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Eingerüstetes Haus
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02.10.2024 | Lesezeit: 5 Minuten

Damit es klappt mit den energetischen Sanierungen

Damit Berlin die selbst gesetzten Nachhaltigkeitsziele erreicht, müssen mehr Häuser schneller energetisch saniert werden. Wie kann das klappen? Über Wege zu mehr Klimaneutralität und Dekarbonisierung wird jetzt auch auf der EXPO REAL diskutiert. Mittendrin: die Berliner Volksbank.

Gewebliche Immobilien - Nachhaltigkeit - Studie

 

Das Wichtigste in Kürze

  • Sanierungsquote reicht nicht aus für Klimaziel 2045: Um Berlins Gebäude klimaneutral zu machen, müsste die energetische Sanierungsrate von derzeit 1 % auf 4 % steigen – das erfordert jährlich Investitionen von rund 2 Milliarden Euro und deutlich vereinfachte Genehmigungsprozesse.
  • Studie zeigt mögliche Strategien auf: Vorschläge wie direkte Fördermittelvergabe, genehmigungsfreie Sanierungsmaßnahmen und gezielte Förderung des Geschosswohnungsbaus sollen die Umsetzung beschleunigen und CO₂-Einsparpotenziale heben.
  • Sozialverträglichkeit im Blick behalten
    Um Mieter*innen mitzunehmen, braucht es transparente Kommunikation, Berechnungstools für Betriebskostenvergleiche und sozial ausgewogene Maßnahmen.

Berlin strebt Klimaneutralität bei Gebäuden für 2045 an. Dieses ambitionierte Ziel lässt sich nur erreichen, wenn mehr energetische Sanierungen schneller umgesetzt werden. Wie kann das gelingen? Darüber machen sich die Expertinnen und Experten bei der Berliner Volksbank schon länger Gedanken – und entwickeln daraus konkrete Ansätze und Lösungsmöglichkeiten.

Einen möglichen Weg, wie es klappen könnte mit den energetischen Sanierungen für Berlin, skizziert die Berliner Volksbank gemeinsam mit den Immobilien-Analytikern von bulwiengesa in der Studie "Berliner Wohnungsbestand – wie teuer ist der Weg zur Nachhaltigkeit?" Sie fordern, alle beteiligten Akteure sollten „durch weniger komplexe Regularien und Prozesse um einfache und schnellere Entscheidungsstrukturen bemüht sein“.

Das scheint derzeit nicht der Fall zu sein, wie zwei Zahlen veranschaulichen: Die Sanierungsquote der Berliner Immobilien beträgt derzeit rund 1 Prozent pro Jahr. Um die gewünschte Klimaneutralität rechtzeitig zu erreichen, müsste sie viermal so hoch sein. Allein für die energetische Sanierung der bis zum Jahr 2000 errichteten Gebäude hat bulwiengesa berlinweit Investitionskosten von mehr als 41 Milliarden Euro errechnet – das entspricht jährlich fast 2 Milliarden Euro.

Nachhaltigkeitsatlas - Folgestudie der Berliner Volksbank ist in Arbeit

Die Realität ist weit entfernt von solchen Zahlen, obwohl nach wie vor 40 Prozent aller CO2-Emissionen auf Gebäude entfallen. Diese Momentaufnahme ist für die Berliner Volksbank allerdings kein Grund, die Hoffnung fahren zu lassen. Im Gegenteil: Derzeit arbeitet sie gemeinsam mit bulwiengesa einer neuen Studie, dem „Öko-Sozial-Atlas Berlin“. Er wird aufzeigen, wie diese Herausforderungen angegangen werden können und wie dabei der soziale Status der Mieter, gemessen an Kaufkraft, Alter und Erwerbstätigkeit, berücksichtigt werden kann. Ziel ist es, ein Bewusstsein zu schaffen, dass für das Erreichen der Klimaziele der Beitrag von Mieter*innen und Eigentümer*innen sowie der Stadt und dem Staat erforderlich sind.

Einige Ansätze können wir jetzt schon verraten: 

  • Zuschüsse, Darlehen und andere Fördermittel werden nur an Bestandsbauten gegeben. Hier sind die Potenziale zur Einsparung von CO2 am größten.
  • Fördergelder werden direkt von der Förderbank vergeben – ohne den Umweg über die Hausbank.
  • Die Fördermittel wandern in den Geschosswohnungsbau, da 90 Prozent aller Wohnungen Berlins in Mehrfamilienhäusern liegen. 
  • Alle energetisch relevanten Sanierungsmaßnahmen (Heizung, Fenster und Dämmung) werden – wenn sie es nicht schon sind – genehmigungsfrei.
  • Mieter*innen werden die langfristigen Einsparpotenziale in den Nebenkosten nahegebracht.

Der letzte Punkt sollte nicht unterschätzt werden, da viele Mieterinnen und Mieter ablehnend reagieren, sobald sie von Modernisierungs- und Sanierungsabsichten hören. Ihre nachvollziehbare Befürchtung: Ihre Miete wird steigen. Die Immobilienexpert*innen von bulwiengesa schlagen daher vor, den Mietervereinen ein Berechnungstool bereitzustellen, um die individuellen Betriebskosten mit Vorher-Nachher-Effekt zu veranschaulichen. „Aus Mieterperspektive sollten die Lebensumstände im Einzelfall fristgerecht kommuniziert werden, sodass Einkommensverhältnisse, Wohngeldanspruch und das Verhältnis von Mieterhöhung und Nutzen sorgfältig geprüft werden“, heißt es schon in unserer 2023er-Studie zum Berliner Wohnungsbestand.

Energetisch sanieren: So rechnet es sich

Hier erfahren Sie, wie teuer energetische Sanierungen sind, wie Sie Förderungen oder Steuervorteile nutzen und wie Sie die Berliner Volksbank unterstützen kann.

Die Berliner Volksbank auf der EXPO REAL

Der zielführende Umgang mit energetischen Sanierungen ist ein zentrales Thema auch bei der internationalen Immobilienmesse und -konferenz EXPO REAL, die vom 7. bis 9. Oktober in München stattfindet. In die Diskussionen bringt die Berliner Volksbank ihre Expertise ein, sowohl für energetische Sanierungen als auch – weiter gefasst – für die Dekarbonisierung von Städten und Gebäuden. Stichwort: ESG. Das Kürzel steht für E wie Environment (Umwelt), S wie Social (Soziales) und G wie Governance (Unternehmensführung). ESG-Kriterien spielen eine immer größere Rolle in der Immobilienwirtschaft, beispielsweise, wenn es um Energieeffizienz und das Recycling der verwendeten Materialien geht. Es gibt also eine Menge zu bereden und zu diskutieren auf der EXPO REAL. Mittendrin: die Berliner Volksbank.

Profilbild Jörg Widhalm

Ihr Autor

Jörg Widhalm | Bereichsleiter Immobilien & Erneuerbare Energien

Jörg Widhalm leitet seit 2008 den Bereich Immobilien & Erneuerbare Energien bei der Berliner Volksbank. Mit seiner Expertise aus 15 Jahren begleitet er mit seinem Team die Finanzierung von gewerblichen und wohnwirtschaftlichen Immobilien, von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien und der Logistik- und Sozialimmobilien.