Leere Büros zu Wohnungen? Warum nicht!
Allerdings denken die meisten Menschen derzeit, wenn sie an Revitalisierung denken, zuerst an leere Büros und deren mögliche neuen Aufgaben. Der Grund: Der Markt für Büroimmobilien wird derzeit neu sortiert. Das liegt an verschiedenen Faktoren. Insbesondere ist das Homeoffice in den Vordergrund gerückt. Das Arbeiten am heimischen Schreibtisch, vielerorts erst während der Corona-Pandemie möglich, wird von den Angestellten als Errungenschaft verteidigt. 24 Prozent von ihnen nutzen zumindest gelegentlich das Homeoffice. Als Folge wird der Bedarf an Büros in den deutschen Metropolen bis 2030 um rund 12 Prozent sinken, prognostiziert eine Studie des Ifo-Instituts und des Immobilienberaters Colliers. Die ersten Unternehmen arrangieren sich mit der neuen Realität und reduzieren schon heute ihre Büroflächen. Das spiegelt sich in steigenden Leerstandsquoten wider, gerade an B- und C-Standorten und bietet Chancen: Zu Wohnungen umgebaute Büroimmobilien könnten die Wohnungsnot lindern.
Der Gedanke ist keinesfalls abwegig. Der Immobiliendienstleister JLL hat errechnet, dass durch entsprechende Umwandlungen allein in den sieben größten Städten Deutschlands mindestens 20.000 Wohnungen entstehen könnten. Haben Gebäude einen einfachen Grundriss, kann der Umbau laut JLL innerhalb von sechs Monaten und der Hälfte der Neubaukosten abgeschlossen sein. „Zumindest theoretisch stimmt das“, sagt Ingo Weiss, Managing Partner des Berliner Bauprojektentwicklers Driven Investment. „In der Realität stehen häufig Planungs- und Baurecht im Weg.“ Deshalb ist Driven-Chef Weiss skeptisch: „Wir werden mit der Revitalisierung leerer Büros die Wohnungsnot nicht beseitigen können.“
Zumal wir ja auch, es ist eine komplizierte Welt, mehr Büros brauchen. Während Büroimmobilien an weniger attraktiven Standorten mit Leerständen kämpfen, steigt parallel die Nachfrage nach Büros in Top-Lagen. Dienstleister JLL sieht allein für Berlin einen Bedarf von 1,2 Millionen Quadratmetern an Büroflächen bis 2030, davon zwei Drittel für top ausgestattete Büros in zentralen oder gut angebundenen Zweitlagen. Laut JLL müsse „die steigende Nachfrage nach modernen und grünen Flächen in der richtigen Lage durch Neubauten und Sanierungen befriedigt werden“.