oktober mit 19.463 Punkten, im Vor-wochenvergleich war dies ein leichtes Minus von 1,0 %. Der Dow Jones gab um 2,7 % auf 42.114 Punkte nach.

Anleihen: Zinssorgen nehmen zu

Die Anleiherenditen haben sich in Deutschland leicht erhöht. Am Ende der Woche belastete das positive ifo Geschäftsklima die Kurse, da-vor hatten Zinssenkungserwartungen die Kur-se gestützt. Am Anfang der Woche hatte ein schwacher Anstieg der deutschen Erzeuger- preise die Kurse belastet. In den USA übten Sorgen vor hohen Zinsen Aufwärtsdruck auf die Renditen aus. Ursache waren zum einen robuste US-Konjunkturdaten. Andererseits sind aber auch Sorgen vor einem Wahlsieg Donald Trumps mit Inflationssorgen und damit entsprechend höheren Leitzinsen verbunden. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen lag zum Ende der Woche bei 2,29 %, 10 Basis-punkte höher als eine Woche zuvor. In den USA erhöhte sich die Benchmarkrendite um 16 Basispunkte auf 4,24 %.

Devisen: Euro gibt etwas nach

Unter dem Einfluss der unterschiedlichen Zinsperspektiven wertete der US-Dollar gegenüber dem Euro auf. Zum Ende der Woche kostete der Euro 1,08 US-Dollar, 0,2 % weniger als eine Woche zuvor.

Rohstoffe: Ölpreis gestiegen

Die Ölpreisentwicklung bewegen sich im Spannungsfeld zwischen der angespannten Lage im Nahen Osten und einer konjunktur-bedingten Nachfrageschwäche. Am Freitag kostete Rohöl der Sorte Brent 75,88 Dollar und damit 4,5 % mehr als eine Woche zuvor.

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Stabilisierung des Geschäftsklimas

Im Oktober hat sich das Geschäftsklima in Deutschland nicht weiter verschlechtert. Der anhand einer monatlichen Unternehmens-umfrage des ifo Instituts berechnete ifo Geschäftsklimaindex stieg um 1,1 auf 86,5 Punkte, nachdem er zuvor vier Monate in Folge gesunken war. Zur Aufhellung des Geschäftsklimas trugen die Lagebeurteilungen und die Erwartungen bei, die von den Unternehmen angesichts der abflauenden Inflation und sinkender Leitzinsen weniger pessimistisch bewertet wurden als zuvor. Die Saldenwerte der Lage- und Erwartungs-Bewertungen bewegen sich aber noch auf einem niedrigen Niveau. Zudem ist gemäß den Umfrageergebnissen die mittlere Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe weiter gesunken, um 1,2 Prozent-punkte auf 76,5 %. Daher sollte der Anstieg des Geschäftsklimas noch nicht als sicheres Indiz einer Erholung der Konjunktur gewertet werden.

Weiter sinkende Industrie-Erzeugerpreise

In Deutschland hat sich der Preisrückgang auf der Erzeugerstufe zuletzt etwas beschleunigt. Der Erzeugerpreisindex gewerblicher Güter unterschritt im September seinen Vorjahres-monatswert um 1,4 %. Im August hatten die Erzeugerpreise noch um 0,8 % nachgegeben. Hauptgrund für den Preisrückgang war auch im September eine deutliche Verbilligung der Energiepreise (-6,6 %). Die Erzeugerpreise für Investitions- (+2,0 %), Verbrauchs- (+1,5 %), Gebrauchs- (+0,9 %) und Vorleistungsgüter (+0,5 %) legten hingegen zu. Insgesamt lassen die Preise auf der Erzeugerstufe für den Oktober eine weiterhin niedrige Verbraucherpreis-Inflationsrate erwarten. Im September war die Inflationsrate, gemessen an den jährlichen Veränderungen des Verbrauch-erpreisindex (VPI), von zuvor 1,9 % im August auf 1,6 % gesunken. Für November und Dezember zeichnet sich jedoch wieder ein Anstieg der Inflationsrate auf über 2 % ab, im Zuge des Basiseffekts der Energiepreisrück-gänge von Ende 2023.

Dienstleistungssektor mit höherem Umsatz

Angesichts der abflauenden Inflation, der vielfach kräftig steigenden Löhne und der insgesamt robusten Arbeitsmarktlage dürften die Konsumausgaben der privaten Haushalte Deutschlands im 3. Quartal zugenommen haben. Hierauf deuten auch die jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes zum Umsatz im Dienstleistungsbereich hin, die nach Überwindung von IT-Problemen im Zuge einer umfangreichen Umstellung der Statistiken zur Erfüllung neuer EU-Datenanforderungen nunmehr bis Juli vorliegen. Demnach stieg der preis-, kalender- und saisonbereinigte Dienstleistungsumsatz im Juli gegenüber Juni um 0,8 %. Im Vergleich zum gesamten 2. Quartal lag der Umsatz um 0,6 % im Plus. Der sich abzeichnende Anstieg des Privatkonsums dürfte aber nicht stark genug ausgefallen sein, um die sich abzeichnenden Rückgänge im Außenhandel und bei den Investitions-ausgaben ausgleichen zu können. Das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlands-produkt (BIP) dürfte daher, nach dem minimalen Rückgang im 2. Quartal um 0,1 %, im 3. Quartal gegenüber dem Vorquartal erneut gesunken sein. Jüngste Schätzung des BVR signalisieren eine BIP-Schrumpfung um etwa 0,5 %. Erste amtlichen Angaben zur BIP-Entwicklung im 3. Quartal werden am 30. Oktober veröffentlicht.

Aufhellung des Euroraum-Verbrauchervertrauens

Im Euroraum hat sich die wirtschaftliche Stimmung unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern abermals aufgehellt. Nach vorläufigen Angaben der EU-Kommission stieg der Indikator des Verbrauchervertrauens leicht von -12,9 Punkten im September auf -12,5 Punkte im Oktober. Der Indikator setzte damit seinen bereits seit Ende 2023 feststellbaren Aufwärtstrend fort. Er befindet sich aber noch immer unter seinem langjährigen Mittelwert von -11,4 Punkten. Zur jüngsten Stimmungsverbesserung dürfte nicht zuletzt die auch im Euroraum als Ganzes rückläufige Inflationsrate beigetragen haben. Die Euroraum Inflationsrate war im September auf 1,7 % gesunken und lag damit erstmals seit Juni wieder unter der geldpolitisch bedeutsamen Marke von 2 % lag.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR