Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 04.09.2023

  • EZB im Zweifel wider die Aufwärtsrisiken der Inflation
  • Aktien: Leichte Erholung am Augustende
  • Anleihen: Renditen stabil
  • Devisen: Konjunkturbarometer Euro
  • Rohstoffe: Öl den Aktienkursen folgend
  • Arbeitsmarkt im Zeichen von Konjunkturschwäche und andauernder Sommerpause
  • Inflationsrate sinkt auf weiter hohe 6,1 %
  • Stagnierende Euroraum-Inflationsrate
  • Weitere Stimmungseintrübung im Euroraum

EZB im Zweifel wider die Aufwärtsrisiken der Inflation

Eher wird die EZB die Zinsen im September noch einmal und zu stark erhöhen, als dass sie die Inflation noch einmal unterschätzt. Das deutete EZB-Ratsmitglied Isabel Schnabel in ihrer Rede bei der Federal Reserve Bank of Cleveland am 31. August an.

In der Rede erklärte Schnabel, wie schwierig die Analyse des Inflationsdrucks für die Notenbanken derzeit sei. Einerseits sinke die Inflation, gerade im Güterbereich, und die Zinspolitik zeige Wirkung. Andererseits bliebe der Arbeitsmarkt angespannt und der Lohndruck entsprechend hoch. Zudem würden Unternehmen niedrigere Kosten weniger schnell weitergeben als starke Kosten-erhöhungen. Der schnelle und starke Preis- und Inflationsschock des letzten Jahres werde sich also nicht in umgekehrter Richtung wiederholen – auch weil das Inflationsziel der EZB Deflation ausschließt. Ein eindeutiges Bild zeichnet sich nicht. Ähnlich uneinheitlich seien

die konjunkturellen Indikatoren, führte Schnabel weiter aus. Sie verteidigte daher die datenbasierten, kurzfristigen Entscheidungen der EZB, da die ökonomische Lage von Sitzung zu Sitzung neu bewertet werden müsse – und damit auch die geldpolitische Entscheidung.

Zugleich führte Schnabel an, Investoren wie Prognostiker rechneten eher mit zu hohen als zu niedrigen Inflationsraten. In ihren Ausführungen überwogen ebenfalls die Inflationsaufwärtsrisiken. Dazu zählte sie angespannte Arbeitsmärkte, neuerliche Schocks bei Energie oder durch Extremwetterereignisse und zu optimistische Investorenschätzungen auf bald sinkende Zinsen.

Diese Risikenliste deutet darauf hin, dass zumindest Isabel Schnabel eine weitere Erhöhung der Leitzinsen im September gutheißen dürfte. Das entspräche auch der jüngeren Politik von EZB und Fed, die Zinsen eher noch einmal leicht zu erhöhen, statt eine Pause einzulegen und die Inflation womöglich erneut zu unterschätzen.

Aktien: Leichte Erholung am Augustende

Zum 1. September schlossen die meisten Börsenplätze leicht im Plus. Der DAX konnte sich etwa um 1,33 % steigern, der S&P 500 um 2,5 %. Auch der japanische Nikkei und der chinesische Shanghai Composite gewannen in dieser Dimension. Damit erholten sich die Aktienmärkte etwas vom schwachen August, in dem schwache Konjunkturwerte etwa aus China bremsten.

Anleihen: Renditen stabil

Die zehnjährige Bundesrendite warf zum Wochenende 2,55 % Rendite ab, fast unverändert zum Wochenauftakt. Die gleichlangen US-Anleihen liegen mit 4,19 % höher, aber ebenfalls stabil zur vorangegangenen Woche. Die Renditen haben sich damit zur Augustmitte etwas vermindert, die Kurse stiegen entsprechend. Dahinter verbergen sich Hoffnungen auf eine günstigere Leitzinsentwicklung, da die Inflation sich beiderseits des Atlantiks abzuschwächen scheint. Wie für die EZB eingangs erläutert, ist aber nicht ausgemacht, ob sich diese Hoffnungen erfüllen.

Devisen: Konjunkturbarometer Euro

Wenngleich der Euro in der vorigen Woche durchgängig um 1,08 Dollar notierte, so hat er in den letzten drei Monaten sichtlich verloren. Das Maximum der letzten drei Monate war ein Gegenwert von 1,12 Dollar gewesen. Diese Schwäche folgt auf die schwachen bis schlechten Konjunkturaussichten der Eurozone und insbesondere Deutschlands. Zudem steht der europäischen Schwäche eine starke US-Wirtschaft gegenüber, die auch von einem hohen Haushaltsdefizit für Pakete wie den Inflation Reduction Act angetrieben wird.

Rohstoffe: Öl den Aktienkursen folgend

Ähnlich den Aktienkursen gewann auch der Rohölpreis in der vergangenen Woche leicht. Die Referenzsorte Brent notierte mit 87,29 Dollar 2,19 % über dem Wochenauftakt. Damit erholten sich auch die Ölpreise von einem eher verhaltenen August, ebenfalls wie die Aktienkurse getrieben von verhaltener als erwartet ausfallenden Konjunkturdaten.

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Arbeitsmarkt im Zeichen von Konjunkturschwäche und andauernder Sommerpause

Die Grundverfassung des deutschen Arbeitsmarktes ist ungeachtet des eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Umfelds noch immer gut. Zwar nahm die Zahl der Arbeitslosen wegen der Konjunkturschwäche und der anhaltenden Sommerpause im August gegenüber dem Vormonat zu. Der Anstieg fiel jedoch nur leicht aus. In der um die üblichen saisonalen Faktoren bereinigten Rechnung stieg die Arbeitslosenzahl um 18.000 Menschen. Auf Basis von unbereinigten Daten war ein Zuwachs um 79.000 auf 2.696 Mio. Menschen zu verzeichnen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte im August auf dem moderaten Vormonatswert von 5,7 %. Dass sich der Arbeitsmarkt nach wie vor in einer guten Grundverfassung befindet, zeigt sich auch in den Daten zur Erwerbstätigkeit. Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Juli gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 15.000 Menschen auf 45.940 Mio. gestiegen, nachdem sie im Juni im

Wesentlichen stagniert hatte (+1.000). In naher Zukunft dürften das Beschäftigungswachstum in eine Seitwärtsbewegung übergehen. Hierauf deutet zumindest die aktuellen Umfrageergebnisse des ifo Instituts hin. Demnach gleichen sich momentan in den befragten Unternehmen die Einstellungs- und Entlassungspläne aus. Das ifo Beschäftigungsbarometer sank jüngst minimal, von 97,1 Punkten im Juli auf 97,0 Punkte im August.

Inflationsrate sinkt auf weiter hohe 6,1 %

In Deutschland hat der allgemeine Preisauftrieb weiter nachgelassen, wenn auch nur leicht. Gemäß vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes überschritt der Verbraucherpreisindex (VPI) im August seinen Vorjahresmonatswert um 6,1 %. Im Juli hatte die Inflationsrate noch bei 6,2 % gelegen. Differenziert nach einzelnen Gütergruppe zeigten sich unterschiedliche Tendenzen. Während sich die Teuerung bei den Energiepreisen erhöhte (+8,3 % nach +5,7 % im Juli), nahm die Preisdynamik bei Nahrungsmitteln erneut ab (+9,0 % nach +11 %).

Die Kerninflationsrate, ohne Berücksichtigung der Energie- und Nahrungsmittelpreise, verharrte vor diesem Hintergrund im August auf ihrem Vormonatsstand von 5,5 %. In naher Zukunft ist aber mit einem weiteren Rückgang der Gesamtrate zu rechnen. Im September dürfte die Inflationsrate im Zuge des Auslaufens der 9-Euro-Ticket/Tankrabatt-Basiseffekte des Vorjahres leicht unter die 5-Prozent-Marke sinken. Für einen perspektivisch weiter nachlassenden Preisdruck sprechen auch die Industrie-Erzeugerpreise, die im Juli um 6,0 % zurückgingen.

Stagnierende Euroraum-Inflationsrate

Anders als in Deutschland, dürften die Verbraucherpreise im Euroraum als Ganzes im August stagniert haben. Nach ersten Berechnungen von Eurostat verharrte die Inflationsrate, gemessen an der Jahresrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), auf dem Juli-Stand von 5,3 %. Die Inflationsrate befindet sich damit weiterhin deutlich über dem von der EZB mittelfristig angestrebten Zielwert von 2 %. Im Euroraum standen weniger stark entlastenden Energiepreise (-3,3 % nach -6,1 % im Juli) einem nachlassen Preisdruck von Seiten der Nahrungsmittel (+9,8 % nach 10,8 %) gegenüber. Auch bei den Dienstleistungen (+5,5 % nach +5,6 %) hat der Teuerungsdruck geringfügig nachgelassen.

Weitere Stimmungseintrübung im Euroraum

Angesichts der hartnäckig hohen Inflation und der schwachen Weltkonjunktur hat sich die wirtschaftliche Stimmung im Euroraum abermals verschlechtert. Der auf einer monatlichen Umfrage der EU-Kommission beruhende Wirtschaftsklimaindex ist im August gegenüber dem Vormonat um 1,2 Punkte auf 93,3 % gefallen. Der Indikator entfernte sich damit weiter von seinem langjährigen Mittelwert von 100 Punkten. Das Wirtschaftsklima hat sich jüngst in allen betrachteten Wirtschaftsbereichen eingetrübt. Auch unter den befragten Verbrauchern verschlechterte sich die Stimmung. Alles in allem lassen die neuen Umfragedaten für das laufende 3. Quartal eine leichte Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Ent-wicklung erwarten.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR