Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 10.02.2025

  • "Der Handelskrieg beginnt" …
  • Neue EZB-Schätzung des neutralen ZinsNeue EZB-Schätzung des neutralen Zins
  • Aktien: Allzeithoch trotz Handelskrieg
  • Anleihen: Renditerückgang durch Unsicherheit
  • Devisen: Zölle sorgen für hohe Volatilität
  • Rohstoffe: Ölpreis fällt weiter
  • Industrie scheint sich zu stabilisieren
  • Festigungstendenz auch vom Außenhandel
  • Euroraum-Inflationsrate auf 2,5 % gestiegen

"Der Handelskrieg beginnt" …

… titelten verschiedene Agenturen zu Beginn der vergangenen Woche, nachdem US-Präsident Trump neben einer Zollerhöhung gegen China auch Zölle gegen Mexiko und Kanada angeordnet hatte, die jedoch vorerst wieder ausgesetzt wurden.

Passenderweise hat in der vergangenen Woche die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich vor den großen Risiken von Handelskriegen gewarnt und auf die daraus resultierenden Herausforderungen für die Geldpolitik hingewiesen. Erhöhte Unsicherheit wirkt sich negativ auf das Wachstum aus und bedeutet erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten. Dabei kann es auch zu inflationären Effekten kommen, etwa durch Abwertungen von Währungen.

Für die USA könnten Zölle Preisdruck und weniger Zinssenkungen bedeuten. Für die EU dürften die angedrohten US-Zölle das Wirtschaftswachstumum etwa 0,5 Prozentpunkte verringern. Gleichermaßen könnten Gegenzölle auch im Euroraum für zusätzlichen Preisdruck sorgen, wenngleich dieser Schätzungen zufolge überschaubar bleiben dürfte. Dennoch stellt die Kombination aus höherem Preisdruck und geringerem Wachstum die Geldpolitik vor ein Dilemma und erschwert das Erreichen des Inflationsziels.

Neue EZB-Schätzung des neutralen Zins

Die EZB hat wie angekündigt eine neue Schätzung für den neutralen Zinssatz in der Eurozone veröffentlicht. Dieser dürfte inflationsbereinigt bei etwa 0 % liegen. Nominal dürfte dies dem von EZB-Präsidentin Lagarde genannten Korridor von 1,75 bis 2,25 % entsprechen. Damit wären noch mindestens zwei Zinssenkungen möglich, bis das obere Ende des neutralen Bereichs erreicht ist. Die Märkte preisen derzeit drei bis vier Zinssenkungen in diesem Jahr ein. Positiv dürfte die Währungshüter die jüngste Veröffentlichung des EZB-Wage Trackers gestimmt haben, der für den Euroraum einen deutlichen Rückgang der Löhne im Jahr 2025 signalisiert.

Aktien: Allzeithoch trotz Handelskrieg

Nach DeepSeek in der vorletzten Woche sorgten in der vergangenen Woche die von den USA angeordneten Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko zu Wochenbeginn für deutliche Verluste an den Aktienmärkten. Der DAX startete mit einem Minus von rund 2 % in die Woche, konnte aber bereits im Laufe des Montags einen Teil der Verluste wieder wettmachen. Im weiteren Wochenverlauf erholten sich die Börsen und der DAX erreichte mit 21.945 Punkten sogar ein neues Allzeithoch. Erst gegen Ende der Woche kam es aufgrund gemischter Arbeitsmarktdaten aus den USA wieder zu leichten Verlusten. Per Saldo konnte der DAX die Woche mit einem leichten Plus beenden, die US-Märkte verzeichneten auf Wochensicht leichte Verluste, der S&P 500 verlor rund 0,25 %.

Anleihen: Renditerückgang durch Unsicherheit

Die erhöhte Unsicherheit führte zu einer verstärkten Nachfrage nach Anleihen und entsprechend fielen die Renditen. Die zehnjährige Bundesanleihe notierte zum Wochenschluss bei 2,38 %. Das US-Pendant legte durch die Arbeitsmarktdaten zum Wochenschluss etwas zu und schloss mit 4,49 % nur leicht im Minus.

Devisen: Zölle sorgen für hohe Volatilität

Auch die Devisenmärkte waren von den Zollentwicklungen betroffen und die Handelswoche war von erhöhter Volatilität geprägt. Der Dollar legte zu Wochenbeginn deutlich zu, verlor dann aber wieder an Wert. Auf Wochensicht konnten sowohl der kanadische Dollar als auch der mexikanische Peso gegenüber dem US-Dollar zulegen. Der Euro verlor leicht und schloss die Woche bei 1,034 US-Dollar.

Rohstoffe: Ölpreis fällt weiter

Die angedrohten Zölle belasteten auch den Ölpreis, der die dritte Woche in Folge nachgab. Rohöl der Sorte Brent notierte zum Wochenschluss bei 74,33 US-Dollar pro Barrel und damit rund 3,2 % niedriger als in der Vorwoche. Gold und Silber profitierten von der Unsicherheit und legten auf Wochensicht jeweils über 2 % zu. Gold schloss bei 2.871 USDollar pro Feinunze.

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Industrie scheint sich zu stabilisieren

Zum Jahresende fielen die amtlichen Daten zur Industriekonjunktur in Deutschland erneut durchwachsen aus. Während der Auftragseingang kräftig stieg, befördert von Großaufträgen im Sonstigen Fahrzeugbau, gab die Produktion sichtlich nach, gedämpft vor allem durch Warnstreiks in der Automobilindustrie. Insgesamt deuten die jüngsten Daten aber darauf hin, dass die Talfahrt der Industrie allmählich ausläuft. Mit einer konjunkturellen Trendwende ist allerdings erst dann zu rechnen, wenn die hohen Unsicherheiten (Stichworte: Bundestagswahl, US-Handelspolitik) nachlassen.

Gemäß vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes sank die Industrieproduktion im Dezember gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um deutliche 3,3 %. Maßgeblich für den Rückgang waren die Hersteller von Kfz und Kfz-Teilen, deren Ausbringung im Zuge von Warnstreiks bei VW um 10,0 % einbrach. In dem von kurzfristigen Schwankungen weniger stark betroffenen Dreimonatsvergleich gab die Gesamterzeugung um 1,3 % nach. Im Gegensatz zur Industrieproduktion ist die Produktion des Baugewerbes zuletzt konstant geblieben. Hier war sowohl im Dezember als auch im gesamten 4. Quartal eine Stagnation auf dem Vormonats- bzw. Vorquartalswert zu verzeichnen.

Der Auftragseingang des Verarbeitenden Gewerbes expandierte im Dezember um kräftige 6,9 %. Insbesondere aus dem Inland (+14,6 %) gingen sichtlich mehr Bestellungen ein. Aber auch die Auslandsorders (+1,4 %) legten zu. Die Gesamtentwicklung wurde erneut stark durch Großaufträge im Sonstigen Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge) beeinflusst. In diesem Bereich lagen die Neuaufträge um 55,5 % im Plus, nachdem sie im Vormonat um 57,7 % zurückgegangen waren. In dem für konjunkturelle Analysezwecke aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich blieben die Ordereingänge des Verarbeitenden Gewerbes unverändert.

Festigungstendenz auch vom Außenhandel

Nicht nur von den amtlichen Industriedaten, auch von Seiten der Außenhandelsstatistik gingen zuletzt Stabilisierungszeichen aus. So sind die saison- und kalenderbereinigten Warenausfuhren der deutschen Wirtschaft im Dezember gegenüber dem Vormonat um 2,9 % auf 131,7 Mrd. Euro gestiegen. Ausschlaggebend für den Exportzuwachs waren die zunehmenden Ausfuhren in die EU-Partnerländer (+5,9 %), die den Rückgang im Geschäft mit den Staaten außerhalb der EU (-0,5 %) mehr als ausgleichen konnten. Auch die Wareneinfuhren nach Deutschland legten im Dezember zu, mit einer Verlaufsrate von +1,9 % aber weniger deutlich als die Warenexporte.

Über das gesamte 4. Quartal betrachtet gaben die Warenexporte um 0,8 % und die Warenimporte um 0,2 % nach. Vom grenzüberschreitenden Warenhandel ging damit eine dämpfende Wirkung auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung aus. Erste Zahlenangaben zum Außenbeitrag im Jahresendquartal werden vom Statistischen Bundesamt am 25. August veröffentlicht.

Euroraum-Inflationsrate auf 2,5 % gestiegen

Zum Jahresbeginn hat die allgemeine Teuerung im Euroraum überraschend etwas angezogen. Wie Eurostat anhand vorläufiger Angaben mitteilte übertraf der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) im Januar seinen entsprechenden Vorjahrsmonatswert um 2,5 %. Im Dezember hatte die Inflationsrate noch bei 2,4 % gelegen. Von Reuters befragte Fachleute hatte zuvor auch für Januar mit 2,4 % gerechnet. Die Teuerungsrate hat sich damit wieder etwas von der Marke von 2 % wegbewegt, bei der die EZB mittelfristig das Ziel der Preisniveaustabilität als erfüllt ansieht.

Maßgeblich für den Anstieg der Inflationsrate waren die Energiepreise, die sich stärker verteuerten als im Dezember (+1,8 % nach +0,1 %). Bei Nahrungsmitteln (+2,3 % nach +2,6 %) und bei Dienstleistungen (+3,9 % nach +4,0 %) hat die Preisdynamik aber leicht abgenommen.

Die Kernrate, ohne Berücksichtigung der vielfach stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise, verharrte im Januar mit 2,7 % auf dem Stand der Vormonate.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR