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Wocheninfo vom 07.07.2025

Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

 

Das Wichtigste in Kürze

  • EZB überprüft geldpolitische Strategie
  • Aktien: Zurückhaltung vor Handels-Deadline
  • Anleihen: Wenig Bewegung
  • Devisen: Dollar und Pfund mit Schwäche
  • Rohstoffe: Blick auf OPEC+
  • Arbeitsmarkt weiter durch Wirtschaftsflaute gedämpft
  • Inflationsrate auf 2,0 % gesunken
  • Euroraum-Inflationsrate leicht gestiegen
  • Unveränderter Dienstleistungsumsatz

EZB überprüft geldpolitische Strategie

Die EZB hat in der vergangenen Woche die Ergebnisse ihrer dritten Strategieüberprüfung veröffentlicht. Lag der Fokus bei der letzten Überprüfung 2020/21 noch auf Geldpolitik in Zeiten zu niedriger Inflation oder sogar Deflation, stehen nun die gestiegene Unsicherheit des Inflationsumfeld und das Risiko von zunehmenden Inflationsschocks mit erhöhter Volatilität im Fokus.

Wollte man die Ergebnisse etwas überspitzt zusammenfassen, könnte man sagen: „Weitermachen wie bisher.“ Das 2 % Inflationsziel aus der letzten Strategieüberprüfung wurde bestätigt, ebenso die Symmetrie davon. Starke und dauerhafte Abweichungen, sowohl nach oben als auch nach unten, sind unerwünscht und bedingen eine angemessen kraftvolle oder lang anhaltende geldpolitische Reaktion. Auch der Instrumentenkasten – von Leitzinsänderungen bis hin zu Anleihekäufen – bleibt im Sinne der maximalen Flexibilität vollständig erhalten. Bei Bedarf können auch neue Instrumente geschaffen und eingesetzt werden, wie zuletzt das TPI (Transmission Protection Instrument). Die bereits 2021 erwähnte Verhältnismäßigkeitsüberprüfung der eingesetzten Instrumente wurde erneut betont – ein Wink in Richtung Bundesverfassungsgericht, das eine solche Überprüfung in einem Urteil aus dem Jahr 2020 einforderte. Um der gestiegenen Unsicherheit Rechnung zu tragen, soll zukünftig noch stärker auf Szenario- und Sensitivitätsanalysen gesetzt werden.

Alles in allem also wenig überraschend. Die Frage bleibt jedoch, ob die Überprüfung der Strategie tatsächlich dazu beiträgt, das Mandat angesichts des beschriebenen neuen Inflationsumfelds besser zu erfüllen. Mehr Volatilität bei der Inflation heißt auch mehr Störsignale. Es gilt zwischen vorübergehender und dauerhafter Inflation zu unterscheiden. Wie in diesem Umfeld zielgerichtet und vor allem kraftvoll reagiert werden soll, ohne unnötige Kosten für die Volkswirtschaft zu verursachen bleibt bislang offen. 2030 erfolgt dann die nächste Strategieüberprüfung.

Aktien: Zurückhaltung vor Handels-Deadline

In den USA sorgten gute Arbeitsmarktdaten für Gewinne. Dort wurde am Nationalfeiertag die „Big Beautiful Bill“ in Kraft gesetzt. Das Vorhaben wurde noch einmal angepasst: So wurde beispielsweise die sehr umstrittene Section 899 gestrichen, die ausländische Investoren mit Steueraufschlägen bestraft hätte. Ansonsten war die abgelaufene Handelswoche an den Aktienmärkten von Zurückhaltung geprägt. Ursprünglich sollten die von der US-Regierung ausgesetzten erhöhten Zollsätze am 9. Juli wieder in Kraft treten, mittlerweile wurde die Frist jedoch auf den 1. August verschoben. Trotz Fristverlängerung dürften sich die Märkte bis zu einer Einigung weiter zurückhalten. Zum Start in die neue Handelswoche will die US-Regierung einige Handelspartner über höhere Zölle informieren. Der DAX schloss mit 23.787 Punkten schwächer.

Anleihen: Wenig Bewegung

Trotz Fed-Äußerungen Richtung Zinssenkung liegen die Renditen zehnjähriger Anleihen auf Wochensicht dennoch höher. Die Bundrenditen sind leicht auf 2,57 % gefallen. Die allgemeine Zurückhaltung macht sich auch an den Rentenmärkten bemerkbar.

Devisen: Dollar und Pfund mit Schwäche

Der US-Dollar-Index ist weiter gefallen. Der „Greenback” steht kurz vor dem schwächsten ersten Halbjahr seit rund vier Jahrzehnten. Ursachen hierfür sind die allgemein hohe Verunsicherung über die Entwicklung in den USA und die Erosion der Unabhängigkeit der US-Notenbank. Die EZB beginnt langsam, über einen zu starken Euro zu diskutieren. Vizepräsident de Guindos nennt eine Schwelle von 1,20, ab der es kompliziert werden würde. Zum Wochenschluss stand der Kurs bei 1,178. Auch das britische Pfund geriet unter Druck. Grund hierfür sind Sorgen um die Tragfähigkeit der Staatsschulden, welche zusätzlich die langfristigen Zinsen ansteigen ließen.

Rohstoffe: Blick auf OPEC+

Beim Ölpreis blickte man auf das OPEC+-Treffen, bei dem überraschend starke Produtionserhöhungen beschlossen wurden. Die Beruhigung im Nahen Osten sorgte für Erleichterung. Brent schloss leicht höher bei 68,53 US-Dollar.

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Arbeitsmarkt weiter durch Wirtschaftsflaute gedämpft

Der deutsche Arbeitsmarkt steht nach wie vor im Zeichen der hartnäckigen gesamtwirtschaftlichen Schwächephase, obgleich seine Grundverfassung noch immer robust ist. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der Arbeitslosen im Juni gegenüber dem Vormonat zwar um 5.000 auf 2,914 Mio. Menschen gesunken. Um die üblichen saisonalen Effekte bereinigt war jedoch ein weiterer leichter Anstieg zu verzeichnen, um 11.000 Personen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote blieb im Juni unverändert bei 6,3 %. Sie lag damit etwas über ihrem entsprechenden Vorjahresmonatswert (6,0 %) aber noch immer unter den während früherer Schwächephasen markierten hohen Ständen.

Auch in den Erwerbstätigenzahlen spiegelt sich die anhaltende Wirtschaftsflaute wider. Die Zahl der Erwerbstätigen, die nach dem im Mai 2024 mit 46,12 Mio. Menschen erreichten Rekordwert etwas zurückgegangen war, hat sich zuletzt stabilisiert. Sie ist im Mai 2025 gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 2.000 auf gut 46,05 Mio. Menschen gestiegen.

In den kommenden Monaten dürfte die Arbeitsmarktlage zunächst noch gedämpft bleiben. Hierauf lassen unter anderem Frühindikatoren wie das ifo Beschäftigungsbarometer schließen, das auf einer monatlichen Unternehmensumfrage beruht. Das ifo Beschäftigungsbarometer ist jüngst von 95,1 Punkten im Mai auf 93,7 Punkte im Juni gesunken. Demnach bauen nahezu alle Industriebranchen unterm Strich Stellen ab, während bei den Dienstleistern insgesamt Stillstand in der Personalplanung herrscht.

Inflationsrate auf 2,0 % gesunken

Im Juni hat der Preisanstieg auf der Verbraucherstufe in Deutschland weiter nachgelassen. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, überschritt der Verbraucherpreiseindex (VPI) seinen Vorjahresmonatswert um 2,0 %. Im April hatte die Inflationsrate noch bei 2,1 % gelegen. Zwar gaben die Energiepreise weniger stark nach als zuvor (-2,0 % nach -2,8 % im April), was weniger dämpfend auf die Gesamtteuerung wirkte. Dem standen jedoch ein nachlassender Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln gegenüber (+2,0 % nach +2,8 %). Auch die Dienstleistungspreise verteuerten sich weniger stark (+3,3 % nach +3,4 %), trotz offenbar kräftig steigender Pauschalreisen- und Flugticketpreise wegen der im Vorjahresvergleich späteren Pfingst-Feiertage.

Für die nahe Zukunft lassen die sinkenden Import- und Industrie-Erzeugerpreise eher einen Rückgang als einen Anstieg der Inflationsrate erwarten, auch wenn die Aufwärtsrisiken wegen des Nahostkonflikts und der US-Zollpolitik hoch sind. Die Teuerungsrate könnte in der zweiten Jahreshälfte 2025 zeitweise unter die Marke von 2 % fallen, bevor sie 2026 wieder anziehen dürfte.

Euroraum-Inflationsrate leicht gestiegen

Im Gegensatz zur Entwicklung in Deutschland hat der Preisauftrieb im Euroraum als Ganzes jüngst geringfügig zugenommen. Nach vorläufigen Daten von Eurostat ist die Inflationsrate, basierend auf dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), von 1,9 % im Mai auf 2,0 % im Juni gestiegen. Ähnlich wie in Deutschland waren auch im Euroraum die Energiepreise weniger stark rückläufig wie zuvor (-2,7 % nach -3,6 % im Mai). Darüber hinaus legten die Dienstleistungspreise etwas deutlicher zu (+3,3 % nach +3,2 %).

Unveränderter Dienstleistungsumsatz

In Deutschland ist der Umsatz im Dienstleistungssektor zuletzt konstant geblieben. Der amtliche Umsatzindex verharrte im April preis-, kalender- und saisonbereinigte auf seinem Vormonatsstand, nachdem er sich in den Vormonaten noch von dem Rückgang zu Jahresbeginn erholt hatte.

Die jüngsten Umsatzdaten sprechen eher für eine Stagnation, als für eine Belebung der Dienstleistungskonjunktur im 2. Quartal. Hierauf lassen auch die Lagebewertungen der vom ifo Institut befragten Dienstleistungsunternehmen schließen, die zuletzt insgesamt auf niedrigen Niveaus verharrten.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR