Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 05.05.2025
- Günstiges Geld aus Japan
- Aktien: Erholung vom Befreiungstag
- Anleihen: Leichte Renditerückgänge
- Devisen: US-Dollar erholt sich
- Rohstoffe: Deutliche Rückgänge erwartet
- BIP im 1. Quartal um 0,2 % gestiegen
- Wirtschaftsleistung auch im Euroraum im Plus
- Inflationsrate auf 2,1 % gefallen
- Arbeitsmarkt noch immer robust
Günstiges Geld aus Japan
In der vergangenen Woche überraschte die japanische Notenbank die Märkte auf ihrer geldpolitischen Sitzung. Zwar wurde erwartet, dass die Zinsen nicht erhöht werden, aber die Wachstums- und Inflationsaussichten wurden aufgrund der höheren Zölle überraschend nach unten revidiert, eine Normalisierung der Geldpolitik dürfte länger dauern als bisher angenommen. Anders als etwa im Euroraum ist mit Normalisierung in Japan gegenwärtig ein höheres Zinsniveau gemeint. Die japanische Regierung hat bereits ein Notfallpaket beschlossen, um die negativen Auswirkungen der Zölle abzufedern. Der japanische Yen reagierte auf die neue Einschätzung mit einer Abwertung, die Hoffnung auf weiterhin billiges Geld aus der Inselnation ist für viele Investoren und Spekulanten eine gute Nachricht.
Mit so genannten Carry Trades - dabei wird Geld in einem Land mit niedrigen Zinsen (z. B. Japan) aufgenommen und in einer anderen Währung mit höheren Zinsen (z. B. US-Dollar) angelegt (das Geld wird also in ein anderes Land "getragen", daher "carry"). Die Zinsdifferenz wird einbehalten, bei einer Aufwertung der Währung mit den höheren Zinsen gibt es zusätzliche Gewinne. Auf diese Weise konnten in der jüngeren Vergangenheit höhere Renditen erzielt werden als beispielsweise mit dem S&P 500.
Allerdings lauert hier auch eine Gefahr: Im August letzten Jahres kam es zu einer relativ plötzlichen Aufwertung des Yen und damit zu hohen Verlusten aus den genannten Carry Trades, was eine kurze, aber heftige globale Verkaufswelle an den Aktienmärkten auslöste. Durch den schwächeren Yen sind Carry Trades derzeit wieder profitabel. Ist die Schwäche dabei auf die angekündigten US-Zölle und deren Auswirkungen auf die japanische Wirtschaft zurückzuführen, kann sich das Bild aber auch schnell wieder drehen, sollte es zu einer Politikänderung kommen. Die Risiken aus den Carry Trades könnten damit zur allgemeinen Volatilität auf den Finanzmärkten beitragen, mit globalen Abwärtsrisiken.
Aktien: Erholung vom Befreiungstag
Die US-Aktienmärkte haben ihre Verluste seit der Ankündigung der hohen Zölle Anfang April weitgehend wettgemacht. Auch die Indikatoren für den Risikoappetit und die Risikowahrnehmung sind rückläufig und bewegen sich wieder in Richtung der Werte vor dem Befreiungstag. Die Zahlen der Berichtssaison werden in den USA und Europa überwiegend positiv aufgenommen, in Europa tragen auch stärkere Wachstumszahlen zur positiven Stimmung bei. In den USA machen sich dagegen Rezessionsängste breit, nachdem die Wirtschaft im 1. Quartal überraschend geschrumpft ist. Dennoch konnten die Aktienmärkte ihren Aufwärtstrend zunächst fortsetzen. Der DAX schloss rund 2 % höher bei 22.297 Punkten, die US-Märkte ähnlich.
Anleihen: Leichte Renditerückgänge
Nach einem anfänglichen Renditerückgang sorgte die Hoffnung auf konstruktive Handelsgespräche mit der US-Regierung für Erleichterung an den Märkten. Die Renditen längerfristiger Anleihen gaben angesichts gesunkener Zinssenkungswahrscheinlichkeiten leicht nach, die Bundrenditen schlossen bei 2,45 %. Für den Euroraum preisen die Märkte derzeit Zinssenkungen um 60 Basispunkte bis zum Jahresende ein.
Devisen: US-Dollar erholt sich
Die Hoffnung auf Entspannung im Handelskonflikt stärkte auch den Dollar leicht. Gegenüber dem Euro stieg er auf 1,134.
Rohstoffe: Deutliche Rückgänge erwartet
Die Weltbank prognostiziert einen deutlichen Rückgang der Rohstoffpreise. In diesem Jahr könnten sie um mehr als 10 % fallen, im nächsten Jahr um weitere 5 %. Grund ist die schwächere Weltkonjunktur, die auf die Nachfrage drückt. Der Preisverfall dürfte etwa die Hälfte aller gehandelten Rohstoffe betreffen, wobei die Energiemärkte besonders stark betroffen sind. Während die Preisrückgänge für viele Schwellenländer eine große Herausforderung darstellen, dürften sie im Euroraum den laufenden Disinflationsprozess weiter beschleunigen. Auch in der abgelaufenen Handelswoche gab der Ölpreis deutlich auf 62,17 Dollar nach.
BIP im 1. Quartal um 0,2 % gestiegen
Die deutsche Wirtschaft ist mit einem leichten Zuwachs in das Jahr 2025 gestartet. Wie das Statistische Bundesamt anhand erster Schätzungen mitteilte, legte das preis-, kalender- und saisonbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 1. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,2 % zu. Im 4. Quartal war die reale Wirtschaftsleistung noch um 0,2 % gesunken. Der BIP-Zuwachs kam nicht unerwartet. Die jüngsten Monatsdaten zur Industrieproduktion und zum Einzelhandelsumsatz hatten bereits auf eine leichte Expansion gedeutet.
Gemäß den bislang vorliegenden amtlichen Angaben nahmen im Jahresauftaktquartal sowohl der Privatkonsum als auch die Investitionen zu. Maßgeblich für die steigenden Investitionsausgaben dürften dabei vor allem Sondereffekte wie das Ende der Warnstreiks in der Automobilindustrie und das milde Winter-wetter gewesen sein, die offenbar zu höheren Ausrüstungs- und Bauinvestitionen führten. Der Außenhandel dürfte hingegen den BIP-Zuwachs rechnerisch vermindert haben. So legten die Warenausfuhren zu Jahresbeginn weniger stark zu als die Wareneinfuhren.
Der BIP-Zuwachs vom 1. Quartal sollte nicht überinterpretiert werden. Im 2. Quartal könnte es zu einer Gegenbewegung kommen. Die neuen US-Zölle dürften den Außenbeitrag erneut negativ ausfallen lassen und das Investitionsklima dürfte angesichts der enormen Unsicherheiten gedämpft bleiben. Erst in der zweiten Jahreshälfte werden die konjunkturellen Auftriebskräfte voraussichtlich an Kraft gewinnen, wenn die staatlichen Ausgabenimpulse allmählich wirksam werden.
Wirtschaftsleistung auch im Euroraum im Plus
Im Euroraum als Ganzes legte die Wirtschafts-leistung zu Jahresbeginn ebenfalls zu. Der BIP-Zuwachs fiel mit 0,4 % sogar doppelt so hoch aus wie hierzulande. Unter den großen Volkswirtschaften des Währungsraums zeigten Spanien und Italien mit 0,6 % und 0,3 % einen kräftigeren Zuwachs , während das Wachstum in Frankreich (+0,1 %) etwas schwächer als in Deutschland ausfiel. Detaillierte Angaben zur jüngsten BIP-Entwicklung werden für Deutschland am 23. Mai und für den Euroraum am 15. Mai bekannt gegeben.
Inflationsrate auf 2,1 % gefallen
In Deutschland hat sich die Preisdynamik auf der Verbraucherstufe weiter vermindert. Nach vorläufigen amtlichen Angaben übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) im April seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert um 2,1 %. Im März hatte die Inflationsrate noch bei 2,2 % gelegen. In den einzelnen Gütergruppen zeigten sich aber teilweise recht unterschiedliche Tendenzen. Während die Energiepreise im Zuge niedrigerer Rohölnotierungen stärker zurückgingen als zuvor (-5,4 % nach -2,8 % im März) und der Preisanstieg bei Nahrungsmittelpreisen etwas nachließ (+2,8 % nach +3,0 %) hat die Teuerung bei Dienstleistungen wieder angezogen (+3,9 % nach +3,5 %).
Arbeitsmarkt noch immer robust
Ungeachtet der weiter andauernden gesamt-wirtschaftlichen Flaute befindet sich der deutsche Arbeitsmarkt noch immer in einer robusten Grundverfassung. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) ging die Arbeitslosenzahl im Zuge der Frühjahrsbelebung im April um 36.000 auf 2,93 Mio. Menschen zurück. In saisonbereinigter Rechnung kam es jedoch zu einem leichten Anstieg um 4.000 Personen. Auch die saisonbereinigte Arbeitslosenquote legte etwas zu. Sie stieg von 6,2 % im März auf 6,3 % im April; liegt damit aber weiterhin unter den in früheren Schwächephasen markierten hohen Ständen.
Auf eine insgesamt robuste Arbeitsmarktlage lassen auch die jüngsten Erwerbstätigen-zahlen schließen. So ist die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl im März gegenüber dem Vormonat minimal um 6.000 auf 46,05 Mio. Menschen gestiegen.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR