Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 06.12.2021

  • Omikron hält die Märkte in Schach
  • Omikron drückt Aktienkurse
  • Anleihen gefragt
  • Lira bergab, Euro seitwärts
  • Ölpreis gibt weiter nach
  • Arbeitsmarktaufschwung hält an
  • Inflationsrate steigt hierzulande auf 5,2 %
  • Euroraum-Inflationsrate bei 4,9 %
  • Wirtschaftsklima gibt im Euroraum etwas nach

Omikron hält die Märkte in Schach

Mit der Meldung einer Rekordinflation begann die vergangene Woche. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex erhöhte sich in Deutschland im November um 6,0 %, der höchste Wert seit Beginn der Berechnung Mitte der 1990er Jahre. Auch der in Deutschland stärker beachtete Verbraucherpreisindex stieg um 5,2 %, das letzte Mal hatte die Inflation 1992 im Zuge des Wiedervereinigungsbooms sogar die Sechs-Prozentmarke gerissen. Der erneute Anstieg der Inflation war zuvor unter anderem von der Bundesbank so prognostiziert worden und kam daher nicht überraschend. Im neuen Jahr ist aufgrund abklingender Sondereffekte mit einem Rückgang der Inflation, allerdings auf hohem Niveau, zu rechnen. Insofern hielten sich die Auswirkungen der hohen Inflation auf das Marktgeschehen in Grenzen.

In der kommenden Woche, am Donnerstag, dem 16. Dezember, trifft der EZB-Rat zu seiner letzten geldpolitischen Sitzung in diesem Jahr zusammen. Äußerungen von EZB-Ratsmitgliedern lassen erkennen, dass das Risiko einer Verfestigung der Inflation dort auch stärker gehen wird, wenngleich ein langsamer Rückgang der Teuerung auf Raten unterhalb von 2 % weiterhin wahrscheinlich bleibt. Von der EZB werden deutliche verbale Signale an die Märkte erwartet, aufgrund der hohen Unsicherheit dürfte sie aber wohl keine starken Festlegungen über ihre künftigen Entscheidungen vornehmen.

Dies gilt auch wegen der gestiegenen Unsicherheiten über den Fortgang der Pandemie seit Bekanntwerden der neuen Corona-Variante Omikron. Die Aktienmärkte konnten sich von den Rückschlägen in der vorangegangenen Handelswoche nicht wirklich erholen. Hierzu trugen Spekulationen über die Frage bei, ob die neue Mutation den Impfschutz umgehen kann oder nicht und die Frage, wie gefährlich sie ist. Zur ersten Frage hatte sich der Moderna-CEO pessimistisch geäußert, zur zweiten der Biontech-Chef optimistisch. Die Angst vor erneuten Lockdowns dürfte auch in der laufenden Woche anhalten und die Aktienmärkte weiter belasten.

Derweil hält das Drama um die türkische Lira weiter an. Mutmaßlich aufgrund seiner kritischen Haltung zur lockeren Zinspolitik der Notenbank musste der türkische Finanzminister seinen Hut nehmen. Die türkische Lira rutschte erneut bergab auf neue Tiefstände.

Omikron drückt Aktienkurse

Der DAX hat die Handelswoche mit leichten Verlusten beendet. Er schloss am Freitag, dem 3. Dezember, mit 15.169.98 Punkten 0,6 Prozentpunkte unter seinem Vorwochenstand. Der Dow Jones gab 0,9 Prozentpunkte auf 34.580 Punkte nach. Neben den Ängsten vor den wirtschaftlichen Folgewirkungen der neuen Virusvariante Omikron drückten zum Ende der Woche auch schwache US-Arbeitsmarktdaten die Kurse. Dort hat die Erholung am Arbeitsmarkt offenbar nachgelassen und es wurde nur 210.000 statt der erwarteten 550.000 Stellen geschaffen. Doch gab es auch widersprüchliche Signale. Denn gleichzeitig ging die Arbeitslosigkeit von 4,6 % auf 4,2 % zurück.

Anleihen gefragt

Von den höheren Unsicherheiten über die Konjunktur konnten die Anleihen profitieren. Die Rendite auf zehnjährige Bundesanleihen fiel am Freitag, dem 3. Dezember, mit -0,38 % auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten, in der Vorwoche hatte sie 4 Basispunkte höher notiert. Die zehnjährigen US-Bundesanleihen rentierten am gleichen Tag mit 1,341 %, 14 Basispunkte niedriger als eine Woche zuvor.

Lira bergab, Euro seitwärts

Mit der türkischen Lira geht es weiterhin nur bergab. Die Inflation kletterte erstmals seit drei Jahren über die Marke von 20 %, der Finanzminister trat wohl aufgrund von Differenzen über den wirtschaftspolitischen Kurs zurück und die türkische Notenbank intervenierte erstmals seit sieben Jahren zugunsten der Lira. Bis zum Ende der Woche lag der Wechselkurs bei 15,6131 Lira pro Euro und damit 15 % niedriger als eine Woche zuvor. Mit 1,1291 Dollar bewegte sich die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback seitwärts.

Ölpreis gibt weiter nach

Unter dem Eindruck der pandemiebedingten Konjunktursorgen gab der Rohölpreis in der ersten Dezemberwoche nach. Rohöl der Sorte Brent notierte am Freitag, dem 3. Dezember, mit 69,92 US-Dollar 4 % niedriger als eine Woche zuvor. Gleichzeitig ist der Gaspreis erneut gestiegen. Ursachen sind das kalte Wetter in Europa, das zu einem Abschmelzen der Gasspeicher in der EU führt, die Aussicht auf eine anhaltend hohe Gasnachfrage, auch aufgrund der steigenden Bedeutung von Gas für die Stromerzeugung, sowie die politischen Spannungen mit Weißrussland als Transitland für russische Gasexporte.

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Arbeitsmarktaufschwung hält an

Der deutsche Arbeitsmarkt befindet sich weiterhin auf Erholungskurs. Die Folgen der vierten Coronawelle spiegeln sich bislang kaum in den Daten wider. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Anzahl der Arbeitslosen im November gegenüber dem Vormonat um 60.000 auf 2,317 Mio. Menschen gesunken. Saisonbereinigt war ein Rückgang um 34.000 zu verzeichnen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote fiel leicht von 5,4 % im Oktober auf 5,3 % im November. Der Beschäftigungsaufbau setzte sich fort. Gemäß jüngsten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes stieg die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl im Oktober um 34.000 und damit in ähnlicher Größenordnung wie im September (+33.000). Positiv stimmt auch, dass die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld weiter zurückgegangen ist. Zuletzt, im September, wurde für 751.000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Im Zuge der anhaltenden Materialengpässe und der wieder verschärften Infektionsschutzmaßnahmen wurden Anfang November aber aus dem Verarbeitenden Gewerbe und aus dem Gastgewerbe wieder vermehrt Anzeige über einen voraussichtlichen Arbeitsausfall erstattet. Angesichts der hohen Arbeitskräftenachfrage zeichnet sich für die nahe Zukunft ein weiterer Beschäftigungsaufbau ab. So ist die Anzahl der bei der BA registrierten offenen Stellen im November saisonbereinigt um 15.000 gestiegen. Mit 808.000 Arbeitsstellen übertraf sie ihren Vorjahresmonatsstand um deutliche 208.000.

Inflationsrate steigt hierzulande auf 5,2 %

Im November hat sich der Höhenflug der Verbraucherpreise in Deutschland fortgesetzt. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes lag der Verbraucherpreisindex (VPI) um deutliche 5,2 % über seinem entsprechenden Vorjahresmonatswert. Einen noch höheren Preisanstieg hat es letztmalig im Nachgang des Wiedervereinigungsbooms im Juni 1992 mit 5,8 % gegeben. Im Oktober waren die Verbraucherpreise um 4,5 % gestiegen. Ausschlaggebend für die weitere Zunahme der Inflationsrate waren die stärker steigenden Energiepreise. Haushaltsenergie und Kraftstoffe verteuerten sich im Zuge höherer Gas- und Ölnotierungen im November um 22,1 % und damit nochmals kräftiger als zuvor (18,6 % im Oktober). Darüber hinaus stiegen auch die Nahrungsmittel- und Dienstleistungspreise deutlicher als zuvor. Endgültige Angaben zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise wird das Statistische Bundesamt am kommenden Freitag veröffentlichen. Gemäß der jüngsten Inflationsprognose des BVR dürfte der Anstieg der Verbraucherpreise in den nächsten Monaten zunächst noch hoch bleiben. Demnach wird die Inflationsrate erst Ende 2022 wieder unter die Marke von 2 % sinken.

Euroraum-Inflationsrate bei 4,9 %

Nicht nur in Deutschland, auch im Euroraum als Ganzes hat sich der Preisauftrieb auf der Verbraucherstufe weiter beschleunigt. Den ersten vorläufigen Berechnungen von Eurostat zufolge übertraf der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) im November seinen Vorjahresmonatswert um deutliche 4,9 %. Im Oktober hatte die Inflationsrate noch bei 4,1 % gelegen. Auch im Euroraum trugen zum weiteren Anstieg der Gesamtrate insbesondere die Energiepreise bei, die sich im November deutlicher verteuerten als zuvor (+27,4 % nach +23,7 % im Oktober). Eine verstärkte Teuerungswirkung gingen aber auch von den Dienstleistungspreisen aus (+2,7 % nach +2,1 %), wozu nicht zuletzt ein Sondereffekt bei der Gewichtung von Pauschalreisen beitrug. Angesichts der anhaltend aufwärtsgerichteten Industrie- Erzeugerpreise ist zum Jahresende zunächst nicht mit einem merklichen Nachlassen des Verbraucherpreisanstiegs zu rechnen. Die Erzeugerpreise waren jüngst, im Oktober, um überaus kräftige 21,9 % gestiegen.

Wirtschaftsklima gibt im Euroraum etwas nach

Die wirtschaftliche Stimmung hat sich im Euroraum leicht eingetrübt. Der von der EU-Kommission für den Euroraum berechnete Wirtschaftsklimaindikator sank um 1,1 Punkte auf 117,5 Punkten, nachdem er im Vormonat noch leicht gestiegen war. Verantwortlich für den Rückgang des anhand einer Umfrage unter Verbrauchern und Unternehmen ermittelten Konjunkturindikators war in erster Linie die befragten Verbraucher. Deren Stimmung hat sich im Zuge der vierten Coronawelle merklich verschlechtert. Hingegen blieb das Wirtschaftsklima im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe und im Dienstleistungssektor (ohne Einzelhandel) im Wesentlichen unverändert. Im Einzelhandel hellte sich die Stimmung sogar etwas auf, trotz der teilweise verschärften Infektionsschutzmaßnahmen. Zuversichtlich stimmt auch, dass die Beschäftigungserwartungen der befragten Unternehmen auf den höchsten Stand seit Januar 2018 gestiegen sind. Insgesamt legen die jüngsten Umfrageergebnisse nahe, dass das Wirtschaftswachstum des Euroraums im Jahresendquartal anhalten wird.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR