Wocheninfo vom 01.12.2025
Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Das Wichtigste in Kürze
Stabile Banken trotz schwacher Kreditvergabe
Am vergangenen Mittwoch, dem 26. November, hat die EZB ihre alle sechs Monate erscheinende Financial Stability Review veröffentlicht. Besorgniserregend sind die hohen Bewertungen und die Marktkonzentration im Technologiesektor. Sollten sich die Wachstumsaussichten hier verschlechtern oder es enttäuschende Nachrichten aus dem KI-Bereich geben, ist mit abrupten Korrekturen zu rechnen. Aber auch Sorgen um die Unabhängigkeit der US-Geldpolitik werden als möglicher Grund für eine Marktkorrektur explizit aufgeführt.
Der Bankensektor im Euroraum hat sich bislang gegenüber geopolitischen Schocks als sehr robust erwiesen. Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit hoch und geo- sowie handelspolitische Verwerfungen bergen weiterhin Risiken. Zu der robusten Verfassung des Bankensektors haben eine hohe Rentabilität sowie starke Kapital- und Liquiditätspolster beigetragen. Auch die Gewinnaussichten der Banken haben sich zuletzt verbessert. Insbesondere die Erwartungen an zinsunabhängige Einnahmen sind gestiegen.
Gleichzeitig zeigen neu veröffentlichte Daten der EZB für den Euroraum, dass die Kreditvergabe nur langsam ansteigt. Im Oktober stiegen die Kredite an Haushalte um 2,8 %, an nichtfinanzielle Unternehmen um 2,9 % und insgesamt im Privatsektor um 3,0 %. Damit liegen die Wachstumsraten unter ihren historischen Durchschnittswerten, für Haushalte und den gesamten Privatsektor jedoch in etwa im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, die stark von der Niedrigzinsphase geprägt waren.
Der von der EZB durchgeführte Bank Lending Survey zeigte für Deutschland und den Euroraum insgesamt zuletzt eine Verschärfung der Kreditstandards für Firmenkundenkredite, die vor allem auf einen eingetrübtem wirtschaftlichen Ausblick zurückzuführen ist. Gleichzeitig ist ein leichter Anstieg der Kreditnachfrage von Unternehmen und Haushalten zu verzeichnen.
Aktien: Zinsfantasien lassen Kurse steigen
An den Aktienmärkten sorgt die wiederbelebte Spekulation auf im Dezember weiter sinkende US-Leitzinsen für Kursanstiege. Genährt wurde diese Spekulation unter anderem durch die jüngsten Daten zum Verbrauchervertrauen und zu den Einzelhandelsumsätzen in den USA, die überwiegend schwach ausfielen. Der DAX beendete die Handelswoche am Freitag, dem 28. November, bei 23.836 Punkten, 3,2 % über seinem Vorwochenultimo.
Anleihen: Rückläufige Renditen
Die gestiegene Erwartung für eine weitere Zinssenkung in den USA im Dezember sorgte an den Anleihenmärkten für fallende Renditen. Die Rendite von US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit lagen am Freitag bei 4,02 % und damit 4 Basispunkte unter dem Endstand der Vorwoche. Auch die Renditen von Bundesanleihen gaben im Zuge des allgemeinen Zinsverbunds nach, wenn auch weniger deutlich. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zum Ende der Woche bei 2,69 %, 2 Basispunkte unter dem Stand vom Freitag der Vorwoche.
Devisen: Leichte Euroaufwertung
Die Erwartung einer baldigen Leitzinssenkung in den USA und zunächst gleichbleibender Leitzinsen im Euroraum setzte den US-Dollar gegenüber dem Euro unter Abwärtsdruck. Der Euro schloss am vergangenen Freitag bei 1,16 US-Dollar und damit um 0,9 % über dem Stand vom Freitag der Vorwoche.
Rohstoffe: Etwas höherer Brent-Ölpreis
Die Rohölpreise geben zur Wochenmitte zunächst merklich nach. Preisdämpfend wirkten die anhaltenden Bemühungen der USA um einen Friedensplan im Krieg in der Ukraine. Ein mögliches Ende der Kriegshandlungen könnte zu einer Lockerung der Sanktionen gegen die russische Ölindustrie und damit zu einem höheren globalen Ölangebot führen. Zum Ende der Woche setzte jedoch eine Gegenbewegung ein, auch wegen der gestiegenen Erwartung einer, durch weitere Zinssenkungen, weltweit anziehenden Ölnachfrage. Im Zuge dessen kletterte der Preis der Nordsee- Sorte Brent auf Wochensicht um 1,1 % auf 63,24 US-Dollar.
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Geschäftsklimaindex etwas gesunken
Im November hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft leicht eingetrübt. Der auf einer monatlichen Unternehmensumfrage beruhende ifo Geschäftsklimaindex ist gegenüber Oktober um 0,3 Punkte auf 88,4 Punkte zurückgegangen. Grund für den Rückgang waren die Geschäftserwartungen, die von den Unternehmen im November insgesamt pessimistischer beurteilt wurden als zuvor. Demgegenüber bewerteten sie ihre aktuelle Lage etwas besser.
Der Rückgang des Geschäftsklimas war in der Wirtschaft breit angelegt. Mit Ausnahmen des Dienstleistungssektors (ohne Handel) hat sich die Stimmung in allen betrachteten Bereichen verschlechtert. Innerhalb des Handels zeigte sich insbesondere der Einzelhandel zu Beginn des wichtigen Weihnachtsgeschäfts enttäuscht.
Mit der jüngsten Eintrübung des Geschäftsklimas hat die Wahrscheinlichkeit für eine baldige Erholung der deutschen Wirtschaft von der hartnäckigen Schwächephase abgenommen.
Inflationsrate unveränderte bei 2,3 %
In Deutschland ist der Preisdruck auf der Verbraucherstufe zuletzt konstant geblieben. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) seinen Vorjahresmonatswert um 2,3 %. Im Oktober hatte die Inflationsrate ebenfalls bei 2,3 % gelegen, nachdem sie im September noch 2,4 % markiert hatte.
Während der Preisdruck bei Nahrungsmitteln im November etwas abnahm (+1,2 % nach +1,3 % im Oktober), blieb er bei Dienstleistungen konstant (+3,5 % nach +3,5%). Der Dämpfungseffekt von Seiten der Energiepreise ließ im Zuge der rückläufigen Ölpreisentwicklung zum Jahresende 2024 (Basiseffekt) etwas nach (-0,1 % nach -0,9 %). Dies beeinflusste die Gesamtrate aber kaum.
Für Dezember zeichnet sich angesichts der sinkenden Erzeugerpreise eher ein Rückgang als ein Anstieg der Inflationsrate ab.
Flaute am Arbeitsmarkt dauert an
Im Zuge der anhaltenden Konjunkturschwäche bleibt der deutsche Arbeitsmarkt ohne Schwung. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte, ist die Arbeitslosenzahl im November gegenüber dem Vormonat zwar um 26.000 auf 2,885 Mio. Menschen zurückgegangen. In saisonbereinigter Rechnung war jedoch ein geringfügiger Anstieg um 1.000 zu verzeichnen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag im November bei 6,3 % und bleibt damit seitwärtsgerichtet.
In den Erwerbstätigenzahlen setzte sich die seit dem Frühjahr 2025 feststellbare leichte Abwärtsbewegung fort. Die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl ist im Oktober gegenüber dem Vormonat um 2.000 auf knapp 45,94 Mio. Menschen gesunken.
Die verhaltene Arbeitskräftenachfrage lässt für die nahe Zukunft noch keine Trendwende am Arbeitsmarkt erwarten. So ist die Zahl der bei der BA gemeldeten offenen Arbeitsstellen weiter zurückgegangen. Sie unterschritt im November mit 624.000 ihren entsprechenden Vorjahresmonatswert um 44.000.
BIP-Stagnation bestätigt
Das Statistische Bundesamt hat inzwischen detaillierte Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für Deutschland im 3. Quartal vorgelegt. Das zentrale Ergebnis der Ende Oktober veröffentlichten ersten Schätzungen wurde dabei bestätigt. So stagnierte das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf seinem Vorquartal-- stand, nachdem es im 2. Quartal noch um 0,2 % zurückgegangen war.
Zwar konnten die Investitionen in Ausrüstungen (+1,1 %) – begünstigt von einer positiven Entwicklung der gewerblichen Pkw-Neuzulassungen – etwas zulegen, ebenso wie die sonstigen Anlageninvestitionen (+0,9 %) und die staatlichen Konsumausgaben (+0,8 %). Dem standen jedoch rückläufige private Konsumausgaben (-0,3 %), abnehmende Bauinvestitionen (-0,5 %) und – nach dem durch US-Zollankündigungen ausgelösten Vorzugseffekten vom Jahresbeginn – sinkende Exporte (-0,7 %) gegenüber.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR