Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 07.06.2022

  • EZB-Sitzung und Politik an den Ölmärkten
  • Aktienmärkte nur leicht bewegt
  • Neue Kursverluste bei Anleihen
  • Euro stagniert vor EZB-Sitzung
  • Ölpreis zwischen EU-Embargo und OPEC
  • Arbeitsmarktentwicklung trotzt dem Krieg
  • Inflationsrate steigt auf 7,9 %
  • Inflationsrate im Euroraum bei 8,1 %
  • Euroraum Wirtschaftsklima stabilisiert sich

EZB-Sitzung und Politik an den Ölmärkten

Am Donnerstag, dem 9. Juni, trifft sich der EZB-Rat zur Entscheidungsfindung über die künftige Geldpolitik im Euroraum. Nach dem Blogpost von Christine Lagarde, über die im Wochen-Info Nr. 22 ausführlich berichtet wurde, ist bei dieser Sitzung nicht von einer Zinserhöhung auszugehen. Die EZB hatte zudem immer betont, erst die Anleihekaufprogramme zu beenden.

Deren Auslaufen, bisher für das 3. Quartal in Aus-sicht gestellt, könnte – und sollte – die EZB am Donnerstag entscheiden und mitteilen. Auch dürfte die EZB erste Aussagen zur Vorbereitung auf eine erste Zinserhöhung im Juli tätigen.

Debattiert wird hier vonseiten der Notenbanker nicht mehr um das Ob, sondern das Wie: Soll im ersten Schritt eine Erhöhung des Einlagezinses um 25 oder 50 Basispunkte erfolgen? Der größere Schritt würde ihn auf 0,00 % erhöhen und somit eine Anhebung des Hauptrefinanzierungs-zinses (auf 0,5 %) bedingen. Gegenwärtig scheinen die Entscheidungsträger der EZB auf einen kleinen Schritt abzuzielen, jedoch sprechen sich falkenhafte Vertreter angesichts der hohen Inflation für einen größeren Schritt analog zur Fed aus.

Mit dem Anstieg der Inflationsrate auf 8,1 % im Euroraum (siehe Konjunkturteil) haben diese Stimmen jüngst noch einmal Auftrieb bekommen. Auch die politische Entscheidung der EU für ein, wenngleich eingeschränktes, Ölembargo gegen Russland hat den Preisdruck vorerst noch ein-mal verstärkt. Trotz der Ausnahmen für Pipelineöl und der langen Vorlaufzeit (bis Jahresende) stieg der Ölpreis der Nordseesorte Brent in Reaktion auf die Nachrichten.

Die EU versucht zudem, über ein Verbot von Rückversicherungsverträgen für Öltanker mit russischem Öl den russischen Export zu behindern. Die Versicherung über alternative Anbieter, etwa den russischen Staat, wird dabei wie ein Zoll auf russisches Öl wirken. Einen solchen Zoll hätte die EU auch direkt für ihre eigenen Ölimporte einführen können, um russische Erlöse zu mindern und Steuereinnahmen zur Kompensation zu generieren. Mit dem Embargo hat sie sich aber gegen dieses Szenario entschieden.

Aktienmärkte nur leicht bewegt

Die Aktienmärkte hielten in der vergangenen Woche weitgehend ihre Kurse. Der DAX verlor zwei Zähler auf abschließend 14.460 Punkte, der breitere Euro Stoxx 50 verlor 0,66 %. An den amerikanischen Börsen kam es am Donnerstag zu einem temporären Aufschwung, der jedoch am Freitag, dem 2. Juni, wieder ins Negative um-schlug. Der technologielastige Nasdaq verlor 1 %, der breitere S&P 500 1,2 %, der Dow Jones eben-falls knapp 1 %.

Die Aktienmärkte profitierten hierbei von guten Unternehmenszahlen und den Lockerungen in China, die die kommunistische Partei mit Ankündigungen eines Konjunkturprogramms begleitete. Der chinesische Markt schloss 3 % im Plus. Negativ wirkte jedoch die pessimistische Bären-stimmung der Anleger.

Neue Kursverluste bei Anleihen

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg auf nunmehr 1,27 %, ein Plus von 31 Basispunk-ten. Die gleichlangen amerikanischen legten um 20 Basispunkte zu. Darin spiegeln sich die gestiegenen Inflationsrisiken und die Erwartung höherer Leitzinsen aufseiten der Marktteilnehmer.

Euro stagniert vor EZB-Sitzung

Der Euro beendete die Woche nahezu unverändert auf einem Stand von 1,07 Dollar pro Euro, verlor aber leicht gegenüber dem Korb seiner wichtigsten Handelspartner.

Ölpreis zwischen EU-Embargo und OPEC

Nach der Entscheidung für ein Ölembargo stieg unmittelbar der Preis des für Europa bedeuten-deren Brent-Öls an. Pro Barrel verteuerte sich die Nordseesorte um 3,7 % auf 125,5 Dollar. Im Wochenverlauf folgte auch der amerikanische WTI Brent dieser Erhöhung.

Die Ankündigung der OPEC+, zu der auch Russland gehörte, eine stärker als geplante Ausweitung ihrer Fördermenge um 650.000 Barrel pro Tag statt bisher 400.000 vorzunehmen, konnte den Kurs nur temporär senken.

Laut Medienberichten steht hinter dieser Entscheidung vor allem die Sorge Saudi-Arabiens und seiner Verbündeten, dass deren Ruf als verlässliche Lieferanten gegenüber dem Westen, aber auch China leiden könnte, wenn die Preise noch deutlicher steigen. Sie sollte also eher als Signal an die Märkte verstanden werden denn als Intervention

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Arbeitsmarktentwicklung trotzt dem Krieg

Die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine – wie kräftig steigende Rohstoff- und Energiepreise sowie weitere Material- und Logistikengpässe — belasten die Lage am deutschen Arbeitsmarkt weiterhin nur wenig. Begünstigt von der anhaltenden Frühjahrsbelebung und der Rückführung von Infektionsschutzmaßnahmen setzte sich bei der Arbeitslosigkeit der Abwärtstrend fort. Die Arbeitslosenzahl ist nach jüngsten Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Mai gegenüber dem Vormonat um 50.000 auf 2,260 Mio. Menschen gesunken. Um die üblichen saisonalen Faktoren bereinigt, gab sie leicht um 4.000 Personen nach. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte im Mai auf ihrem vergleichsweise niedrigen Vormonatstand von 5,0 %. Erfreulich ist auch, dass die Kurzarbeiterzahlen weiter rückläufig sind. Zuletzt, im März, wurde für 553.000 Menschen konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt.

Die Beschäftigung hat hingegen erneut zugenommen. Die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl ist nach aktuellen amtlichen Schätzungen von März auf April um 55.000 auf knapp 45,520 Mio. gestiegen. In den kommenden Monaten dürfte der Beschäftigungsaufbau anhalten. Hierauf deutet unter anderem der BA-Stellenindex BA-X: Der Index, der die Nachfrage nach Personal in Deutschland misst, kletterte im Mai gegenüber dem Vormonat um 1 Punkt auf hohe 139 Punkte.

Inflationsrate steigt auf 7,9 %

Der Höhenflug der Verbraucherpreise hält hierzulande an. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, übertraf der Verbraucherpreisindex (VPI) im Mai seinen Vorjahresmonatswert um 7,9 %. Im April hatte die Inflationsrate noch bei 7,4 % gelegen. Maßgeblich für den weiteren Anstieg der Gesamtrate waren die Energie- und Nahrungsmittelpreise. Haushaltsenergie und Kraftstoffe verteuerten sich im Zuge kriegsbedingt stärker steigender Gas- und Rohölnotierungen im Mai um 38,3 % und damit noch kräftiger als im Vormonat (+35,3 %). Für Nahrungsmittel mussten die Verbraucher jüngst deutliche 11,1 % mehr Geld aufwenden (April: +8,6 %).

Mit dem unerwartet starken Anstieg der Verbraucherpreise im Mai dürfte die Phase zunehmender Inflationsrate aber allmählich zu Ende gehen. Sollte es zu keinen neuerlichen Verwerfungen an den Energiemärkten kommen, könnte die Inflationsrate angesichts des staatlichen Tankrabatts bereits im Juni leicht sinken.

Inflationsrate im Euroraum bei 8,1 %

Nicht nur in Deutschland, auch im Euroraum als Ganzes hat sich der Preisauftrieb auf der Verbraucherstufe im Mai abermals erhöht. Gemäß vorläufigen Angaben von Eurostat ist der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,1 % gestiegen. Im April hatte die Euroraum-Inflationsrate noch 7,4 % betragen. Ähnlich wie hierzulande trugen auch im Euroraum vor allem die weiter steigenden Energie- (+39,2 % nach +37,5 %) und Nahrungsmittelpreise (+7,5 % nach +6,3 %) zur höheren Inflationsrate bei. Anders als in Deutschland wirkten im Währungsraum zudem die Dienstleistungspreise (+3,5 % nach +3,3 %) steigernd auf die Gesamtentwicklung. Vor diesem Hintergrund erhöhte sich auch die Kerninflationsrate ohne Berücksichtigung der Energie- und Nahrungsmittelpreise. Sie nahm von 3,5 % im April auf 3,8 % im Mai zu. Endgültige Angaben zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise werden vom Statistischen Bundesamt am 14. Juni und von Eurostat am 17. Juni veröffentlicht.

Euroraum Wirtschaftsklima stabilisiert sich

Die wirtschaftliche Stimmung hat sich im Euroraum jüngst etwas stabilisiert. Der Wirtschaftsklimaindex ist im Mai gegenüber April minimal um 0,1 Punkte auf 105,0 Punkte gestiegen. In den Vormonaten hatte der anhand einer Umfrage unter Verbrauchern und Unternehmern von der EU-Kommission ermittelte Stimmungsindikator wegen des Ukrainekriegs sichtlich nachgegeben. Ausschlaggebend für den geringfügigen Anstieg war die Stimmungsaufhellung unter den Verbrauchern und im Baugewerbe. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Einzelhandel hat sich das Wirtschaftsklima hingegen verschlechtert. Alles in allem signalisieren die jüngsten Umfragedaten, dass die konjunkturellen Auftriebskräfte im Euroraum merklich nachlassen. Das noch immer überdurchschnittliche Niveau des Wirtschaftsklimas lässt aber ein Abgleiten der Wirtschaft in einer Rezession zum jetzigen Zeitpunkt wenig wahrscheinlich erscheinen.

Die wirtschaftliche Stimmung hat sich im Euroraum jüngst etwas stabilisiert. Der Wirtschaftsklimaindex ist im Mai gegenüber April minimal um 0,1 Punkte auf 105,0 Punkte gestiegen. In den Vormonaten hatte der anhand einer Umfrage unter Verbrauchern und Unternehmern von der EU-Kommission ermittelte Stimmungsindikator wegen des Ukrainekriegs sichtlich nachgegeben. Ausschlaggebend für den geringfügigen Anstieg war die Stimmungsaufhellung unter den Verbrauchern und im Baugewerbe. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Einzelhandel hat sich das Wirtschaftsklima hingegen verschlechtert.

Alles in allem signalisieren die jüngsten Umfragedaten, dass die konjunkturellen Auftriebskräfte im Euroraum merklich nachlassen. Das noch immer überdurchschnittliche Niveau des Wirtschaftsklimas lässt aber ein Abgleiten der Wirtschaft in einer Rezession zum jetzigen Zeitpunkt wenig wahrscheinlich erscheinen.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR