Wocheninfo vom 24.11.2025
Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Das Wichtigste in Kürze
USA im Datennebel
In den USA wirkt sich der zwischenzeitlich beendete Regierungsstillstand auf die Erwartungen hinsichtlich weiterer Zinssenkungen aus. Wie das Bureau of Labor Statistics bekannt gegeben hat, werden die Arbeitslosenzahlen für den Monat Oktober nicht veröffentlicht. Die Zahlen für November werden erst nach der nächsten geldpolitischen Sitzung der US-Notenbank Fed bekannt gegeben.
Dies stellt eine Herausforderung für den datengetriebenen Ansatz des Entscheidungsgremiums der Fed dar. Die vergangenen Zinssenkungen wurden mit schwächeren Arbeitsmarktdaten begründet. Ohne diese Datengrundlage und angesichts der weiterhin erhöhten Inflation (zuletzt 3,0 % im September) haben sich die Chancen für eine Zinssenkung im Dezember deutlich verringert. Zu dieser Einschätzung kommen vor allem die Märkte, die die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Dezember aktuell nur noch bei 30 % sehen. Im Oktober war eine Zinssenkung noch vollständig eingepreist.
Diese pessimistischere Erwartung wird zusätzlich durch jüngst veröffentlichte Protokolle der letzten geldpolitischen Sitzung bestätigt. Darin wird die Uneinigkeit im Gremium deutlich, ob nach den vergangenen Zinssenkungen auf der letzten Sitzung im Jahr eine weitere folgen sollte. Zwar besteht grundsätzlich Einigkeit über weitere Zinssenkungen, doch einige Mitglieder des FOMC halten den Dezember für zu früh und plädieren für weitere Zinssenkungen erst im kommenden Jahr.
Für die US-Regierung stellt diese Entwicklung ein Problem dar. Die veränderten Zinserwartungen sorgen für eine breite Aufwertung des US-Dollars und durchkreuzen damit die Pläne der Regierung, die amerikanische Exportwirtschaft zu stärken. Bis zur Sitzung im Dezember am 9./10. Dezember verbleiben noch zwei Wochen. Einige Indikatoren werden bis dahin noch veröffentlicht, die zu einer genaueren Einschätzung der US-Volkswirtschaft beitragen können.
Aktien: Erste Korrekturbewegung
Die Aktienmärkte sind schwächer in die vergangene Handelswoche gestartet. Grund hierfür waren einerseits die ersten nach dem Shutdown wieder veröffentlichten Konjunkturdaten aus den USA sowie die Ergebnisse von Nvidia für das 3. Quartal. Hier stehen die Sorgen vor einer KI-Blase im Vordergrund. Trotz überraschend positiver Zahlen blieben die Sorgen bestehen und es folgten auf erste Anstiege weitere Rückgänge. Insbesondere die hohen Ausgaben für KI bereiten Sorgen. Der DAX schloss mit einem Minus von gut 3 % bei 23.092 Punkten. Die europäischen und amerikanischen Aktienmärkte verlieren auf Wochensicht zwischen 2 und 3 %.
Anleihen: Sichere Häfen gesucht
Die Rückgänge an den Aktienmärkten sorgten für Zuflüsse bei Rentenpapieren. Entsprechend kam es zu Rückgängen bei den Anleiherenditen. Im Fokus standen ebenfalls die Erwartungen an Zinssenkungen der Fed. Hier sorgten Reden von Fed-Vertretern für unterschiedliche Marktinterpretationen und Volatilität. Bundesanleihen schlossen leichter bei 2,70 %, ihre US-Pendants bei 4,06 %.
Devisen: Dollar zeigt Stärke
In der vergangenen Woche konnte der USDollar wieder zulegen. Dies betraf sowohl den US-Dollar-Index insgesamt als auch den Kurs gegenüber dem Euro. Grund hierfür waren einerseits vorsichtigere Äußerungen von Fed- Vertretern sowie die Nachfrage nach sicheren Häfen. Gegenüber der Gemeinschaftswährung schloss der US-Dollar bei 1,1502.
Rohstoffe: Edelmetalle mit Rückgang
Der Preis für Rohöl der Sorte Brent schließt bei 62,58 US-Dollar und bleibt damit im Bereich von 60 bis 70 Dollar. Im Fokus dürften insbesondere die Auswirkungen russischer Ölexporte auf das Gesamtangebot liegen. Die gesunkenen Zinssenkungserwartungen in den USA und der starke US-Dollar belasteten den Goldpreis. Dieser schloss leicht schwächer bei 4.067 US-Dollar pro Feinunze. Der Silberpreis verzeichnete mit knapp 6 % auf Wochensicht noch stärkere Rückgänge. Nach den starken Anstiegen dürfte es sich dabei aber eher um eine Korrekturbewegung handeln. Insgesamt werden bei den Edelmetallen weitere Kurspotenziale gesehen.
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Weniger Erwerbstätige im 3. Quartal
Angesichts der noch andauernden Wirtschaftsflaute in Deutschland ist die Erwerbstätigenzahl im 3. Quartal erneut zurückgegangen. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Berechnungen mitteilte, sank die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorquartal leicht um 41.000 auf 46,0 Mio. Menschen, nachdem sie sich bereits im 2. Quartal (-11.000) etwas vermindert hatte.
Gegenüber dem 3. Quartal 2024 sank die Erwerbstätigenzahl ebenfalls leicht (-23.000 Personen). Dabei überwog der Stellenabbau im Produzierende Gewerbe das anhaltende Beschäftigungswachstum im Dienstleistungsbereich. Während sich insbesondere im Bereich der Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+201.000 Personen) der langjährige Aufwärtstrend mit einem kräftigen Zuwachs fortsetzte ging die Erwerbstätigenzahl vor allem im Produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe (-154 000 Personen) weiterhin kräftig zurück. Auch im Baugewerbe (-19.000) und in der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (-1 000) nahm die Erwerbstätigenzahl ab.
Wenn es, wie allgemein erwartet, im Winterhalbjahr 2025/26 zu einer gesamtwirtschaftlichen Belebung kommen sollte, dürfte der Rückgang der Erwerbstätigenzahl allmählich zum Stillstand kommen.
Auftragsbestand legt etwas zu
Die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland konnten ihren Auftragsbestand im September etwas erhöhen. Nach amtlichen Angaben stieg der Bestand an offenen Aufträgen gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,6 %. Der Auftragsbestand setzt damit seine, seit dem Tiefpunkt vom August 2024 feststellbare, leichte Aufwärtsbewegung fort.
Befördert wurde das leichte Wachstum vom September vor allem durch die Auslandsbestände. Diese legten um 0,9 % zu und damit etwas stärker als der Bestand an Aufträgen aus dem Inland (+0,3 %). Die Bestandsentwicklung folgt damit den Tendenzen der Neuaufträge. So waren die Auftragseingänge aus dem Ausland im September um kräftige 3,5 % gestiegen, während die Inlandsorders um 2,5 % nachgaben.
Insgesamt sprechen die jüngsten Auftragsbestandsdaten für eine allmähliche Stabilisierung der Industriekonjunktur.
Erzeugerpreise weiterhin rückläufig
In Deutschland hält der Preisrückgang auf der Erzeugerstufe an. Der amtliche Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte lag im Oktober um 1,8 % unter seinem Vorjahresmonatswert. Dies war der achte Rückgang in Folge.
Hauptgrund für die neuerliche Preisverminderung waren weiterhin die niedrigeren Energiepreise (-7,5 %). Auch die Vorleistungsgüter (-0,5 %) waren im Oktober günstiger als vor einem Jahr. Bei den Erzeugerpreisen für Investitionsgüter (+1,9 %) sowie Verbrauchs- (+2,3 %) und Gebrauchsgüter (+1,7 %) kam es hingegen zu Anhebungen. Alles in allem geht von den Erzeugerpreisen nach wie vor eher eine dämpfende als eine steigernde Wirkung auf die Preise auf der Verbraucherstufe aus.
Euroraum-Verbraucherstimmung unverändert
Gemäß vorläufigen Angaben der EU-Kommission blieb die Stimmung unter den Verbrauchern im Euroraum im November unverändert. Demnach verharrte der Indikator des Verbrauchervertrauens auf seinem niedrigen Vormonatsstand von -14,2 Punkten.
In den vorangegangenen Monaten hatte sich die Verbraucherstimmung aber etwas aufgehellt, wozu die gesunkene Preisdynamik beigetragen haben dürfte, die die Kaufkraft der Haushaltseinkommen weniger stark vermindert. So ist die Inflationsrate des Euroraums jüngst leicht von 2,2 % im September auf 2,1 % im Oktober gefallen.
Trotz der letzten Anstiege befindet sich der Indikator des Verbrauchervertrauens noch immer unter seinem langjährigen Durchschnittswert (-11,8 Punkte). Dies spricht für eine nach wie vor eher verhaltene Konsumkonjunktur.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR