Herr Mertke, Sie haben von 1978 bis 1980 Ihre Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Berliner Volksbank gemacht. Was können Sie jungen Leuten, die sich bei uns bewerben wollen oder gerade in der Ausbildung sind, für Tipps geben?
Also denen, die sich bewerben wollen, möchte ich gerne einen Tipp mitgeben: Bevor sie die Bewerbung abschicken, sollten sie sich im Klaren darüber sein, ob sie tatsächlich Spaß daran haben, mit Menschen umzugehen und zu arbeiten. Das ist auch der Kernpunkt unserer Arbeit – der positive Umgang mit Menschen.
Wenn man es dann geschafft und den Ausbildungsvertrag mit der Bank unterschrieben hat, gilt zu allererst, Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber zu zeigen. Weiterhin sind Fleiß, Durchhaltevermögen, Einsatzbereitschaft und die Bereitschaft, Veränderungsprozesse mitzugehen, wichtig.
Gibt es etwas, zu dem Sie sagen, dass es schön gewesen wäre, wenn es das während Ihrer Zeit als Auszubildender schon gegeben hätte?
Es gibt in der Tat zwei Dinge, die mir sofort eingefallen sind. Ich hätte mich damals gefreut, wenn wir das duale Studium schon angeboten bekommen hätten. Weil es mir persönlich einfach die Möglichkeit gegeben hätte, dann auch mit dem Hochschulabschluss schneller fertig zu sein.
Das zweite Thema ist die Technik. Wir haben die Ausbildungsnachweise noch mit dem Füllfederhalter ausgefüllt. Und jede Hausarbeit ging so oft durch die Schreibmaschine, bis alle Blätter Tipp-Ex-frei vorlagen. Das ist heute schon ein erheblicher Komfort.
Was denken Sie, hat sich am meisten geändert? Und vielleicht können Sie auch vermuten, was sich in den nächsten Jahren in Bezug auf die Ausbildung noch ändern wird?
Also die wesentliche Änderung besteht darin, dass die Technik ganz viele Handgriffe übernommen hat, die früher von Menschen ausgeführt werden mussten. Insofern ist die Ausbildung zum Bankkaufmann zu meiner Lehrzeit eher die Ausbildung zu einer Sachbearbeitungsexpertise gewesen. Wohingegen wir heute tatsächlich die Expertise in der ganzheitlichen Beratung ausbilden. Und das wird die noch ausstehende und ganz wesentliche Veränderung sein. All die Tätigkeiten mit denen wir Daten von einem Menschen, der sie uns erzählt hat, hin zu einem Gerät transportieren, werden in der Zukunft wegfallen. Jeder von uns bringt zunehmend die Bereitschaft auf, Daten, die für einen Vorgang notwendig sind, selber in irgendeinem System zu erfassen.
Das kann man leicht nachvollziehen. Man muss nur mal sehen, wie es heute läuft, wenn einmal im Jahr das Ablesen des Stromzählers ansteht. Ich würde sagen, 80 Prozent der Menschen tragen den Zählerstand online auf der Erfassungsmaske der Netzgesellschaft selbst ein. Die nächste Stufe ist wahrscheinlich eine, bei der man den Zählerstand abfotografiert und irgendwohin schickt.
Das ist natürlich in unserer Branche überhaupt nicht anders. Die Aufgaben werden sich immer mehr hin zu der Schnittstelle Mensch zu Mensch verlagern, also zur Beratung. Das bedeutet für uns, mit Intelligenz das übersetzen zu können, was der Kunde uns im Gespräch erzählt. Wenn wir gut zugehört haben, können wir all das transferieren, um es dann in die richtigen Produkte und Anlagestrategien umzusetzen. So wird der Kunde über alle Lebensphasen hinweg von uns als Bank vernünftig betreut.
Wir wurden von der IHK Berlin als erste Bank in Berlin für exzellente Ausbildung ausgezeichnet. Was macht für Sie die Ausbildung in unserem Hause so exzellent?
Ich denke, es ist die Grundeinstellung, mit der wir den jungen Menschen, die hier die Ausbildung bei uns beginnen, entgegentreten. Da steckt natürlich die große Erwartung dahinter, tatsächlich den potentiellen Nachwuchs für zukünftige Führungsaufgaben zu finden.
Wir haben eine sehr menschennahe Ausbildung organisiert. Unsere Ausbilder arbeiten in der Tat sehr dicht an den Auszubildenden, betreuen sie weit über das fachliche hinaus. Im Zweifel auch mal in persönlichen Dingen. Und so kommt es vor, dass Auszubildende auch ein Stück Lebensberatung erhalten.
Wir bilden mit dem Ziel aus, jungen Menschen die Grundfähigkeit zu vermitteln, aus eigener Kraft erfolgreich zu sein. Und das ist, denke ich, der wesentliche Punkt: Wir wollen keine Sachbearbeitungsmaschinen und wir wollen keine „Produktverklopper“. Wir wollen Menschen, die mit ihrer intellektuellen Kraft in einem möglichst hohen Maße eine selbstständige Arbeit leisten – im Sinne dessen, was wir uns als Unternehmen zum Ziel gesetzt haben.