Wocheninfo vom 15.12.2025
Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Das Wichtigste in Kürze
- Bleibt die Jahresendrally wegen Wegfall von „Yen-Carry-Trades" aus?
- Aktien: DAX schließt im Plus
- Anleihen: Weitere Renditenanstiege
- Devisen: Leichte Euroaufwertung
- Rohstoffe: Ölpreise geben nach
- Verhaltene Außenhandelsdaten
- Schwächerer Anstieg der Firmenpleiten
- Wirtschaftsforschungsinstitute senken Wachstumsausblick für 2026
Bleibt die Jahresendrally wegen Wegfall von „YenCarryTrades" aus?
Die zum Jahresendende häufig stattfindenden kräftigen Kursanstiege an den Börsen könnten in diesem Jahr schwächer ausfallen oder ganz ausbleiben. Grund ist, dass ein treibender Faktor wegzufallen scheint: Über viele Jahre gaben die sogenannten „Yen-Carry-Trades" den internationalen Finanzmärkten Auftrieb. Hierbei verschuldeten sich die Investoren nahezu zinslos in der japanischen Landeswährung Yen, um weltweit in verschiedene Anlagen zu investieren.
Nun scheint die stützende Wirkung durch diese Handelsstrategie wegzufallen. Im Zuge der Erwartung steigender Leitzinsen in Japan ist die Rendite von japanischen Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren Anfang Dezember auf 1,95 % gestiegen. Sie markiert damit den höchsten Stand seit dem Jahr 2007. Genährt wurde diese Erwartung durch den japanischen Notenbankchef Kazuo Ueda, der angesichts einer zuletzt auf 3,0 gestiegenen Inflationsrate für die nächste geldpolitische Sitzung, am 19. Dezember, eine Zinserhöhung in Aussicht stellte. Befördert wurde der Renditeanstieg auch durch den fiskalpolitischen Kurs in Japan. So hat die neue japanische Premierministerin, Sanae Takaichi, ein schuldenfinanziertes Konjunkturpaket in einem Volumen von umgerechnet rund 117 Mrd. Euro Dollar auf den Weg gebracht, um Japans Wirtschaft aus der Krise zu führen.
Den Märkten droht damit ein abruptes Ende der Liquiditätszufuhr. Vor diesem Hintergrund haben die Kurse für Staatsanleihen aus den USA und Deutschland bereits merklich nach-gegeben, was zu steigenden Renditen führte. Auch der zeitweise Einbruch beim Bitcoin dürfte zumindest teilweise auf das Konto der wegfallenden „Yen-Carry-Trades“ beruhen.
Ob die Jahresendrally an den Aktienmärkten tatsächlich wegen der Rückführung der Yen- Positionen ausbleiben wird, ist unklar. Sicher ist nur, dass die Risiken für größere Korrekturen dadurch nicht abnehmen.
Aktien: DAX schließt im Plus
Das Börsengeschehen wurde in der letzten Woche erneut von Sorgen vor einer Finanzblase beeinflusst. Genährt wurden diese Sorgen auch durch eine aktuelle Analyse der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die bei Gold und US-Aktien zuletzt typische Muster einer Blase identifizierte.
Ein wichtiges Thema an den Börsen war auch die geldpolitische Sitzung der US-Notenbank Fed am vergangenen Mittwoch. Die neuerliche Leitzinssenkung um 25 Basispunkte, auf eine Bandbreite von 3,50 bis 3,75 %, entsprach den Markterwartungen. Sie löste daher kaum Bewegungen aus, zumal die Zinserwartungen der Notenbank unverändert blieben. Im Mittel rechnen die Mitglieder des Fed-Offenmarkt-ausschusses für Ende 2026 mit einem Leitzins von 3,4 %.
Wegen der Furcht vor einer Blase, speziell bei KI-Aktien, kam es vielfach zu Umschichtungen, weg von Technologie- und hin zu Standardwerten. Der Deutsche Leitindex DAX konnte davon profitieren. Er schloss am Freitag, dem 12. Dezember, bei 24.186 Punkten, 0,7 % über seinem Vorwochenendwert.
Anleihen: Weitere Renditenanstiege
Bei den Staatsanleihen aus Deutschland und den USA setzte sich die Aufwärtsbewegung der Renditen fort, auch befördert von Sorgen um die langfristige Tragfähigkeit der Staatsfinanzen. Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren rentierten am letzten Freitag bei 2,86 %, 6 Basispunkte über ihrem Vorwochenendstand. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen legten auf Wochensicht um 5 Basispunkte auf 4,19 % zu.
Devisen: Leichte Euroaufwertung
Vor dem Hintergrund der abermaligen US-Zinssenkung geriet der Dollar gegenüber dem Euro etwas unter Druck. Der Eurokurs stieg im Wochenvergleich um 0,8 % auf 1,17 US-Dollar.
Rohstoffe: Ölpreise geben nach
Die Ölpreise haben in der zurückliegenden Woche deutlich nachgegeben. Ein Grund hierfür war die US-Energiebehörde EIA, die ihre Prognose für die US-Ölförderung 2025 anhob. Der Preis der Nordsee-Sorte Brent lag am letzten Freitag bei 61,16 US-Dollar, 4,1 % unter seinem Vorwochenstand.
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Verhaltene Außenhandelsdaten
Der Außenhandel der deutschen Wirtschaft ist verhalten in das Jahresendquartal gestartet. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden im Oktober von Deutschland kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 131,3 Mrd. Euro ausgeführt. Gegenüber September lagen die Ausfuhren um minimale 0,1 % im Plus. Dabei stand einem zunehmen-den Exportgeschäft mit dem EU-Partner-staaten (+2,7 %) ein rückläufiges Geschäft mit den Staaten außerhalb der EU (-3,3 %) gegenüber. Auch die Warenexporte in die USA (-8,3 %) sind im Oktober gesunken, nachdem sie zuvor noch gestiegen waren.
Die Wareneinfuhren sind im Oktober gegenüber dem Vormonat um 1,2 % auf 114,5 Mrd. Euro zurückgegangen. Der Rückgang kann als Hinweis dafür gedeutet werden, dass die Binnennachfrage in Deutschland insgesamt noch immer schwach ist.
Für die nächsten Monate lassen die Exporterwartungen der Unternehmen auf einen weiterhin gedämpften Außenhandel schließen. So sank der ifo Exporterwartungen-Indikator im November um deutliche 5,6 auf -3,4 Punkte.
Schwächerer Anstieg der Firmenpleiten
Der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland flacht weiter ab. Zuletzt, im September, ist die Zahl der Firmenpleiten gegen-über dem Vorjahresmonat um 6,7 % auf 1.940 Fälle gestiegen. Zum Vergleich: Im 1. Halbjahr 2025 hatten die Fallzahlen ihren Vorjahreswert noch um 12,2 % übertroffen.
Eine baldige Trendwende auszurufen, wäre aber verfrüht. Wegen der zunächst noch an-dauernden Wirtschaftsflaute dürften die Firmenpleiten zum Jahresende weiter aufwärtsgerichtet bleiben, zumal sich die für Anfang 2026 allgemein erwartete Konjunkturbelebung erfahrungsgemäß erst mit einer gewissen Verzögerung im Insolvenzgeschehen bemerkbar machen wird.
Dies gilt auch für die Verbraucherinsolvenzen, die im September um 7,9 % auf 6.123 stiegen.
Wirtschaftsforschungsinstitute senken Wachstumsausblick für 2026
In den vergangenen Wochen haben viele Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Winter-Konjunkturprognosen veröffentlicht. Die Wachstumseinschätzungen für Deutschland 2026 wurden dabei überwiegend abwärtskorrigiert.
So haben die Fachleute des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) ihren Prognosewert zum Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von zuvor 1,3 % im Herbst auf nun 1,0 % vermindert. Sie begründen diese Korrektur mit den Fiskalimpulsen, die geringer ausfallen dürften als bislang erwartet, und mit noch stärker bremsenden strukturellen Hemmnissen. So zeigten die Unternehmen bislang keinerlei Absicht, ihre Investitionen in Deutschland zu erhöhen.
Noch stärker fiel die Abwärtskorrektur beim Münchener ifo Institut aus. Gegenüber der Herbstprognose reduzierten die ifo-Experten ihren BIP-Prognosewert von 1,3 % auf 0,8 %, was sie vor allem mit einer Neueinschätzung des Produktionspotenzial begründen. Das ifo Institut liegt damit am unteren Rand des aktuellen BIP-Prognosespektrums.
Am oberen Rand des derzeitigen Spektrums an Prognosewerten befindet sich das HWWI. Die HWWI-Konjunkturforscher rechnen für 2026 unverändert mit einem BIP-Zuwachs um 1,5 %, auch weil sie im Vergleich zu ihren IfW- und ifo-Kollegen mit einem stärkeren Anstieg der Anlageinvestitionen rechnen.
Mehr Konsens besteht in Hinblick auf den BIP-Prognosewert für 2025 und die Preis- und Arbeitsmarktentwicklung. Für das zu Ende gehende Jahr erwarten die genannten Forschungsinstitute einen nur geringfügigen BIP-Anstieg von 0,1 % oder 0,2 %.
Die Verbraucherpreise werden nach allgemeiner Einschätzung im Jahresdurchschnitt 2025 um 2,2 % steigen. Für 2026 rechnet das ifo Institut mit einer gleichbleibenden Inflationsrate, während das HWWI und das IfW mit leichten Rückgängen auf 2,1 % beziehungsweise 1,8 % rechnen.
Bezüglich der Arbeitslosen- und der Erwerbstätigenzahl prognostizieren die Institute, dass sich diese im Jahresdurchschnitt 2026 gegenüber den Vorjahreswerten von etwas über 2,9 Mio. beziehungsweise knapp 46,0 Mio. kaum verändern werden.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR