Wocheninfo vom 27.10.2025
Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Das Wichtigste in Kürze
Geldpolitik im Fokus
Es steht eine geldpolitisch geprägte Woche bevor. Am Mittwoch trifft die amerikanische Notenbank Fed ihre nächsten geldpolitischen Entscheidungen, am Donnerstag folgt die EZB. In den USA macht die Zollpolitik der Fed das Leben schwer. Einerseits geht man nahezu einhellig davon aus, dass die Zölle zumindest vorerst die Inflation erhöhen werden. Gleichzeitig machen sich am Arbeitsmarkt weitere Schwachstellen und Abkühlungstendenzen bemerkbar. So bleiben beispielsweise die Neueinstellungen schwach, und Umfragen unter Haushalten und Unternehmen deuten auf eine weitere Abnahme offener Stellen und Stellenausschreibungen hin. Für das Entscheidungsgremium der Fed kommt erschwerend hinzu, dass durch den Shutdown die Datenverfügbarkeit eingeschränkt ist. Fed-Präsident Powell hat zuletzt den schwachen Arbeitsmarkt betont und hinsichtlich der Inflationsaussichten auf langfristig fest verankerte Inflationserwartungen beim 2-Prozent-Ziel verwiesen.
Es ist davon auszugehen, dass die Fed einen weiteren Zinsschritt beschließen wird. Zusätzlich könnte sie die Einstellung ihrer laufenden quantitativen Straffung (Quantitative Tightening), also den Verkauf von Anleihen aus dem Bestand der Notenbank, ankündigen.
Die EZB trifft sich zu ihrer Oktobersitzung nicht in Frankfurt, sondern in Florenz. Abgesehen von besserem Wetter und guter italienischer Küche dürfte aber alles beim Alten bleiben. Führende Vertreter des EZB-Rats haben zuletzt betont, dass sich die EZB gegenwärtig in einer guten Position befinde. Spannender dürfte ohnehin die Sitzung im Dezember werden, bei der erstmals Projektionen bis Ende 2028 vorgelegt werden. Zuletzt hatte die EZB prognostiziert, das Inflationsziel bis Ende 2027 zu unterschreiten. Dies könnte weitere Zins-senkungen begründen. Ein andauerndes Unterschreiten bis Ende 2028 würde dieses Argument weiter verstärken. Aufgrund des langen Prognosezeitraums und der Art der verwen-deten Modelle ist jedoch eher von einer prognostizierten Punktlandung auszugehen.
Aktien: Hoffnung auf USA-China Entspannung
Die Hoffnungen auf eine Entspannung im Zollstreit zwischen den USA und China sorgten für einen starken Start in die vergangene Handelswoche an den Aktienmärkten. Nach zurückhaltenderen Tönen aus dem Weißen Haus nahmen die Sorgen im weiteren Wochenverlauf aber wieder zu, bevor dann zum Wochenschluss ein für Donnerstag, dem 30. Oktober, angekündigtes Treffen zwischen Trump und seinem chinesischen Amtskollegen wieder für Hoffnung sorgte. Der DAX schloss mit einem Plus bei 24.240 Punkten. Auch die Börsen in Europa und den USA schlossen etwa 1 % bzw. 2 % höher.
Anleihen: Kaum neue Impulse
Nachdem sich die Zinsstrukturkurve für deutsche Bundespapiere zuletzt nach unten verschoben hatte, blieb die vergangene Woche weitgehend impulslos. Nach stärkeren Einkaufsmanagerindizes im Euroraum notieren zehnjährige Bundesanleihen mit 2,62 % leicht höher, ihre US-Pendants kämpfen um die 4-Prozent-Marke. Zum Wochenschluss liegen sie mit 3,995 % nur minimal darunter.
Devisen: Wenig Bewegung
Auch an den Devisenmärkten verlief die Woche vergleichsweise ruhig. Zum Wochenschluss liegt der Euro-US-Dollar-Wechselkurs leicht niedriger bei 1,1626.
Rohstoffe: Öl steigt, Gold fällt
Nach seinem jüngsten Rückgang notiert der Ölpreis wieder etwas höher. Zum Wochen-schluss lag der Preis für die Rohölsorte Brent bei 65,95 US-Dollar. Damit bleibt der Ölpreis weiter in der Spanne von 60 bis 70 US-Dollar. Für den Anstieg sorgten Berichte über Einschränkungen indischer Ölimporte aus Russland, neue US-Sanktionen gegen Russland sowie eine Aufstockung der US-Ölreserven. Beim Goldpreis kam es zu der erwarteten Korrektur durch Gewinnmitnahmen. Nach einem Anstieg um über 30 % seit Ende August folgte in dieser Woche eine kurze Korrektur, die in der Spitze knapp 10 % umfasste. Zum Wochenschluss konnte sich das Edelmetall jedoch wieder bei über 4.120 US-Dollar stabilisieren.
Newsletter - Immer topaktuell informiert sein.
Sie möchten nichts verpassen? Dann abonnieren Sie doch einfach unsereren Newsletter.
Erzeugerpreise weiterhin rückläufig
In Deutschland hält der Preisrückgang auf der Erzeugerstufe an. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lag der Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte im September um 1,7 % unter seinem entsprechenden Vorjahresmonatswert. Im August waren die Erzeugerpreise noch um 2,2 % gesunken.
Hauptursache für den Rückgang waren erneut die niedrigeren Energiepreise, die im September um 7,3 % nachgaben. Aber auch die Vorleistungsgüter verbilligten sich, um 0,9 %. Bei Verbrauchs- (+3,2 %), Investitions- (+1,9 %), und Gebrauchsgütern (+1,8 %) kam es hingegen zu Preisanhebungen.
Insgesamt geht von den Erzeugerpreisen nach wie vor eine entlastende Wirkung für die Preise auf der Verbraucherstufe aus. Dies nährt die Hoffnung, dass - nach dem Anstieg der Inflationsrate von 2,2 % im August auf 2,4 % im September - zum Jahresende wieder ein Rückgang einsetzen wird.
Minimal höherer Auftragsbestand
Das hiesige Verarbeitende Gewerbe konnte seinen Auftragsbestand zuletzt geringfügig ausweiten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes legte der preis-, saison- und kalenderbereinigte Auftragsbestand im August gegenüber dem Vormonat um 0,1 % zu. Der Bestand tendiert damit weiterhin auf niedrigem Niveau seitwärts.
Maßgeblich für den minimalen Anstieg waren die offenen Aufträge aus dem Inland, die um 0,6 % zulegten. Der Bestand an Aufträgen aus dem Ausland sank hingegen um 0,1 %. Der Auftragsbestand folgt damit den unterschiedlichen Tendenzen bei den Neuaufträge. So waren die Auftragseingänge aus dem Inland im August um kräftige 4,7 % gestiegen, während die Auslandsorders um 4,1 % zurückgingen.
Alles in allem sprechen die jüngsten Auftragsdaten, insbesondere die schwache Nachfrage aus dem Ausland, gegen eine rasche Erholung der Industriekonjunktur.
Euroraum-Schuldenquote leicht auf 88,2 % gestiegen
Im 2. Quartal hat die Verschuldung im Euro-raum leicht zugenommen. Die Schuldenquote, welche die gesamtstaatlichen Schulden ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) setzt, ist von 87,7 % im 1. Quartal auf 88,2 % gestiegen. Sie befindet sich damit weiterhin deutlich über der im Maastricht-Vertrag festgeschriebenen Obergrenze von 60 %.
Innerhalb des Euroraums wiesen Griechenland (151,2 %), Italien (138,3 %) und Frankreich (115,8 %) erneut die höchsten Quoten aus. Für Deutschland wurde eine Schuldenquote von 62,4 % ermittelt, die damit um 0,4 Prozent-punkten über dem Stand vom Jahresauftaktquartal lag.
Angesichts der verstärkten Bestrebungen zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit und der zunächst verhaltenen Wachstumsperspektiven dürfte die Schuldenquote des Euroraums in den kommenden Quartalen eher steigen als sinken.
Leichte Aufhellung des Euroraum-Verbrauchervertrauens
Unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern des Euroraums dürfte sich die wirtschaftliche Stimmung im Oktober etwas verbessert haben. Dies legen zumindest die von der EU-Kommission veröffentlichten vorläufigen Umfrageergebnisse nahe. Dem-nach ist der Indikator des Verbrauchervertrauens von -14,9 Punkten im September auf -14,2 Punkte gestiegen.
Ob sich der Indikator damit von der Seitwärtsbewegung der Vormonate befreien kann, bleibt abzuwarten. Er befindet sich weiterhin deutlich unter seinem langjährigen Mittelwert von -11,8 Punkten.
Insgesamt lassen die Umfrageergebnisse für das zu Ende gegangene 3. Quartal einen bestenfalls leichten Anstieg der privaten Konsumausgaben erwarten.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR