Wocheninfo vom 10.11.2025
Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Das Wichtigste in Kürze
Bundesbank zur Finanzstabilität
Auch wenn Halloween eigentlich schon vorüber ist, haben sich am vergangenen Donnerstag möglicherweise doch einige an den Grusel- Tag mit Schauergeschichten erinnert – die Bundesbank hat nämlich wieder zur Vorstellung ihres jährlichen Finanzstabilitätsberichts geladen. Der 137 Seiten lange Bericht bietet einen umfassenden Blick auf das deutsche Finanzsystem – von Staatsschulden bis Stablecoins. Auch wenn – wie es sich für einen solchen Bericht gehört – an einigen Stellen gemahnt wird, bleibt der Bericht insgesamt ausgewogen. Sogar die Vereinfachung des Regelwerks der Bankenregulierung (Kleinbankenregime) schafft es in den Bericht.
Einerseits sind die Bewertungsniveaus auf den Aktien- und Anleihemärkten deutlich gestiegen, wodurch sich das Risiko von Kurskorrekturen erhöht hat. Die weiterhin hohen handels- und geopolitischen Spannungen sowie die allgemeine Unsicherheit beeinflussen ebenfalls die Finanzstabilität. Zwar werden die steigenden Staatsschuldenquoten erwähnt, doch bleibt die Lage in Deutschland weiterhin sehr überschaubar. Dennoch könnten plötzlich steigende Renditedifferenzen erhebliche Risiken für die Finanzstabilität mit sich bringen. Die schwache konjunkturelle Entwicklung wirkt sich zwar auf die Risiken im Kreditgeschäft aus, doch ist die Kapitalausstattung der Banken insgesamt solide. Während die Verwundbarkeiten im Bereich der Gewerbeimmobilien hoch bleiben, sind die Überbewertungen im Wohnimmobiliensektor größtenteils abgebaut, sodass die Risiken dort moderat sind. Die Quote notleidender Kredite ist dennoch weiter gestiegen, was insbesondere auf Kredite an die Immobilienwirtschaft zurückzuführen ist. Den Themen KI und Stablecoins sind eigene Kapitel gewidmet. Während bei KI Effizienzgewinne denkbar sind, wodurch sich ein ausgewogeneres Bild zwischen Chancen und Risiken ergibt, könne die perspektivisch zunehmende Nutzung von Stablecoins auch außerhalb des Kryptosystems Risiken für die Finanzstabilität bergen, da die entstehenden Ansteckungskanäle verstärkt werden könnten.
Aktien: Verlustreiche Woche
An den Aktienmärkten kam es überwiegend zu Verkäufen. Hohe Bewertungen, insbesondere im Technologiebereich, dürften hierfür verantwortlich sein. Widersprüchliche Aussagen von US-Notenbankern zu weiteren Zinssenkungen haben außerdem für allgemeine Verunsicherung gesorgt. Auch der anhaltende Shutdown in den USA belastet die Märkte, wenngleich es nun Anzeichen für eine zeitnahe Übergangseinigung gibt. Der DAX schloss mit 23.570 Punkten und damit gut 1,6 % tiefer als in der Vorwoche. Die europäischen Märkte schlossen ebenfalls etwa 1,6 % tiefer. Auch die US-Märkte verloren an Wert, vor allem im Technologiebereich gab der Nasdaq über 3 % nach.
Anleihen: Uneinheitliches Bild
Die Bank of England hat mit knapper Mehrheit beschlossen, den Leitzins weiterhin unverändert bei 4,0 % zu belassen. Mit einer Inflationsrate von zuletzt 3,8 % ist die Preissteigerung unter den G7-Ländern dort aktuell am höchsten. Eine nachlassende wirtschaftliche Dynamik macht einen nächsten Zinsschritt jedoch zeitnah wahrscheinlich. Mit 4,47 % liegen die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen deutlich über denen der anderen G7-Länder. In den USA ist die eingepreiste Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung nach einer Rede von Notenbankpräsident Powell deutlich gesunken und liegt für den Dezember nur noch bei 63 %. Insgesamt liegen die Renditen trotz Verkaufsbewegungen an den Aktienmärkten auch an den Rentenmärkten überwiegend etwas höher. Die zehnjährige Bundrendite steht zum Wochenschluss bei 2,67 % und damit leicht höher. In den USA kam es hingegen zum Ende der Woche zu Käufen, sodass die Rendite minimal auf 4,093 % zurückging.
Devisen: Wenig Bewegung
Auf den Devisenmärkten gab es nur wenig Bewegung. Der US-Dollar gab leicht nach und schloss gegenüber dem Euro bei 1,1573.
Rohstoffe: Ölpreis gibt weiter nach
Der Ölpreis gab erneut nach. Mit 63,66 US-Dollar schloss er gut 2 % tiefer. Zwar hat die OPEC+ eine Pause bei der Erhöhung ihrer Fördermengen beschlossen, gleichzeitig sind die US-Lagerbestände jedoch stark gestiegen.
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Sondereffekte befördern Industrieproduktion
Im September hat sich die Industrieproduktion in Deutschland etwas vom deutlichen Rückgang des Vormonats erholt. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Produktion im Vormonatsvergleich preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,9 %. Im August war sie um spürbare 4,8 % gesunken.
Hauptgrund für den deutlichen Rückgang im August waren Sondereffekte in der Automobilindustrie (ungewöhnlich späte Werksferien und Produktionsumstellungen). Begünstigt durch den Wegfall beziehungsweise das Auslaufen dieser Sondereffekte stieg die Produktion in der Automobilindustrie im September um überdurchschnittliche 12,3 %, nachdem sie im August noch um 16,7 % eingebrochen war.
Im Gegensatz zur Industrieproduktion ist die Bauproduktion im September gesunken. Sie verminderte sich um 0,9 %, vor allem wegen abnehmender Hochbauaktivitäten (-2,2 %).
Mit den September-Daten ergibt sich für das gesamte 3. Quartal für die Industrieproduktion ein Rückgang um 0,9 % und für die Bauproduktion eine Verminderung um 0,6 %.
Auftragsflaute hält noch an
Die Auftragslage des hiesigen Verarbeitenden Gewerbes ist weiterhin schwach. Zwar stieg der Auftragseingang im September um 1,1 %. Im gesamten 3. Quartal sank er jedoch um deutliche 3,0 %. Dabei standen einem deutlichen Rückgang der Auslandsorders (-4,5 %) einer nur leicht nachlassenden Inlandsnachfrage (-0,5 %) gegenüber.
Damit zeichnet sich für das Jahresendquartal noch keine durchgreifende Belebung der Industriekonjunktur ab. Hoffnungsvoll für die weitere Zukunft stimmt aber, das die großen Fiskalpakete allmählich zu greifen scheinen. So sind die Neuaufträge im Sonstigen Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge) jüngst erneut kräftig expandiert, um 7,5 % im September.
Außenhandel scheint sich zu stabilisieren
Die jüngsten Daten zum grenzüberschreitenden Handel der deutschen Wirtschaft fielen überwiegend positiv aus. Im September wurden von Deutschland kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 131,1 Mrd. Euro ausgeführt und Waren im Wert von 115,9 Mrd. Euro eingeführt. Damit sind die Exporte gegenüber August um 1,4 % gestiegen. Die Importe legten um stärkere 3,1 % zu.
In den Vormonaten hatten die Ausfuhren noch merklich abwärtstendiert, wofür nicht zuletzt die rückläufige Güternachfrage aus den USA, nach den zu Jahresbeginn durch US-Zollankündigungen ausgelösten Vorzugseffekten, verantwortlich war. Im September stiegen die Exporte in die USA nach fünf Rückgängen in Folge erstmals wieder an, um kräftige 11,9 %. Zudem wurden auch in die EU-Partnerländer (+2,5 %) mehr Waren exportiert.
Trotz der Stabilisierung zum Quartalsende lagen die Warenausfuhren im gesamten 3. Quartal um 0,3 % unter dem Vorquartalsstand. Die Wareneinfuhren überschritten hingegen ihren Vorquartalswert leicht um 0,1 %. Dies legt nahe, dass der Außenbeitrag die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Sommerquartal erneut gedämpft hat.
Ob mit den jüngsten Exportdaten eine Trendwende nach oben eingeleitet wurde bleibt abzuwarten. Für die nahe Zukunft lassen die Exporterwartungen der Unternehmen noch keine echte Erholung erwarten.
Etwas höherer Dienstleistungsumsatz
Der Gesamtumsatz im Dienstleistungssektor in Deutschland ist im August preis-, kalender- und saisonbereinigt leicht um 0,2 % gestiegen und konnte damit den Rückgang vom Vormonat nahezu vollständig ausgleichen.
Innerhalb des Dienstleistungssektors zeigten sich aber unterschiedliche Entwicklungen. Während der Umsatz beispielsweise im Bereich Verkehr und Lagerei (+0,3 %) zulegte, gab er unter anderem im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (-0,1 %) nach.
Alles in Allem unterschritt der Dienstleistungsumsatz in den Monaten Juli und August das Niveau vom 2. Quartal leicht um 0,2 %.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR