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Wocheninfo vom 28.07.2025

Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

 

Das Wichtigste in Kürze

  • "Wait and Watch"-Modus...
  • Aktien: Zurückhaltender Optimismus
  • Anleihen: Gemischtes Bild
  • Devisen: US-Dollar erneut schwächer
  • Rohstoffe: Gold profitiert von Unsicherheit
  • Weitere Aufhellung des Geschäftsklimas
  • Konsumklima geringfügig gesunken
  • Steigendes Euroraum-Verbrauchervertrauen
  • Euroraum-Staatsschuldenquote bei 88,2 %

"Wait and Watch"-Modus...

... in diesem befindet sich die EZB nun, wie Präsidentin Lagarde nach der Leitzinsentscheidung am vergangenen Donnerstag (24.07.) äußerte. Die Währungshüter beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen, wie von den meisten Analysten erwartet. Nach der Pause im Juli 2024 senkte die EZB die Zinsen bei jedem der sieben folgenden Treffen. Bereits nach der letzten Zinssenkung im Juni wurde geäußert, dass man sich nun in einer guten Position befinde. Die Inflation befindet sich wieder auf Zielniveau und der Inflationsschock der vergangenen Jahre ist bewältigt.

Aber auch die Geldpolitik ist von der hohen Unsicherheit betroffen. Wie aus den Protokollen der vergangenen Sitzungen hervorgeht, standen dort die Sorgen über ein Unterschreiten des Inflationsziels im Vordergrund. Die Lohnentwicklung im Euroraum ist mittlerweile sehr gedämpft. Eine Fortsetzung der Euro- Aufwertung oder eine Verschlechterung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU bergen Abwärtsrisiken für Wachstum und Inflation. Gleichzeitig betont die EZB die bislang widerstandsfähige konjunkturelle Entwicklung im Euroraum. Eine für beide Seiten zufriedenstellende Einigung im Handelsstreit sowie eine expansivere Ausrichtung der Fiskalpolitik in Europa könnten entsprechend für Aufwärtsrisiken sorgen. Mehr Aufschluss dürften die Projektionen auf der nächsten Ratssitzung im September bringen. Die Ambivalenz hinsichtlich der Inflationsentwicklung wirkte sich im Nachgang zu den Entscheidungen auch auf die an den Märkten eingepreisten Zinssenkungen aus. So sank die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung bis zum Jahresende von etwa 90 % auf nur noch 60 %.

Auf die Kreditnachfrage wirkt die Geldpolitik nicht mehr restriktiv, wie neue Ergebnisse einer EZB-Umfrage zeigen. In Deutschland erreicht sie für Firmenkunden den höchsten Stand seit drei Jahren. Die Quote notleidende Kredite und andere Indikatoren der Kreditqualität wirken sich jedoch restriktiv auf das Kreditangebot aus.

Aktien: Zurückhaltender Optimismus

Der Handelskonflikt zwischen der EU und den USA sorgte für einen verhaltenen Start in die Handelswoche. Das erzielte Handelsabkommen zwischen Japan und den USA führte in Tokio zu kräftig steigenden Kursen und sorgte auch in anderen Ländern für leicht steigende Kurse. Angesichts des unsicheren Ausgangs der USA-EU-Verhandlungen blieben die Käufer jedoch zurückhaltender. Beim DAX kam es vor dem Wochenende aufgrund einer Serie von Gewinnwarnungen im Automobilsektor zu Verkäufen. Er schloss leichter bei 24.217 Punkten. Die US-Märkte blieben dagegen im Plus. Auf die vorläufige Einigung im Zollstreit zwischen EU und USA reagierten die Märkte zum Wochenstart überwiegend positiv.

Anleihen: Gemischtes Bild

Bei den Anleiherenditen ergab sich in der vergangenen Woche ein gemischtes Bild. In den USA sorgt die Verunsicherung bezüglich der Zollpolitik für eine höhere Nachfrage nach sicheren Titeln, die zehnjährigen Papiere notieren leichter bei 4,38 %. Die Bundrenditen stiegen hingegen an und schlossen bei 2,72 %.

Devisen: US-Dollar erneut schwächer

Sinkende Marktzinsen belasten den US-Dollar. In der zurückliegenden Handelswoche wertete der Greenback gegenüber dem Euro wieder ab und schloss bei 1,173. Nach dem erzielten Handelsabkommen zwischen Japan und den USA kündigte die japanische Notenbank an, ihre Leitzinsen im Einklang mit der wirtschaftlichen und preislichen Entwicklung weiter zu erhöhen. Der japanische Yen konnte gegenüber dem US-Dollar leicht zulegen.

Rohstoffe: Gold profitiert von Unsicherheit

Der Rückgang der US-Marktzinsen und die Schwäche des US-Dollars stützen den Goldpreis. Zum Wochenschluss kam es jedoch zu Gewinnmitnahmen, sodass letztlich ein kleines Minus auf 3.332 US-Dollar verzeichnet wurde. Der Ölpreis fällt erneut und schloss die Handelswoche bei 68,47 US-Dollar pro Barrel der Sorte Brent. Die US-Lagerbestände sind stärker gesunken als erwartet. Nachfragesorgen sorgten zwischenzeitlich für kleinere Rückgänge und die Sorge vor einem Über-angebot bis zum Jahresende bleibt bestehen.

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Weitere Aufhellung des Geschäftsklimas

Im Juli hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft abermals leicht verbessert. Der auf einer monatlichen Unternehmensumfrage des Münchener Wirtschaftsforschungsinstituts ifo beruhende Geschäftsklimaindex nahm um 0,2 Punkte auf einen Stand von 88,6 Punkten zu. Der konjunkturelle Frühindikator steigt bereits seit Jahresbeginn kontinuierlich an, allerdings war für Juli ein stärkerer Anstieg erwartet worden.

Hauptgrund für den jüngsten Anstieg war die etwas größere Zufriedenheit der Befragten mit den laufenden Geschäften. Die Erwartungs-komponente blieb hingegen unverändert. Die vorangegangenen Zinssenkungen der EZB sowie die erhofften Impulse aus den Maßnahmen der Bundesregierung – darunter Investitionsanreize, Steuersenkungen und zusätzliche staatliche Ausgaben – dürften zu einer leicht verbesserten Stimmung beitragen. Gleichzeitig sorgen die andauernden Verhandlungen mit den USA für Verunsicherung.

Konsumklima geringfügig gesunken

Unter den Verbrauchern in Deutschland hat sich die wirtschaftliche Stimmung zuletzt nicht weiter aufgehellt. Der von den Marktforschungsinstituten GfK und NIM ermittelte Konsumklima Indikator sank von 20,0 Punkte im Juni auf -20,3 Punkte im Juli. Zudem rechnen GfK und NIM für August mit einem weiteren Rückgang auf dann -21,5 Punkte.

Insgesamt stehen die jüngsten Umfrageergebnisse von ifo und GfK/NIM im Einklang mit der aktuellen Konjunkturprognose des BVR. Demnach befindet sich die deutsche Wirtschaft vor, aber noch nicht in einem moderaten Aufschwung. Aktuell wird die Konjunktur noch durch Sonderfaktoren belastet. Hierzu zählen das Auslaufen der durch US-Zollankündigungen ausgelösten Vorzugseffekte und die hohen geopolitischen Unsicherheiten. Erst 2026 dürfte sich die Wirtschaft spürbar beleben, befördert vor allem durch die staatlichen Mehrausgaben. Die vorläufige Einigung im Zollstreit dürfte das deutsche BIP ersten Schätzungen zufolge etwa 0,15 Prozentpunkte verringern. Weitere Erhöhungen der US-Importzölle für EU-Waren, könnten die wirtschaftliche Erholung weiter verzögern.

Steigendes Euroraum-Verbrauchervertrauen

Anders als in Deutschland hat sich die Stimmung unter den Verbrauchern im Euro-raum als Ganzes zuletzt aufgehellt. Wie die EU-Kommission anhand vorläufiger Angaben mitteilte, kletterte der Indikator des Verbrauchervertrauens leicht -15,3 Punkte im Juni auf -14,7 Punkte im Juli. Der Indikator tendiert bereits seit seinem im April 2025 bei -16,6 Punkten markierten lokalen Tiefstand leicht nach oben. Zur weiteren Aufhellung der Verbraucherstimmung dürfte das Nachlassen des allgemeinen Preisauftriebs und die insgesamt robuste Arbeitsmarktverfassung beigetragen haben.

Die Verbesserung der Verbraucherstimmung lässt für das zu Ende gegangene 2. Quartal einen stärkeren Anstieg der privaten Konsumausgaben erwarten. Im 1. Quartal war der Privatkonsum mit einer Quartalsverlaufsrate von 0,2 % expandiert.

Euroraum-Staatsschuldenquote bei 88,2 %

Im 1. Quartal ist die Staatsschuldenquote des Euroraums gestiegen. Nach vorläufigen amtlichen Schätzungen stieg die Quote, welche die Staatschulden ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt setzt, von 87,5 % im 4. Quartal auf 88,2 % an. Die Quote befindet sich damit weiter deutlich über der im Maastricht-Vertrag festgelegten Obergrenze von 60 %.

Innerhalb des Euroraums wiesen Griechenland (152,5 %) und Italien (137,9 %) erneut die höchste Staatschuldenquoten auf. Die niedrigsten Quoten wurden für Dänemark (29,9 %) und Luxemburg (26,1 %) ermittelt. Für Deutschland wurde für das 1. Quartal eine Staatschuldenquote von 62,3 % berechnet. Sie ist damit gegenüber dem Vorquartal (62,5 %) leicht zurückgegangen, was aus der vorläufigen Haushaltsführung nach dem Ende der Ampel-Bundesregierung resultieren dürfte.

Angesichts der hierzulande und europaweit verstärkten Bestrebungen zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit dürfte die Euroraum-Staatsschuldenquote künftig eher zu- als abnehmen.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR