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Wocheninfo vom 18.08.2025

Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

 

Das Wichtigste in Kürze

  • US-Zinssenkung steht bevor
  • Aktien: Kurse legen zu 
  • Anleihen: Steigende Renditen
  • Devisen: Euro im Plus
  • Rohstoffe: Ölpreis gibt nach
  • Konjunkturerwartungen trüben sich ein
  • Erneuter Anstieg der Insolvenzen
  • 2 % Inflationsrate bestätigt
  • Rückläufige Euroraum-Industrieproduktion

US-Zinssenkung steht bevor

An den Finanzmärkten macht sich die Über-zeugung breit, dass die amerikanische Noten-bank Fed auf ihrer Sitzung im September die Zinsen senken dürfte. Niedriger als erwartete Inflationszahlen im Juli und schwächere Arbeitsmarktdaten haben die an den Finanzmärkten eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Standard-Zinssenkung um 25 Basispunkte auf gegenwärtig über 96 % erhöht. In der zweiten Wochenhälfte stärkten allerdings steigende Erzeugerpreise die Inflationssorgen. Einige Vertreter der US-Regierung fordern jedoch bereits, auch eine größere Zinssenkung um 50 Basispunkte in Betracht zu ziehen. So weit gehen die Finanzmärkte noch nicht: Hier geht man von zwei Standard-Zinssenkungen bis Jahresende aus. 

Ein niedrigeres Zinsumfeld ist eine ausdrückliche politische Forderung der aktuellen US-Regierung. Einerseits dürfte ein solches Um-feld die wirtschaftliche Aktivität beschleunigen, andererseits senkt es die Belastung der Staatsfinanzen durch Zinszahlungen auf die immer größer werdende US-Verschuldung, die durch fiskalpolitische Maßnahmen wie Steuersenkungen und Ausgabenprogramme weiterwachsen. Neben der Aussicht auf eine Senkung der kurzfristigen Zinsen durch die US-Noten-bank wird auch versucht, die längerfristigen Zinsen, beispielsweise für Staatsanleihen, direkt und indirekt zu beeinflussen. So diskutiert beispielsweise Stephen Miran, der Leiter des amerikanischen Wirtschaftsberatergremiums „Council of Economic Advisors“, in seinem viel beachteten „User Guide“ zur Handelspolitik die Möglichkeit, ausländische Staaten zum Kauf langlaufender US-Papiere zu bewegen. Zudem werden gegenwärtig Anpassungen der Bankenregulierung diskutiert, die es den Banken ermöglichen sollen, mehr US-Staatsanleihen zu halten. Auch die Stärkung von Stablecoins und deren geplante Deckung durch Staatsanleihen dürfte zu einer zusätzlichen Nachfrage führen. Dem gegenüber stehen die steigenden Neuemissionen von Schuldpapieren durch die expansive Fiskalpolitik.

Aktien: Kurse legen zu

Neben der US-Konjunktur und den Zinserwartungen spielen die US-Außen- und Handels-politik weiterhin eine entscheidende Rolle für die Kursentwicklungen an den internationalen Börsen. Angesichts der auslaufenden Schon-frist für China im Handelskonflikt mit den USA starteten die Märkte zunächst zurückhaltend in die letzte Handelswoche. Die Verlängerung der Schonfrist sorgten im weiteren Wochenverlauf für Gewinne an den Börsen. Die Aussicht auf ein niedrigeres Zinsumfeld befeuerte die Kurse, ebenso wie die durch das Treffen der Präsidenten Trump und Putin am Freitag erwarteten Impulse zur Beendigung des Ukrainekriegs. Der DAX legte auf Wochensicht um 0,8 % auf 24.359 Punkte zu. 

Anleihen: Steigende Renditen

In der vergangenen Handelswoche stiegen die zehnjährigen US-Anleiherenditen etwas, befördert durch die steigenden Erzeugerpreise. Auch bei Bundrendite kam es zu Renditezuwächsen. Zehnjährige Bundesanleihen steigen auf Wochensicht um 9 Basispunkte auf 2,78 %. 

Devisen: Euro im Plus

Zum Wochenbeginn kam es zu einer leichten Erholungsbewegung des US-Dollar-Index. Im weiteren Wochenverlauf sorgen jedoch schwächere US-Daten und die damit verbundenen Zinssenkungsaussichten erneut für Abgaben. Der Greenback schloss die Handels-woche gegenüber dem Euro bei gut 1,71 ab, 0,5 % über seinem Vorwochen-Endstand. 

Rohstoffe: Ölpreis gibt nach

Im Vorfeld des Trump-Putin-Treffens in Alaska, das zwar mit atmosphärischen Verbesserungen aber ansonsten keinen großen Resultaten endete, befand sich der Ölpreis im „wait and see“-Modus. Die anfänglichen Gewinne zum Start in die abgelaufene Handelswoche wurden schnell wieder abgegeben. Friedensvereinbarungen im Ukrainekrieg könnten zu einer Aufhebung der Sanktionen gegen russisches Öl führen und somit das Angebot weiter erhöhen. Zum Wochenschluss lag der Brent-Ölpreis bei 65,81 US-Dollar und schloss damit auf Wochensicht um 1,2 % im Minus.

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Konjunkturerwartungen trüben sich ein

Trotz der Ende Juli angekündigten Grundsatz-einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU haben sich die ZEW-Konjunkturerwartungen im August merklich eingetrübt. Der auf einer monatlichen Umfrage unter Finanzmarktfachleuten beruhende Stimmungsindikator ist um 18 Punkte auf 34,7 Punkte gesunken. In den Vormonaten hatte der Indikator noch spürbar zugelegt, angeregt vor allem durch die Aussicht auf die Wachstumsimpulse der Bundesregierung und die gesunkenen Leitzinsen. 

Die aktuelle Lage wurde von den befragten Fachleuten ebenfalls schlechter bewertet, wohl auch wegen der schwachen amtlichen Daten zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands im 2. Quartal. Der entsprechen-de ZEW-Lageindikator sank zwar um 9,1 auf -68,6 Punkte. Er befindet sich weiterhin deutlich im negativen Bereich. 

Hauptgrund für den Rückgang der ZEW-Indikatoren dürfte die weiterhin extrem hohen Unsicherheiten sein. Beispielsweise bleibt es unklar, ob es zu einer rechtlich bindenden Handelsvereinbarung mit den USA kommen wird. Mit dem deutlichen Rückgang der Konjunkturerwartungen sind die Chancen auf eine rasche Überwindung der hartnäckigen Wirtschaftsflaute gesunken. 

Erneuter Anstieg der Insolvenzen

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Wirtschaftsflaute hält die Aufwärtsbewegung in den amtlichen Insolvenzdaten in Deutschland an. Im Mai wurden von den Amtsgerichten 2.036 Unternehmens- und 6.605 Verbraucherinsolvenzen gemeldet. Dies waren 5,3 % beziehungsweise 16,1 % mehr Fälle als im entsprechenden Vorjahresmonat. 

Bezogen auf 10.000 Unternehmen waren die meisten Insolvenzen abermals im Wirtschafts-abschnitt Verkehr und Lagerei (10,9 Fälle) zu verzeichnen. An zweiter und dritter Stelle folgten das Baugewerbe (9,4 Fälle) und das Gastgewerbe (9,0 Insolvenzen).

In naher Zukunft ist bei den Firmen- und bei den Verbraucherpleiten mit weiter steigenden Fallzahlen zu rechnen. Hierauf lässt auch der amtliche Schnellindikator zu den Regelinsolvenzen schließen, der im Juli um 19,2 % über seinem Vorjahresmonatswert lag.

2 % Inflationsrate bestätigt

Das Statistische Bundesamt hat inzwischen detaillierte Angaben zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland vorgelegt. Das zentrale Ergebnis der Ende Juli veröffentlichten vorläufigen Schätzungen wurde dabei bestätigt. So ist die Inflationsrate, basierend auf der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI), im Juli gegenüber Juni unverändert bei 2,0 % geblieben.

Nach einzelnen Ausgabenbereichen differenziert setzte sich im Juli das Bild der Vormonate fort. So standen einer dämpfenden Wirkung von Seiten der Energiepreise (-3,4 %) merkliche Preisanstiege für Nahrungsmitteln (+2,2 %) und Dienstleistungen (+3,1 %) gegen-über. Im Dienstleistungsbereich verteuerten sich vor allem die Preise für kombinierte Personenbeförderung (+11,3 %) stark. Daneben wurden beispielsweise auch für Brief- und Paketdienstleistungen (+9,0 %) und für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (+8,2 %) überdurchschnittliche Preiserhöhungen berechnet. 

In den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate eher ab als zunehmen. So lassen die rückläufigen Import- und Erzeugerpreise eine zeitweise Unterschreitung der Teuerungsrate unter die Marke von 2 % möglich erscheinen.

Rückläufige Euroraum-Industrieproduktion

Im Juni musste die Euroraum-Industrie bei der Produktion erneut einen Rückschlag hinnehmen. Die Produktion sank gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,3 % und hat damit den Anstieg vom Mai (+1,1 %) zunichte gemacht. 

Angesichts der schwachen Auftragslage dürfte die Industriekonjunktur in naher Zukunft gedämpft bleiben. Zwar ist der Order-Indikator jüngst, im Juli, leicht um 0,8 Punkte gestiegen. Er befindet sich mit -27,3 Punkten aber weiterhin auf niedrigem Niveau.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR