Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 02.09.2024
- Preisdaten befeuern Zinssenkungsfantasien
- Aktien: DAX erreicht neuen Höchststand
- Anleihen: Leicht steigende Renditen
- Devisen: Euro etwas schwächer
- Rohstoffe: Ölpreise etwas im Plus
- Geschäftsklima im Sinkflug
- Inflationsrate fällt unter 2 %
- BIP-Rückgang um 0,1 % bestätigt
- Konjunkturschwäche hinterlässt am Arbeitsmarkt Spuren
Preisdaten befeuern Zinssenkungsfantasien
In der vergangenen Woche wurde das Marktgeschehen durch neue Preisdaten aus dem Euroraum beeinflusst. Die Daten dürften der EZB ein weiteres Argument dafür geben, im September ihrer Leitzinsen erneut zu senken.
So ging die Inflationsrate des Euroraums, gemessen an der jährlichen Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), deutlich zurück. Wie allgemein erwartet, sank sie von 2,6 im Juli auf 2,2 im August und markiert damit den niedrigsten Stand seit gut drei Jahren. Die Inflationsrate nähert sich dadurch weiter der Marke von 2 % an, bei der die EZB mittelfristig das Ziel der Preisniveaustabilität erfüllt sieht. Auch die Kerninflation ohne Berücksichtigung der vielfach stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise sank, wenn auch nur geringfügig von 2,9 % im Juli auf 2,8 % im August. Ähnlich wie in Deutschland, dass im August ebenfalls einen kräftigen Rückgang der Inflationsrate erfuhr, waren für den Verlauf der Gesamtrate vor allem die Energiepreise verantwortlich. Diese verbilligten sich im August stärker als zuvor (-3,0 % nach -1,2 % im Juli). Ein Wermutstropfen bleiben die Dienstleistungspreise, die stark durch die Lohnentwicklung beeinflusst werden. Diese sind im August um 4,2 % gestiegen und damit noch etwas stärker zuvor (+4,0 %).
Die EZB hatte ihre Leitzinsen im Juni um 0,25 Basispunkte vermindert und damit die Zinswende früher vollzogen als die US-Notenbank Fed. Ihren weiteren Kurs will die Zentralbank von der Datenlage abhängig machen. Für die EZB-Rat-Sitzung im September zeichnet sich nun noch deutlicher ein weiterer Zinsschritt in diesem Umfang ab.
Auch in den USA zeichnen sich angesichts jüngster Preisdaten verstärkt Leitzinssenkungen ab. So lag das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, der PCE-Kernindex, im Juli bei 2,6 % und damit leicht unter den Erwartungen (2,7 %). An den Märkten wird nun überwiegend bis Ende 2024 mit drei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte gerechnet, vereinzelt sogar mit einem einmaligen Zinsschritt von 50 Basispunkten.
Aktien: DAX erreicht neuen Höchststand
Die durch die Preisdaten bestärkten Zinssenkungserwartungen haben an den Aktienmärkten zu weiter steigenden Kursen geführt. Durch die Zinssenkungen würden Aktien gegenüber Rentenpapieren an Attraktivität gewinnen. Die den hohen Markterwartungen nicht ganz gerecht gewordenen Unternehmensdaten des wichtigen US-Tech-Konzerns Nvidia bremsten das Marktgeschehen hingegen nur vorübergehend aus. Der DAX stieg zum Ende der Woche auf einen neuen Rekordstand von 18.970 Punkten, konnte diese Marke aber zum Börsenschluss nicht halten. Der DAX ging am Freitag, dem 30. August, mit einem Stand von 18.906 Punkten aus dem Handel, 1,5 % über seinem Vorwochenendstand. Das US-Börsenbarometer S&P 500 stieg im Wochenvergleich um weniger deutliche 0,2 % auf 5.648 Punkte.
Anleihen: Leicht steigende Renditen
Da die sich abzeichnen Leitzinssenkungen an den Märkten bereits zuvor größtenteils eingepreist wurden, gaben die Renditen von Staatsanleihen aus Deutschland und den USA zunächst nicht weiter nach. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg im Wochenverlauf leicht um 7 Basispunkte auf 2,29 %. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kletterte um 11 Punkte auf 3,92 %.
Devisen: Euro etwas schwächer
Die durch die jüngsten Inflationsdaten angeheizte Spekulation auf weitere Zinssenkungen im Euroraum setzten den Wechselkurs des Euro etwas unter Druck. Die Gemeinschaftswährung entfernte sich etwas von ihrem jüngsten Jahreshoch bei knapp 1,12 US-Dollar. Der Euro beendete die Woche bei 1,107 US-Doller, 1,0 % unter seinem Vorwochenultimo.
Rohstoffe: Ölpreise etwas im Plus
Die Ölpreise haben im Wochenverlauf etwas angezogen. Hierzu trugen die anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und Produktionsunterbrechungen in Libyen bei. Konjunktursorgen, die zuvor preisdämpfend gewirkt hatten, verloren demgegenüber etwas an Bedeutung. Ein Barrel WTI-Öl kostete am Freitag 76,90 US-Dollar, 1,4 % mehr als am Freitag der Vorwoche. Der Brent-Ölpreis blieb hingegen nahezu unverändert bei 78,89 US-Dollar.
Geschäftsklima im Sinkflug
Im August hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft erneut verschlechtert. Der ifo Geschäftsklimaindex sank gegenüber dem Vormonat leicht um 0,4 Punkte auf 86,6 Punkte. Die vom ifo Institut befragten Unternehmen haben ihre aktuelle Geschäftslage schlechter bewertet als zuvor. Zudem fielen ihre Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monaten pessimistischer aus.
Maßgeblich für den nunmehr dritten Rückgang des Geschäftsklimaindexes in Folge war die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor, die sich angesichts der andauernden Unsicherheiten und der rückläufigen Auftragsbestände weitere eintrübte. Leicht optimistisch stimmt aber, dass sich das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe nicht weiter verschlechterte und im Handel sogar etwas aufhellte. Insgesamt hat Hoffnung auf eine deutliche Konjunkturbelebung im 2. Halbjahr mit den neuen Umfrageergebnissen jedoch einen Dämpfer erhalten.
Inflationsrate fällt unter 2 %
In Deutschland hat sich der Preisanstieg auf der Verbraucherstufe zuletzt unerwartet deutlich vermindert. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte, übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) im August seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert um 1,9 %. Die Inflationsrate fiel damit auf den niedrigsten Stand seit März 2021 (1,8 %). Im Juli waren die Verbraucherpreise noch um 2,3 % gestiegen. Von Reuters befragte Fachleute hatten zuvor für August lediglich mit einem Rückgang auf 2,1 % gerechnet.
Wie im Euroraum als Ganzes trugen zur Verminderung der Inflationsrate vor allem die Energiepreise bei, die sich im Zuge sinkender Ölpreise deutlicher verbilligten als zuvor (-5,1 % nach -1,7 % im Juli).
Angesichts des abnehmenden Lohnpreisdrucks und der weiterhin rückläufigen Industrie-Erzeugerpreise könnte die Inflationsrate in naher Zukunft seitwärts tendieren. Zum Jahresende dürfte sie aber wieder merklich anziehen, wegen Energiepreis- Basiseffekte.
BIP-Rückgang um 0,1 % bestätigt
Das Statische Bundesamt hat inzwischen ausführliche Angaben zur Wirtschaftsleistung Deutschlands für das 2. Quartal vorgelegt. Das zentrale Ergebnis der Ende Juli veröffentlichten ersten Angaben wurde dabei bestätigt. So ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal minimal um 0,1 % gesunken, nachdem es im 1. Quartal noch leicht um 0,2 % gestiegen war.
Demnach gaben vor allem die Ausrüstungs- und die Bauinvestitionen (-4,1 % und -2,0 %) deutlich nach, was angesichts der hohen wirtschaftlichen Unsicherheiten und der witterungsbedingten, bereits im 1. Quartal erfolgten, Bau-Frühjahrsbelebung nicht verwundert. Darüber hinaus waren auch die privaten Konsumausgaben und die Exporte (jeweils -0,2 %) rückläufig. Lediglich von den Konsumausgaben des Staates (+1,0 %) und von den Lagerinvestitionen gingen moderte Wachstumsimpulse aus.
Jüngste modellbasierte Schätzungen des BVR lassen für das laufende 3. Quartal eine Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwarten. Demnach beträgt die Wahrscheinlichkeit eines stagnierenden oder leicht expandierenden BIPs rund 75 %.
Konjunkturschwäche hinterlässt am Arbeitsmarkt Spuren
Angesichts der andauernden konjunkturellen Schwächephase hat die Arbeitslosigkeit in Deutschland zuletzt erneut etwas stärker zugenommen als saisonal, im Rahmen der allgemeinen Sommerpause, üblich. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Arbeitslosenzahl im August gegenüber dem Vormonat um 63.000 auf 2,872 Mio. Menschen gestiegen. In saisonbereinigter Rechnung legte sie geringfügig um 2.000 zu, nachdem sie im Juli um 17.000 gestiegen war. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote blieb im August mit 6,0 % aber unverändert auf dem Stand der Vormonate.
Der Arbeitsmarkt befindet sich alles in allem noch immer in einer robusten Verfassung, was sich unter anderem im weiteren Stellenaufbau zeigt. So ist die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl zuletzt, im Juli, weiter gestiegen. Sie legte im Vormonatsvergleich um 4.000 auf 46,913 Mio. Menschen zu.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR