Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 29.04.2024
- Was signalisiert die Fed?
- Aktien: US-Tech treibt die Börsen wieder hoch
- Anleihen: Leichte Kursverluste vor Fed-Sitzung
- Devisen: Ruhige Woche für den Euro
- Rohstoffe: Ölpreis ebenfalls unverändert (hoch)
- Geschäftsklimaindex erneut gestiegen
- Weitere Aufhellung des Konsumklimas
- Gestiegenes Verbrauchervertrauen auch im Euroraum
- Rückläufige Warenausfuhren in Nicht-EU-Staaten
Was signalisiert die Fed?
Die US-Notenbank Fed wird am 30. April und 1. Mai über ihre Geldpolitik entscheiden. Sie dürfte den Leitzins unverändert im Korridor von 5,25 bis 5,5 % lassen. Die Märkte aber warten auf Signale für den künftigen Zinspfad.
Einzelne US-Banken warnen bereits vor steigenden Zinsen. Die prominenteste These präsentierte bereits Anfang April Jamie Dimon, der Chef von JPMorgan Chase. Seine Bank rechne mit Leitzinsszenarien von 2 bis 8 %, sagte er damals. Im Optionshandel werden laut Financial Times Zinserhöhungen der Fed eingepreist, wenngleich deren Wahrscheinlichkeit mit 20 % noch keine Mehrheitsmeinung ist.
Die Mehrheit erwartet inzwischen jedoch auch nicht mehr die sechs Zinssenkungen und insgesamt 150 Basispunkte, die zu Jahresbeginn eingepreist wurden. Analysten können sich zusehends vorstellen, dass es nur eine einzelne Zinssenkung um 25 Basispunkte geben wird. Ob dieser Bandbreite an Möglichkeiten erhoffen sich die Marktakteure Signale der Fed, diesen Korridor an Optionen wieder einzuschränken.
Die Fed dürfte diesen Hoffnungen kaum entsprechen. Ähnlich der EZB legt die Fed gegenwärtig viel Wert auf ihre Flexibilität, auf erneute Inflationsüberraschungen schnell reagieren zu können.
Eine Zinserhöhung bleibt jedoch unwahrscheinlich. Zum einen möchte auch die Fed nicht riskieren, mit weiteren Zinserhöhungen die erhoffte weiche Landung der Inflationsbekämpfung zu verhindern. Zum anderen möchte die Fed vermutlich eine Politisierung ihrer Rolle verhindern, die wahrscheinlich würde, wenn sie im laufenden US-Wahlkampf die Zinsen erhöhen würde.
Dennoch dürfte die Fed auf die weiterhin hohe Inflation in den USA verweisen: Die Verbraucherpreisinflation lag im April bei 3,5 %, die Kerninflation bei 3,8 % und die zusehends wichtigere Dienstleistungsinflation bei 5,4 %. Wenn sie daraus einen vorsichtigeren Kurs für die Fed ableitet, kann das als Signal gegen Zinssenkungen aufgefasst werden.
Aktien: US-Tech treibt die Börsen wieder hoch
Gute Zahlen der US-Tech-Giganten Alphabet und Microsoft stoppten die jüngsten Börsenrücksetzer. Der Tech-Index Nasdaq legte in der Vorwoche um 4,23 % zu, der breitere S&P 500 noch um 2,67 %. Von dieser Stimmungsaufhellung profitierte auch Europa, dessen EuroStoxx 1,8 % gewinnen konnte, der DAX sogar um 2,39 %. Er übertraf damit wieder die Marke von 18.000 Punkten.
Anleihen: Leichte Kursverluste vor Fed-Sitzung
Die Anleihenkurse fielen beiderseits des Atlantiks, getrieben von steigenden Inflations- und damit Leitzinserwartungen in den USA. Über den dortigen, dominanten Finanzmarkt wirken US-Entscheidungen global, vor allem in den finanziell eng verflochtenen Volkswirtschaften wie dem Euroraum.
Die Renditen der Anleihen legten folglich zu und erreichten Dreimonatshöchststände. Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihe stieg um 5,4 Basispunkte auf 4,67 % zum Wochenende, die Rendite der gleichlangen deutschen Anleihe stieg um 6,9 Basispunkte auf 2,57 %.
Devisen: Ruhige Woche für den Euro
Der Euro hielt sich vergangene Woche quasi unverändert bei einem Wert von 1,068 zum Dollar. Die kommende Fed-Entscheidung dürfte den Wechselkurs aber beeinflussen. Ein restriktiverer Kurs der Fed könnte die Gemeinschaftswährung weiter abwerten lassen. Denn die EZB dürfte ob der schwächeren europäischen Konjunktur und der schneller abklingenden Inflation eher an ihren Zinssenkungen festhalten können. Sollte sich die Fed unerwartet positiv zu ihren Inflationserwartungen äußern, könnte der Euro hingegen aufwerten.
Rohstoffe: Ölpreis ebenfalls unverändert (hoch)
Pro Barrel Rohöl der Referenzsorte Brent wurden Ende der letzten Woche 87,64 Dollar fällig. Zur Vorwoche steht der Preis damit nur 0,39 % höher. Er bewegt sich aber weiterhin im oberen Bereich des Preiskorridors der letzten zwölf Monate. Den OPEC und Russland gelingt es bisher, Produktion und Verkauf wirksam zu begrenzen, um die Preise auf dem ihrerseits gewünschten, höheren Niveau zu halten.
Geschäftsklimaindex erneut gestiegen
Im April hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verbessert. Der auf einer monatlichen Unternehmensumfrage des Münchener Wirtschaftsforschungsinstituts ifo beruhende Geschäftsklimaindex erhöhte sich gegenüber März um deutliche 1,5 Punkte auf 89,4 Punkte. Zum nunmehr dritten Anstieg des konjunkturellen Frühindikators in Folge trug seine Lage- und seine Erwartungskomponente bei: So haben die befragten Unternehmen ihre laufenden Geschäfte insgesamt etwas zufriedener bewertet als zuvor und in ihren Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate ließ die Skepsis weiter nach. Positiv stimmt auch, dass sich das Geschäftsklima im April in allen betrachteten Wirtschaftsbereichen verbesserte. Besonders deutlich hellte sich die Stimmung bei den Dienstleistungsunternehmen auf.
Weitere Aufhellung des Konsumklimas
Parallel zum Geschäftsklima hat sich auch das Konsumklima in Deutschland abermals aufgehellt. Wie das Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK mitteilte, kletterte der Konsumklimaindikator von -28,8 Punkten im März auf -27,3 Punkte im April und dürfte im Mai weiter um 3,1 Punkte auf dann -24,2 Punkte steigen. Der wichtige Stimmungsindikator würde damit ebenfalls bereits den dritten Monat in Folge zulegen. Gemäß den GfK-Angaben nahm die Einkommenserwartung der befragten Verbraucher spürbar zu und ihre Konjunkturerwartung und ihre Anschaffungsneigung stiegen moderat.
Die jüngsten Anstiege des GfK Konsumklimas und des ifo Geschäftsklimaindexes sind als starkes Signal für eine Konjunkturwende zu interpretieren. Angesichts der perspektivisch weiter nachlassenden Inflation, der vielfach kräftig steigenden Löhne und der robusten Arbeitsmarktlage dürfte der Privatkonsum mehr und mehr zum Wachstumsmotor werden. Für einen durchgreifenden Aufschwung müsste sich nun aber auch das Investitions- und das Außenwirtschaftsklima aufhellen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Erholung von der hartnäckigen Wirtschaftsschwäche zunächst wenig Dynamik entfalten.
Gestiegenes Verbrauchervertrauen auch im Euroraum
Nicht nur in Deutschland, auch im Euroraum als Ganzes hat sich die wirtschaftliche Stimmung unter den Verbrauchern aufgehellt. Wie die EU-Kommission anhand vorläufiger Daten mitteilte, stieg der Index des Verbrauchervertrauens im April leicht um 0,2 Punkte auf einen Stand von -14,7 Punkten.
Zum neuerlichen Anstieg des Stimmungsindikators, ebenfalls der dritte in Folge, dürften vor allem die Verbraucherpreise beigetragen haben. Deren Anstieg hat sich zuletzt weiter vermindert. So ist die Inflationsrate des Euroraums, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), von 2,6 % im Februar auf 2,4 % im März gesunken, was für sich betrachtet die Belastung der Verbraucher entspannt. Insgesamt spricht die Entwicklung des Verbrauchervertrauens dafür, dass die privaten Konsumausgaben zu Jahresbeginn abermals leicht gestiegen sind. Sie hatten zuletzt, im 4. Quartal 2023, gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,1 % zugelegt.
Rückläufige Warenausfuhren in Nicht-EU-Staaten
Nach einem Rückgang im Februar könnten die Warenexporte der deutschen Wirtschaft im März erneut gesunken sein. Hierauf deuten zumindest die vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes zum Handel mit den Staaten außerhalb der EU hin. Demnach gaben die Ausfuhren in diese Staaten von Februar auf März kalender- und saisonbereinigt um 0,8 % auf 59,4 Mrd. Euro nach.
Im 1. Quartal dürften die gesamten Warenausfuhren Deutschlands, wegen des kräftigen Wachstums vom Januar, jedoch etwas zugenommen haben. Sollten die Einfuhren nahezu auf dem Vorquartalsniveau stagnieren, was sich anhand der derzeit für Januar und Februar vorliegenden Daten abzeichnet, könnte der Außenhandel als Ganzes einen positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geleistet haben. Erste amtliche Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Jahresauftaktquartal werden vom Statistischen Bundesamt am 30. April veröffentlicht.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR