Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 04.11.2024
- Märkte kämpfen gegen Unsicherheit
- Japan vor Minderheitsregierung
- Aktien: DAX mit geringen Verlusten
- Anleihen: Renditen steigen
- Devisen: Euro stabil
- Rohstoffe: Ölpreis zieht wieder an
- BIP im 3. Quartal überraschend gestiegen
- Euroraum-BIP legte ebenfalls zu
- Inflationsrate klettert auf 2,0 %
- Herbstbelebung am Arbeitsmarkt weiterhin schwach
Märkte kämpfen gegen Unsicherheit
Politische Unsicherheiten sind aktuell eine große Herausforderung für die Märkte. Die mit Abstand augenfälligste ist die US-Präsidentschaftswahl am Dienstag, dem 5. November. Wann Gewissheit über den Ausgang der Wahl herrschen wird, ist noch unklar.
Beide Kandidaten haben eine expansive Finanzpolitik und damit einen absehbaren weiteren Anstieg der staatlichen Schuldenquote auf ihre Fahnen geschrieben, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß.
Eine Wahl Trumps würde darüber hinaus voraussichtlich zu deutlich höheren Zöllen und spürbaren Maßnahmen gegen illegale Einwanderer führen. Alles in allem ein inflatorischer Cocktail für die USA und eine Wachstumsbremse für Europa.
In Deutschland wird offen über den Bruch der Ampelkoalition diskutiert. Konkurrierende Wirtschaftsgipfel des Kanzleramts und der FDP sind ein markantes Zeichen für die politischen Zentrifugalkräfte. Angesichts der weit auseinanderliegenden wirtschaftspolitischen Konzepte ist die Koalitionskrise nicht überraschend. Mit Blick auf die großen Standortprobleme und die anhaltende Wachstumsschwäche ist politischer Stillstand nicht akzeptabel.
Japan vor Minderheitsregierung
Am Rande des Blickfelds hat in Japan die LDP bei der Parlamentswahl ihre Mehrheit verloren und strebt nun eine Minderheitsregierung an. Nun stellt sich die Frage, wie konsequent die japanische Notenbank ihre Abkehr von ihrer Nullzinspolitik weiter vorantreiben wird.
Die meisten Analysten rechnen mit einer Zinserhöhung der Bank of Japan auf 0,5 % im Dezember. Verlangsamt sie ihre Gangart, könnte dies den Yen unter Druck setzen. Den Nikkei dürfte ein langsamerer Zinsanstieg hingegen beflügeln. Einen Leitzins oberhalb von 0,5 % hatte es in Japan zuletzt 1994 gegeben.
Aktien: DAX mit geringen Verlusten
Der DAX hat sich trotz durchwachsener Wirt-schaftszahlen und den Unsicherheiten über die US-Präsidentschaftswahl widerstandsfähig gezeigt. Positiv auf die Aktienkurse wirkten sich die rückläufigen Ölpreise aus. Die schwachen US-Arbeitsmarktdaten am Ende der Woche beeinflussten die Kurse kaum. Am Freitag, dem 1. November, schloss der DAX mit 19.254 Punkten, im Vorwochenvergleich entspricht dies einem Minus von 1,1 %. Der Dow Jones sank leicht um 0,2 % auf 42.052 Punkte.
Anleihen: Renditen steigen
Die Anleihekurse haben unter dem Einfluss überraschend positiver Konjunkturzahlen nachgegeben. Die Anleger am Rentenmarkt reagierten auf das positive Wirtschaftswachstum in Deutschland (+0,2 % im Quartalsvergleich), erwartet worden war eine Stagnation oder ein leichtes Minus. Am Wochenanfang hatte das verbesserte Konsumklima die Kurse belastet. Die zehn-jährige Bundesanleihe rentiert am Ende der Woche mit knapp 2,41 %, im Wochenvergleich entspricht dies einem Anstieg um 12 Basispunkte. In den USA stieg die Rendite um 13 Basispunkte auf 4,37 %. Devisen: Euro stabil Alles in allem hat sich der Euro in der vergangenen Woche stabil gezeigt. Zum Ende der Woche lag er mit gut 1,08 US-Dollar um 0,2 % höher als eine Woche zuvor. Konjunkturdaten oberhalb der Erwartungen gaben der Gemeinschaftswährung Rückhalt. Der am Freitag gemeldete schwache Arbeitsplatzaufbau bewegte den Kurs hingegen nur kurz. Die Daten gelten wegen der Hurricanefolgen in den USA als verzerrt.
Devisen: Euro stabil
Alles in allem hat sich der Euro in der vergangenen Woche stabil gezeigt. Zum Ende der Woche lag er mit gut 1,08 US-Dollar um 0,2 % höher als eine Woche zuvor. Konjunkturdaten oberhalb der Erwartungen gaben der Gemeinschaftswährung Rückhalt. Der am Freitag gemeldete schwache Arbeitsplatzaufbau bewegte den Kurs hingegen nur kurz. Die Daten gelten wegen der Hurricanefolgen in den USA als verzerrt.
Rohstoffe: Ölpreis zieht wieder an
Zum Wochenbeginn haben die Ölpreise spürbar nachgegeben. Der israelische Angriff auf den Iran, bei dem Ölanlagen verschont worden waren, hatte die Märkte erleichtert. Preistreibend wirkten Spekulationen über einen erneuten iranischen Angriff auf Israel. Rohöl der Sorte Brent kostete zum Ende der Woche 73,53 US-Dollar, im Wochenvergleich entspricht dies einem Rückgang um 3,1 %.
BIP im 3. Quartal überraschend gestiegen
Im 3. Quartal hat sich die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland stabilisiert. Gemäß der vorläufigen Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlands-produkt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,2 % gestiegen, nachdem es im 2. Quartal noch um (abwärtsrevidierte) 0,3 % zurückgegangen war. Die von vielen Fachleuten und auch vom BVR erwartete technische Rezession, im Sinne eines zweimaligen BIP-Rückgangs in Folge, ist damit ausgeblieben. Den bislang vorliegenden Angaben zufolge legten vor allem die staatlichen und privaten Konsumausgaben zu, was angesichts der abflauenden Inflation und der vielfach kräftigen Lohnsteigerungen sowie der zunehmenden Staatsausgaben unter anderem im Gesundheits- und Pflegebereich zu erwarten war. Zur Entwicklung der Investitionsausgaben und des Außenhandels im 3. Quartal liegen noch keine Angaben vor. Vor dem Hintergrund der für das 2. Quartal vorgenommenen Abwärtskorrektur hat sich das Konjunkturbild durch den BIP-Zuwachs im 3. Quartal nicht grundsätzlich geändert. Der niedrige Stand vieler Stimmungsindikatoren und die hohen Unsicherheiten, beispielsweise über die Folgen der US-Präsidentschaftswahl, lassen für das Jahresendquartal eine weiterhin gedämpfte gesamtwirtschaftliche Entwicklung erwarten.
Euroraum-BIP legte ebenfalls zu
Auch im Euroraum als Ganzes expandierte die Wirtschaftsleistung im 3. Quartal. Nach ersten Schätzungen von Eurostat legte das Euroraum-BIP gegenüber dem Vorquartal um 0,4 % zu. Das Wachstum hat damit gegenüber dem 2. Quartal (+0,2 %) etwas angezogen. Unter den größten Volkswirtschaften des Währungsraums erfuhr Spanien (+0,8 %) erneut den stärksten BIP-Zuwachs. In Frankreich (+0,4%) legte die Wirtschaftsleistung im Gleichschritt zur Gesamtentwicklung zu. In Italien (+0,0 %) stagnierte das BIP.
Inflationsrate klettert auf 2,0 %
In Deutschland hat die allgemeine Teuerung auf der Verbraucherstufe wieder etwas angezogen. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, ist die Inflationsrate, gemessen an der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreiseindex (VPI), von 1,6 % im September auf 2,0 % im Oktober gestiegen, nachdem sie in den Vormonaten deutlich zurückgegangen war. Die Beschleunigung des Preisanstiegs war breit angelegt. Maßgeblich für den Anstieg der Gesamtrate waren in erster Linie die Energiepreise, deren Rückgang im Oktober weniger deutlich ausfiel als zuvor (-5,5 % nach -7,6 % im September). Aber auch die stärkeren Anstiege der Nahrungsmittel- (+2,3 % nach +1,6 %) und der Dienstleistungspreise (+4,0 % nach 3,8 %) trugen zum Anstieg der Inflationsrate bei. Wegen der Basiseffekte der Ende 2023 deutlich gesunkenen Energiepreise zeichnen sich für November und Dezember ebenfalls Inflationsrate mit einer 2 vor dem Komma ab. Auch von der Lohnentwicklung dürfte in naher Zukunft ein weiterer Aufwärtsdruck auf die Inflationsrate ausgehen.
Herbstbelebung am Arbeitsmarkt weiterhin schwach
Angesichts der noch immer andauernden Wirtschaftsschwäche ist die saisonale Herbstbelebung am Arbeitsmarkt auch im Oktober schwächer ausgefallen als üblich. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) sank die Zahl der Arbeitslosen im Oktober zwar gegenüber dem Vormonat um 16.000 auf 2,791 Mio. Menschen. Saisonbereinigt legte die Arbeitslosenzahl aber leicht um 27.000 zu. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte im Oktober auf ihrem Vormonatsstand von 6,1 %. Die hartnäckige Wirtschaftsschwä-che zeigt sich auch in den Erwerbstätigenzahlen, die für die letzten Monaten abwärts-revidiert wurden. Nach aktuellem Datenstand scheint der Aufwärtstrend der Erwerbstäti-genzahl in den vergangenen Monaten in eine seitwärts- oder leicht abwärtsgeneigte Entwicklung übergegangen zu sein. Zuletzt, im Oktober, verminderte sich die Erwerbstätigenzahl minimal um 19.000 auf 46,08 Mio. Sie befindet sich damit aber weiterhin in der Nähe ihres im Mai erreichten bisherigen Höchststandes von knapp 46,16 Mio. Menschen.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR