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Wocheninfo vom 17.11.2025

Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

 

Das Wichtigste in Kürze

  • EU-ETS2 wird verschoben
  • Aktien: Starker Start und Gewinnmitnahmen
  • Anleihen: Leichte Renditeanstiege
  • Devisen: US-Dollar mit leichten Abgaben
  • Rohstoffe: Volatiler Ölpreis
  • Stagnierende Konjunkturerwartungen
  • Anstieg der Firmenpleiten flacht weiter ab
  • Minimaler Rückgang der Inflationsrate bestätigt
  • Euroraum-BIP um 0,2 % gestiegen

EU-ETS2 wird verschoben

In der vergangenen Woche hat sich eine Verschiebung des Europäischen Emissionshandels (EU-ETS 2) abgezeichnet. Über das ETS2- System würde die Bepreisung von ausgestoßenem CO₂ EU-weit auf weitere Bereiche (Gebäude und Verkehr) ausgeweitet, aber auch vereinheitlicht. Bislang bestehen nationale Lösungen: Deutschland hat das System beispielsweise bereits 2021 eingeführt. Dabei wird gegenwärtig noch ein Festpreis vorgegeben; ab nächstem Jahr erfolgt der Übergang zu einem System mit einem festgelegten Preiskorridor. Die Bepreisung von Emissionen soll Anreize zur Entwicklung effizienterer Technologien schaffen, bedeutet für Haushalte und Unternehmen aber auch höhere Preise. Eine Verschiebung des EU-weiten Systems könnte für Deutschland einen Wettbewerbsnachteil darstellen, da die Bepreisung hier bereits erfolgt. Um die Belastung des deutschen Wirtschaftsstandorts vergleichbar zu beurteilen, müssen verschiedene Faktoren wie Steuern und Abgaberegeln aber auch Subventionen berücksichtigt werden. Basierend auf diesen Faktoren berechnet die OECD die „Net Effective Carbon Rate”. Daran lässt sich ablesen, dass Deutschland im Wohnbereich beispielsweise eine mittlere Belastung von etwa 31,54 € pro Tonne aufweist. Die Niederlande liegen mit 310 € deutlich höher. Frankreich (-67 €) und England (-212 €) weisen durch Subventionen negative Werte aus. Im Bereich Elektrizität liegt Deutschland mit 83 € EU-weit relativ weit vorne, in der Industrie eher im Mittelfeld. Im Transportsektor gehört Deutschland zu den Ländern mit der höchsten Belastung (241 € gegenüber 184 € im EU-Schnitt). Betrachtet man die gesamte Belastung, so liegt diese in Deutschland bei 89 € und EU-weit bei etwa 76 €.

Die ETS2-Verschiebung wirkt nicht nur auf die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch auf die Inflationsentwicklung. Der Preiseffekt wird für das Jahr 2027 auf etwa 0,2 Prozentpunkte geschätzt. Vergrößert die Verschiebung das erwartete Unterschreiten des Inflationsziels, könnte der Druck auf Zinssenkungen steigen.

Aktien: Starker Start und Gewinnmitnahmen

In Erwartung des sich abzeichnenden Endes des bislang längsten Regierungs-Shutdowns in den USA starteten die Aktienmärkte freundlich in die vergangene Handelswoche. Wie so oft waren jedoch die Erwartungen wichtiger als das eigentliche Ereignis. Durch das vorläufige Ende des Shutdowns bis Ende Januar 2026 blieben die positiven Impulse aus, sodass es insbesondere in den USA zu Gewinnmitnahmen kam. Die deutschen und europäischen Aktienmärkte schlossen die Handelswoche insgesamt mit Gewinnen ab. Der DAX legte um 1,3 % auf 23.877 Punkte zu, der EuroStoxx 50 schloss über 2 % höher. In den USA bleibt es bei einem knappen Plus, der technologielastigere Nasdaq bleibt sogar im Minus.

Anleihen: Leichte Renditeanstiege

Der euphorische Wochenstart sorgte für einen gestiegenen Risikoappetit unter den Investoren. Entsprechend wurden sichere Papiere eher verkauft. Auch im weiteren Wochenverlauf blieben die Käufer zurückhaltend. Auf Wochensicht schlossen die Rentenmärkte mit höheren Renditen: deutsche Bundesanleihen bei 2,72 %, amerikanische bei 4,15 %.

Devisen: US-Dollar mit leichten Abgaben

Beim US-Dollar dürften die erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank angesichts weiterer Eintrübungen am Arbeitsmarkt die Richtung vorgeben. Der regierungsnahe Fed-Gouverneur Miran drückte außerdem seine Erwartung aus, dass die steigende Nachfrage nach US-Stablecoins die Zinsen in den USA weiter drücken werde. Gegenüber dem Euro schloss der Greenback schwächer bei 1,1613.

Rohstoffe: Volatiler Ölpreis

Nach Rückgängen folgt beim Ölpreis zum Wochenschluss eine Erholungsbewegung. Neben Berichten über ukrainische Angriffe auf einen russischen Exporthafen dürfte auch die Beendigung des US-Shutdowns eine Rolle spielen. Dieser dürfte sich positiv auf die Nachfrage auswirken. Die Rohölsorte Brent schließt mit 64,40 US-Dollar etwa 1 % höher.

Der Goldpreis festigt sich über der 4.000 US-Dollar Marke. Hoffnungen auf Zinssenkungen und einen schwächeren US-Dollar wirken stützend. Aus den gleichen Gründen dürfte auch der Silberpreis steigen. Relativ betrachtet sogar deutlich stärker als der Goldpreis.

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Stagnierende Konjunkturerwartungen

Im November sind die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland auf erhöhtem Niveau nahezu unverändert geblieben. Der auf einer monatlichen Umfrage unter Finanzmarktfachleuten beruhende Indikator sank gegenüber Oktober minimal um 0,8 auf 38,5 Punkte.

Die ZEW-Konjunkturerwartungen befinden sich damit weiterhin deutlich über ihrem langjährigen Mittelwert von 23,2 Punkten. Seit Jahresbeginn tendiert der Frühindikator unter teilweise großen Schwankungen aufwärts, befördert vor allem durch die erwarteten Wachstumsimpulse der Bundesregierung und sinkende Leitzinsen. Ein Grund für den leichten Rückgang im November dürfte sein, dass die Erwartungen an diese Wachstumsimpulse im Zuge der Diskussion um die Zielgenauigkeit und Zusätzlichkeit des Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaschutz schwächer geworden sind.

Positiv stimmt, dass der ZEW-Lageindikator im November um 1,3 auf -78,7 Punkte stieg. Dies spricht für eine allmähliche Befreiung aus der hartnäckigen Wirtschaftsflaute. Zugleich spricht das noch niedrige Niveau des Lageindikators gegen eine deutliche Belebung der Gesamtwirtschaft im 4. Quartal.

Anstieg der Firmenpleiten flacht weiter ab

Bei den Unternehmensinsolvenzen in Deutschland mehren sich die Zeichen für ein Abflachen des Aufwärtstrends. So übertraf die Zahl der Firmenpleiten zuletzt, im August, ihren Vorjahresmonatswert um 12,2 %. Im Jahr 2024 waren sie noch um 22,4 % gestiegen.

Zudem lässt der amtliche Schnellindikator zu den beantragten Regelinsolvenzen für die kommenden Monaten ein weiteres Abflauen der Insolvenzdynamik erwarten. Der Schnellindikator ist im Oktober im Vorjahresvergleich um 6,5 % gestiegen.

Wenn 2026 die lang ersehnte Konjunkturbelebung eintreten sollte, dürfte die seit Mitte 2021 andauernde Aufwärtsbewegung der Unternehmensinsolvenzen langsam auslaufen.

Minimaler Rückgang der Inflationsrate bestätigt

Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Inflationsrate in Deutschland, gemessen an der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) von 2,4 % im September auf 2,3 % im Oktober gesunken. Das Statistikamt bestätigt damit das zentrale Ergebnis seiner Ende Oktober veröffentlichten vorläufigen Berechnungen.

Im Oktober wirkten insbesondere die weiterhin überdurchschnittlich steigenden Dienstleistungspreise inflationstreibend. Dienstleistungen verteuerten sich um 3,5 % und damit etwas stärker als im Vormonat (+3,4 %). Vor allem für kombinierte Personenbeförderung (+11,4 %) und Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (+8,0 %) mussten die Verbraucher mehr Geld aufwenden.

Bei Nahrungsmittel hat der Preisauftrieb hingegen deutlich nachgelassen. Sie verteuerten sich im Oktober um 1,3 %, nach einem Anstieg um 2,1 % im September. Zudem verstärkte sich bei Energieprodukten der Rückgang. Im Zuge des Wegfalls des Basiseffekts der im September 2024 merklich gesunkenen Rohölpreise verminderten sich die Energiepreise im Oktober um 0,9 %, nach 0,7 % im Vormonat.

Euroraum-BIP um 0,2 % gestiegen

Das europäischen Statistikamt Eurostat hat inzwischen neue Daten zur jüngsten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Euroraums vorgelegt. Demnach hat sich das Wachstum des preis-, kalender- und saisonbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) leicht von 0,1 % im 2. Quartal auf 0,2 % im 3. Quartal beschleunigt, wie bereits Ende Oktober gemeldet wurde.

Unter den großen Volkswirtschaften des Währungsraums waren Spanien (+0,6 %) und Frankreich (+0,5 %) erneut die stärksten Treiber des Gesamtwachstums. Demgegenüber dämpfte die Entwicklung in Deutschland und in Italien (jeweils 0,0 %) abermals das Euroraum-Wirtschaftswachstum.

Erste Angaben zum Verlauf der BIP-Verwendungskomponenten (Konsum, Investitionen, Außenhandel) im 3. Quartal wird Eurostat am 5. Dezember veröffentlichen.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR