Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 03.06.2024

  • EZB wird Zins um 25 Basispunkte senken
  • Zweite Zinssenkung im Juli könnte ausbleiben
  • Aktien: Stagnation bis leichte Korrektur vor EZB-Entscheid
  • Anleihen: Leichte Verluste vor EZB-Entscheid
  • Devisen: Euro trotzt der Zinsdivergenz
  • Rohstoffe: Ölpreis unbewegt
  • Stagnierendes Geschäftsklima
  • Konsumklima erneut gestiegen
  • Inflationsrate leicht auf 2,4 % gestiegen
  • Euroraum-Inflation ebenfalls etwas höher

EZB wird Zins um 25 Basispunkte senken

Nahezu sicher wird die Europäsiche Zentralbank (EZB) diesen Donnerstag, den 6. Juni 2024, ihre Zinsen um 25 Basispunkte senken. Damit würde der Einlagenzins, aus EZB-Sicht der Leitzins, von jetzt 4 % auf 3,75 % sinken.

Die EZB folgt damit ihren Projektionen und sinkenden Inflationsdaten. Ihre Projektionen haben zuletzt wieder an Genauigkeit gewonnen, nachdem sie den Inflationsschock nicht hatten abbilden können. Sie erwarten bereits eine mittelfristige Rückkehr zum Inflationsziel von 2 %. Die tatsächliche Inflation deckt diese Einschätzung: Zuletzt fiel auch die hartnäckigere Kerninflation unter 3 %, die Verbraucherpreisinflation pendelt seit Februar zwischen 2,4 und 2,6 %.

Die Inflation liegt somit eigentlich noch zu hoch. Geldpolitik wirkt jedoch nur verzögert, sodass die EZB ihr Ziel unterschießen würde, wenn sie mit Zinssenkungen wartet, bis das Ziel erreicht würde. Da die Inflation insgesamt nach unten tendiert, ist eine Zinssenkung jetzt das richtige Signal.

Zweite Zinssenkung im Juli könnte ausbleiben

Bei diesem Signal könnte – und sollte – es vorerst bleiben. Wenn die Inflationsrate nicht weiter fällt, dürfte die EZB auf ihrer nächsten Sitzung im Juli die Zinsen wieder konstant halten. Sie muss weiterhin signalisieren, die Inflation wirksam einzudämmen. Andernfalls könnten Bürger und Unternehmen nervös werden und eine höhere Inflationsunsicherheit einpreisen, die selbsterfüllend wäre.

Entsprechend dürfte die EZB einmal mehr unterstreichen, nach Datenlage zu entscheiden. Sie sollte das auch tun: Die makroökonomische Lage bleibt schwer berechenbar. Die Inflation könnte sich, einmal mehr, als hartnäckiger erweisen als gedacht; zumal in Anbetracht möglicher Energiepreisoder geopolitischer Schocks.

Sollten diese Schocks jedoch aus- oder wenigstens beherrschbar bleiben, dürfte die EZB in diesem Jahr noch zwei bis drei weitere Zinssenkungen um 25 Basispunkte durchführen. Der Leitzins fiele zum Jahresende auf 3 oder 3,25 %. Letzteres erscheint heute als wahrscheinlichste Variante.

Aktien: Stagnation bis leichte Korrektur vor EZB-Entscheid

DAX und EuroStoxx gaben in der Woche vor dem EZB-Zinsentscheid leicht nach. Der DAX verlor 1,05 % auf 18.497,94 Punkte, der Euro Stoxx musste 1,03 % abgeben. Negativ beschieden wird damit weniger die erwartete Zinssenkung, sondern die Erwartung von weniger Zinssenkungen im Jahresverlauf. Dazu trägt nicht zuletzt die hartnäckigere USInflation bei, die Fed-Zinssenkungen ausbremst.

Anleihen: Leichte Verluste vor EZB-Entscheid

Die Kurse europäischer Staatsanleihen können von der erwarteten Zinssenkung nicht profitieren. Sie gaben leicht nach, entsprechend stiegen die Renditen. Die zehnjährige deutsche Staatsanleihe warf zum Wochenschluss 2,65 % ab, ein Plus von 6,5 Basispunkten. Das gleichlange italienische Papier warf 3,97 % ab, 7,8 Basispunkte mehr. Auch hier zeigt sich, dass die Märkte weniger Zinssenkungen im laufenden Jahr erwarten als etwa zu Jahresbeginn.

Devisen: Euro trotzt der Zinsdivergenz

Während die EZB die Zinsen am Donnerstag senken dürfte, hält die Fed sie in den USA voraussichtlich stabil. Auch die weiteren Aussichten laufen auseinander: Die EZB dürfte weiter senken können, bei der Fed sind inzwischen marktseitig nicht einmal Erhöhungen ausgeschlossen. Diese kommende Zinsdivergenz sollte den Dollar gegenüber dem Euro stärken. Im Moment hält sich die Gemeinschaftswährung jedoch stabil bei 1,08 Dollar, dem Mittel seit nunmehr gut einem Jahr.

Rohstoffe: Ölpreis unbewegt

Die Rohstoffmärkte bewegten sich vergleichsweise wenig. Von den anstehenden Zinsentscheiden werden sie weniger bewegt und geopolitische oder Energieschocks blieben aus. Entsprechend stagnierte der Preis pro Barrel Brent-Öl nahezu bei 81,8 Dollar, einem Plus von 0,1 %. Im Jahresvergleich hat er damit zwar 10,1 % zugelegt, im Zweijahresvergleich - zu den ersten Monaten des Ukrainekrieges – liegt er aber 30 % tiefer.

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Stagnierendes Geschäftsklima

Im Mai hat sich die Aufhellung des Geschäftsklimas in Deutschland zunächst nicht weiter fortgesetzt. Der ifo Geschäftsklimaindex verharrte auf seinem April-Stand von 89,3 Punkten, nachdem er zuvor drei Monate in Folge gestiegen war.

Lage und Erwartungen zeigten unterschiedliche Tendenzen: So haben die vom ifo Institut befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage insgesamt weniger zufrieden bewertet als zuvor, offenbar wegen der anhaltend hohen Kosten und einer insgesamt noch verhaltenen Nachfrage. In Hinblick auf die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate nahm die Zuversicht aber weiter zu, trotz der jüngsten geopolitischen Spannungen, etwa in Hinblick auf Taiwan.

Differenziert nach Wirtschaftsbereichen standen im Mai einer Stimmungsverschlechterung im Dienstleistungssektor (ohne Handel) Verbesserungen des Geschäftsklimas im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel und im Bauhauptgewerbe gegenüber.

Konsumklima erneut gestiegen

Abweichend vom Geschäftsklima hat sich die Stimmung unter den deutschen Verbrauchern weiter verbessert. Das GfK-Konsumlima erhöhte sich von -27,3 im April auf -24,0 Punkte im Mai. Zudem prognostizieren die GfK-Fachleute für Juni einen weiteren Anstieg des Stimmungsindikators auf dann -20,9 Punkte.

Nach GfK-Angaben haben die Konjunkturaussichten der befragten Verbraucher zuletzt deutlich zugenommen. Darüber hinaus stiegen ihre Einkommenserwartungen moderat an und ihre Sparneigung ging spürbar zurück. Hauptgrund für den zunehmenden Einkommensoptimismus dürfte die Kombination aus vielfach kräftig steigenden Löhnen, Gehältern und gesetzlichen Altersbezügen einerseits und im Trend rückläufigen Inflationsraten anderseits sein.

Alles in allem untermauern die jüngsten Umfrageergebnisse des ifo Instituts und der GfK die allgemeine Erwartung, dass die Konsumkonjunktur allmählich an Fahrt aufnimmt und zum wichtigsten Treiber der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wird.

Da jedoch voraussichtlich von den Investitionen und vom Außenhandel zunächst noch keine starken Impulse ausgehen werden, dürfte die preisbereinigte Wirtschaftsleistung auf Jahressicht kaum über eine Stagnation hinauskommen.

Inflationsrate leicht auf 2,4 % gestiegen

In Deutschland hat die Preisdynamik auf der Verbraucherstufe zuletzt etwas zugenommen. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) im Mai seinen Vorjahresmonatsstand um 2,4 %. Im April hatte die Inflationsrate noch bei 2,2 % gelegen. Der Anstieg der Inflationsrate hat sich zuvor bereits abgezeichnet, da erstmals der Basiseffekt durch das im Mai 2023 eingeführte 49-Euro-Ticket wegfiel. Im Zuge dessen verteuerten sich Dienstleistungen stärker als zuvor (+3,9 % nach +3,4 % im April). Demgegenüber waren bei den Energiepreisen (-1,1 % nach -1,2%) und den Nahrungsmittelpreise (+0,6 % nach +0,5 %) kaum Veränderungen feststellbar. Vor diesem Hintergrund blieb die Kerninflationsrate, ohne Berücksichtigung der häufig stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise, unverändert bei 3,0 %.

Euroraum-Inflation ebenfalls etwas höher

Nicht nur in Deutschland, auch im Euroraum als Ganzes ist die Inflationsrate im Mai etwas nach oben geklettert. Gemessen an den ersten Schätzungen von Eurostat ist der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) um 2,6 % gestiegen, nachdem er im April um 2,4 % zugelegt hatte. Die Inflationsrate liegt damit wieder etwas stärker über der 2-Prozent-Marke, bei der die Europäische Zentralbank mittelfristig das Ziel der Preisniveaustabilität als erfüllt ansieht. Der Trend zeigt aber dennoch nach unten: Vor einem Jahr lag die Inflation bei 6,1 %.

Wie in Deutschland waren für den Anstieg der Gesamtrate vor allem die stärker steigenden Dienstleistungspreise verantwortlich. Diese verteuerten sich im Euroraum im Mai um 4,1 %, nach +3,7 % im April. Endgültige Angaben zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise werden vom Statistischen Bundesamt am 12. Juni und von Eurostat am 18. Juni veröffentlicht.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR