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Bauarbeiter auf einer Baustelle
© Adobe Stock

04.12.2025 | Lesezeit: 9 Minuten

Potenziale heben: Fachkräftemangel in Brandenburg

Wo stecken die Potenziale, um im Land Brandenburg dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken? Wir geben einen Überblick – und Anregungen.

Der 3. Teil zu unserer Brandenburg-Serie.

Firmenkunden - Geschäftsstrategie - Artikel

Das Wichtigste in Kürze

  • Unbesetzte Stellen: Für die Hälfte aller offenen Stellen in Brandenburg finden Arbeitgeber keine entsprechend qualifizierten Fachkräfte. 
  • Trend zur Teilzeit: 25 Prozent der Beschäftigten arbeiten Teilzeit und verschärfen damit den Mangel an Arbeitskräften.
  • Digitale Zukunft: Digitalisierung ermöglicht heute Remote Work. Im nächsten Schritt kann KI einige Aufgaben übernehmen, die derzeit Menschen erledigen.

Rund 20.000 Fachkräfte fehlen derzeit in Brandenburg. Für fast die Hälfte aller offenen Stellen lassen sich keine entsprechend qualifizierten Arbeitskräfte finden. Das kann zum existenziellen Problem für Unternehmen werden. Fachkräfte sind die entscheidende Ressource, die mittelständische Betriebe für ihren Erfolg brauchen. Je anspruchsvoller die Tätigkeit, desto vergeblicher meist die Suche. Das betrifft Bauplaner*innen und Architekt*innen, aber auch Sozialarbeiter*innen und Elektrotechniker*innen. Händeringend gesucht werden Berufskraftfahrer*innen, auch in der Pflege bleiben viele Stellen unbesetzt. Was also tun? Ina Hänsel, Präsidentin der Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK), will „alle in- und ausländischen Potenziale ausschöpfen sowie alle personellen Reserven mobilisieren.“

Das Teilzeit-Potenzial

Fast 25 Prozent aller Erwerbstätigen in Brandenburg, vor allem Frauen, arbeiten in Teilzeit. „In den 1990-ern war Teilzeit noch die Ausnahme, heute ist sie Normalität", sagte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Mehr Vollzeitstellen würden dem Mangel entgegenwirken. Dabei können Unternehmen helfen – etwa indem sie flexible Arbeitszeitmodelle anbieten, die es ermöglichen, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. 62 Prozent der Brandenburger Betriebe schaffen bewusst attraktive Arbeitsbedingungen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dazu zählt in vielen Berufen auch die Chance, gelegentlich am Schreibtisch zu Hause (Home-Office) oder von unterwegs zu arbeiten (Remote Work). 

Aus-, Fort- und Weiterbildungs-Potenzial

„Wir bilden unsere Fachkräfte selbst aus“, heißt es bei den Potsdamer Gärten in Werder. Dasselbe sagen der Energiedienstleister E.Dis, der in Fürstenwalde sitzt, oder auch die Falkenberger Fliesenleger. Da UGS (das steht für Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme) kaum Rekrutierungsoptionen für Fachpersonal hat, bilden auch die Mittenwalder ihren Nachwuchs selbst aus – und haben dafür einen eigenen Ausbildungsberuf Bergbautechnologie angestoßen.

Ähnlich engagiert sind die Elektrotechniker bei se.services. Deren beiden Geschäftsführer haben selbst als Azubis angefangen, betreuen bis heute die Ausbildung und erscheinen persönlich auf Messen oder in Schulen, wenn sich se.services vorstellt. Die Logik der Schulzendorfer: „Wenn keine Fachkräfte auf dem Markt zu finden sind, müssen wir sie halt selbst ausbilden.“ Und im nächsten Schritt bei der Weiterbildung zum Meister, Techniker oder Ingenieur unterstützen, durch finanzielle Zuschüsse und Freistellung.

Denn nach der Ausbildung kommt die Fortbildung. Investitionen in Weiterbildung macht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fit für anspruchsvollere – zugleich besser vergütete – Aufgaben. Die Hälfte der Betriebe in Brandenburg setzt daher auf berufliche Qualifizierungen ihrer Mitarbeiter*innen – deutlich mehr als in den Vorjahren, wie die 28. Welle des IAB-Betriebspanels zeigt. Auch deshalb vermittelt die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH ihren Führungskräften mit Personalverantwortung durch Trainings und Workshops die notwendigen Instrumente für ein gemeinsames Führungsverständnis. In Schönefeld haben sie erkannt: Menschen verlassen selten Unternehmen, sie verlassen schlechte Chefs. 

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Das Zuwanderer-Potenzial

Mehr als 10 Prozent der Arbeitskräfte in Brandenburg haben eine ausländische Herkunft. In vielen Branchen wäre der Berufsalltag ohne diese Zuwander*innen nicht mehr zu stemmen. Deshalb setzt sich das 2020 eingeführte Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) für die gezielte Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland ein. In einer IAB-Studie wurden erste Effekte des Gesetzes quantifiziert: „Das FEG kann 31 Prozent der im Jahr 2022 neu ausgestellten erwerbsbezogenen Aufenthaltstitel erklären.“ Neuere Zahlen gibt es leider nicht. Gelöst ist das Problem damit allerdings nicht. Es braucht einen langen Atem und viel Durchsetzungswillen, um qualifizierte Kräfte etwa aus der Mongolei wie die Stahnsdorfer Rohrleitungsspezialisten TRP Bau oder aus Mazedonien wie ESB Schulte in Luckenwalde zu holen. „Aus meiner Sicht muss das zukünftig deutlich einfacher gehen“, sagte ESB-Montageleiter Sven Schulte dem Portal RBB24.

Das Pendler-Potenzial

In keinem anderen Bundesland pendeln so viele Menschen zum Arbeiten in ein anderes Bundesland wie in Brandenburg. Fast jede*r Dritte muss werktäglich über die Landesgrenzen, das sind mehr als 300.000 Beschäftigte. Die meisten davon treibt es nach Berlin. Die Landesregierung fände es schöner, wenn diese Pendler adäquat attraktive Arbeitgeber vor ihrer Haustür fänden. Dafür braucht es allerdings auch die Möglichkeit, ohne Auto (und vergeudete Zeit im Stau) zur Arbeit und zurückzukommen. Auch deshalb wird der Bahnhof Fangschleuse gerade um zwei Kilometer versetzt: So können die Tesla-Beschäftigten in Grünheide auch den Zug zur Arbeit nehmen. 

Einen wagemutigen Schritt weiter gehen Unternehmen, die Wohnungen für ihre Mitarbeiter*innen bauen. „Unternehmen verschaffen sich so einen Vorsprung im Wettlauf um die besten Köpfe“, sagt Arnt von Bodelschwingh, wohnungspolitischer Berater bei RegioKontext. Einer dieser Vorreiter dabei ist Luban Präzisionszerspanung<Link?>: Für das Frühjahr 2026 plant Firmenchef Robert Luban den ersten Spatenstich für zehn neue Mitarbeiterwohnungen in Halbe.

Das Rentner-Potenzial

Mehr als ein Viertel aller Brandenburgerinnen und Brandenburger haben bereits ihren 65. Geburtstag gefeiert. Manche dieser bald 700.000 Menschen sind froh über den Ruhestand, andere würden sich gern etwas zur Rente dazuverdienen. Schon jetzt arbeiten deutschlandweit mehr als 1,1 Millionen Frauen und Männer über 67 Jahre – viermal so viel wie zur Jahrtausendwende. In Brandenburg sind es fast 50.000 Menschen. 

Das Digitalisierungs-Potenzial

Laut einer DIHK-Umfrage investieren 31 Prozent der Brandenburger Unternehmen in digitale Technologien, um mit der vorhandenen Belegschaft die anstehenden Aufgaben anzupacken. Zugleich reagieren sie damit auf unumkehrbare Entwicklungen: Der Umgang mit vernetzten Daten, Produktions- und Vertriebswegen wird auch für traditionelle Handels- oder Handwerksbetriebe immer selbstverständlicher – und notwendiger. 

Der nächste Schritt der Digitalisierung wird darin bestehen, menschliche Arbeitskraft durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und computergesteuerter Maschinen zu ergänzen. Laut IAB-Untersuchung kann KI gerade „bei manuellen und kognitiven Routinetätigkeiten – also Arbeitsabläufen, die sich regelmäßig wiederholen“ – zunehmend unterstützen und Aufgaben übernehmen. Das beseitigt den Fachkräftemangel zwar nicht, lindert aber die Symptome spürbar. 

Portraitbild von Thilo Hönisch

Ihr Autor

Tilo Hönisch | Vertriebsleiter Marktgebiet Firmenkunden Brandenburg

Tilo Hönisch ist seit dem 01.04.2025 Vertriebsleiter für das Marktgebiet Brandenburg bei der Berliner Volksbank. Zuvor war er bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg tätig und hat Unternehmen und Kommunen bei Investitionen begleitet. Er hat zudem Erfahrung als Unternehmer und kann daher auch diese Perspektive einnehmen. In seiner Heimat Brandenburg ist er stark verwurzelt und vernetzt.

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