Wocheninfo vom 11.08.2025
Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Das Wichtigste in Kürze
Bedeutung von Bargeld bleibt hoch
Bereits seit längerem gibt es Diskussionen um eine bargeldlose Gesellschaft und die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Gleichzeitig lässt sich in vielen fortgeschrittenen Volkswirtschaften, darunter dem Euroraum, aber ein stabiler und teilweise sogar steigender Anteil des Bargelds am Bruttoinlandsprodukt beobachten. Ein Aufsatz im neuen Wirtschaftsbericht der EZB widmet sich diesem Paradoxon.
Die im Vergleich zu vielen Prognosen unerwartete Beharrungskraft des Bargelds wird dabei drei zentralen Faktoren zugesprochen: der unvollständigen Substituierbarkeit von Bargeld durch elektronische Zahlungsverfahren, dem hartnäckigen Festhalten an bestehenden Zahlungsgewohnheiten und der bestehenden Relevanz von Bargeld für verschiedene Bevölkerungsgruppen und Zahlungsszenarien. Zudem wird oft nur die Zahlungsmittelfunktion betrachtet, während die immer wichtiger werdende Nutzung als Wertaufbewahrungsmittel nur unzureichend berücksichtigt wird.
Um das Nutzungsverhalten genauer zu untersuchen, werden in der Studie Verbraucherbefragungen ausgewertet. Dabei zeigen sich sowohl zeitliche Trends als auch Unterschiede zwischen den Altersgruppen. So ist der Anteil von Bargeld bei alltäglichen Zahlungen in den vergangenen Jahren insgesamt rückläufig. Dieser Trend ist bei den jüngeren Altersgruppen jedoch stärker ausgeprägt. Gleichzeitig lässt sich vor allem bei den jüngeren Alterskohorten eine größere Bedeutung von Bargeld zu Vorsorgezwecken und als Wertspeicher feststellen. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Bedeutung ab. Bei letzterer Beobachtung können jedoch noch pandemiebedingte Sondereffekte eine Rolle spielen. Alle Kohorten messen dem Bargeld als Zahlungsmöglichkeit insgesamt eine Wichtigkeit bei, vor allem jedoch die mittleren Kohorten. Bei Personen mit vergleichbar intensiver Internetnutzung stufen jüngere Menschen Bargeld sogar oft als wichtiger ein als ältere. Hierbei könnte beispielsweise das Bewusstsein für Cyberbedrohungen eine Rolle spielen.
Aktien: Breiter Optimismus sorgt für Gewinne
Die Aktienmärkte sind stark in die letzte Handelswoche gestartet. Die deutschen und europäischen Märkte legten dabei stärker zu. Schwächere Wirtschaftsdaten und die andauernden Zollkonflikte sorgten hingegen in den USA für Zurückhaltung. Im Wochenverlauf sorgten dann aber auch diesseits des Atlantiks Drohungen zu Zollerhöhungen auf Pharmaprodukte auf bis zu 250 % oder auch höhere Zölle für Halbleiterimporte vorübergehend für schwindende Kauflaune. Umgekehrt schienen die amerikanischen Börsen verstärkt auf Zinssenkungen zu setzen und legten zu. Im späteren Wochenverlauf sorgten Hoffnungen auf ein Ende des Ukraine-Kriegs für Kauflaune an den europäischen Märkten. Insgesamt bleibt ein Wochenplus von über 3 % bei den meisten Indizes. Der DAX schloss bei 24.162 Punkten.
Anleihen: Zurückhaltung erhöht Renditen
An den Anleihemärkten kam es zunächst zu einer Seitwärtsbewegung. Der schwächere Arbeitsmarktbericht der Vorwoche und gestiegene Zahlen zu Anträgen auf Arbeitslosenhilfe sorgten für eine höhere Wahrscheinlichkeit einer US-Zinssenkung auf der geldpolitischen Sitzung im September. Auf den Terminmärkten wird diese zwischenzeitlich mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 90 % eingepreist. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach US-Anleihen seit den schwachen Arbeitsmarktzahlen zurückgegangen. Die US-Anleihen schlossen insgesamt bei 4,29 % höher. Die Bundrendite blieb in ihrer Seitwärtsbewegung und schloss mit 2,69 % nur leicht höher.
Devisen: US-Dollar schwächelt weiter
Die Aussicht auf Zinssenkungen und die Nominierung von Stephen Miran zum vorübergehenden Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Fed belasteten den US-Dollar. Zum Euro verlor er weiter auf 1,1656.
Rohstoffe: Ölpreis erneut fallend
Der Ölpreis ist schwächer in die Handelswoche gestartet. Die OPEC+-Länder haben vereinbart, ihre Fördermengen auch im September zu erhöhen. Dies, Nachfragesorgen und der fallende US-Dollar drückten auf die Ölpreise. Rohöl der Sorte Brent schloss die Woche mit einem Minus von über 4 % bei 66,64 US-Dollar.
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Rückläufige Industrieproduktion
Die jüngsten Monatsdaten zur Industriekonjunktur in Deutschland fielen überwiegend schwach aus. Sowohl die Industrieproduktion als auch die Neuaufträge sanken im Juni.
Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, ging die Industrieproduktion gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um deutliche 2,8 % zurück. Die Produktion war bereits im April und im Mai gesunken, um 1,9 % und 0,4 %. Im gesamten 2. Quartal stand damit ein Rückgang um 1,3 % zu Buche.
Innerhalb der Industrie zeigten sich aber unterschiedliche Tendenzen. Während die Hersteller chemischer Erzeugnisse ein Wachstum um 1,0 % erzielten, mussten die Bereiche Maschinenbau sowie Kfz und Kfz-Teile einen Rückgang um 5,3 % und 0,9 % hinnehmen, was angesichts der anhaltend schwachen globalen Nachfrage nach Investitionsgütern nicht verwundert.
Im Baugewerbe legte die Produktion hingegen im Juni leicht zu (+0,7 %) und konnte sich damit nach den Rückgängen der Vormonate etwas stabilisieren. Im gesamten 2. Quartal war aber ein Produktionsminus (-2,3 %) zu verzeichnen, was nach dem witterungsbedingt wachstumsstarken Jahresauftaktquartal zu erwarten war.
Auftragseingänge ebenfalls im Minus
Die Neuaufträge des hiesigen Verarbeitenden Gewerbes sind im Juni mit einer Verlaufsrate von 1,0 % gesunken. Damit gaben sie im ähnlichen Umfang wie im Vormonat (-0,8 %) nach. Über das gesamte 2. Quartal betrachtet lagen die Auftragseingänge aber um 3,1 % im Plus, wobei einer deutlich höheren Nachfrage aus dem Ausland (+5,8 %) moderat rückläufigen Inlandsorders (-0,7 %) gegenüberstanden.
Alles in allem lassen die Auftragsdaten zusammen mit der merklichen Aufhellung der Geschäftserwartungen eine Produktionsbelebung zum Jahresende wahrscheinlicher werden. Ob diese Belebung tatsächlich eintritt, dürfte nicht zuletzt davon abhängig sein, wie schnell und in welchem Umfang die Wachstumsimpulse der Bundesregierung wirksam werden. Auch bestehen für die Industriekonjunktur weiterhin hohe handelspolitische Risiken, trotz der Ende Juli erzielten Grundsatzeinigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU.
Verhaltene Exportdaten
Das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft präsentiert sich im Juni weiterhin schwach. Die kalender- und saisonbereinigten Warenausfuhren stiegen gegenüber Mai zwar leicht um 0,8 % auf 130,5 Mrd. Euro, nachdem sie in den Vormonaten merklich zurückgegangen waren. Über das gesamte 2. Quartal lagen sie jedoch um 0,8 % im Minus. Ein wichtiger Grund für das schwache Exportgeschäft waren die Ausfuhren in die USA, die nach den - durch US-Zollankündigungen ausgelösten Vorzugseffekten im 1. Quartal im Juni weiter nachgaben, um 2,1 %.
Die Warenimporte Deutschlands sind im Juni um kräftige 5,9 % auf 113,2 Mrd. Euro gestiegen. Im gesamten 2. Quartal lagen sie um 0,8 % im Plus.
Insgesamt sprechen die jüngsten Außenhandelsdaten dafür, dass der Außenbeitrag das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im 2. Quartal rechnerisch vermindert hat. Erste amtliche Angaben zur Entwicklung des Außenbeitrags werden am 22. August veröffentlicht.
Höherer Dienstleistungsumsatz
Der Umsatz im Dienstleistungssektor in Deutschland ist zuletzt gestiegen. Gemäß den amtlichen Angaben expandierte der Dienstleistungsumsatz im Mai preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,1 %. Durch den Anstieg konnte der Rückgang vom April (-0,3 %) teilweise wieder wettgemacht werden.
Im Mittel der Monate April und Mai lag der Dienstleistungsumsatz gegenüber dem 1. Quartal um 0,5 % im Plus, was vor allem aus der vergleichsweise robusten Konsumkonjunktur resultieren dürfte.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR