Energie kam aus Russland, für das Wachstum sorgte China, und die Verteidigung übernahm die überwiegend von den USA finanzierte NATO. Das war bequem für Deutschland, aber leider nicht von Dauer. Russland liefert nicht mehr, die Chinesen werden wirtschaftlich zu Konkurrenten und die Vereinigten Staaten haben Donald Trump als Präsidenten. „Und das bedeutet, dass wir nicht mehr länger im Windschatten der USA segeln können“, sagte Dr. Jan Holthusen, Bereichsleiter Research und Volkswirtschaft der DZ BANK, im Online-Seminar der Berliner Volksbank. Sein Thema: Die Auswirkungen der erratischen US-Wirtschaftspolitik auf Konjunktur und Kapitalmärkte.
„Wenn die USA als Handelspartner wegbrechen, bekommen Europa und damit Deutschland ein Problem“, sagte Holthusen. Natürlich wäre es möglich, die Handelsbeziehungen zu Partnern wie Japan, Kanada, Großbritannien oder auch Indien auszubauen. „Aber das stößt bald an natürliche Grenzen“, sagte der Research-Leiter der DZ BANK. In der Pharma-Branche geht ein Viertel der Exporte in die USA, im Auto- und Maschinenbau sind es immerhin rund 15 Prozent. Holthusen: „Wir sind auch künftig auf ein konstruktives Verhältnis zu den USA angewiesen.“
Konstruktiv verhalten sich die US-Amerikaner derzeit allerdings nicht, das ist Holthusen völlig klar. Holthusen sprach von „Voodoo Economics“. In der ersten Aprilhälfte hatte US-Präsident Trump mit willkürlich angesetzten und dann teilweise wieder einkassierten Zöllen „die Märkte in Aufruhr“ versetzt.