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06.05.2025 | Lesezeit: 6 Minuten

Wie man Liquidität klug steuert

Wie Unternehmen die eigene Liquidität klug steuern und durch bewusstes Planen unnötige Engpässe vermeiden, erklärte Experte Stefan Pöhlmann im Online-Seminar der Berliner Volksbank.

Firmenkunden - Liquidität - Interview

 

Das Wichtigste in Kürze

  • Überraschung vermeiden: Viele Unternehmen planen ihre Liquidität zu wenig – dabei hilft schon ein einfaches System aus Monats-, Quartals- und Jahresblick.
  • Planung statt Panik: Frühzeitiges Handeln schafft Vertrauen bei Banken und Partnern – wer zu spät reagiert, riskiert Engpässe und schwierige Gespräche.
  • Flexibel navigieren: Liquiditätsplanung ist kein starres System, sondern eine Art „Navi“– flexibel, aber unverzichtbar für den Kurs.

Wenn es um Liquidität geht, denken viele Unternehmerinnen und Unternehmer aus Berlin und Brandenburg plötzlich kölsch: „Et hätt noch emmer joot jejange!“ Meist geht es tatsächlich gut, doch sobald Unternehmen in ernsthafte Liquiditäts- und damit Zahlungsschwierigkeiten geraten, ist es vorbei mit dem rheinischen Frohsinn. Dann stehen schwierige Gespräche mit Geschäftspartnern, mit der Bank und vielleicht sogar der eigenen Belegschaft an. Wie konnte es so weit kommen? Und was machen wir jetzt, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen?

„So weit muss es nicht kommen, doch der klassische deutsche Mittelständler zeigt sich häufig planungsscheu“, sagt Stefan Pöhlmann. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Betriebswirt bietet seit zwei Jahrzehnten „financial advisory training“ für Banken, Sparkassen und nicht zuletzt Unternehmen an. Wie man „Liquidität klug steuert“, hat Pöhlmann kürzlich in einem Online-Seminar der Berliner Volksbank erklärt. Die Essenz: Es ist gar nicht schwer, man muss nur wollen.

Bloß nicht den Kopf in den Sand stecken

Am Willen mangele es häufig, kritisiert Stefan Pöhlmann. Die Angst der Unternehmer und Unternehmerinnen: Was, wenn durch den Blick auf die eigene Liquidität plötzlich Probleme offenkundig werden? Zumal alle Unternehmen gerade schwierige Zeiten erleben. „Corona, Ukraine, Zölle“ lautet der Dreiklang des Grauens. Eben deshalb ist es sinnvoll, auf Banken und Geschäftspartner zuzugehen, sobald sich dunkle Wolken verdichten. „Ansonsten verspielen Unternehmen viel Vertrauen“, sagt Pöhlmann, „und das ohne Not“. Wer rechtzeitig agiere, stoße auf viel Verständnis – und Hilfe. 

Dazu müssen Unternehmerinnen und Unternehmer allerdings erkannt haben, dass es eng werden könnte mit der Liquidität. Sie bräuchten ein Frühwarnsystem, sagt Pöhlmann, der die Liquiditätsplanung mit einem Navi vergleicht. „Wenn ich falsch abgebogen bin, führt es mich auf den richtigen Weg zurück.“

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Wieviel Plan braucht ein Unternehmen?

Stefan Pöhlmann räumt in seinen Online-Seminaren mit einem weit verbreiteten Missverständnis auf: dass ein Plan sich anmaßt, die Realität vorherzusagen. „Kein Plan wird 1:1 umgesetzt“, sagt der Berater. „Aber anhand der Abweichungen vom Plan kann ich erkennen, wo sich etwas ändert – und gezielt gegensteuern.“ 

Übermäßig komplex muss solch ein Plan nicht ausfallen. Drei Facetten sollte er haben, sagt Pöhlmann. Einmal im Jahr sollte ein Unternehmen sich an die Investitionsplanung machen: Was steht an größeren Investitionen an? Einmal im Quartal sollten Unternehmen abgleichen, wie sich Umsatz und Kosten entwickeln. Und einmal im Monat sollte auf die eigene Liquidität geschaut werden. 

Wenn der Geschäftspartner zu spät zahlt

Laufende Kosten werden verlässlich abgebucht – während die Einnahmen nicht immer ebenso verlässlich sprudeln. Manche Geschäftspartner zahlen nach zehn Tagen, andere nach 90 Tagen. Drei Monate auf sein Geld zu warten, das drückt direkt auf die Liquidität. Pöhlmann: „Unternehmen brauchen den Überblick: Was geht wann raus, was kommt wann rein – und bleibt genügend Puffer?“

Wenn’s knapp wird mit dem Puffer und damit mit der Liquidität: mit dem Bankpartner sprechen. Die Berliner Volksbank etwa bietet diverse Lösungen an, um Liquiditäts-Engpässe kurzfristig zu lösen. Dazu gehören beispielsweise Betriebsmittel- und Unternehmerkredite. Über die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft MBG Berlin-Brandenburg lässt sich, wenn der Engpass nicht nur kurzfristig ist, zusätzliches Eigenkapital und damit auch Liquidität besorgen.

„Kein Plan geht hundertprozentig auf, das ist im Wort ,Plan‘ eingepreist“, sagt Experte Stefan Pöhlmann. „Es geht darum, einen Überblick über die eigene Liquidität zu bekommen.“ Damit es auch weiterhin „emmer joot jeht“. 


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Stefan Pöhlmann

Ihr Experte

Stefan Pöhlmann

Stefan Pöhlmann arbeitete 15 Jahre lang im Firmenkundengeschäft, bevor sich der Bankkaufmann und Diplom-Betriebswirt mit Stefan Pöhlmann financial advisory training selbstständig gemacht hat. Seitdem bietet Pöhlmann Seminare und Trainingsprogramme für Banken und Sparkassen über Unternehmensanalyse, -finanzierung und -bewertung an. Die Berliner Volksbank lädt den Experten regelmäßig ein, um Online-Seminare für Unternehmenskundinnen und -kunden zu Liquiditätsplanung, -steuerung und -management zu geben.

Profilbild Klaus-Martin Steinmüller

Ihr Autor

Klaus-Martin Steinmüller | Vertriebsleitung Firmenkunden KompetenzCenter

Klaus-Martin Steinmüller ist seit über 40 Jahren bei der Berliner Volksbank im Immobilen- und Finanzierungsgeschäft aktiv. Aktuell leitet er unter anderem unsere Teams der Nachhaltigkeitsspezialist*innen, der Fördermittelspezialist*innen sowie der Unternehmensnachfolgeberatung.