Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 06.01.2025
- Ausblick 2025 – Leitzinssenkungen in Sicht
- Wo liegt der neutrale Zins?
- Aktien: Satter Jahresgewinn
- Anleihen: Renditeanstieg setzt sich fort
- Devisen: Euro bewegt sich Richtung Parität
- Rohstoffe: Rohölpreis steigt
- Stimmungsindikator signalisieren andauernde Wirtschaftsflaute
- Weiter steigende Insolvenzzahlen
- Beginnende Winterpause am Arbeitsmarkt
Ausblick 2025 – Leitzinssenkungen in Sicht
Rückenwind erhalten die Finanzmärkte 2025 durch die Geldpolitik. Nach der extremen Straffung der Geldpolitik ab dem Sommer 2022 hatte die EZB im Juni 2024 ihren Lockerungskurs eingeleitet und bis zum Jahresende den Einlagesatz in vier Schritten von 4,0 % auf 3,0 % gesenkt. In den kommenden Monaten dürfte sie ihren Zinssenkungskurs fortsetzen. Eine nächste Zinssenkung auf der kommenden Ratssitzung am 30. Januar ist wahrscheinlich.
Schwieriger vorherzusagen ist, wo die Zinsreise enden wird. Zum Teil liegt dies an den konjunkturellen Unsicherheiten. Es ist unklar, wie lange die Wirtschaftsschwäche im Euroraum anhalten wird und ob die Inflation stabil in der Nähe der geldpolitischen Zielmarke von 2 % bleibt. Hierfür ist eine abnehmende Lohndynamik im Euroraum eine wichtige Voraussetzung.
Gleichzeitig bleiben die politischen Unsicherheiten hoch. Der Ausgang der Bundestagswahl und damit auch die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik sind unsicher. Es ist offen, ob der Wirtschaftsstandort Deutschland ausreichend gestärkt wird, um die notwendigen privaten Investitionen auszulösen, die für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum notwendig sind. Gleichzeitig lassen sich die Auswirkungen der zweiten US-Präsidentschaft Donald Trumps auf die europäische und die deutsche Wirtschaft schwer abschätzen.
Wo liegt der neutrale Zins?
Unabhängig davon besteht große Unsicherheit darüber, wo das neutrale Zinsniveau im Euroraum liegt. Gemeint ist damit der Leitzins, der in einer normalen Konjunktur die Wirtschaft weder beschleunigt noch bremst. Statistische Schätzungen verorten den neutralen Zins im Bereich von 1,5 % bis 3 %. Analysten sehen den neutralen Zins aktuell in der Nähe der Marke von 2 %. Aufgrund der Unsicherheiten der Schätzung sind solche Werte aber nur eine grobe Orientierung.
Aktien: Satter Jahresgewinn
Der Deutsche Leitindex DAX erzielte im Jahr 2024 einen satten Jahresgewinn von 18,7 % und schloss zum Jahresultimo mit 19.909,14 Punkten knapp unter der 20.000 Punkte-Marke. Der Dow Jones legte mit 12,9 % Zuwachs auf 42.544,22 Punkte weniger stark zu. In den ersten Handelstagen konnte der DAX die Marke nicht nachhaltig überwinden und schloss am Freitag, dem 3. Januar, mit 19.906.08 Punkten. Für Verunsicherung sorgt weiterhin der Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident am 20. Januar.
Anleihen: Renditeanstieg setzt sich fort
In den ersten Handelstagen hat sich der Renditeanstieg am Anleihemarkt fortgesetzt. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen lag am Freitag, dem 3. Januar, mit 2,42 % um 4 Basispunkte höher als zum Jahresultimo. Im Jahr 2024 hatte sie sich insgesamt um 33 Basispunkte auf 2,36 % erhöht. Die hohe Staatsverschuldung in vielen fortgeschrittenen Volkswirtschaften und die Unsicherheiten über die US-Wirtschaftspolitik tragen zu höheren Risikoprämien bei. Ein Anstieg der Renditen weit über die Marke von 2,5 % wird an den Märkten ebenso für unwahrscheinlich gehalten wie ein Rückgang der Renditen auf die Niveaus während der Niedrigzinsphase. Die zehnjährige US-Bundesanleihe rentierte am Ende der Handelswoche mit 4,60 % um 2 Basispunkte niedriger als eine Woche zuvor.
Devisen: Euro bewegt sich Richtung Parität
Die europäische Gemeinschaftswährung hat sich in den ersten Januartagen abgeschwächt. Sie notierte am Freitag, dem 3. Januar, mit 1,0289 US-Dollar 1 Cent niedriger als eine Woche zuvor und gleichzeitig auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Belastet wird der Euro von Sorgen vor US-Zöllen. Angesichts der sehr schwachen Konjunktur dürfte die EZB die Leitzinsen stärker senken als die US-Notenbank.
Rohstoffe: Rohölpreis steigt
Rohöl der Sorte Brent kostete am Freitag, dem 3 Januar, mit 76,35 US-Dollar 3,1 % mehr als eine Woche zuvor. Der Ölpreis setzte damit seinen steigenden Trend der vergangenen Wochen fort. Zuletzt wurden die Preise durch sinkende Lagerbestände in den USA gestützt.
Stimmungsindikator signalisieren andauernde Wirtschaftsflaute
Zum Jahresende 2024 fielen die zentralen Indikatoren für die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland uneinheitlich aus. Sie befinden sich aber weiterhin auf niedrigen Ständen. Alles in allem bestätigen die Indikatoren daher die aktuelle Konjunkturprognose des BVR, die für das Winterhalbjahr 2024/25 eine Stagnation des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts erwarten lässt.
Der ifo Geschäftsklimaindex ist von 85,6 Punkten im November auf 84,7 Punkte im Dezember zurückgegangen. Der Indikator markiert damit den niedrigsten Wert seit Mai 2020. Maßgeblich für den zweiten Rückgang des Indikators in Folge waren die Geschäftserwartungen. Diese wurden von den vom ifo Institut befragten Unternehmen pessimistischer beurteilt als zuvor. Offenbar schlagen sich die durch das Ampel-Aus und der Trump-Wahl-sieg gestiegenen Unsicherheiten nun stärker in den Erwartungen nieder als noch im Vormonat.
Im Gegensatz zum Geschäftsklimaindex sind die ZEW-Konjunkturerwartungen im Dezember gestiegen. Der auf Basis einer Umfrage unter Finanzmarktfachleuten ermittelte Indikator legte gegenüber dem Vormonat um 8,3 Punkte auf 15,7 Punkte zu, nachdem er im November noch zurückgegangen war. Die befragten Finanzmarktfachleute scheinen die Chancen stärker in den Blick zu nehmen, die sich aus der für den 23. Februar vorgesehenen Bundestags-Neuwahl für die Wirtschaftspolitik ergeben. Auch die Aussicht auf weitere EZB-Leit-zinssenkungen dürfte zum Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen beigetragen haben.
Das GfK Konsumklima hat sich zuletzt eben-falls etwas aufgehellt. Der Indikator wird nach Einschätzung der Marktforschungsinstitute GfK und NIM im Januar um 1,8 Punkte auf -21,3 Punkte steigen. Nach GfK/NIM-Angaben haben sich die Einkommenserwartungen und Anschaffungsneigung der befragten Verbraucher leicht erholt. Ihr Sparneigung sei hingegen zurückgegangen.
Weiter steigende Insolvenzzahlen
Vor dem Hintergrund der andauernden Wirtschaftsflaute und der vielfach hohen Kostenbelastungen tendieren die amtlichen Insolvenzzahlen weiter nach oben.
Von den deutschen Amtsgerichten wurden im Zeitraum von Januar bis September 16.222 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Dies waren 22,2 % mehr Insolvenzfälle als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bezogen auf 10.000 Unternehmen waren die meisten Firmenpleiten in den Wirtschaftsabschnitten Verkehr und Lagerei (91 Fälle) und Baugewerbe (72 Fälle) zu verzeichnen.
Die Verbraucherinsolvenzen stiegen in den ersten drei Quartalen ebenfalls, wenn auch weniger deutlich als die Firmenpleiten. Ihre Zahl legte um 6,8 % auf 53.409 Fälle zu.
Für die nahe Zukunft zeichnen sich weiter steigenden Fallzahlen ab. Hierfür spricht auch der amtliche Schnellindikator für die Regelinsolvenzen. Der Indikator übertraf im November seinen Vorjahresmonatswert um 12,6 %.
Beginnende Winterpause am Arbeitsmarkt
Mit dem Einsetzen der Winterpause in vielen Außenberufen hat die Arbeitslosenzahl in Deutschland merklich zugenommen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) legte die Arbeitslosenzahl im Dezember gegenüber dem Vormonat um 33.000 auf 2,807 Mio. Menschen zu. Auch in der um die üblichen saisonalen Faktoren bereinigten Rechnung legte die Arbeitslosigkeit zu, um 10.000, was als weiteres Anzeichen für die hartnäckige Wirtschaftsflaute zu interpretieren ist. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote blieb im Dezember aber gegenüber November unverändert bei 6,1 %.
Trotz der anhaltenden Wirtschaftsschwäche ist die Erwerbstätigkeit zuletzt leicht gestiegen. Die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl tendiert zwar seitdem im Mai 2024 mit knapp 46,12 Mio. Menschen erreichten Höchststand abwärts. Im November kletterte sie aber gegenüber dem Vormonat um 23.0000 auf 46,07 Mio. Menschen. Arbeitsmarkt-Frühindikatoren lassen für die nächsten Monaten eher einen Stellenabbau als einen -aufbau erwarten.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR