Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 03.03.2025
- EZB vor nächstem Zinsentscheid
- Aktien: Durchwachsene Handelswoche
- Anleihen: hohe Nachfrage drückt Renditen
- Devisen: Unsicherheit stärkt US-Dollar
- Rohstoffe: Volatilität durch Unsicherheit
- Geschäftsklima unverändert niedrig
- Inflationsrate unverändert bei 2,3 %
- Flaute auch am Arbeitsmarkt sichtbar
- BIP-Rückgang um 0,2 % bestätigt
EZB vor nächstem Zinsentscheid
Während bei der letzten EZB-Ratssitzung noch Einigkeit darüber herrschte, dass die Geldpolitik weiterhin restriktiv sei, gibt es inzwischen einige Stimmen, die dies in Frage stellen. Insbesondere das deutsche EZB-Ratsmitglied Isabel Schnabel argumentierte in mehreren Beiträgen in diese Richtung und brachte damit auch eine Anpassung des Tempos der Zinssenkungen ins Spiel. Schnabels Argument: Die langfristigen Realzinsen seien in der Vergangenheit gestiegen, weshalb die kurzfristigen Zinsen bereits früher expansiv wirken könnten. Bundesbankpräsident Nagel bleibt zurückhaltender und geht auch nach der letzten Zinssenkung von einer restriktiven Geldpolitik aus. Er zeigte sich kürzlich auch zuversichtlich, dass die Inflation im Euroraum im Laufe des Jahres auf die Marke von 2 % fallen wird. Ob er damit bereits auf die nach der EZB-Sitzung veröffentlichten neuen Projektionen anspielt, bleibt offen. Im Dezember prognostizierte die EZB das Erreichen des Inflationsziels im 2. Halbjahr 2025. Andere Stimmen, wie der portugiesische Notenbankchef Centeno, zeigten sich hingegen offen für weitere Zinssenkungen auch unter das neutrale Niveau, um die Konjunktur im Euroraum zu stützen.
Einen möglichen Hinweis auf den Restriktionsgrad können die jüngst veröffentlichten Zahlen zu Geldmenge und Kreditwachstum im Euroraum geben. So ist das Wachstum der Kredite an private Haushalte und Unternehmen im Januar weiter gestiegen, bleibt aber verhalten. Der Bank Lending Survey deutet auf eine nachlassende Belastung der Kreditvergabe durch das Zinsniveau hin. Ein positives Signal liefert das stärkere Wachstum der eng gefassten Geldmenge M1, einem Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung.
Das wahrscheinlichste Szenario für die EZB-Sitzung am Donnerstag bleibt eine weitere Leitzinssenkung um 25 Basispunkte mit einer leicht veränderten, vorsichtigeren Kommunikation bezüglich des Restriktionsgrades und zukünftiger Zinsentscheidungen.
Aktien: Durchwachsene Handelswoche
Während den ersten beiden Monaten des neuen Jahres konnten europäische Aktien trotz der schwächeren Konjunkturentwicklung in Europa deutlich stärker zulegen als US-Aktien. In den USA waren in den vergangenen Jahren vor allem die großen Technologieunternehmen die Wachstumstreiber, die sich derzeit jedoch schlecht entwickeln und damit die Gesamtperformance der USA belasten. Während DAX und Euro Stoxx 50 um gut 10 % zulegten, konnte der breite S&P 500 nur um gut 2 % zulegen. Die vergangene Handelswoche verlief dagegen durchwachsen. Für Verunsicherung sorgten die Zollankündigungen der USA auf EU-Importe. Die Eskalation zwischen den USA und der Ukraine sorgte bislang nur kurzzeitig für Unruhe an den Märkten. Der DAX schloss mit einem leichten Plus bei 22.551 Punkten. Euro Stoxx 50 und S&P 500 gaben leicht nach.
Anleihen: hohe Nachfrage drückt Renditen
An den Anleihemärkten führten Konjunktursorgen zu einer höheren Nachfrage und damit zu sinkenden Renditen. Im Euroraum sorgten die Äußerungen von Donald Trump zu Zöllen auf europäische Importe für Verunsicherung. In den USA verunsicherten schwächere Konjunkturindikatoren die Märkte. Die zehnjährige Bundesanleihe notierte zuletzt bei 2,39 %, ihr amerikanisches Pendant bei 4,2 %.
Devisen: Unsicherheit stärkt US-Dollar
Auch an den Devisenmärkten sorgten Äußerungen aus der US-Regierung für Verunsicherung und trieben Investoren in sichere Häfen. Der US-Dollar konnte entsprechend zulegen. Gegenüber dem Euro notierte er zum Wochenschluss bei 1,04.
Rohstoffe: Volatilität durch Unsicherheit
Die Sanktionen der US-Regierung gegen Venezuela, den Iran und Russland, die Beratungen der OPEC+-Länder über ihre Angebotspläne sowie die Eskalation zwischen den USA und der Ukraine sorgten für eine durchwachsene Ölpreiswoche. Am Ende der Woche notierte die Sorte Brent bei 74,45 US-Dollar. Der Goldpreis gab leicht nach und schloss die Woche bei 2.851 US-Dollar.
Geschäftsklima unverändert niedrig
Die wirtschaftliche Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt insgesamt verhalten. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Februar gegenüber dem Vormonat unverändert bei 85,2 Punkten geblieben. Die befragten Unternehmen haben ihre aktuelle Lage zwar leicht unzufriedener bewertet. Ihre Erwartungen an die Entwicklung in den nächsten sechs Monaten haben sich aber etwas aufgehellt.
Innerhalb der Wirtschaft zeigten sich unterschiedliche Tendenzen. Während sich das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe, im Handel und im Verarbeitenden Gewerbe aufhellte, im zuletzt genannten Wirtschaftsbereich auch wegen einer sich stabilisierenden Auftragsentwicklung, hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor (ohne Handel) verschlechtert, vor allem wegen einer Eintrübung im Bereich Transport und Logistik.
Insgesamt legen die Umfrageergebnisse nahe, dass die hartnäckige Wirtschaftsflaute in Deutschland zunächst noch andauern wird. Erst wenn die enormen Unsicherheiten nachlassen, die unter anderem über den wirtschaftspolitischen Kurs Deutschlands nach der Bundestagswahl und die Handelspolitik von US-Präsident Trump bestehen, dürfte die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wieder moderat an Fahrt aufnehmen.
Inflationsrate unverändert bei 2,3 %
Nach dem unerwarteten Rückgang im Januar ist die Inflationsrate in Deutschland im Februar unverändert geblieben. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, lag der Verbraucherpreisindex (VPI) sowohl im Januar als auch im Februar um 2,3 % über seinem Vorjahresmonatswert.
Erfreulich stimmt, dass die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittelpreise) erneut zurückging. Sie sank von 2,9 % im Januar auf 2,6 % im Februar und markiert damit den niedrigsten Stand seit Juni 2021. Detaillierte Ergebnisse zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise werden am 14. März veröffentlicht.
Flaute auch am Arbeitsmarkt sichtbar
Die anhaltende gesamtwirtschaftliche Flaute spiegelt sich auch in den jüngsten Arbeitsmarktdaten wider. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Arbeitslosenzahl im Februar gegenüber dem Vormonat zwar um 3.000 auf 2,989 Mio. Menschen gesunken. In saisonbereinigter Rechnung legte sie allerdings um 5.000 zu. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte bei 6,2 %.
Im Zuge der allgemeinen Wirtschaftsflaute sank die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl etwas, um 11.000 auf 46,05 Mio. Menschen. In naher Zukunft dürfte die Erwerbstätigenzahl eher weiter sinken als steigen. Hierauf lassen zumindest Arbeitsmarkt-Frühindikatoren wie der BA-Stellenindex BA-X schließen. Der BA-X sank im Februar gegenüber dem Vormonat um 2 Punkte auf niedrige 103 Punkte.
BIP-Rückgang um 0,2 % bestätigt
Das Statistische Bundesamt hat inzwischen detaillierte Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands für das 4. Quartal veröffentlicht. Das zentrale Ergebnis der Ende Januar vorgelegten ersten Schätzungen wurde dabei bestätigt. So ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,2 % gesunken, nachdem es im 3. Quartal noch um 0,1 % gestiegen war. Damit setzte sich die seit Ende 2022 feststellbare leicht abwärtsgeneigte Seitwärtsbewegung der Wirtschaftsleistung fort.
Maßgeblich für den BIP-Rückgang im Jahresendquartal war vor allem der Außenhandel, der bereits im Vorquartal die gesamtwirtschaftliche Entwicklung merklich verminderte. Die Exporte gingen im 4. Quartal um deutliche 2,2 % zurück, während die Importe leicht um 0,5 % stiegen. Im Gegensatz dazu blieben die Konsumausgaben leicht aufwärtsgerichtet. Sowohl die privaten Konsumausgaben (+0,1 %) als auch der Staatsverbrauch (+0,4 %) legten etwas zu. Die Investitionen entwickelten sich im Jahresendquartal uneinheitlich. Während die Ausrüstungsinvestitionen (-0,3 %) erneut sanken, bereits das fünfte Quartal in Folge, stiegen die Bauinvestitionen (+1,0 %) leicht an, befördert durch das milde Wetter.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR