Wocheninfo vom 06.10.2025
Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Das Wichtigste in Kürze
Regierung wird an den Märkten nicht vermisst
Nach sieben Jahren ist die amerikanische Regierung zum ersten Mal wieder in einen Shutdown geraten. Die Fronten zwischen Republikanern und Demokraten sind verhärtet. Shutdowns können sich über mehrere Wochen hinziehen. In dieser Zeit werden viele Beschäftigte des öffentlichen Dienstes beurlaubt. Die aktuelle Regierung erwägt jedoch, die Situation zu nutzen, um Entlassungen im Staatssektor durchzuführen. Die ökonomischen Schäden könnten erheblich sein, unter anderem würden Entlassungen den ohnehin schwächelnden Arbeitsmarkt zusätzlich unter Druck setzen.
Angriffe auf öffentliche Einrichtungen und deren Leistungsfähigkeit können außerdem das Vertrauen von Investoren in das amerikanische Sozialkapital nachhaltig schädigen. So könnten beispielsweise Konjunkturdaten nicht mehr veröffentlicht werden, was wirtschaftliche Analysen und somit auch politische Entscheidungen, etwa in der Geldpolitik, nur noch eingeschränkt möglich machen würde. Je nach Länge und Intensität des Shutdowns und der weiteren Angriffe auf Institutionen werden die amerikanischen Märkte zunehmend unsicherer.
Dies geschieht in einer Zeit, in der amerikanische Haushalte ihre Aktieninvestments auf einen Höchststand erhöht haben. Insbesondere KI-Hoffnungen scheinen die gegenwärtigen Höchststände an den Aktienmärkten zu treiben. Diese werden vorwiegend von den großen Tech-Unternehmen getragen und haben zu sehr hohen Bewertungen am amerikanischen Markt geführt. Gerade im Kryptosegment nehmen außerdem die über Fremdfinanzierung abgeschlossenen Wetten auf steigende Kurse weiter zu.
Kurzfristig sind die Effekte von Shutdowns aber begrenzt. Die Märkte können sich gut darauf vorbereiten und historisch betrachtet steigen sie in dieser Zeit sogar. Dies zeigt sich auch in den ersten Handelstagen nach dem Shutdown: Die Regierung scheint an den Märkten nicht besonders vermisst zu werden.
Aktien: Rekorde trotz Shutdown
Die Kurse an den Aktienmärkten steigen. Die politischen Entwicklungen, gerade in den USA, werden weiterhin ausgeblendet. Gerade im Technologiebereich geht es durch Investitionen und Hoffnungen im KI-Bereich weiter nach oben. Der DAX schloss die Handelswoche bei 24.378 Punkten deutlich im Plus. Der EuroStoxx 50 erreichte ein neues Allzeithoch und auch die amerikanischen Märkte schlossen mit neuen Rekordhochs.
Anleihen: Zinssenkungsphantasien steigen
Auch an den Anleihemärkten kam es in der vergangenen Woche zu Käufen. Hier geht man von weiteren US-Zinssenkungen im Oktober aus. Nach den jüngsten, schwächeren Arbeitsmarktdaten sind die Wahrscheinlichkeiten dafür nochmals gestiegen. Entsprechend fielen die Renditen. Zehnjährige amerikanische Papiere notierten zum Wochenschluss bei 4,12 %. Bundesanleihen notierten mit 2,70 % ebenfalls niedriger. Auch französische Papiere notieren leichter; der Risikoaufschlag zu Bundesanleihen bleibt dabei weiterhin im Bereich von 80 Basispunkten.
Devisen: Leichte Rückgänge beim US-Dollar
Der US-Dollar notiert aktuell wieder etwas schwächer. Auch hier dürften die Zinssenkungsaussichten und Umschichtungen aufgrund des Shutdowns eine Rolle spielen. Zum Wochenschluss steht der Greenback gegenüber dem Euro bei 1,174.
Rohstoffe: Goldpreis ist nicht zu bremsen
Der Ölpreis schwankt weiterhin, bewegt sich aber in einer Seitwärtsrange. In der vergangenen Handelswoche ging es abwärts. Grund hierfür waren Sorgen um eine mögliche Überversorgung. Unter anderem sind die Lagerbestände in den USA stärker gestiegen als erwartet. Zum Wochenschluss kostete ein Barrel der Sorte Brent 64,54 US-Dollar, was einem Rückgang von knapp 8 % im Wochenvergleich entspricht. Der Goldpreis steigt weiter und erreicht mit 3.880 US-Dollar erneut ein Allzeithoch. Die gleichzeitigen Rekorde an den Aktienmärkten sind eher ungewöhnlich. Schließlich gilt Gold eher als sicherer Hafen. Dies dürfte wohl auch den erneuten Anstieg begründen.
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Herbstbelebung am Arbeitsmarkt startet schwach
Angesichts der andauernden gesamtwirtschaftlichen Flaute bleibt die Arbeitsmarktlage in Deutschland verhalten. Zwar ist die Arbeitslosenzahl im September, nach ersten Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA), gegenüber dem Vormonat um 70.000 auf 2,955 Mio. Menschen gesunken. Unter Berücksichtigung der im September üblicherweise einsetzenden Herbstbelebung legte sie aber leicht um 14.000 zu. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag im September bei 6,3 % und blieb damit im Vergleich zu den Vormonaten konstant.
Die verhaltene Arbeitsmarktlage spiegelt sich auch in den Zahlen zur Erwerbstätigkeit wider. So ist die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl im August erneut leicht zurückgegangen, um 8.000 auf 45,98 Mio. Menschen.
Auch im weiteren Verlauf dürfte die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt schwach ausfallen. Hierauf lässt unter anderem der BA-Stellenindex BA-X schließen, der im September unverändert bei niedrigen 98 Punkte lag.
Basiseffekt lässt Inflationsrate steigen
In Deutschland hat der Preisauftrieb auf der Verbraucherstufe wieder etwas an Fahrt aufgenommen. Nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes legte die Inflationsrate, basierend auf der Jahresveränderung des Verbraucherpreisindex (VPI), von 2,2 % im August auf 2,4 % im September zu.
Der Anstieg resultiert nicht zuletzt aus einem Basiseffekt: So waren die Energiepreise im September 2024 gegenüber dem Vormonat merklich gesunken. Im Zuge dessen verbilligte sich Energie jüngst weniger deutlich als zuvor (-0,7 % nach -2,4 % im August). Erhöhend wirkte auch die, trotz saisonal rückläufiger Tourismuspreise, stärker steigenden Dienstleistungspreise (+3,4 % nach +3,1 %).
Mit dem Wegfall des genannten Basiseffekts und auch wegen der durch die Euroaufwertung gedämpften Importpreise dürfte die Inflationsrate zum Jahresende tendenziell wieder sinken.
Euroraum-Inflationsrate legt ebenfalls zu
Nicht nur in Deutschland, auch im Euroraum als Ganzes hat die allgemeine Teuerung im September etwas zugenommen. Nach vorläufigen Angaben von Eurostat übertraf der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) seinen entsprechenden Vorjahrsmonatswert um 2,2 %. Im August waren die Verbraucherpreise noch um 2,0 % gestiegen. Durch den leicht verstärkten Preisanstieg befindet sich die Inflationsrate somit wieder etwas über der mittelfristig von der Europäischen Zentralbank angestrebten Zielmarke von 2 %.
Parallel zur Entwicklung in Deutschland trug auch im Euroraum als Ganzes der Basiseffekt der im Vorjahresmonat gesunkenen Energiepreise merklich zum Anstieg der Gesamtrate bei. Wegen des Effektes gaben die Energiepreise im September weniger stark nach als im August (-0,4 % gegenüber -2,0 %). Die Kerninflationsrate, ohne Energie und Nahrungsmittelpreise, verharrte im September bei überdurchschnittlichen 2,3 %.
Euroraum-Wirtschaftsklima tendiert weiter seitwärts
Im Euroraum verharrt die wirtschaftliche Stimmung weiterhin auf niedrigem Niveau. Zwar ist der Wirtschaftsklima-Indikator der EU-Kommission im September gegenüber dem Vormonat leicht um 0,2 auf 95,5 Punkte gestiegen. Der Rückgang vom August konnte damit aber nur zum Teil ausgeglichen werden. Der Stimmungsindikator zeigt nach wie vor eine Seitwärtsbewegung, unter seinem langjährigen Durchschnittswert von 100.
Maßgeblich für die leichte Wirtschaftsklimaverbesserung im September waren Stimmungsaufhellungen im Dienstleistungssektor, im Baugewerbe und unter den Verbrauchern, denen Stimmungseintrübungen im Handel und in der Industrie gegenüberstanden.
Die Entwicklung des Wirtschaftsklimas deutet für das zu Ende gegangene 3. Quartal allenfalls auf eine leichte Beschleunigung des Wachstums im Euroraum hin. Im 2. Quartal war das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender und saisonbereinigt lediglich um 0,1 % gestiegen.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR