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Wocheninfo vom 10.06.2025

Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

 

Das Wichtigste in Kürze

  • EZB: Mission accomplished
  • Aktien: Börsen setzen auf TACO-Trade
  • Anleihen: Optimismus drückt Renditen
  • Devisen: Euro behauptet sich
  • Rohstoffe: Gold und Öl steigen
  • Durchwachsene Industriedaten
  • Außenhandel durch US-Zollanhebungen belastet
  • Euroraum-BIP um 0,6 % gestiegen

EZB: Mission accomplished

Wie erwartet folgte in der vergangenen Woche die achte Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Einlagesatz liegt damit nun bei 2,0 %. In dem geldpolitischen Communiqué und der Pressekonferenz wurde die hohe Unsicherheit mehrfach betont sowie die Fortsetzung des datenbasierten Sitzung-für- Sitzung-Ansatzes. Dennoch betonte die EZB-Präsidentin, dass sie die Geldpolitik angesichts des jetzt erreichten Zinsniveaus in einer guten Position sehe, um den aktuellen Unsicherheiten zu begegnen. Zudem sei der aktuelle geldpolitische Zyklus nun fast abgeschlossen. Die Märkte werteten diese Aussage als überraschend „falkenhaftes” Signal. Eine Zinspause im Juli gilt als wahrscheinlich.

Den neuesten Projektionen zufolge dürfte die Inflation im Euroraum bereits im Jahr 2025 dem Inflationsziel von 2,0 % entsprechen. Für das Jahr 2026 wird nur noch mit einer Inflation von 1,6 Prozent gerechnet, für das Jahr 2027 mit 2,0 Prozent. Im Vergleich zu den Projektionen vom März wurden die Werte somit jeweils um 0,3 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Grund hierfür sind vor allem die gesunkenen Energiepreise und der stärkere Euro. Auch die Kerninflationsrate dürfte in den kommenden beiden Jahren unterhalb der 2- Prozent-Marke liegen. Die wichtigen Elemente der Inflationsbekämpfung – Preissteigerungen im Dienstleistungssektor sowie Lohn- und Profitwachstum – befinden sich in einem Rahmen, der mit der Erreichung des Inflationsziels vereinbar ist. Die vergangene Sitzung darf also als vorsichtiges geldpolitisches „Mission accomplished” gewertet werden.

Gleichwohl bleibt die Unsicherheit deutlich erhöht. Die EZB geht aktuell von einer US-Zollerhöhung von 10 % gegenüber allen Handelspartnern außer China aus – ohne Gegenmaßnahmen der EU. Die gegenwärtigen preisdämpfenden Faktoren könnten außerdem noch stärker werden und die Inflation noch weiter unter die Zielmarke drücken. Eine weitere Zinssenkung ist nach aktuellem Stand also weiterhin nicht vom Tisch.

Aktien: Börsen setzen auf TACO-Trade

Die zum Wochenstart angekündigte Verdopplung der Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte sorgte für Zurückhaltung und Nervosität an den Märkten. Zwar kam es nicht zu deutlichen Verkäufen, die Märkte bewegten sich aber überwiegend seitwärts. Insgesamt konnten die Aktienmärkte die Woche trotz der Zolldrohungen mit einem Plus beenden. An den Börsen wird zunehmend auf den sogenannten TACO-Trade („Trump always chickens out”) gesetzt. Dabei wird spekuliert, dass die Drohungen und Maximalforderungen der US-Regierung nach kurzer Zeit wieder aufgegeben werden. Der DAX schließt entsprechend höher bei 24.304 Punkten.

Anleihen: Optimismus drückt Renditen

Die Aussage von US-Finanzminister Scott Bessent, der einen Zahlungsausfall der USA ausgeschlossen hat, konnte die Investoren an den US-Anleihemärkten nicht beruhigen. Allein die Tatsache, dass dieses Thema überhaupt angesprochen wurde, schien Verkäufe auszulösen. Eine weitere Annäherung zwischen den USA und China im Handelskonflikt sorgte hingegen für Beruhigung und Verkäufen auf den Anleihemärkten. Die zehnjährige Bundrendite notiert höher bei 2,56 %.

Devisen: Euro behauptet sich

Die neuen Zollankündigungen sorgten für weitere Verluste des US-Dollars, schwächere Inflationszahlen im Euroraum setzten die Gemeinschaftswährung dann jedoch kurzfristig unter Druck. Nach der EZB-Entscheidung konnte der Euro wieder zulegen und schließt leicht höher bei 1,1389 US-Dollar.

Rohstoffe: Gold und Öl steigen

Der Goldpreis konnte erneut von der Nervosität rund um die Zölle profitieren. Hier spielte aber auch die Verschärfung des Ukraine- Kriegs eine Rolle. Diese wirkte sich auch auf den Ölpreis aus, der ebenfalls stieg. Die erhöhte Produktion von hochangereichertem Uran im Iran dürfte für eine Fortsetzung der Sanktionen sprechen. Die höhere Ölförderung durch die OPEC+ konnte den Ölpreis nicht drücken, da die Ausweitungen erwartet wurden und bereits eingepreist sind. Der Ölpreis schließt mit 66,53 US-Dollar wieder höher.

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Durchwachsene Industriedaten

Der Start in das 2. Quartal verlief für die deutsche Industrie durchwachsen. Während die Produktion im April sank, legten die Neuaufträge weiter zu. Die Produktion verminderte sich gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,9 %. Im März war sie um kräftige 2,8 % gestiegen, begünstigt durch Vorzugseffekte im Vorfeld angekündigter US-Importzollerhöhungen. Im April hat US-Präsident Trump dann umfangreiche Zollanhebungen angeordnet, die – obgleich teilweise wieder ausgesetzt – offensichtlich die Industriekonjunktur belasten.

Besonders deutlich verminderte sich die Produktion in der Pharmaindustrie (-17,7 %), nachdem sie im März (+19,3 %) spürbar gestiegen war. Auch in dem für die Gesamtentwicklung sehr bedeutsamen Maschinenbau (-2,4 %) ging die Erzeugung merklich zurück. In der Nahrungsmittelindustrie (+5,7 %) war aber ein Anstieg zu verzeichnen, ebenso wie im Baugewerbe (+1,4 %).

Der Auftragseingang des Verarbeitenden Gewerbes ist im April den zweiten Monat in Folge gestiegen. Die Bestellungen legten gegenüber dem Vormonat leicht um 0,6 % zu. Ausschlaggebend für den Anstieg waren die Inlandsorders, die um 2,2 % expandierten. Die Aufträge aus dem Ausland gaben hingegen um 0,3 % nach, wobei einer höheren Nachfrage aus dem Euroraum (+0,5 %) rückläufige Bestellungen aus dem Nicht-Euroraum (-0,9 %) gegenüberstanden. Die Bestellungen aus dem Nicht-Euroraum waren allerdings zuvor sehr deutlich gestiegen, befördert von den bereits erwähnten Vorzugseffekten im Vorfeld angekündigter US-Importzollanhebungen.

Die jüngsten Auftragsdaten stimmen optimistisch, dass die – wegen angedrohter oder bereits wirksam gewordener Zollanhebungen – nachlassende Nachfrage aus den USA durch die allmählich anziehenden Bestellungen aus dem Euroraum und aus dem Inland ausgeglichen werden kann. Zu einer durchgreifenden Belebung der Industriekonjunktur wird es aber voraussichtlich erst zum Jahresende kommen, wenn die fiskalpolitischen Impulse der Bundesregierung wirksam werden dürften.

Außenhandel durch US-Zollanhebungen belastet

Die Folgen der veränderten US-Handelspolitik schlagen sich auch im grenzüberschreitenden Handel der deutschen Wirtschaft nieder. Nach amtlichen Angaben sanken die kalender- und saisonbereinigten Warenexporte Deutschlands im April gegenüber dem Vormonat um 1,7 % auf 131,1 Mrd. Euro. In den Vormonaten waren die Exporte im Zuge der genannten Vorzugseffekte noch sichtlich gestiegen.

Maßgeblich für den Rückgang war das Exportgeschäft mit den Nicht-EU-Staaten das um 4,8% abnahm, während die Ausfuhren in die EU-Staaten um moderate 0,9 % zunahmen. Die deutschen Exporte in die USA gaben im Zuge der US-Zollanhebungen um 10,5 % nach. Zudem sanken auch die Ausfuhren nach China um merkliche 5,9 %.

Die Warenimporte nach Deutschland sind hingegen im April insgesamt um 3,9 % auf 116,5 Mrd. Euro gestiegen. Alles in allem legen die jüngsten Industrie- und Außenhandelsdaten nahe, dass das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt Deutschlands (BIP) im laufenden 2. Quartal sinken wird. Modellbasierte Schätzungen des BVR lassen gegenüber dem Vorquartal einen Rückgang um 0,3 % erwarten.

Euroraum-BIP um 0,6 % gestiegen

Eurostat hat inzwischen detaillierten Angaben zur BIP-Entwicklung des Euroraums im 1. Quartal veröffentlicht. Demnach ist das BIP gegenüber dem Vorquartal nicht um 0,3 % expandiert, wie zuvor ermittelt, sondern um deutliche 0,6 %.

Haupttreiber des BIP-Zuwachses waren die Bruttoanlageinvestitionen, die – begünstigt unter anderem durch die rückläufigen Leitzinsen – um 1,8 % zulegten. Auch vom zunehmenden Privatkonsum (+0,2 %) gingen Wachstumsimpulse aus. Der Außenbeitrag trug ebenfalls zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum bei, da merklich steigenden Importen (+1,4 %) ein durch Zoll-Vorzugseffekte beförderter noch stärkerer Anstieg der Exporte (+1,9 %) gegenüberstand.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR