Wocheninfo vom 03.11.2025
Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Das Wichtigste in Kürze
Geldpolitik bleibt weitgehend vorhersehbar
Die geldpolitische Woche verlief weitgehend wie erwartet. Die Fed hat den nächsten Schritt zur Senkung der Zinsen auf einen Zielkorridor von 3,75 bis 4,0 % beschlossen. Die EZB hat ihre Zinsen hingegen unverändert belassen. Der geldpolitisch relevante Einlagesatz liegt damit weiterhin bei 2,0 %. Der EZB-Rat fühlt sich „gut positioniert”, hält sich aber weiterhin alle Optionen offen, bleibt datenabhängig und entscheidet von Sitzung zu Sitzung. Zwar haben sich die vergangenen Zinssenkungen auch auf die Finanzierungsbedingungen im Euroraum ausgewirkt, doch die Kreditvergabe bleibt weiter verhalten. Die jüngsten Ergebnisse des Bank Lending Survey zeigen eine leichte Verschärfung der Vergaberichtlinien für Kredite an Unternehmen und private Haushalte bei gleichzeitig leicht angestiegener Kreditnachfrage.
Bei der Fed wird die Entscheidungsfindung durch das duale Mandat mit den Zielen Preisstabilität und Vollbeschäftigung getrieben. Zwar ist die Inflation nach wie vor erhöht, der schwächelnde Arbeitsmarkt wurde in diesem Fall jedoch höher gewichtet, sodass die Zinsen entsprechend wie erwartet gesenkt wurden.
Zusätzlich hat die Fed – wie im Vorfeld erwartet – beschlossen, den Verkauf von Anleihen aus ihrem Bestand ab Dezember einzustellen und somit das aktuelle Niveau konstant zu halten. Etwas überraschender kam die Entscheidung aus Japan, die Zinsen unverändert zu lassen. Hier ging man von einer Erhöhung aus, die nun auf einer der nächsten Sitzungen erwartet wird. Die größte Überraschung dürften die Beschlüsse des EZB-Rats zur Einleitung der nächsten Phase des Projekts „Digitaler Euro” gewesen sein. Der EZB-Rat trifft sich üblicherweise alle zwei Wochen zu Besprechungen. Alle sechs Wochen dreht sich ein Treffen um die nächsten geldpolitischen Entscheidungen, die im Anschluss verkündet werden. Themen wie Finanzstabilität, Statistiken oder Zahlungsverkehr, zu dem der digitale Euro zählt, sind eigentlich für die anderen Treffen vorgesehen.
Aktien: Guter Start mit leichterem Ende
Zum Start der vergangenen Handelswoche sorgten die Hoffnungen auf die Asienreise des US-Präsidenten sowie Zinssenkungen für neue Höchststände in den USA, Großbritannien, Spanien und Japan. In den USA trug auch der Optimismus für den Technologiesektor dazu bei. Besonders anschaulich wird dies am Beispiel von Nvidia. Der Tech-Konzern war das erste Unternehmen mit einer Marktbewertung von 5 Bio. US-Dollar. Im weiteren Wochenverlauf holte dann die Realität die Märkte ein. Die Fed zeigte sich zurückhaltender, was weitere Zinssenkungen betrifft, und das US-China- Treffen blieb wenig inspirierend. Zum Wochenschluss bleibt für den DAX ein Minus bei 23.958 Punkten. Auch die europäischen Märkte bleiben im Minus, die amerikanischen schließen dagegen mit einem Plus.
Anleihen: Fed-Enttäuschung erhöht Renditen
Zum Wochenbeginn blieb es an den Rentenmärkten ruhig. Die Anleger warteten auf die Zinsentscheidung der Fed. Da eine Zinssenkung bereits vollständig eingepreist war, spielten Aussagen über mögliche weitere Zinsschritte eine größere Rolle. Die eher zurückhaltenden Äußerungen von Fed-Präsident Powell wurden an den Märkten entsprechend enttäuscht aufgenommen. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Dezember, die an den Märkten eingepreist war, fiel von 90 % am Mittwoch auf unter 60 % am Donnerstag. In der Folge stiegen die Anleiherenditen und lagen zum Wochenschluss etwas höher, in den USA bei 4,10 %, in Deutschland bei 2,64 %.
Devisen: Zinserwartungen stärken US-Dollar
Die geänderten Zinserwartungen spiegeln sich auch in den Wechselkursen wider. Die Zinssenkung selbst war bereits so eingepreist, dass sie keine Auswirkung auf den Wechselkurs hatte. Durch die gesunkenen Zinssenkungswahrscheinlichkeiten wertet der US-Dollar auf Wochensicht zum Euro auf 1,1542 auf.
Rohstoffe: Goldpreis stabilisiert sich wieder
Ankündigungen von Opec+ über Produktionserhöhungen sorgen für weitere Rückgänge beim Ölpreis. Dieser liegt zum Wochenschluss bei 65,10 US-Dollar. Der Goldpreis ist weiter gefallen. Auch die Ernüchterung über das USChina- Treffen und die pessimistischeren Fed- Aussichten sorgten bislang für keine Erholung.
Newsletter - Immer topaktuell informiert sein.
Sie möchten nichts verpassen? Dann abonnieren Sie doch einfach unsereren Newsletter.
Bruttoinlandsprodukt stagnierte im 3. Quartal
In Deutschland hält die gesamtwirtschaftliche Flaute an. Wie das Statistische Bundesamt anhand erster Schätzungen mitteilte, verharrte das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 3. Quartal auf seinem Vorquartalstand. Die Entwicklung verlief damit genauso wie vom BVR im Rahmen seiner Sommer-Konjunkturprognose erwartet (0,0 %). Bereits im 1. Halbjahr hatte das BIP im Wesentlichen stagniert, da auf einem durch US-Zollankündigungen begünstigten Anstieg um 0,3 % im 1. Quartal als Gegenbewegung im 2. Quartal ein (leicht aufwärtsrevidierter) Rückgang um -0,2 % erfolgte.
Gemäß den derzeit verfügbaren Daten wurden die Ausrüstungsinvestitionen zwar erhöht. Dem standen jedoch sinkende Exporte gegenüber, belastet nicht zuletzt durch die in Kraft getretenen höheren US-Importzölle und die enormen wirtschaftlichen Unsicherheiten.
Für das Winterhalbjahr 2025/2026 zeichnet sich eine allmähliche Belebung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab, befördert vor allem durch die langsam wirksam werdenden Fiskalimpulse der Bundesregierung.
Weiteres Euroraum-Wirtschaftswachstum
Trotz der zuletzt noch andauernden Flaute in Deutschland hat sich im Euroraum das leichte Wirtschaftswachstum fortgesetzt. Gemäß der vorläufigen Schnellschätzung von Eurostat legte das preis-, kalender- und saisonbereinigte BIP des Währungsraums im 3. Quartal um 0,2 % zu, nachdem es im 2. Quartal noch um minimal schwächere 0,1 % gestiegen war.
Unter den großen Volkswirtschaften des Euroraums blieb Spanien im Sommerquartal eine wichtige Wachstumsstütze. Hier legte das BIP, offensichtlich befördert durch ein gutes Tourismusgeschäft und eine hohe Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte, erneut überdurchschnittlich zu, um 0,6 %. Aber auch in Frankreich (+0,5 %) expandierte die Wirtschaftsleistung abermals spürbar. In Italien (0,0 %) verlief die BIP-Entwicklung hingegen genauso verhalten wie hierzulande.
Detailliertere Daten zur BIP-Entwicklung im 3. Quartal werden von Eurostat am 14. und vom Statistischen Bundesamt am 25. November veröffentlicht.
Andauernde Flaute auch am Arbeitsmarkt
Die noch nicht überwundene gesamtwirtschaftliche Schwächephase in Deutschland spiegelt sich auch in den jüngsten Arbeitsmarktdaten wider. So blieb die übliche Herbstbelebung bis zuletzt schwunglos.
Zwar ist die Arbeitslosenzahl im Oktober gegenüber dem Vormonat um 44.000 auf 2,911 Mio. Menschen gesunken. In saisonbereinigter Rechnung blieb sie jedoch nahezu unverändert; ebenso wie die Arbeitslosenquote, die bei 6,3 % verharrte. Bei der Erwerbstätigenzahl setzte sich die leichte Abwärtsbewegung fort. Sie verminderte sich im September gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 20.000 auf 45,94 Mio. Menschen.
Für die nahe Zukunft zeichnet sich noch keine Trendwende am Arbeitsmarkt ab. So ist der BA-Stellenindex BA-X, als wichtiger Frühindikator, im Oktober zurückgegangen, um 1 Punkt auf niedrige 97 Punkte.
Inflationsrate leicht auf 2,3 % gesunken
Nach zwei Anstiegen in Folge hat der allgemeine Preisanstieg in Deutschland im Oktober wieder etwas nachgelassen. Gemäß den vorläufigen amtlichen Angaben lag der Verbraucherpreisindex (VPI) um 2,3 % über seinem Vorjahresmonatsniveau. Im September hatten sich die Verbraucherpreise um 2,4 % verteuert. Im Juli und August lag die VPI-Inflationsrate noch bei 2,0 und 2,2 %.
Zum Rückgang der Gesamtrate trugen die Nahrungsmittelpreise bei, die sich im Oktober weniger stark verteuerten als im September (+1,3 % nach +2,1 %). Zudem gaben die Energiepreise wieder etwas stärker nach (-0,9 % nach -0,7 %), wofür auch das Auslaufen des Basiseffekts, der im September 2024 merklich gesunkenen Rohölpreise verantwortlich war. Steigernd auf die Gesamtrate wirkten hingegen die Dienstleistungspreise, die nach aktuellem Rechenstand im Oktober nochmals stärker stiegen als zuvor (+3,5 % nach +3,4 %).
Endgültige Ergebnisse zur Entwicklung der Verbraucherpreise im Oktober werden am 12. November publiziert.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR