Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 29.01.2024

  • Schritt für Schritt zur Zinssenkung
  • Fed könnte einen Schritt weiter sein
  • Aktien: Gute Woche für europäische Aktien
  • Anleihen: EZB überrascht nicht
  • Devisen: Euro ohne Impuls
  • Rohstoffe: Brent zieht leicht an
  • Geschäftsklimaindex erneut gesunken
  • Konsumklima-Indikator gibt deutlich nach
  • Schwächeres Euroraum-Verbrauchervertrauen
  • Rückläufige Exporte

Schritt für Schritt zur Zinssenkung

Die Europäische Zentralbank (EZB) hielt ihre Zinsen vergangene Woche stabil. Am vergangenen Donnerstag, dem 25. Januar 2024, verkündete sie in der vielleicht ruhigsten Sitzung der letzten zwei Jahre, dass die geldpolitische Transmission wirke, die Inflation senke und die EZB die Lage weiter beobachten werde.

Obwohl sie Zinssenkungen nicht diskutierte und die EZB-Gouverneure das auch nicht wollen, wehrte sich die Notenbank kaum gegen die Erwartungen der Märkte. Dort werden zwischen 100 und 150 Basispunkte Zinssenkungen für 2024 gehandelt, die im April beginnen könnten.

Zwar deutet die vorsichtige Sprache ebenso wie ihr abwartendes Handeln eher auf spätere und geringere Zinssenkungen hin. Gleichzeitig signalisiert der EZB-Rat, dass er mit den Märkten in der Grundrichtung übereinstimmt. Die Inflation fällt, eine Preis-Lohn-Spirale ebenso wie schwere wirtschaftliche Folgen könnten vermieden werden.

Andernfalls würde der Rat, wie zuvor, offener gegen die Markterwartungen argumentieren.

Dennoch dürften die Zinsen, ausgehend von der eher vorsichtigen Kommunikation, eher ab Juni sinken. Märkte wie Beobachter sehen zwar die Option einer ersten Zinssenkung im Frühjahr. Der EZB-Rat dürfte sie dann ebenfalls diskutieren. Der BVR geht jedoch davon aus, dass die Notenbank noch bis zum Frühsommer abwarten wird, um hinsichtlich des Inflationsdrucks mehr Sicherheit zu haben.

Fed könnte einen Schritt weiter sein

Ähnlich verhält es sich bei der Federal Reserve (Fed), die in dieser Woche tagen wird. Auch sie dürfte die Zinsen erst noch stabil halten und an den Märkten damit keinen Impuls auslösen. Da die Fed ihren Zinszyklus früher begann, ihre Leitzinsen, die der EZB übertreffen, die USA aber zuletzt ähnliche Inflationsraten aufwiesen, könnte sie auch bereits früher ihre Leitzinsen senken. Eine Zinssenkung vor der Sitzung Ende April bzw. am 1. Mai bleibt aber sehr unwahrscheinlich.

Aktien: Gute Woche für europäische Aktien

Der DAX legte in der vergangenen Woche 2,45 % auf 16.961,39 Punkte zu, der Euro Stoxx 50 4,2 %. Damit übertrafen die Indizes ihre US-amerikanischen Pendants, die eher auf der Stelle verharrten: Der Nasdaq Composite legte um 0,94 % zu, der S&P 500 um 1,06 %. Trotz schwacher Signale aus Deutschland (s. Konjunkturteil) hellte sich der europäische Ausblick auf den Finanzmärkten also auf. Dazu trug die EZB bei, die – wie beschrieben – die Zinssenkungserwartungen nicht nennenswert bekämpfte. Zugleich sind europäische Papiere niedriger bewertet als US-amerikanische, sodass das Kurspotential höher ist.

Anleihen: EZB überrascht nicht

Die Anleihenmärkte im Euroraum erlebten nur kleine Ausschläge um den Zinsentscheid der EZB und beendeten die Woche fast unverändert zum Einstand. Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihe beispielsweise öffneten bei 2,31 % und schlossen bei 2,30 %. Die der gleichlangen italienischen Anleihe fiel von 3,87 % auf 3,82 %. Das verdeutlicht, wie wenig überraschend die vergangene EZB-Sitzung war.

Devisen: Euro ohne Impuls

Die Gemeinschaftswährung fiel in der vergangenen Woche zwar erneut zum Dollar, aber nur um 0,4 % auf 1,085 Dollar. Damit liegt der Euro zwar historisch weiterhin eher niedrig, aber immer noch 2,73 % höher als vor drei Monaten und nur –0,34 % tiefer als vor einem Jahr. Das zeugt davon, dass sich der Euro gegenwärtig stabilisiert hat.

Rohstoffe: Brent zieht leicht an

Der Barrel-Preis des Referenzrohöls Brent erhöhte sich in der letzten Woche um 3,62 % auf 81,95 Dollar. Damit liegt der Ölpreis weiterhin rund 10 % unter seinem Wert von vor zwei Jahren, kurz vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Er liegt auch rund 10 % unter seinem Wert von vor drei Monaten, als der Terrorangriff der Hamas und die israelische Gegenoffensive noch präsenter waren.

Da jedoch am Sonntag, dem 28. Januar, US-Soldaten bei einem Drohnenangriff im Nahen Osten getötet wurden, vermutlich durch iranische Truppen oder deren Stellvertreter, bleibt eine neuerliche Eskalation möglich. Der Ölpreis könnte sich also in dieser Woche selbst ohne Eskalation volatil verhalten.

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Geschäftsklimaindex erneut gesunken

Zu Jahresbeginn hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft erneut verschlechtert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Januar um 1,1 Punkte auf 85,2 Punkte zurückgegangen, nachdem er bereits im Dezember um 0,9 Punkte gesunken war. Zum jüngsten Rückgang des wichtigen Konjunkturindikators trug sowohl seine Erwartungs-, als auch seine Lagekomponente bei. So haben die vom ifo Institut befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage, angesichts der noch immer hohen Preissteigerungen, der gestiegenen Zinsen und der schwachen in- und ausländischen Nachfrage, erstmals seit August 2020 mehrheitlich mit „schlecht“ bewertet. Zudem hat sich ihre Skepsis mit Blick auf die Perspektiven verstärkt, was angesichts der zuletzt vielfach verminderten Konjunkturprognosewerte nicht verwundert. Derzeit rechnet per Saldo jeder vierte Umfrageteilnehmer mit einer Verschlechterung der Geschäftsklage in den nächsten sechs Monaten. Mit Ausnahme des Verarbeitenden Gewerbes hat sich die Stimmung in allen betrachteten Bereichen eingetrübt. Verhalten stimmt auch, dass die durchschnittliche Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe gesunken ist. Sie gab von zuvor 81,9 % auf 81,0 % nach und befindet sich damit rund 2,5 Prozentpunkte unter ihrem langjährigen Mittelwert.

Konsumklima-Indikator gibt deutlich nach

Unter den hiesigen Verbrauchern hat sich die Stimmung ebenfalls verschlechtert. Gemäß der aktuellen Prognose des Marktforschungsinstituts GfK dürfte deren Konsumklima-Indikator im Februar deutlich nachgeben. Demnach wird der Indikator gegenüber dem Vormonat um 4,3 Punkte auf -29,7 Punkte fallen. Damit würden die Anstiege vom Dezember und Januar eingeebnet werden. Nach GfK-Angaben haben sich jüngst die Konjunktur- und Einkommenserwartungen der befragten Konsumenten und auch deren Anschaffungsneigung verschlechtert. Alles in allem untermauern die jüngsten Umfrageergebnisse die Prognose des BVR, dass die konjunkturelle Schwächephase Deutschlands zunächst noch andauern wird, jedoch ohne einen Einbruch. Erst in der 2. Jahreshälfte ist mit einer leichten Belebung zu rechnen.

Schwächeres Euroraum-Verbrauchervertrauen

Nicht nur in Deutschland, auch im Euroraum als Ganzes hat sich die Stimmung unter den Verbrauchern zu Jahresbeginn eingetrübt. Wie die EU-Kommission anhand vorläufiger Angaben mitteilte, ist der Indikator des Verbrauchervertrauens im Januar um 1,0 Punkte auf -16,1 Punkte gesunken. Die Stimmungsaufhellung vom Jahresende 2023 hat sich damit zunächst nicht weiter fortgesetzt. Zur Eintrübung dürfte der Preisauftrieb beigetragen haben, der sich im Euroraum - wie auch in Deutschland - zuletzt beschleunigt hat und die Kaufkraft der Privathaushalte stärker vermindert. So lag der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) im Dezember um 2,9 % über seinem Vorjahresmonatsstand. Im November hatte die Inflationsrate noch bei 2,4 % gelegen. Das noch immer niedrige Niveau des Verbrauchervertrauen-Indikators lässt für das laufende 1. Quartal noch keine durchgreifende Belebung des Privatkonsums erwarten.

Rückläufige Exporte

Nachdem die Warenausfuhren der deutschen Wirtschaft im November überraschenderweise deutlich gestiegen waren, dürften sie im Dezember wieder zurückgegangen sein. Hierauf deuten zumindest die vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Exporten in die Staaten außerhalb der EU (Drittstaaten) hin. Demnach sind die Ausfuhren in diesen Staaten im Dezember gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saison-bereinigt um 4,0 % gesunken. Im Vergleich zum Dezember 2022 lagen die Exporte um 9,2 % im Minus. Zum kräftigen Rückgang trug das Geschäft mit den Vereinigten Staaten (-9,9 %) bei, die im Dezember abermals der wichtigste Abnehmer für deutsche Exportgüter waren. Noch deutlicher fiel das Minus im Handel mit China (-12,7 %) aus, was als weiteres Indiz für die dortige Konjunkturschwäche interpretiert werden kann. Detaillierte Angaben zum Außenhandel Deutschlands im Dezember wird das Statistische Bundesamt am 5. Februar veröffentlichen.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR