Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 26.05.2025

  • Zinssenkung voraus
  • Aktien: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
  • Anleihen: Renditen rückläufig
  • Devisen: Wenig Bewegung
  • Rohstoffe: Ölpreis etwas schwächer
  • Inflationsrate unverändert bei 2,1 %
  • GfK-Konsumlima gestiegen
  • Noch keine Trendwende am Arbeitsmarkt
  • Aufgehelltes Euroraum-Wirtschaftsklima

Zinssenkung voraus

Auf ihrer Ratssitzung am kommenden Donnerstag, dem 5. Juni 2025, dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Zinsen um 25 Basispunkte senken. Der aus geldpolitischer Sicht wichtige Einlagesatz läge dann bei 2,0 % und hätte sich damit seit der Sitzung im Juni 2024 und acht Zinssenkungen halbiert.

Bereits bei den beiden vergangenen geldpolitischen Sitzungen wurde die Kommunikation zum Restriktionsgrad der Geldpolitik angepasst. Zunächst wurde darauf hingewiesen, dass die Geldpolitik deutlich weniger restriktiv wirkt. Seit der letzten Sitzung wird dieser Hinweis vollständig vermieden. Damit bleibt der EZB-Rat sehr nah an den Schätzungen des EZB-Stabs, der ein neutrales Zinsniveau für den Euroraum im Bereich von 1,75 bis 2,25 % ermittelt hat. Die mit hoher Unsicherheit behaftete Schätzung wird beispielsweise durch Befragungen europäischer Banken unterstützt, die dem Zinsniveau keine bremsende Wirkung mehr auf die Kreditvergabe bescheinigen.

Angesichts der vergangenen Zinssenkungen wächst der Dissens im EZB-Rat über künftige geldpolitische Entscheidungen. Bereits die letzte Entscheidung wurde nur dank des Rotationsprinzips der stimmberechtigten Mitglieder einstimmig getroffen. Der Handelskonflikt mit den USA sorgt für hohe Unsicherheit. Bislang wertet der Euro auf, die Energiepreise fallen, die Wachstumsaussichten verringern sich und es könnten mehr günstige Produkte aus asiatischen Ländern nach Europa exportiert werden. Außerdem zeichnet sich eine weitere Normalisierung der Lohnerhöhungen ab. Diese Faktoren deuten gegenwärtig auf eine niedrigere als auf eine höhere Inflation hin. Gleichzeitig bleiben die Inflationsraten bei Dienstleistungen und Nahrungsmitteln nach wie vor deutlich erhöht und die weitere Entwicklung im Handelskonflikt ist völlig offen. Für die Juni-Sitzung zeichnet sich also eine Mehrheit für eine weitere Zinssenkung ab. Bis mindestens zur Septembersitzung, in der aktualisierte Projektionen vorliegen, ist dann jedoch mit einer Pause zu rechnen.

Aktien: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Zum vergangenen Wochenstart waren die aufgeschobenen Zölle der US-Regierung gegenüber EU-Importen das marktbeherrschende Thema. Die Börsen reagierten erleichtert: Sowohl in Europa als auch in den USA stiegen die Aktienmärkte zunächst an. Auch im weiteren Wochenverlauf blieben die Zölle Thema. Zuletzt erzielte die US-Regierung einen Berufungserfolg vor Gericht gegen die Aufhebung der Zölle, sodass diese vorerst bestehen bleiben. Unter dem Strich schließen die Märkte höher: Der DAX bei 23.997 Punkten, die amerikanischen Märkte knapp zwei % höher.

Anleihen: Renditen rückläufig

Nach dem Downgrade der USA gibt es nun positive Nachrichten aus dem Euroraum. Die Ratingagentur Moody’s hat den Ausblick für Italien auf „positiv” angehoben. Die Zinsaufschläge zur Bundesanleihe haben sich seit der Wahl der aktuellen Regierung mehr als halbiert und liegen nun bei 100 Basispunkten. Der Finanzmarktstress im Euroraum scheint weiter rückläufig zu sein. In der vergangenen Handelswoche fielen die Renditen zehnjähriger Anleihen fast unisono. Bundrenditen schlossen bei 2,51 %, amerikanische Titel bei 4,39 %. Besonders gefragt waren erneut Schweizer Papiere, deren Renditen um gut 30 % auf 0,26 % fielen.

Devisen: Wenig Bewegung

Auf dem Devisenmarkt gab es relativ wenig Bewegung. Der US-Dollar konnte gegenüber dem Euro leicht zulegen und schloss die Woche bei 1,135 ab. Im Fokus stand auch hier die Entwicklung rund um die Zollpolitik.

Rohstoffe: Ölpreis etwas schwächer

Die Rohölsorte Brent schloss die Woche mit einem kleinen Minus bei 63,92 US-Dollar. Kurzzeitigen Aufwind gab es durch die Aussicht auf weitere Sanktionen gegen Russland und durch abnehmende US-Lagerbestände. Erwartete Ankündigungen zur zukünftigen Förderpolitik der OPEC+ sorgten jedoch für Zurückhaltung. Beim Goldpreis setzen Gewinnmitnahmen ein. Außerdem sorgt der etwas stärkere US-Dollar für leichte Rückgänge auf 3.285,34 US-Dollar je Feinunze.

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Inflationsrate unverändert bei 2,1 %

Im Mai dürfte die Teuerung in Deutschland unverändert geblieben sein. Dies legen zumindest die vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes zum Verbraucherpreisindex (VPI) nahe. Der VPI übertraf seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert um 2,1 %, nachdem er bereits im April um 2,1 % gestiegen war.

Differenziert nach einzelnen Preisgruppen zeigten sich jedoch unterschiedliche Tendenzen. Während die Energiepreise etwas weniger stark sanken als zuvor (-4,6 % nach -5,4 % im April), trotz weiterhin rückläufiger Rohölnotierungen, blieb der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln unverändert hoch (+2,8 % nach +2,8 %). Bei den Dienstleistungspreisen verminderte sich die Preisdynamik (+3,4 % nach +3,9 %), nachdem sie im April wegen des im Vorjahresvergleichs späteren Osterfests und der damit verbundenen Preisanstiege für Tourismusdienstleistungen merklich zugenommen hatte.

GfK-Konsumlima gestiegen

Nach den ZEW-Konjunkturerwartungen und dem ifo Geschäftsklimaindex ist auch das GfK Konsumklima für Deutschland gestiegen. Der auf einer monatlichen Umfrage unter Verbrauchern beruhende Stimmungsindikator legte von -24,3 Punkten im April auf -20,8 Punkte im Mai zu. Zudem prognostizieren die Fachleute der Marktforschungsinstitute GfK und NIM für Juni einen weiteren Anstieg um 0,9 Zähler auf dann -19,9 Punkte.

Die Verbraucherstimmung präsentierte sich zuletzt aber uneinheitlich. Zwar legten die Konjunktur- und Einkommenserwartungen spürbar zu, wozu nicht zuletzt die zeitweise Aussetzung von US-Importzollanhebungen und die von der neuen Bundesregierung in Aussicht gestellten Wachstumsimpulse beitrugen. Die Anschaffungsneigung der Umfrageteilnehmer sank aber leicht und ihre Sparneigung nahm wieder etwas zu, was angesichts der anhaltend hohen handelspolitischen Unsicherheiten nicht verwundert.

Insgesamt deuten die jüngsten Ergebnisse der Verbraucherumfrage darauf hin, dass sich das Wachstum des preisbereinigten Privatkonsums im laufenden 2. Quartal fortgesetzt hat. Zu einer nachhaltigen Konjunkturbelebung dürfte es aber erst zum Jahresende kommen, wenn die Fiskalimpulse der Bundesregierung wirksam werden und die – Investitionen und Außenhandel hemmenden – Unsicherheiten nachlassen.

Noch keine Trendwende am Arbeitsmarkt

Auch zum Ende der diesjährigen Frühjahrsbelebung blieb die Entwicklung am Arbeitsmarkt schwach. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte ging die Arbeitslosenzahl im Mai gegenüber dem Vormonat zwar um 12.000 auf 2,919 Mio. Menschen zurück. Saisonbereinigt war aber ein Anstieg um 34.000 zu verzeichnen, was auf ein Andauern der hartnäckigen Wirtschaftsflaute deutet. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote blieb im Mai gegenüber dem Vormonat unverändert bei 6,3 %.

Bei der Erwerbstätigenzahl gab es zuletzt ebenfalls kaum Veränderungen. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm im April saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat geringfügig um 3.000 auf 46,05 Mio. zu. Für den Sommer rechnet die BA mit tendenziell weiter steigenden Arbeitslosenzahlen.

Aufgehelltes Euroraum-Wirtschaftsklima

Im Euroraum hat sich die wirtschaftliche Stimmung verbessert. Der Wirtschaftsklimaindex der EU-Kommission ist im Mai gegenüber dem Vormonat um 1,0 Punkte auf einen Stand von 94,8 Punkten gestiegen. Damit konnte der Rückgang der Vormonate aber noch nicht wieder ausgeglichen werden.

Der Anstieg des Wirtschaftsklimaindexes beruhte vor allem auf einer Stimmungserholung im Einzelhandel und unter den Verbrauchern. Auch im Baugewerbe hat sich das Sentiment verbessert. In der Industrie und im Dienstleistungssektor (ohne Handel) blieb das Wirtschaftsklima im Wesentlichen unverändert.

Gründe für die Stimmungsaufhellung waren unter anderem die zeitweise Aussetzung von US-Importzöllen und die Ende April erfolgte weitere EZB-Leitzinssenkung.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR