Login Konto / Depot

Wocheninfo vom 08.09.2025

Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

 

Das Wichtigste in Kürze

  • EZB dürfte Zinsen konstant halten
  • Aktien: Auf und Ab mit wenig Veränderung
  • Anleihen: Beruhigung nach Renditeanstiegen
  • Devisen: US-Dollar mit leichten Verlusten
  • Rohstoffe: Gold auf Rekordniveau
  • Höhere Industrieproduktion …
  • … aber weniger Neuaufträge
  • Euroraum-Inflationsrate auf 2,1 % gestiegen
  • Abschwächung Euroraum-BIP-Wachstums

EZB dürfte Zinsen konstant halten

Am Donnerstag, dem 11. September 2025, entscheidet der EZB-Rat erneut über die Geldpolitik im Euroraum. Wie bereits auf der letzten Sitzung im Juli wird erwartet, dass keine weitere Zinssenkung beschlossen wird, sondern das aktuelle Niveau mit einem Einlagesatz von 2,0 % beibehalten wird. 

Wie so oft dürfte auch dieses Mal die anschließende Pressekonferenz spannender werden, auf der die Entscheidung begründet wird und auf der man sich Hinweise auf die zukünftige Ausrichtung der Geldpolitik erhofft. Dann werden auch die Ergebnisse der September-Projektionen bekannt gegeben, die in die Entscheidungsfindung mit einbezogen worden sein dürften. Gegenwärtig wird diskutiert, ob die EZB ihren Zinssenkungszyklus bereits abgeschlossen hat oder ob zum Jahresende noch eine weitere Zinssenkung folgen wird. 

Während der vergangenen Zinssenkungen herrschte im EZB-Rat weitgehend Konsens darüber, dass eine restriktiv wirkende Geldpolitik angesichts der Inflationsentwicklung nicht mehr erforderlich ist. Mittlerweile befindet sich die Inflationsrate im Euroraum jedoch auf dem Zielniveau von 2 %. Gleichzeitig liegt der geldpolitisch relevante Einlagesatz auf einem Niveau, das als neutral angesehen wird, also die Volkswirtschaft weder stimuliert noch bremst. Da das Inflationsziel mittelfristig definiert ist, versucht die Geldpolitik, auf „Feinabstimmungen” zu verzichten. Entsprechend vorsichtig wird sie bei zukünftigen Zinsschritten vorgehen. Diese orientieren sich an der Gewichtung der Auf- und Abwärtsrisiken für die künftige Inflationsentwicklung. Da-bei dürften Abwägungen über die Inflations-auswirkungen der US-Handelspolitik, der Euro-Aufwertung, der expansiven Fiskalpolitik oder der Inflationserwartungen, bspw. aufgrund der hohen Lebensmittelpreise, eine Rolle spielen. Da sich Mitglieder des EZB-Rats jüngst unterschiedlich zu diesen Entwicklungen geäußert haben, dürften die Diskussionen spannender und kontroverser werden.

Aktien: Auf und Ab mit wenig Veränderung

In der ersten Wochenhälfte standen Sorgen um Renditeanstiege an den Anleihemärkten im Fokus der Aktienmärkte. Entsprechend star-tete der traditionell schwache Börsenmonat September mit Verlusten. Im weiteren Wochenverlauf beruhigten sich die Märkte jedoch wieder und konnten einen Teil der Verluste wieder gutmachen. Der DAX schloss die abgelaufene Handelswoche dennoch mit einem Minus bei 23.597 Punkten ab. Die amerikanischen Börsen schlossen leicht im Plus.

Anleihen: Beruhigung nach Renditeanstiegen

In der vergangenen Handelswoche war der weltweite Anstieg der langlaufenden Anleihe-renditen das wichtigste Thema an den Finanz-märkten. So stiegen die zehnjährigen US-Papiere kurz auf über 4,3 %, die 30-jährigen auf über 5 %. Die Zinsaufschläge französischer Papiere gegenüber Bunds lagen bei etwa 80 Basispunkten und damit auf dem Niveau vom Juni des vergangenen Jahres, als es zuletzt zu politischen Unruhen in Frankreich kam. Im weiteren Wochenverlauf kam es jedoch zu einer Beruhigung und die Anstiege gingen zurück. 

Zum Wochenschluss liegen die Bundrenditen mit 2,66 % leicht unter dem Niveau der Vor-woche, ähnliches gilt für amerikanische und französische Papiere. Die verbale Intervention der EZB-Präsidentin dürfte zu dieser Beruhigung beigetragen haben. 

Devisen: US-Dollar mit leichten Verlusten

In der vergangenen Woche hat der Euro gegenüber dem US-Dollar leicht aufgewertet. Schwächere US-Arbeitsmarktdaten sorgten für den schwächsten US-Dollar Wert seit fünf Wochen. Zum Wochenschluss stand der Euro bei 1,174 US-Dollar.

Rohstoffe: Gold auf Rekordniveau

Der Goldpreis erreichte neue Höchststände. Die Verunsicherung über die Unabhängigkeit der Fed sorgt für eine stärkere Nachfrage und bietet Potenzial für weitere Preisanstiege. Der Ölpreis ist in der vergangenen Woche leicht gefallen. Die Erwartung, dass die OPEC+-Län-der Produktionsausweitungen beschließen könnten, trug zum Preisrückgang bei. Zum Wochenschluss lag der Ölpreis für die Sorte Brent bei 65,53 US-Dollar per Barrel.

Newsletter - Immer topaktuell informiert sein.

Sie möchten nichts verpassen? Dann abonnieren Sie doch einfach unsereren Newsletter.

Höhere Industrieproduktion …

Im Juli fielen die amtlichen Daten zur Industriekonjunktur in Deutschland durchwachsen aus. Nach vorläufigen amtlichen Angaben ist die Industrieproduktion zwar gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,2 % gestiegen, nachdem sie im Juni noch zurückgegangen war (um aufwärts-revidierte 0,1 %). Der Auftragseingang gab aber merklich nach.

Maßgeblich für den Produktionsanstieg waren die überdurchschnittlichen Zuwächse in den für die Gesamtentwicklung besonders wichtigen Bereichen Maschinenbau (+9,5 %) sowie Kfz und Kfz-Teile (+2,3 %). In den energie-intensiven Industriezweigen ist die Produktion hingegen im Juli um deutlich schwächere 0,4% gestiegen. Auch im Baugewerbe legte die Produktion im Juli zu, mit einer Verlaufsrate von 0,3 % aber nur geringfügig.

… aber weniger Neuaufträge

Beim Auftragseingang musste die deutsche Industrie im Juli einen neuerlichen Rückschlag hinnehmen. Die Neuaufträge im Verarbeiten-den Gewerbe gingen gemäß den aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes gegen-über dem Vormonat um 2,9 % zurück, wobei die Auslandsaufträge (-3,1 %) etwas stärker nachgaben als die Inlandsorders (-2,5 %).

Für die negative Auftragsentwicklung waren vor allem die Neuaufträgen im Sonstigen Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge) verantwortlich. Hier kam es, nach einem hohen Volumen von Großaufträgen im Juni, im Juli zu einem Einbruch um 38,6 %. Im weniger von kurzfristigen Schwankungen abhängigen, und daher für die Konjunkturanalyse aussagekräftigeren, Dreimonatsvergleich von Mai bis Juli legte die Gesamtbestellungen aber leicht zu, um 0,2 %.

Alles in allem mehren sich mit den neuen Auftrags- und Produktionsdaten die Zeichen für eine Bodenbildung der Industriekonjunktur. Zu einem Austritt aus dem Konjunkturtal wird es frühestens ab dem 4. Quartal kommen, wenn die Wachstumsimpulse der Bundesregierung allmählich greifen dürfen und die hohen geo- und wirtschaftspolitischen Unsicherheiten endlich nachlassen.

Euroraum-Inflationsrate auf 2,1 % gestiegen

Im Euroraum hat der allgemeine Preisauftrieb im August zugenommen. Wie Eurostat anhand vorläufiger Angaben mitteilte, übertraf der Harmonisierte Verbraucherpreiseindex (HVPI) seinen Vormonatswert um 2,1 %. Im Juli hatte die Inflationsrate noch bei 2,0 % gelegen und entsprach damit genau dem Wert, bei dem die EZB mittelfristig das Ziel der Preisniveaustabilität als erfüllt ansieht.

Ein Grund für den leichten Anstieg der Inflationsrate waren die Energiepreise, die sich wegen des Basiseffekts der im 2. Halbjahr 2024 gesunkenen Rohölnotierungen, weniger stark verbilligten als zuvor (-1,9 % nach -2,4 % im Juli). Aber auch die Nahrungsmittel- und Dienstleistungspreise trugen zum Rückgang der Gesamtrate bei, da sie sich etwas weniger kräftig verteuerten (+3,2 % nach +3,3 % beziehungsweise +3,1 % nach +3,2 %).

Abschwächung Euroraum-BIP-Wachstums

Eurostat hat inzwischen detaillierte Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Euroraums für das 2. Quartal vorgelegt und dabei das zentrale Ergebnis seiner ersten Schätzungen bestätigt. So ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlands-produkt (BIP) gegenüber dem Vorquartal nur leicht um 0,1 % gestiegen. Im 1. Quartal hatte das BIP noch um 0,6 % zugelegt. 

Für die Abschwächung des BIP-Wachstums waren in erster Linie die Bruttoanlageinvesttionen verantwortlich, die nach einem kräftigen Anstieg um 2,7 % im Jahresauftakt-quartal im Folgequartal um 1,8 % sanken. Vom Außenbeitrag ging ebenfalls eine dämpfende Wirkung auf das BIP aus. Auf das, unter anderem durch US-Zollankündigungen beförderte, merkliche Exportwachstum um 2,2 % im 1. Quartal folgte im 2. Quartal ein Rückgang um 0,5 %. Bei den Importen kam es hingegen, nach einem Anstieg um ebenfalls 2,2 % im Frühjahrsquartal, zu einer Stagnation. Ferner legten die privaten Konsumausgaben schwächer zu als zuvor (+0,1 % nach +0,3 %).

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR