Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 06.11.2023
- Finanzmärkte positiv trotz Krieg und Zins?
- Aktien: Jahresendrallye?
- Anleihen: Sinkende Renditen infolge konstant bleibender Leitzinsen
- Devisen: Leichte Aufwertung des Eurowechselkurses
- Rohstoffe: Ölpreis noch einmal leicht vermindert
- BIP gibt um 0,1 % nach
- Inflationsrate sinkt auf 3,8 %
- Euroraum-Inflationsrate bei 2,9 %
- Schwache Herbstbelebung am Arbeitsmarkt
Finanzmärkte positiv trotz Krieg und Zins?
Nach der EZB beließ in der vergangenen Woche auch die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen auf dem erreichten Niveau. Dieses liegt bei der EZB mit 4,5 % für die Hauptrefinanzierungsfazilität auf einem Allzeithoch, für die Fed mit 5,25 bis 5,5 % auf dem höchsten Stand seit 2006, vor der Finanzkrise.
Parallel intensivierte Israel seine Bodenoffensive gegen die Hamas in Palästina, während die USA Luftangriffe auf Basen proiranischer Milizen im Nahen Osten flogen, von denen aus US-Basen angegriffen worden waren. Auch der Krieg Russlands in der Ukraine setzt sich mit unverminderter Härte fort, trotz ausbleibender Schlagzeilen. China wiederum provozierte am 1. November erneut Taiwan mit Militärmanövern um die Insel.
Die Finanzmärkte im Westen quittierten diese Lage mit Kursgewinnen an den Aktienmärkten, Renditerückgängen an den Anleihemärkten und einem fallenden Ölpreis.
Dieser Optimismus der Finanzmärkte bleibt riskant. Die Zinswende hat die Schuldenaufnahme der Regierungen deutlich verteuert. Die aber halten ihre Ausgaben hoch: Auf Coronahilfen folgten Energiepreisbremsen, folgte in den USA der IRA und darauf in Europa die Diskussion, ähnliche Subventionen zu erlassen. Dafür werden weitere Schulden nötig; das US-Defizit liegt bei über 6 % des BIP. Diese dürften teurer werden und zudem die um Kapital konkurrierende Schulden-aufnahme von Unternehmen verteuern. EZB und Fed warnen zudem, diese höheren Zinsen dürften länger bestehen. Die jüngsten Inflationsrückgänge seien ermutigend, erklärte etwa EZB-Ratsmitglied Isabel Schnabel, der Zielwert von 2 % werde laut EZB-Prognosen aber erst 2025 erreicht.
Damit droht eine Kollision zwischen Geld- und Fiskalpolitik. Denn letztere stabilisiert die Konjunktur, was neuerlichen Preisauftrieb auslösen könnte bzw. den bestehenden erhält. Entweder akzeptiert die Geldpolitik dann höhere Inflation oder die Fiskalpolitik muss sich einschränken und die Konjunktur kühlt stärker ab, als die heutigen Staatsausgaben vermuten ließen. Dieses Risiko scheint von den Märkten weiterhin unterschätzt.
Aktien: Jahresendrallye?
Nach den Verlusten des Oktobers infolge des Nahostkonfliktes ging es an den Aktienmärkten in der vergangenen Woche wieder aufwärts. Der Dax legte 3,42 % auf 15189,25 Punkte zu. Die US-Börsen zeigten sich dynamischer: Der technologielastige und volatile Nasdaq zog um 6,61 % an, der breite S&P 500 immer noch um 5,85 %.
Anleihen: Sinkende Renditen infolge konstant bleibender Leitzinsen
Die Anleiherenditen im Westen sanken vorige Woche auf breiter Front. Die zehnjährige deutsche Staatsanleihe schloss mit einer Rendite von 2,64 % und damit 20 Basispunkte niedriger als zum Wochenauftakt. Ähnlich stark gewannen die Kurse der gleichlangen US-Anleihen, trotz der erwähnten hohen Neuverschuldung. Die Rendite sank auf 4,57%. Selbst die fiskalpolitisch herausgeforderte zehnjährige italienische Anlage konnte sich verbessern: Die Rendite nahm auf 4,45 % ab, 36 Basispunkte unter dem Vorwochenendstand.
Devisen: Leichte Aufwertung des Eurowechselkurses
Auch in der letzten Woche konnte der Euro sein niedrigeres Wechselkursniveau zum Dollar verteidigen. Er legte sogar um immerhin 1,57 % auf 1,07 Dollar zu. Grundsätzlich profitiert der Dollar weiterhin, trotz aller Abgesänge auf seine Leitwährungsfunktion, von eben dieser. Da Alternativen wie die chinesische Währung nicht frei gehandelt werden können und die US-Wirtschaft die europäische weiterhin in den Schatten stellt, fehlen die Alternativen.
Rohstoffe: Ölpreis noch einmal leicht vermindert
Rohöl der Sorte Brent kostete Ende vergangener Woche mit 87,55 Dollar zum Euro und war damit 3,5 % günstiger als zum Wochenauftakt. Der Preis bleibt damit hoch, beruhigt sich nach den Sorgen um eine Eskalation des Nahostkonfliktes aber.
BIP gibt um 0,1 % nach
Die bereits seit Ende 2022 bestehende konjunkturelle Schwächephase der deutschen Wirtschaft hat sich im 3. Quartal fortgesetzt. Gemäß der vorläufigen Schnellschätzung des Statistischen Bundesamts ist das preis- kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlands-produkt (BIP) gegenüber dem Vorquartal leicht um 0,1 Prozent zurückgegangen. Die noch im Frühsommer bestehende Hoffnung auf eine Belebung erfüllte sich damit nicht. Der BVR hatte im Rahmen seiner Anfang Juli veröffentlichten Konjunkturprognosen für das 3. Quartal noch mit einem Anstieg um 0,4 % gerechnet.
Allerdings fiel die BIP-Entwicklung auch nicht so schlecht aus wie von vielen Fachleuten zwischenzeitlich befürchtet. So hatten die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Ende September veröffentlichten Gemeinschaftsdiagnose (GD) eine BIP-Rückgang um 0,4 % prognostiziert. Den bislang vorliegenden amtlichen Angaben zufolge gingen im 3. Quartal insbesondere die privaten Konsumausgaben zurück. Die Ausrüstungsinvestitionen legten hingegen zu. Mit den jüngsten Angaben wurden auch revidierte Ergebnisse für die ersten beiden Quartale veröffentlicht. Es kam zu Aufwärtskorrekturen um jeweils 0,1 Prozentpunkte. Demnach stagnierte das BIP im 1. Quartal mit einer „roten“ Null und legte im 2. Quartal um 0,1 % zu.
Wegen der vorgenommenen Aufwärtsrevisionen und des weniger stark ausgefallenen Rückgangs im 3. Quartal scheint die Prognose der GD eines im gesamten Jahr 2023 um 0,6 % sinkenden BIP deutlich zu pessimistisch. Die jüngsten Daten stützen hingegen das aktuelle Konjunktur-Hauptszenario des BVR eines BIP-Rückgangs um 0,25 %. Die Aufhellung wichtiger Stimmungsindikatoren, wie beispielsweise die des ifo Geschäftsklimaindexes, geben erste Hinweise auf eine bevorstehende Belebung.
Inflationsrate sinkt auf 3,8 %
Neben den Stimmungsindikatoren geben auch die jüngsten Preisdaten Anlass zur konjunkturellen Zuversicht. Mit dem Rückgang Inflation und der damit verbundenen Kaufkraftverluste erhöhen sich die Chancen für eine bevorstehende Belebung der Konjunktur. Nach vorläufigen amtlichen Angaben übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) im Oktober seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert um 3,8 %. Im September hatte die Inflationsrate noch bei 4,5 % gelegen. Maßgeblich für den Rückgang der Gesamtrate war der Basiseffekt sehr hoher Energiepreisniveaus vom Vorjahr. Im Zuge dieses Basiseffekts sanken die Energiepreise im September um 3,2%, nachdem sie zuvor noch um 1,0 % gestiegen waren. Zudem schwächte sich der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln ab (+6,1 % nach +7,5 % im September). Für die nahe Zukunft zeichnet sich ein weiter nachlassender Preisdruck ab. Der BVR rechnet im Rahmen seiner aktuellen Inflationsprognose mit einem Rückgang der Inflationsrate von 6,0 % im Jahresdurchschnitt 2023 auf 3,25 % in 2024.
Euroraum-Inflationsrate bei 2,9 %
Nicht nur in Deutschland, auch im Euroraum als Ganzes hat die allgemeine Teuerung im Oktober nachgelassen. Die Inflationsrate, basierend auf den vorläufigen Angaben zum Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), sank von 4,3 % im September auf 2,9 % im Oktober. Dies nährt die Hoffnung, dass die konjunkturellen Auftriebskräfte auch im Euroraum bald wieder stärker an Bedeutung gewinnen werden. Das Euroraum-BIP hat im 3. Quartal nach ersten amtlichen Schätzungen ebenso wie in Deutschland um 0,1 % nachgegeben.
Schwache Herbstbelebung am Arbeitsmarkt
Trotz der hartnäckigen Konjunkturschwäche behauptet sich der deutsche Arbeitsmarkt weiterhin vergleichsweise gut. Im Oktober ist die Arbeitslosenzahl im Zuge der Herbst-belebung gegenüber dem Vormonat leicht um 20.000 auf 2,607 Mio. Menschen gesunken. In saisonbereinigter Rechnung legte sie allerdings um 30.000 zu. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote stieg daher geringfügig von 5,7 % im September auf 5,8 % im Oktober. Die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl tendiert seit einigen Monaten seitwärts. Sie stieg im September minimal um 3.000 auf 45,971 Mio. Menschen.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR