Wocheninfo vom 04.08.2025
Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Das Wichtigste in Kürze
Fed bleibt standhaft
Auf ihrer geldpolitischen Sitzung in der vergangenen Woche hat die amerikanische Notenbank Fed die Zinsen erneut unverändert gelassen. Damit stellt sie sich weiterhin gegen die Forderung des US-Präsidenten, die Zinsen zu senken. Dieser hatte zuletzt medienwirksam einen handschriftlichen Brief an den Fed-Präsidenten bei einer Pressekonferenz vorzeigen lassen. Darin forderte er, die Zinsen von aktuell 4,25 bis 4,5 % auf 1 % zu senken. Angriffe auf Zentralbanker in dieser Form sind – glücklicherweise – bis auf wenige Ausnahmen beispiellos. Neben den Zollsorgen sorgen auch die regelmäßigen Angriffe Trumps auf die US-Notenbank für Volatilität an den Finanzmärkten. Wenn wieder versöhnlichere Töne angeschlagen werden, beruhigen sich die Märkte. Das ist zumindest bisher noch der Fall.
Die Fed bleibt also hartnäckig – und das zu Recht. Die Inflation liegt weiterhin deutlich über dem Zielwert und die striktere Einwanderungspolitik sowie die höheren Zölle dürften auch zukünftig für Preisdruck sorgen. Gleichzeitig wird es generell schwieriger, Zinssenkungen zu kommunizieren, ohne dabei als Erfüllungsgehilfe des US-Präsidenten zu wirken. Dies wird auch an einer Veränderung bei dieser Sitzung deutlich: Es gab zwei Gegenstimmen. Seit 1993 war es das erste Mal, dass mehrere Mitglieder gegen den Beschluss stimmten. An der einen oder anderen Stelle ist bereits von indirekten Bewerbungen um die Nachfolge des Fed-Präsidenten die Rede.
EZB: Aussicht unklarer
Im Euroraum kam es zuletzt zu einer Abflachung der Zinsstrukturkurve, gemessen an der Differenz der Renditen von zehn- und zweijährigen deutschen Staatsanleihen. Möglicherweise wird die ursprüngliche Einschätzung der Märkte, die EZB könnte künftig restriktiver handeln, aktuell wieder korrigiert. Während an den Optionsmärkten noch zwei Zinssenkungen der EZB in diesem Jahr eingepreist werden, sank die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung an den Forward-Märkten zuletzt.
Aktien: Zollchaos sorgt für Verluste
An den Finanzmärkten bestehen weiterhin große Unsicherheiten über die US-Handelspolitik. Die vergangene Woche zeichnete sich insbesondere durch chaotische Ankündigungen zu Zöllen gegen einzelne Länder und Anpassungen von getroffenen Abkommen aus. Für die EU werden die höheren Zollsätze erst ab dem 7. August in Kraft treten. Entsprechend schwach verlief die Handelswoche an den Aktienmärkten. Die Tagesverluste am Freitag waren beispielsweise beim DAX die größten seit dem sogenannten „Befreiungstag” Anfang August. Insgesamt schlossen die Märkte die Woche damit deutlich niedriger ab. Der DAX verzeichnet ein Minus von über 3 % auf 23.425 Punkten, der EuroStoxx 50 verlor etwa 3,5 %. Die US-Märkte schließen gut 2 % niedriger.
Anleihen: Schwächelnde Arbeitsmarktdaten
Die Angriffe auf US-Institutionen gehen weiter. So veröffentlichte das Bureau of Labor Statistics (BLS) am Freitag schwächere Arbeitsmarktdaten für die USA und revidierte die Ergebnisse der Vormonate nach unten. Damit zeigt sich für die USA ein schwächelnder Arbeitsmarkt. Der US-Präsident wertete die schlechteren Arbeitsmarktdaten als politischen Angriff und Lüge und entließ kurz darauf die Leiterin der Behörde. Das BLS gilt unter Ökonomen als hervorragende Quelle statistischer Daten. Was der Wechsel für die Datenqualität und das Vertrauen in die Behörde bedeutet, ist noch völlig unklar. An den Märkten kam es zu fallenden Zinsen; die schwächere Wirtschaft sorgte für Zinssenkungsfantasien. Die US-Anleiherenditen schlossen 17 Basispunkte niedriger bei 4,2 %, das deutsche Pendant schloss etwas niedriger bei 2,67 %.
Devisen: Zinsen drücken US-Dollar
Die niedrigeren Zinsen führten auch zu einem schwächeren US-Dollar. Gegenüber dem Euro schloss er bei 1,155 etwa 1,5 % niedriger.
Rohstoffe: Zollstreit wirkt auf Ölpreis
Der Druck der US-Regierung auf Russland sorgt für steigende Ölpreise. Zollverhandlungen der USA mit China und Indien, bei denen u. a. die Handelsbeziehungen mit Russland eine Rolle spielen, dürften auch dazu beitragen. Brent schloss höher bei 69,72 US-Dollar.
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BIP Deutschlands um 0,1 % gesunken
Nach dem, durch Sondereffekte beförderten, stärkeren Jahresauftakt hat sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland im Frühjahr wieder abgeschwächt. Wie das Statistische Bundesamt anhand erster Schätzungen mitteilte, ging das preis-, kalender- und saisonbereinigte BIP im 2. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,1 % zurück.
Während die privaten und staatlichen Konsumausgaben im Frühjahrsquartal erneut zulegten, ging von den Investitionen und vom Außenhandel eine dämpfende Wirkung auf das BIP aus. Insbesondere in Bauten wurde weniger investiert, was sich angesichts der witterungsbedingt vorgezogenen Frühjahrsbelebung im 1. Quartal bereits abgezeichnet hatte. Auch die Warenexporte dürften rückläufig gewesen sein, nachdem sie durch von US-Zollankündigungen ausgelösten Vorzugseffekte im Jahresauftakt merklich gestiegen waren.
Mit der Veröffentlichung der neuen BIP-Zahlen kam es zu Revisionen früherer Ergebnisse. Demnach ist die deutsche Wirtschaft 2023 um 0,9 % geschrumpft (vorher 0,3 %) und 2024 um 0,5 % (vorher 0,2 %). Abgesehen von den Einbrüchen nach der Finanzkrise 2008 und der Covid-Pandemie handelt es sich damit um die schwächste wirtschaftliche Entwicklung seit 1951. Durch die Aufwärtskorrektur der Werte aus dem 4. Quartal 2024 entsteht für 2025 ein statistischer Überhang, der rein rechnerisch für höhere Wachstumswerte für das laufende Jahr sorgt.
Durch die Revisionen ergibt sich für Deutschland ein leicht geändertes konjunkturelles Bild. Die Rückgänge setzten vor allem zum Jahresende 2022 ein und hielten bis Mitte des vergangenen Jahres. Seitdem ergibt sich eine zarte Erholungsbewegung. Im laufenden 3. Quartal dürfte die gesamtwirtschaftliche Entwicklung noch gedämpft blieben. Hierauf lassen zumindest Lageindikatoren wie der ifo Geschäftslagesaldo und der ZEW-Lageindikator schließen, die sich noch immer auf niedrigen Niveaus befinden. Erst ab dem Jahresende dürfte die hartnäckige Wirtschaftsflaute langsam einer Belebung weichen, begünstigt durch allmählich wirksam werdende staatliche Wachstumsimpulse.
Weiterer Anstieg des Euroraum-BIP
Im Gegensatz zur Entwicklung in Deutschland hat sich im Euroraum als Ganzes das reale Wirtschaftswachstum fortgesetzt, wenn auch mit schwächerer Dynamik. Nach ersten vorläufigen Berechnungen von Eurostat expandierte das preis-, kalender- und saisonbereinigte BIP des Währungsraums im 2. Quartal um 0,1 %, nachdem es im 1. Quartal noch um 0,6 % gestiegen war.
Detaillierte Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im 2. Quartal werden für den Euroraum am 14. und für Deutschland am 22. August veröffentlicht.
Inflationsrate bei 2,0 %
In Deutschland hat sich der Preisanstieg auf der Verbraucherstufe überraschend nicht weiter abgeschwächt. Gemäß ersten amtlichen Berechnungen lag der Verbraucherpreisindex (VPI) im Juli um 2,0 % über seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert, unverändert zum Juni. Ökonomen waren von einem leichten Rückgang ausgegangen. Die um schwankende Energie- und Nahrungsmittelpreise bereinigte Kerninflation blieb ebenfalls unverändert und liegt mit 2,7 % noch deutlich über dem Zielwert von 2 %.
Beginn der Sommerpause am Arbeitsmarkt
Der deutsche Arbeitsmarkt steht weiterhin im Zeichen der hartnäckigen Wirtschaftsflaute. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass zu Beginn der Sommerpause die Arbeitslosigkeit stärker gestiegen ist als üblich. Wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte, kletterte die Arbeitslosenzahl von Juni auf Juli um 65.000 auf 2,979 Mio. Menschen. Um die üblichen saisonalen Faktoren bereinigt war ein Anstieg um 2.000 zu verzeichnen. Auch die Arbeitslosenquote legte leicht auf 6,3 % zu.
Allerdings ist die Grundverfassung des Arbeitsmarktes weiterhin als robust zu bezeichnen. Dies zeigt sich auch in der saisonbereinigten Erwerbstätigenzahl, die im Juni mit 45,9 Mio. Menschen nur leicht gegenüber dem Vormonat gesunken ist.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR