Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 03.02.2025
- Geldpolitisches Non-Event
- Aktien: Auf DAX-Rekord folgt Kurkorrektur
- Anleihen: Höhere Nachfrage senkt Renditen
- Devisen: Euro leicht schwächer
- Rohstoffe: Gold auf Rekordkurs
- BIP im 4. Quartal um 0,2 % gesunken
- Leichte Aufhellung des Geschäftsklimas
- Mehr Erwerbstätige und mehr Arbeitslose
- Inflationsrate im Januar auf 2,3 % gesunken
Geldpolitisches Non-Event
In der vergangenen Handelswoche hielten sowohl die amerikanische als auch die europäische Zentralbank ihre geldpolitischen Sitzungen mit Zinsentscheidungen ab. In beiden Fällen gab es keine Überraschungen und es war eher ein Non-Event. Die amerikanische Fed beschloss, die Leitzinsen im Zielkorridor von 4,0 bis 4,25 % zu belassen. Die Fed lässt sich damit nicht vom neuen USPräsidenten unter Druck setzen, der schnelle Zinssenkungen einforderte.
Auf der anderen Seite des Atlantiks kam es wie erwartet zu einer einstimmigen Zinssenkung. Spannender waren hier das Kommuniqué und die Pressekonferenz. Der EZB-Rat hielt fest, dass die Geldpolitik restriktiv bleibt. Da bereits in früheren Kommentaren angedeutet wurde, dass der EZB-Rat eine restriktive Geldpolitik im aktuellen Umfeld nicht mehr für erforderlich hält, kann diese Aussage als Hinweis auf eine weitere Zinssenkung bei der nächsten Sitzung im März gewertet werden.
Ob die EZB die Zinsen auch unter das neutrale Niveau senken wird, wollte Präsidentin Lagarde auf der Pressekonferenz mit Verweis auf die Datenabhängigkeit der Entscheidungen noch nicht kommentieren.
Wo genau das neutrale Niveau liegt, ist nicht leicht zu bestimmen, da es nicht beobachtbar ist. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel, die als eher konservative Geldpolitikerin gilt, hat in einer Rede im Dezember bereits angedeutet, dass die Geldpolitik im Euroraum ein neutrales Niveau erreicht hat oder bald erreichen wird. Neue Zahlen werden voraussichtlich am kommenden Freitag, dem 7. Februar, veröffentlicht, wenn die EZB Schätzungen zum neutralen Zinsniveau veröffentlichen wird. Dabei wird eine Vielzahl von verschiedenen Modellen geschätzt, um eine Bandbreite für das Niveau zu ermitteln. EZB-Präsidentin Lagarde hatte bereits auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein Niveau von 1,75 bis 2,25 % in Aussicht gestellt. Es liegt nahe, dass dies auch der Korridor der neuen Schätzung der EZB sein wird.
Aktien: Auf DAX-Rekord folgt Kurkorrektur
Die Ankündigung des chinesischen KI-Unternehmens DeepSeek über kostengünstigere KI-Modelle ließ die Märkte zum Beginn der vergangenen Handelswoche zunächst einbrechen. Die Märkte insgesamt erholten sich jedoch schnell, der DAX erreichte neue Rekorde und testete am Freitag, dem 31. Januar, die Marke von 21.800 Punkten, unter der er leicht schloss. Der breite europäische Stoxx 600 erreichte ebenfalls ein Rekordhoch und schloss die Woche bei knapp 540 Punkten. Am Montag früh kam es infolge der angeordneten US-Zölle gegen Kanada, Mexiko und China zu spürbaren Kursverlusten beim DAX.
Anleihen: Höhere Nachfrage senkt Renditen
Dank der erwartungsgemäßen geldpolitischen Beschlüsse blieb es an den Anleihemärkten relativ ruhig. Die Kurse legten leicht zu und die Renditen gingen entsprechend zurück. Die zehnjährige Bundesanleihe notierte zum Wochenschluss etwas tiefer bei 2,46 %, ihr amerikanisches Pendant bei 4,55 %.
Devisen: Euro leicht schwächer
Auf den Devisenmärkten gab der Euro gegenüber dem US-Dollar leicht nach und beendete die Woche mit einem Tiefstand von 1,040 US-Dollar. Am Montagmorgen legte der Dollar aufgrund der angeordneten US-Zölle zu. Gegenüber dem Euro notierte er im Bereich von 1,024 US-Dollar und auch gegenüber dem kanadischen Dollar und dem mexikanischen Peso wertet der US-Dollar deutlich auf.
Rohstoffe: Gold auf Rekordkurs
Der Goldpreis erreicht neue Höchststände und schließt die Handelswoche bei 2.809 US-Dollar pro Feinunze. Die derzeit erhöhte Unsicherheit sorgt für Nachfrage nach dem sicheren Hafen, der schwächere Dollar wirkt unterstützend. Die Märkte rechnen zumindest kurzfristig mit einem weiteren Anstieg des Goldpreises. Der Ölpreis gab weiter nach und notierte zum Ende der Handelswoche bei 76,91 US-Dollar für die Sorte Brent.
Schlechte Nachrichten für Kaffeeliebhaber: Der Kaffeepreis steigt weiter und befindet sich auf Rekordniveau. Grund ist die Angst vor einer schlechten Ernte in Brasilien.
BIP im 4. Quartal um 0,2 % gesunken
Zum Jahresende 2024 fiel die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands schwächer aus als bislang gedacht. Gemäß der vorläufigen Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes sank das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal leicht um 0,2 %. Die Mitte Januar veröffentlichten ersten amtlichen Angaben hatten für das Jahresendquartal eine BIP-Schrumpfung um 0,1 % signalisiert.
Im 3. Quartal war die Wirtschaftsleistung noch um geringfügige 0,1 % gestiegen. Den bislang vorliegenden Angaben zufolge standen im Jahresendquartal merklich rückläufigen Exporten einem weiteren Anstieg der Konsumausgaben gegenüber. Vermutlich dürften auch die Anlageinvestitionen nochmals nachgegeben haben, im Zuge der zum Jahresende merklich gestiegenen politischen Unsicherheiten (Stichworte: Ampel-Aus, Trump-Wiederwahl).
Jüngste Schätzungen des BVR lassen für die nahe Zukunft eine Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwarten. Einen Lichtblick geben die Konsumausgaben, die weiterhin aufwärtsgerichtet bleiben dürften. Für einen konjunkturelle Trendwende dürfte dies aber noch nicht reichen. Angesichts der hohen politischen Unsicherheiten zeichnet sich derzeit für Anfang 2025 noch keine durchgreifende Belebung ab.
Leichte Aufhellung des Geschäftsklimas
Die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn etwas aufgehellt. Der ifo Geschäftsklimaindex legte im Januar leicht um 0,4 Punkte auf 85,1 Punkte zu, nachdem er zuvor zwei Monate in Folge gesunken war. Verantwortlich für den Anstieg des wichtigen Konjunkturindikators war die aktuelle Lage, die von den befragten Unternehmen weniger verhalten beurteilt wurde als im Dezember. Die Geschäftserwartungen wurden von den Umfrageteilnehmern hingegen nochmals schlechter bewertet, was angesichts der anhaltend hohen Unsicherheiten über den wirtschaftspolitischen Kurs hierzulande nach der Bundestagswahl und die Handelspolitik des neuen US-Präsidenten nicht verwundert.
Mehr Erwerbstätige und mehr Arbeitslose
Die jüngsten Daten zum deutschen Arbeitsmarkt sind durchwachsen ausgefallen. Insgesamt befindet sich der Arbeitsmarkt aber noch immer in einer robusten Grundverfassung.
Zwar setzte sich im Dezember das leichte Beschäftigungswachstum der Vormonate fort. Die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl stieg gegenüber November geringfügig, um 4.000 auf 46,068 Mio. Menschen. Aber auch die Arbeitslosenzahl legte erneut zu. Im Zuge der Winterpause erhöhte sie sich im Januar gegenüber dem Vormonat um 186.000 auf 2,993 Mio. Menschen. In saisonbereinigter Rechnung stieg die Arbeitslosenzahl ebenfalls (+11.000), was einmal mehr die noch andauernde hartnäckige Wirtschaftsflaute verdeutlicht. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote kletterte von 6,1 % im Dezember auf 6,2 % im Januar.
Inflationsrate im Januar auf 2,3 % gesunken
In Deutschland hat der allgemeine Preisanstieg zu Jahresbeginn unerwartet abgenommen. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) im Januar seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert um 2,3 %. Im Dezember hatte die Inflationsrate noch bei 2,6 % gelegen. Hauptgrund für den Rückgang der Gesamtrate waren die Nahrungsmittelpreise, deren Auftrieb sich verminderte (+0,8 % nach +2,0 % im Dezember). Auch bei den Dienstleistungspreisen schwächte sich der Preisanstieg ab (+4,0 nach +4,1 %).
Im Vormonatsvergleich, der die jüngsten Preistrends besser abbildet als der Vorjahresmonatsvergleich sanken die Verbraucherpreise um 0,2 %. Offenbar konnten die merklichen Preisanhebungen bei CO2-Zertifikaten, beim Deutschlandticket und bei privaten Krankenversicherungen durch rückläufige Preise in anderen Bereichen mehr als ausgeglichen werden. Insbesondere bei Paulschalreisen dürfte es saisonbedingt zu deutlichen Preisrückgängen gekommen sein.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR