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Wocheninfo vom 14.07.2025

Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

 

Das Wichtigste in Kürze

  • Das TACO-Paradoxon
  • Aktien: Rekorde trotz Zollstreit
  • Anleihen: Optimismus bringt Renditeanstiege
  • Devisen: US-Dollar behauptet sich
  • Rohstoffe: Kupferpreis mit Zollreaktion
  • Stabilisierung der Industrieproduktion
  • Weniger Neuaufträge
  • Rückläufige Warenausfuhren
  • Weiter steigende Insolvenzzahlen

Das TACO-Paradoxon

Die Freude über die Fristverlängerung der seit April ausgesetzten höheren Zollsätze währte nur kurz, die US-Regierung verkündete in der vergangenen Handelswoche diverse zusätzliche Zölle und verschickte Briefe an Handelspartner, in denen sie über neue Zölle informierte. Auch die EU erhielt mittlerweile ein Schreiben in dem neue Importzölle von 30 % auf alle Waren ab dem 1. August angedroht wurden. Im Vergleich zum Befreiungstag Anfang April lässt sich aber eine qualitative Veränderung beobachten: Während die Zölle damals ausschließlich mit dem Handelsdefizit begründet wurden, setzt die US-Regierung sie nun beispielsweise gegenüber Brasilien ausdrücklich als Sanktion für unliebsame politische Handlungen ein.

Trotz der neuen Eskalationen im amerikanischen Handelskrieg ist die Marktvolatilität auf den tiefsten Stand des Jahres gesunken. Der Volatilitätsindex VIX beispielsweise liegt derzeit unter seinem langjährigen Durchschnitt.

Die Märkte setzen offenbar weiterhin auf den sogenannten TACO-Trade („Trump Always Chickens Out“) – also die Annahme, dass die US-Regierung Drohungen mit hohen Zöllen regelmäßig wieder entschärft. Viele Beobachter gehen davon aus, dass sich die effektiven US-Zollsätze bis Jahresende bei etwa 15 % einpendeln. Dies würde das Wachstum zwar dämpfen, aber wohl keine Rezession auslösen.

Allerdings entsteht ein paradoxes Marktverhalten: Die Zollaussetzung Anfang April folgte explizit als Reaktion auf die starke negative Marktreaktion. Die Märkte bleiben nun bei Zollankündigungen gelassen und gehen davon aus, dass es nicht so schlimm kommt. Der US-Präsident wiederum sieht dies als Beleg dafür, dass die Märkte seine Zölle ebenso lieben wie er selbst. Das Paradoxon: Je stärker die Märkte auf eine Aussetzung der Zölle setzen und steigen, desto geringer wird der politische Druck, tatsächlich zurückzurudern. Die Wahrscheinlichkeit einer Enttäuschung – und entsprechender Korrekturen – nimmt somit zu. Die TACO-Hoffnung bleibt aber bestehen.

Aktien: Rekorde trotz Zollstreit

Die Aktienmärkte trotzen bislang den Zollstreitigkeiten. Am deutschen Aktienmarkt zeigt man sich besonders optimistisch. Der DAX erreichte mit 24.456 Punkten nicht nur ein neues Rekordhoch, sondern legte mit einem Gewinn von 20 % auch das beste Halbjahr seit 2007 hin. Aber auch in den USA wurden neue Höchststände, beispielsweise beim S&P 500, erreicht. Zum Wochenschluss gaben die Märkte nach – offenbar wollten viele Anleger vor dem Wochenende ihre Gewinne sichern. Dennoch bleibt beim DAX ein Plus von knapp 2 %.

Anleihen: Optimismus bringt Renditeanstiege

Die Renditen zehnjähriger Anleihen zogen in der vergangenen Handelswoche sowohl in den USA als auch in Europa an. In den USA wachsen die Sorgen, dass die neue Zollwelle für Inflationsdruck sorgen könnte. Die Hoffnungen auf Zinssenkungen durch die Fed sinken weiter. Gleichzeitig sorgte die positive Entwicklung an den Aktienmärkten für Umschichtungen in risikoreichere Anlageklassen. Die Bundrendite schloss bei 2,69 %, das US-Pendant bei 4,42 %.

Devisen: US-Dollar behauptet sich

Der US-Dollar konnte sich in der vergangenen Handelswoche gut behaupten. Zunächst dürfte die Erleichterung über die Fristverlängerung bei den Zöllen dazu beigetragen haben. Der Greenback konnte jedoch auch im weiteren Verlauf der Woche zulegen. Auch hier scheint die Hoffnung auf fristgerechte Einigungen zu überwiegen. Gegenüber dem Euro schloss der US-Dollar bei 1,1694.

Rohstoffe: Kupferpreis mit Zollreaktion

Der Kupferpreis reagierte deutlich auf die 50-Prozent US-Zölle und erreichte kurzzeitig ein Rekordhoch. Der Tagesanstieg am 8. Juli um etwa 17 % stellt ebenfalls einen Rekord dar. Kurz darauf setzte jedoch eine Beruhigung ein: Die Zollerhöhungen wurden antizipiert und die Händler hatten im Vorfeld bereits hohe Lagerbestände aufgebaut. Die Märkte scheinen davon auszugehen, dass die Bestände zumindest kurzfristig die Nachfrage decken können. Der Ölpreis stieg leicht auf 70,38 US-Dollar. Die Auswirkungen der Zölle auf die Nachfrage scheinen noch nicht genau absehbar zu sein.

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Stabilisierung der Industrieproduktion

Nach dem Dämpfer vom April hat sich die Industrieproduktion in Deutschland im Mai gefestigt. Wie das Statische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, stieg die Produktion preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 1,4 %. Der Rückgang vom April (-1,9 %) konnte damit allerdings noch nicht wieder vollständig ausgeglichen werden. Grund für diesen Rückgang waren durch US-Zollankündigungen ausgelöste Vorzugseffekte, die im März zu einem kräftigen Produktionsplus beigetragen hatten.

Innerhalb der Industrie zeigten sich zuweilen sehr unterschiedliche Entwicklungen. Während die Produktion von pharmazeutischen Erzeugnissen (+10,0 %), Kfz und Kfz-Teilen (+4,9 %) sowie Metallerzeugnissen (+0,6 %) zulegte – und teilweise die Rückgänge der Vormonate wieder ausgeglichen konnte –, mussten die energieintensiven Industrien (-1,8 %) erneut spürbare Produktionsverluste hinnehmen. Auch im Baugewerbe sank die Produktion, um 3,9 %. Nach dem witterungsbegünstigten Zuwachs im 1. Quartal scheint der Bau damit eine ruhigere Gangart einzuschlagen.

Weniger Neuaufträge

Im Gegensatz zur Industrieproduktion ist der industrielle Auftragseingang im Mai gesunken. Nach zwei Anstiegen in Folgen gaben die Neuaufträge um 1,4 % nach. Maßgeblich für den Rückgang war die spürbar schrumpfende Inlandsnachfrage (-7,8 %), die nur teilweise durch einen Orderzuwachs aus dem Ausland (+2,9 %) abgefedert werden konnte.

Insgesamt verdeutlichen die Auftragszahlen, dass die Industriekonjunktur noch immer gedämpft ist, nicht zuletzt wegen der erratischen US-Handelspolitik und der hohen geopolitischen Unwägbarkeiten. Erst zum Jahresende dürfte eine durchgreifende Belebung eintreten, wenn die Wachstumsinitiativen und vor allem das große Fiskalpaket der Bundesregierung allmählich wirksam werden.

Rückläufige Warenausfuhren

Die jüngsten Daten zum deutschen Außenhandel wurden erneut merklich vom Wegfall der durch die US-Handelspolitik ausgelösten Vorzugseffekte geprägt. So sanken die Warenexporte der deutschen Wirtschaft im Mai gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 1,4 % auf 129,4 Mrd. Euro. Sie waren bereits im April merklich zurückgegangen, um 1,6 %. Damit wurden die kräftigen Exportzuwächse vom Februar und März nahezu vollständig zunichte gemacht.

Bei den Ausfuhren in die USA kam es im Mai erneut zu einem überdurchschnittlichen Rückgang. Sie sanken um 7,7 % auf 12,1 Mrd. Euro und somit auf den niedrigsten Stand seit März 2022. Die Warenexporte nach China (-2,9 %) und in die EU-Staaten (-2,2 %) sanken demgegenüber weniger deutlich.

Auch die Warenimporte verminderten sich im Mai merklich, um 3,8 %, nachdem sie im April noch um kräftige 2,2 % gestiegen waren. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich ab, dass der Außenhandel als Ganzes im zu Ende gegangenen 2. Quartal dämpfend auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wirkte. Auch wegen der Außenhandels-Vorzugseffekte war das BIP im Jahresauftaktquartal mit einer Quartalsverlaufsrate von kräftigen 0,4 % gestiegen.

Weiter steigende Insolvenzzahlen

Angesichts der anhaltend schwachen Nachfrage, der hohen Kosten und Unsicherheiten hat sich der Aufwärtstrend in den amtlichen Insolvenzdaten im April fortgesetzt. Von den Amtsgerichten wurden 2.125 Unternehmens- und 6.328 Verbraucherinsolvenzen gemeldet. Die Zahl der Firmenpleiten übertraf damit ihren Vorjahresmonatswert um 11,5 %. Bei den Verbraucherpleiten fiel der Anstieg mit 0,8 % weniger stark aus.

Nach Wirtschaftsabschnitten differenziert war die Insolvenzhäufigkeit im Abschnitt Verkehr und Lagerei (11,3 Fällen je 10.000 Unternehmen) erneut am größten.

In den nachfolgenden Monaten dürften die Fallzahlen weiter steigen. Hierauf lässt auch der amtliche Schnellindikator zu den Regelinsolvenzen schließen, der im Juni um 2,4 % gestiegen ist.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR