Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 06.05.2024
- Fed möchte Zinsen möglichst nicht erhöhen
- Auch die EZB schaut zusehends auf die Realwirtschaft
- Aktien: Positive Reaktion auf Fed-Entscheid
- Anleihen: Kurse stabilisiert, Renditen sinken
- Devisen: Euro legt leicht zu
- Rohstoffe: Ölpreis sinkt deutlich
- BIP unerwartet um 0,2 % gestiegen
- Euroraum-BIP legt ebenfalls zu
- Inflationsrate unverändert bei 2,2 %
- Arbeitsmarkt: Verhaltene Frühjahrsbelebung
Fed möchte Zinsen möglichst nicht erhöhen
Die Fed entschied vergangenen Mittwoch, den 1. Mai, ihre Leitzinsen unverändert zu lassen. Sie könnten erst sinken, wenn die Inflation sich verlässlich dem Zweiprozentziel annähere, so die Fed. Diesen Fall sieht sie mit Blick auf die Daten noch nicht als gegeben.
Dennoch bewerteten die Märkte die Kommunikation positiv, da die Fed nicht auf mögliche Zinserhöhungen einging. Vielmehr bestärkten ihre Entscheidung und die Aussagen von Fed-Chair Jerome Powell Marktanalysten darin, dass die Fed ihre Leitzinsen möglichst nicht weiter erhöhen möchte.
So erklärte die Fed, dass die Inflation zwar nicht weiter zum Ziel zurückgefallen, aber die Inflations- und Beschäftigungsziele der Fed besser ausbalanciert seien als zuvor. Dabei nutzt der Fed, dass sie anders als die EZB nicht nur das Ziel der Preisstabilität verfolgt, sondern auch das der höchstmöglichen Beschäftigung.
Die etwas schwächer als erwarteten Arbeitsmarktzahlen vom 3. Mai unterstützten die Fed schließlich. Nach ihnen verlangsamte sich der Jobaufbau in den Vereinigten Staaten. So sich diese Entwicklung bestätigt, würde sich in der Folge auch die Konjunktur abschwächen und damit der Preisdruck, was für die Geldpolitik wirken würde. Diese Hoffnungen nahmen auch die Finanzmärkte auf.
Auch die EZB schaut zusehends auf die Realwirtschaft
In einem Interview mit El Confidencial äußerte sich EZB-Chefökonom Philip Lane zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Er wich dabei der Frage nach einer Zinssenkung im Juni aus, baute aber für sie vor. Eine Zinssenkung, wie vom Markt erwartet, sei keine Überraschung. Ein divergierender Zins zu den USA sei kein solches Risiko für den Euro wie von einigen Beobachtern vorgetragen. Zudem seien die Investitionen im Euroraum sehr schwach, was das Wachstum behindere, auch aufgrund der schwachen Kreditdynamik. Das zeigt, dass auch die EZB neben der Inflation wieder auf die Konjunktur schaut und die Zinsen im Juni senken möchte – so die Daten es erlauben, wonach es aussieht.
Aktien: Positive Reaktion auf Fed-Entscheid
Die US-Aktienmärkte beschlossen die vergangene Woche mit Kursanstiegen. Sie nahmen damit die Entscheidung der Fed, die Zinsen voraussichtlich nicht zu erhöhen, und die schwächer als erwarteten Arbeitsmarktdaten der USA positiv auf. Die damit verbundene konjunkturelle Abschwächung würde Unternehmen und deren Aktien belasten. Die Finanzmarktakteure gewichten aber gegenwärtig die aus Konjunkturschwäche resultierenden Zinssenkungsspielräume höher. Für den breiten S&P 500 bedeutete das einen leichten Anstieg von 0,55 %, für den Nasdaq einen um 1,43 %.
Die europäischen Märkte stiegen im Nachgang der Fed-Sitzung zwar auch, blieben aber insgesamt im Minus. Der DAX etwa verlor 0,88 % und schloss bei 18.001,6 Punkten. Schließlich betreffen die Zinsentwicklungen in den USA die europäischen Märkte nur indirekt.
Anleihen: Kurse stabilisiert, Renditen sinken
Auf die Kursverluste von Staatsanleihen vor der Fed-Sitzung folgten letzte Woche Gewinne im Anschluss an sie. Entsprechend fielen die Renditen: Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihe gab um 16,7 Basispunkte auf 4,5 % nach, die der deutschen um 6,7 Basispunkte auf 2,51 %. Damit bleiben beide langjährigen Renditen allerdings oberhalb ihrer Durchschnitte der vergangenen zwölf Monate. Das verdeutlicht die insgesamt gestiegenen Zinserwartungen.
Devisen: Euro legt leicht zu
Auch der Euro profitiert von der Fed- Entscheidung. Er konnte auf 1,077 Dollar pro Euro steigen, ein Plus um 0,82 %. Bleiben Zinserhöhungen der Fed aus, steigt schließlich das Zinsdifferential zwischen Euroraum und USA nicht so stark wie zwischenzeitlich an den Märkten erwartet.
Rohstoffe: Ölpreis sinkt deutlich
Daten über steigende Reservebestände, vor allem in den USA, und eine abflauende Weltnachfrage drückten den Preis für Rohöl der Referenzsorte Brent um knapp 7 % abwärts auf 83,48 Dollar pro Barrel. Auch die eingepreisten geopolitischen Risiken nehmen ab, da Gaza- und Irankonflikte die Ölproduktion bisher nicht signifikant senkten.
BIP unerwartet um 0,2 % gestiegen
Trotz der Belastungen durch die noch immer hohe Inflation, die gestiegenen Zinsen und das schwache globale Konjunkturumfeld ist die preisbereinigte Wirtschaftsleistung Deutschlands zu Jahresbeginn leicht gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, expandierte das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,2 %. Die BIP-Entwicklung verlief damit wesentlich günstiger als zuvor erwartet. Modellbasierte Schätzung des BVR hatten Ende Februar einen BIP-Rückgang um 0,2 % signalisiert. Allerdings wurde mit der Veröffentlichung der neuen Daten auch die BIP-Rate für das 4. Quartal nach unten revidiert (von zuvor -0,3 % auf nun -0,5 %), sodass die Ausgangsbasis für die Veränderungsrate des 1. Quartals nun vermindert ist. Zum Prognosefehler trug darüber hinaus auch ein Sondereffekt bei: Wegen des vergleichsweisen milden Winterwetters setzte die Frühjahrsbelebung früher ein als üblich und führte zu steigenden Bauinvestitionen. Wachstumsimpulse gingen darüber hinaus wohl auch von den zunehmenden Exporten aus. Die privaten Konsumausgaben dürften hingegen zurückgegangen sein. Für das Sommerhalbjahr lassen jüngste Schätzungen des BVR eine Fortsetzung der moderaten gesamtwirtschaftlichen Erholung erwarten.
Euroraum-BIP legt ebenfalls zu
Nicht nur für Deutschland, auch für den Euroraum als Ganzes verlief der Jahresauftakt aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive positiv. Gemäß der vorläufigen Schnellschätzung von Eurostat erhöhte sich das Euroraum-BIP im 1. Quartal mit einer Verlaufsrate von 0,3 % sogar geringfügig stärker als hierzulande. Damit ging die technische Rezession des zweiten Halbjahres 2023 zu Ende. Im 3. und 4. Quartal war das BIP nach aktuellem Rechenstand noch jeweils um 0,1 % gesunken. Neben Deutschland wiesen auch die anderen großen Volkswirtschaften des Währungsraums im 1. Quartal einen BIP-Zuwachs auf. In Frankreich stieg die preisbereinigte Wirtschafsleistung ebenfalls um 0,2 %. In Italien (+0,3 %) und Spanien (+0,7 %) legte das BIP stärker zu.
Inflationsrate unverändert bei 2,2 %
Die Abwärtsbewegung der Inflationsrate hat sich in Deutschland im April zunächst nicht fortgesetzt. Nach vorläufigen amtlichen Angaben übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert um 2,2 %. Im März hatten sich die Verbraucherpreise ebenfalls um 2,2 % verteuert, nachdem sie im Januar und Februar noch um 2,9 % und 2,5 % gestiegen waren. Zwar sind die Nahrungsmittelpreise im April wieder leicht gestiegen (+0,5 % nach -0,7 % im März) und die Energiepreise haben sich, im Zuge der Normalisierung des MWst-Satzes für Gas und Fernwärme, weniger deutlich verbilligt als zuvor (-1,2 % nach -2,7 %). Diesen steigernden Effekten stand jedoch ein weniger starker Preisanstieg bei Dienstleistungen gegenüber (+3,4 % nach +3,7 %). Grund für das Nachlassen der Teuerung im Dienstleistungsbereich dürften nicht zuletzt die Sondereffekte des vergleichsweisen frühen Osterfestes sein, das bereits im März die Preise für Tourismusdienstleistungen merklich erhöht hatte. Auch in den kommenden Monaten wird die Preisentwicklung merklich durch Sondereffekte beeinflusst werden. Die Inflationsrate könnte sich im Zuge der jüngsten Ölpreisanstiege und wegen Basiseffekten, wie der Einführung des 49-Euro-Tickets, im Mai auf knapp 3 % erhöhen.
Arbeitsmarkt: Verhaltene Frühjahrsbelebung
Die Folgen der nur langsam weichenden Konjunkturschwäche in Deutschland beeinträchtigen weiterhin das Arbeitsmarktgeschehen. Insgesamt befindet sich der Arbeitsmarkt aber nach wie vor in einer robusten Verfassung. So ist die Arbeitslosenzahl im April gegenüber dem Vormonat um 20.000 auf 2,75 Mio. Menschen gesunken. Der Rückgang fiel jedoch erneut schwächer aus als im Zuge der allgemeinen Frühjahrsbelebung üblich. In saisonbereinigter Rechnung stieg die Arbeitslosenzahl leicht um 10.000. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote blieb im April konstant bei 5,9 %. Die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl stieg im März nur noch geringfügig, um 8.000 auf 46,01 Mio. Menschen.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR