Revitalisierung: Neues Leben in alten Gebäuden

13.08.2024 - Lesezeit: 8 Minuten

Revitalisierung: Neues Leben in alten Gebäuden
Paradome - Revitalisierung: Neues Leben in alten Gebäuden

Büros zu Wohnungen? Fabriken zu Lofts? Bauernhöfe zu Kulturzentren? Revitalisierung verwandelt triste Bürokomplexe in lebendige Quartiere, stillgelegte Fabriken zu Freizeitstätten und macht darbende Dörfer wieder attraktiv.

Unser Dorf soll lebendiger werden: Revitalisierung auf dem Lande

Revitalisierung geht allerdings über die Stadt hinaus: Um der Landflucht entgegenzuwirken, werden Projekte unterstützt, die Dörfer und Gemeinden wiederbeleben – etwa durch Tourismus oder durch Unterstützung der lokalen Landwirtschaft. Auch auf dem Lande soll die traditionelle Architektur erhalten bleiben. Es gilt, historische Bauernhäuser und Gehöfte zu restaurieren und neu zu nutzen, um die kulturelle Identität der Region zu bewahren. Einher damit geht die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume, beispielsweise durch die Renaturierung von Flüssen und Feuchtgebieten, um die Biodiversität zu fördern und ökologische Funktionen wiederherzustellen. Die ökologische Revitalisierung reicht wiederum in die Städte hinein: durch städtische Grünflächen, Parks und Gärten, um das Mikroklima zu verbessern und Erholungsräume für die Menschen zu bieten.

Überall in Deutschland gibt es Revitalisierungsprojekte, einige davon werden landesweit beachtet. Dazu zählt der Emscher Park im Ruhrgebiet, bei dem ehemalige Industrieflächen in Parks, Wohngebiete und Kulturstätten umgewandelt wurden. Für die Hafencity Hamburg wurde ein ehemaliges Hafengebiet in ein modernes Stadtviertel mit Wohnungen, Büros, Geschäften und Kulturstätten transformiert. Und die Zeche Zollverein in Essen, ein ehemaliges Kohlebergwerk, wurde verwandelt in ein UNESCO-Weltkulturerbe und Kulturzentrum.

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Paradome

Paradome: Wie Revitalisierung funktionieren kann

Eine gelungene Revitalisierung braucht mehr als guten Willen: Sie braucht Geld – und Ideen. „Eine Revitalisierung ist nur möglich, wenn es Nutzer mit einem Interesse gibt“, erklärt Drivens Managing Partner Ingo Weiss. Fabrikhallen werden zu großzügigen Lofts umgebaut, weil jemand so wohnen möchte. Aus Kraftwerken werden Museen. In den früheren Kinos am Kurfürstendamm sind Einzelhändler eingezogen, die sich dort in bester Lage präsentieren können. In die Galeries Lafayette in der Friedrichstraße, die im Juli geschlossen wurde, soll die Zentral- und Landesbibliothek einziehen. 

Für den Paradome in Babelsberg gibt es bereits einen Nutzer. Im Vorzeigeobjekt von Driven Investment, einer sechseckigen Halle mit einem 48 Meter breiten und 20 Meter hohen Schwedtler-Kuppeldach wurden von 1899 bis 1976 Lokomotiven gebaut. „Heute baut keiner mehr Lokomotiven, und schon gar nicht mitten in Potsdam“, sagt Ingo Weiss. Nun soll im Herbst das Hauptzollamt einziehen, deren Beschäftigte sich bislang auf sechs Standorte verteilen.

Driven revitalisiert den denkmalgeschützten Paradome für eine Investorengemeinschaft. Der Rohbau ist fast fertig, derzeit wird an der Kuppel gearbeitet – da ist handwerkliches Geschick gefragt. Bei der Revitalisierung werden modernste technische Standards umgesetzt und eingebaut, um beispielsweise mit Energie verantwortungsvoll umzugehen.

Ingo Weiss
Ingo Weiss

Der Paradome, gar nicht so weit vom nächsten Wohngebiet entfernt, ist damit zugleich ein Beispiel dafür, wie Arbeiten und Leben wieder näher zueinanderfinden. Die Logik, beides zu trennen, hat sich weitgehend überholt. Die gefragten Büros in Top-Lagen sind deshalb „top“, weil sie umgeben sind von einer lebendigen Nachbarschaft und leicht zu erreichen sind – auch ohne Auto. „Büros und Wohnungen zusammenzudenken – das passt“, sagt auch Ingo Weiss. Ein Durchmischen der Quartiere hält er für wichtig.

Gesucht: Die Nutzer von morgen

Das gilt zumindest grundsätzlich auch für die Büros in B- und C-Lagen. Warum nicht Bürohochhäuser zu Apartments für Studierende oder Sozialwohnungen umwandeln? Es sei nicht immer das Baurecht, das vielversprechende Pläne vereitelt, sagt Weiss. Man müsse sich in jedem einzelnen Fall auch das Tragwerk anschauen, um entscheiden zu können, ob solch ein Umbau technisch überhaupt sinnvoll umzusetzen wäre. Und das Ganze anschließend mit spitzem Stift durchrechnen. 

Warum also werden so wenige Büros in Wohnungen umgewandelt? Ingo Weiss zählt die Gründe auf: die gestiegenen Baukosten, die hohen Energiepreise, die gestiegenen Zinsen und das übermäßig komplizierte Baurecht. Nicht zuletzt braucht es die Nutzer von morgen, die sich diese Wohnungen auch leisten können. Erst dann wird trotzdem investiert, um Wohnungen zu schaffen und Quartiere zu revitalisieren.

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