Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 02.05.2023
- Eine Übernahme und zwei Notenbanken
- Aktien: Dax wartet auf neue Impulse
- Anleihen: Wieder taubenhaften Erwartungen vor Zinsentscheidungen
- Devisen: Euro hält 1,10 zum Dollar
- Rohstoffe: Energiepreise bauen leicht ab
- Inflationsarte auf 7,2 % gesunken
- Arbeitsmarkt noch immer in solider Grundverfassung
- BIP geringfügig gestiegen
- Euroraum-BIP ebenfalls im Plus
Eine Übernahme und zwei Notenbanken
Am vergangenen Wochenende setzte der US-Regulierer und Einlagensicherer FDIC eine Übernahme der Regionalbank First Republic Bank an Amerikas größte Bank, JPMorgan Chase, durch. Damit wickelte die FDIC nach Signature und Silicon Valley Bank die dritte US-Bank ab. Wie die Vorgänger litt First Republic unter Einlagenab-flüssen bei durch Zinsänderungen belasteten Aktiva. Die Übernahme vor dem 1. Mai sollte wiederum Ansteckungseffekte vermeiden. Dennoch erscheinen ob der genannten Belastungen weitere Fusionen wahrscheinlich. Denn Investoren wie Einleger oberhalb der Einlagensicherungsgrenze werden weiter nach anderen schwachen Gliedern im Finanzmarkt suchen.
Nichtsdestotrotz hält die FDIC mit der Auflösung der First Republic-Frage der US-Notenbank Fed den Rücken frei. Diese wird am Mittwoch, dem 3. Mai, über ihre Geldpolitik entscheiden und vo-raussichtlich die Zinsen erneut um 25 Basispunkte auf 5 bis 5,25 % erhöhen. Zwar gibt es in der Fed Stimmen, die Zinserhöhungen anschließend zu pausieren, sie wird aber eher die Datenabhängigkeit betonen und sich den Kurs offenhalten.
Ähnliches deutet sich für die EZB an, die am Donnerstag, dem 4. Mai, über ihre Leitzinsen entscheidet. Hier schwanken die Märkte zwischen 25 und 50 Basispunkten. Ersteres ist wahrscheinlicher und entspräche einem Einlagezins der EZB von 3,25 %. Für den weiteren Kurs wird auch die EZB auf die Statistiken verweisen.
Zwar erklärte Präsidiumsmitglied Isabelle Schnabel gegenüber Politico, 50 Basispunkte seien nicht vom Tisch. Damit verwies sie aber primär darauf, dass alle Entscheidungen der EZB datenabhängig seien und daher nichts ausgeschlossen sei. Andere EZB-Granden wie beispielsweise Chefökonom Philip Lane sprachen optimistischer von eben diesen Daten. Im Gespräch mit Le Monde erklärte er, die Lage am Arbeitsmarkt sei zwar angespannt, müsse aber nicht unbedingt überhitzen – bisher eine Sorge der EZB.
Daher erscheinen 25 Basispunkte wahrscheinlicher. Der Rat der EZB dürfte zudem das weitere Abbautempo beim Anleihenprogramm APP festlegen. Bis Ende Juni werden monatlich 15 Milliarden Euro nicht wieder angelegt. Über einen schnelleren Abbau könnten die Falken und die EZB noch ein weiteres Zeichen der entschlossenen Inflationsbekämpfung setzen.
Aktien: Dax wartet auf neue Impulse
Der deutsche Aktienindex DAX verharrte auch in der Vorwoche knapp unter der Marke von 16.000 Zählern. Um leichte 0,26 % verbesserte sich der Index dabei auf 15922,38 Punkte. Die zuletzt um den Jahreswechsel 2021/2022 überschrittene Marke von 16.000 blieb jedoch unerreicht. Die besser als erwarteten Konjunkturzahlen reichen hierfür nicht, da Anzeichen einer deutlichen Erholung bisher ausbleiben.
Der Euro Stoxx 50 verlor in der Vorwoche 1,12 %, hatte aber zum Wochenauftakt noch auf seinem Zweijahresmaximum notiert. Der S&P 500 wiederum verbesserte sich zwar um 0,87 %, steht aber noch um die 13 % unter seinem Zweijahresmaximum. Neben den fortgesetzten Bankenturbulenzen wirken sich hier aber auch die vor den Fed-Zinserhöhungen deutlich erhöhten Bewertungen der US-Aktientitel aus.
Anleihen: Wieder taubenhaften Erwartungen vor Zinsentscheidungen
Die Märkte gehen ein weiteres Mal mit niedrigen Erwartungen in die Woche der Zinsentscheidungen von Fed und EZB. Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihe fiel um 14,4 Basispunkte auf 3,43 %. Die Rendite der gleichlangen bundesdeutschen Anleihe verlor 16,6 Basispunkte auf 2,32 %. Damit gaben die Renditen einen bedeutenden Teil ihrer Anstiege zur Aprilmitte wieder ab. Denn die Finanzmärkte erwarten, wie vor vorherigen Leitzinserhöhungen, geringere Zinserhöhungen der Notenbanken und zudem eine zurückhaltende Rhetorik hinsichtlich zukünftiger Zinserhöhungen. Diese Erwartungen könnten ein weiteres Mal zu positiv sein; und Niveaurisiken der neuen Zinsen unterschätzen.
Devisen: Euro hält 1,10 zum Dollar
Die Gemeinschaftswährung hielt sich bei 1,10 Dollar pro Euro zu (+ 0,3 %). Dahinter stehen weiterhin andere Zinserwartungen für die Eurozone als für die Fed, der teils unterstellt wird, auf eine etwaige Rezession mit schnellen Zinssenkungen zu reagieren.
Rohstoffe: Energiepreise bauen leicht ab
Der Preis des Barrels Rohöl der Nordseesorte Brent fiel um 2,45 % auf 81,32 Dollar. Damit schwächt sich die Wirkung der Förderkürzung der Opec+ angesichts einer verhaltener als erwarteten Nachfrage weiter ab. Parallel fiel der Preis für den Tagesfuture der Megawattstunde Erdgas im europäischen Handel um 5,96 % auf 37,9 Euro, bedingt durch mildes Wetter und höher als übliche Generation durch erneuerbare.
Inflationsarte auf 7,2 % gesunken
Im April hat sich der allgemeine Preisauftrieb in Deutschland weiter vermindert. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte, übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) seinen Vorjahresmonatswert um 7,2 %. Im Februar und März lag die Inflationsrate noch bei 8,7 % beziehungsweise 7,4 %. Trotz der jüngsten Rückgänge befindet sich die Inflationsrate aber nach wie vor auf hohem Niveau und weit entfernt von der geldpolitische wichtigen 2-Prozent-Marke.
Maßgeblich für den weiteren Rückgang der Gesamtrate waren die Nahrungsmittelpreisen, deren Teuerung sich erstmals seit Monaten verminderte (+17,2 % nach +22,3 % im März). Aber auch bei den Dienstleistungen ließ der Preisanstieg nach, wenn auch nur geringfügig (+4,7 % nach +4,8 %). Endgültige Angaben zur Entwicklung der Verbraucherpreise im April werden die Wiesbadener Statistiker am 10. Mai vorlegen.
Arbeitsmarkt noch immer in solider Grundverfassung
Ungeachtet der nur langsam schwindenden Belastungen durch die Energiekrise präsentiert sich der deutsche Arbeitsmarkt nach wie vor in einer guten Grundverfassung. Die Arbeitslosenzahl ist im Zuge der andauernden Frühjahrsbelebung im April weiter zurückgegangen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) sank sie gegenüber dem Vormonat um 8.000 auf 2,586 Mio. Menschen. Der Rückgang fiel damit gleichwohl weniger deutlich aus als in einem April allgemein üblich. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosenzahl um 24.000. Die Arbeitslosenquote blieb in der um die üblichen saisonalen Faktoren bereinigten Rechnung unverändert auf dem Vormonatswert von 5,6 %.
Dass sich der Arbeitsmarkt in einer soliden Grundverfassung befindet, zeigt sich auch in den jüngsten Daten zur Erwerbstätigkeit. Die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl ist im März gegenüber dem Vormonat um 56.000 auf 45,924 Mio. Menschen gestiegen, nachdem sie bereits in den Vormonaten kontinuierlich zugenommen hatte.
Der Beschäftigungsaufbau dürfte in naher Zukunft anhalten. Hierauf deutet zumindest der BAStelleindex BA-X hin, der die bundesweite Arbeitskräftenachfrage misst. Der BA-X sank im April zwar leicht um 1 Punkt auf 124 Punkte. Er befindet sich damit aber nach wie vor auf einem im langjährigen Vergleich hohen Niveau.
BIP geringfügig gestiegen.
Die deutsche Wirtschaft zeigte sich zu Jahresbeginn robuster als zuvor erwartet. Gemäß der vorläufigen Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands im 1. Quartal gegenüber dem Vorquartal geringfügig um 0,047 % gestiegen. Die BIP-Entwicklung verlief damit wesentlich günstiger, als von vielen Fachleuten und auch vom BVR zuvor prognostiziert. Der BVR hatte im Rahmen seiner Dezember-Konjunkturprognose noch mit einem BIP-Rückgang um 0,4 % gerechnet.
Nach aktuellem Rechenstand ist die deutsche Wirtschaft somit im Winterhalbjahr 2022/23 trotz der Energiekrise nicht in eine technische Rezession geraten, im Sinne von zwei aufeinander folgenden Quartalen mit negativer BIP-Verlaufsraten. Im 4. Quartal war die Wirtschaftsleistung mit einer (minimal abwärtsrevidierten) Verlaufsrate von 0,5 % gesunken.
Gemäß den aktuellen amtlichen Angaben waren für den geringfügigen BIP-Zuwachs im 1. Quartal die steigenden Investitionsausgaben und die zunehmenden Exporte verantwortlich. Die privaten Konsumausgaben sind angesichts der noch immer hohen Inflation hingegen gesunken und haben den BIP-Zuwachs vermindert. Detaillierte Angaben zur jüngsten BIP-Entwicklung wird das Statistische Bundesamt am 25. Mai vorlegen.
Euroraum-BIP ebenfalls im Plus
Nicht nur in Deutschland, auch im Euroraum als Ganzes ist das BIP im Jahresauftaktquartal gestiegen. Den ersten Schätzungen von Eurostat zufolge, expandierte die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal um 0,1 %, nachdem sie im 4. Quartal, um 0,1 % gesunken war. Maßgeblich für den BIP-Anstieg war die Entwicklung der Euroraum-Schwergewichte Spanien und Italien (jeweils +0,5 %). Erste Angaben zur Entwicklung der BIP-Verwendungskomponenten (Konsum, Investitionen und Außenhandel) wird Eurostat am 8. Juni veröffentlichen.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR